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könnten eingeschneit werden.«

      »Um diese Jahreszeit? Unmöglich.«

      Viel Hoffnung machte sich Klaus nicht, sie umzustimmen, aber er wollte nichts unversucht lassen. »Du bist also fest entschlossen, am Freitag nach Tirol zu fahren?«

      Poppi schaufelte energisch Teeblätter in ein großes Sieb und Klaus füllte den elektrischen Wasserkocher.

      »Wir fahren in der Früh los und kommen zu Mittag an.« Poppi lehnte sich gegen die Kante der Anrichte. »Vielleicht hat das Hotel Sauna und Hallenbad. Dann kannst du dich einmal erholen, während ich mit dem Rest der Bande plaudere. Abendessen ist dann gemeinsam, am Samstag ist die Hochzeit und sonntags am späten Vormittag treten wir die Rückreise an.«

      »Wenn nichts dazwischenkommt.«

      »Klaus, bitte hör auf, schwarz zu sehen. Wir fahren zu einer Hochzeit und nicht ins Dschungelcamp.«

      Das Wasser kochte und Klaus goss es in die Kanne.

      »Ich will nur alles richtig machen«, verteidigte er sich.

      Poppi reichte ihm das Teesieb. »Dann fang mit dem Tee an und gib das zuerst in die Kanne, bevor du Wasser einfüllst.«

      Sie küsste ihn auf die Wange.

      WIEDER EINE E-MAIL

      Von: Dominik Kascha

      An: Lilo Schroll, Axel Klingmeier, Poppi Reder

      Betreff: Ankunft

      Hallo ihr drei,

      der Countdown läuft. Wer von uns hätte damals, als wir Teenager waren, gedacht, dass Lilo und Axel heiraten werden.

      Es gibt so viele Dinge im Leben, die man sich nicht vorstellen kann. Irgendwann aber kommt ein Zeitpunkt, da müssen sie erkannt und angenommen werden. In solchen Zeiten fällt das Annehmen im ersten Augenblick manchmal schwer, aber wenn man sich endlich zur nötigen Erkenntnis durchgerungen hat, entstehen Erleichterung und eine neue Lebensfreude, die man sich vorher nicht vorstellen hätte können.

      Heute Abend fliege ich bereits nach Europa, weil ich einen Zwischenstopp in London einlegen muss. Am Dienstag und Mittwoch habe ich zwei Drehtage für einen Kinofilm in den Pineapple Studios. Donnerstag geht es nach Wien und Freitag in der Früh nach Innsbruck. Ein Fahrer ist bestellt, um mich in das Alpenschlössel zu bringen. Zu Mittag treffe ich ein.

      Meine Vorfreude auf unser Wiedersehen könnte nicht größer sein. Es gibt so viel zu erzählen. Unsere Gespräche auf Skype oder Zoom reichen dafür nie aus. Es ist so viel besser, einander gegenüber zu sitzen und von Angesicht zu Angesicht zu reden.

      Lilo und Axel, ich werde es mir nicht nehmen lassen, bei eurer Hochzeit zu singen. Von einer Freundin aus New York, die Hits für Beyoncé geschrieben hat, stammt der Song, den ich für euch vortragen will. Er soll mein Geschenk sein.

      @Lilo: Ich nehme an, ihr habt Musik auf eurer Hochzeit. Ich bringe das Playback, brauche aber ein Mikrofon und einen Soundcheck vor dem Fest, damit ich mit dem Tontechniker die richtige Mischung festlegen kann.

      Bis Freitag in den Bergen,

      Dominik

      Dreimal hatte Dominik die E-Mail nach dem Schreiben durchgelesen und ein paar Tippfehler ausgebessert. Damit er es sich nicht mehr anders überlegte, drückte er auf »Senden«.

      Mit einem Soundeffekt verschwand die Mail vom Bildschirm. Dominik klappte den Laptop zu und stand auf.

      Durch das Fenster konnte er auf die Buden des Weihnachtsmarkts am Hof in Wien sehen. Der Eingang des Marktes und die Vorderfronten der Marktstände waren mit Lichtschlangen geschmückt und erleuchtet.

      Irgendwie war es noch zu früh für Weihnachtsmärkte. Die Eröffnung lag zwei Tage zurück, wie der Concierge des Hotels erzählt hatte.

      In der Mitte des Marktes stand eine hohe Tanne, geschmückt mit hunderten Lichtern, die in der Dunkelheit glitzerten.

      Weihnachten.

      In sechs Wochen war es so weit und es würde für Dominik ein Fest werden, wie er es noch nie erlebt hatte. Auf der einen Seite freute er sich darauf, auf der anderen Seite fühlte er sich unbehaglich, fast fremd. Wie in Schuhen, die erst eingegangen werden mussten.

      Er holte seine Jacke aus dem Schrank, setzte eine Schirmkappe auf und nahm eine Brille mit dickem Rahmen vom Tisch. Dominik trug Kontaktlinsen und die Brille mit Fensterglas diente nur dazu, ihn nicht so leicht erkennbar zu machen.

      Mit dem Lift fuhr er in die Lobby des Hotels und steuerte auf den Ausgang zu. Er hatte in ein paar Minuten eine Verabredung.

      Hinter einer kleinen Theke kam ein Mann hervor und trat auf Dominik zu. Er sprach ihn auf Englisch an.

      »Mister Latimer.«

      Im ersten Moment reagierte Dominik nicht auf diesen Namen.

      »Mister Latimer!«

      Um Himmels willen. Das war der Name, unter dem Dominik die Suite im Hotel gebucht hatte.

      Es war der Concierge, der ihn sprechen wollte. Er war ein bemühter, etwas übereifriger Mann in Dominiks Alter.

      »Hello!« Dominik hob fragend die Augenbrauen.

      »Es ist mir gelungen, die Karten für das Konzert im Wiener Musikverein für Sie zu besorgen. Das Konzert ist seit Wochen ausverkauft, aber ich habe gute Verbindungen zur Kasse und es sind ein paar Tickets zurückgegeben worden.«

      »Großartig! Das ist eine schöne Überraschung.« Dominik redete Englisch mit kanadischem Akzent. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass er eigentlich Wiener und Deutsch seine Muttersprache war.

      »Ich bekomme die Karten morgen früh und lasse sie dann auf Ihr Zimmer schicken«, schlug der Concierge vor.

      »Vielen Dank.« Dominik machte eine Notiz im Kopf, dem Mann bei seiner Rückkehr ein Trinkgeld zuzustecken. Nun musste er los, denn er wurde auf dem Weihnachtsmarkt unter dem Christbaum erwartet.

      Als er ins Freie trat, fielen ein paar nasse Schneeflocken vor seinem Gesicht zu Boden. Er fing eine mit der Zunge auf und schmunzelte. Als kleiner Junge hatte er das immer mit dem ersten Schnee gemacht.

      Dominik schritt die breite Treppe hinunter. Auf einer kleinen Bühne beim Eingang des Weihnachtsmarktes standen vier Bläser und spielten Weihnachtslieder.

      Weihnachten so nahe und ich lüge, was das Zeug hält, dachte Dominik. Das schlechte Gewissen plagte ihn sehr, aber bald würde er seinen Freunden alles erzählen können. Wie würden sie nur reagieren?

DIENSTAG 17. NOVEMBER

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