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die in den 80er Jahren von de Mellos Ideen beeinflusst wurden. Sie wurden zu lideres multiplicadores (führenden Multiplikatoren), welche bis heute Menschen mit de Mellos Spiritualität inspirieren. Er erinnerte sich an eine Erfahrung, die ihm in seiner Zeit als Spiritual zuteil wurde: „Vor allem ein Jesuit sagte oft zu mir: ‚Tony eröffnete mir Tore der Rettung.‘“ Ferner meinte er: „De Mellos Botschaft kam wie ein frischer Atemzug daher, ‚Oxigenaba y liberaba‘ (er brachte Sauerstoff und er befreite). Genau das ist es, was unsere hochsäkularisierte Gesellschaft heute benötigt. De Mello betonte die Gnade Gottes zu einer Zeit, in der vergeltende Gerechtigkeit hervorgehoben wurde. Vielleicht erreichen wir heute langsam ein Gleichgewicht.“

      Seine Methode: Deus semper maior

      Vernon D’Souza nutzte de Mellos Spiritualität im Noviziatsprogramm. Den Novizen gab er im ersten Jahr das Buch Sadhana, welches wesentlich zur erfolgreichen Durchführung der dreißigtägigen Exerzitien beitrug. Im zweiten Jahr verwendete er de Mellos Audiokassetten (eine Vortragsreihe zu Liebe, Frieden und Freude), um seine Methode zu vermitteln, nämlich sowohl die innersten Tiefen des Selbst als auch die entfernteste transzendente Realität zu erreichen.

      In seiner Erwähnung von Tony de Mellos Geschichten warnte L. D’Souza davor, diese buchstäblich zu verstehen, wie auch die Gleichnisse Jesu nicht buchstäblich zu interpretieren sind. Das Erzählen von Geschichten und Anekdoten auf angemessene und effektive Weise entsprach de Mellos Methode. Diese darf aber nicht als didaktische Kommunikation von Dogmen verstanden werden. Die Geschichten sind vielmehr wie der Finger, der zum Mond deutet. Der Versuch, sie wortwörtlich zu deuten, kann mitunter gefährlich sein. Vielmehr regte de Mello seine Hörer(innen) an, die Ebene des Wörtlichen zu übersteigen: Deus semper maior. John Dardis hegte aber zweierlei Sorgen: Wie sollten wir heute die Geistlichen Übungen anbieten? Welche Art von geistlichen Begleitern bringen wir hervor? „Wo sind die heutigen ‚de Mellos‘?“, fragte er. De Mello konfrontierte diejenigen, die er begleitete, und bot ihnen maßgeschneiderte Exerzitien an, in denen er das starke Potenzial der Vorstellungskraft nutzte. Genau das praktizierte seinerzeit auch Ignatius. Die Phantasie „Die Statue“18 ist Dardis‘ Favorit. Diese Übung half ihm zu seiner eigenen Befreiung, und er entwarf wiederum weitere solcher Übungen, um die Menschen, die er begleitete, zu befreien und weiterzuführen.

      Fazit

      Zusammenfassend kann gesagt werden, dass de Mellos Botschaft, welche die Lehre der Weisen aus Ost und West in sich integriert, allen zugänglich ist. Sie spricht den Lebenskern der Menschen an und weckt sie auf. Dieses Aufwachen führt sie in die Freiheit, welche die Menschen wiederum befähigt, die Wahrheit über sich selbst und über die transzendente Wirklichkeit zu erfassen. Das ist eine Reise weg von der Fixierung auf sich selbst und hin zur Zuwendung zu anderen. Kirchlich gesehen befähigte vor allem im Westen de Mellos Spiritualität Menschen, die sich von der Kirche abgewandt hatten, wieder zu ihr zurückzukehren. Ferner half sie den Katholik(inn)en, bessere Katholik(inn)en zu werden.

      Bis heute unterstützt seine Spiritualität Menschen gerade deshalb, weil sie sie befähigt, Lösungen an der richtigen Stelle19 zu finden, und dies sogar mit möglichst wenig menschlicher Anstrengung. Aufgepasst! „Spiritualität bedeutet aufzuwachen.“20

      1 Das Interstiz ist ein Abschnitt des jesuitischen Ausbildungsweges; es dauert zwei oder drei Jahre.

      2 Meine Gesprächspartner waren u.a. die Patres L. D’Souza, A. J. D’Souza, V. D’Cunha, M. Ballester, J. Grummer, J. Dardis, G. I. Rodríguez, J. A. Guerrero, J. B. Díaz und A. Kerhuel. Ferner stand ich in E-Mail-Kontakt mit J. Garcia-Abril, M. Ghaly sowie A. de Mellos Bruder Bill, der in Australien lebt.

      3 Dies ist ein Wort aus dem Sanskrit und bezeichnet spirituelle Praktiken, um ein transzendentes Ziel zu erreichen.

      4 M. Banes, Anthony de Mello SJ, URL: http://www.thinkingfaith.org/articles/anthony-de-mello-sj, 19. Juni 2014 (Stand: 19.02.2019).

      5 Von den wenigen Büchern, die zu de Mellos Lebzeiten erschienen, war Sadhana: A Way to God das erste (1978; basierend auf jenen Notizen, die Msgr. Almeida von Brasilien über die geistlichen Punkte anfertigte, die de Mello den Delegierten der GK 32 mitgab). Daraufhin folgten The Song of the Bird (1982), Wellsprings: A Book of Spiritual Exercises (1984) sowie One Minute Wisdom (1985). Nach seinem Tod wurden zahlreiche Bücher publiziert, die auf seinen eigenen Schriften beruhten sowie auf Tonbandaufnahmen seiner Vorträge und auf Konferenzmitschriften. Einige der bekannteren sind The Prayer of the Frog (2 Bde., 1989), Taking Flight (1988) und dessen Fortsetzung, The Heart of the Enlightened (1989), Awareness (1990), Contact with God: Retreat Conferences (1990), Call to Love: Meditations (1991), Caminhar sobre as águas: Quebre o ídolo (1992) und One Minute Nonsense (1992).

      6 Vgl. D. Paramananda, The Enigma of Anthony de Mello, in: America 179 (1998), 8.

      7 T. G. Casey / M. B. Hassett, From Fear to Serenity with Anthony de Mello. Mahwah/NJ 2011, 130–131.

      8 AAS 90 (1998), 833 f. Ferner eine erklärende Notiz, herausgebracht am 22. August 1998.

      9 Obwohl La Iluminación de Mello zugeschrieben wurde, war María Paz Morino die eigentliche Verfasserin. Was den zweiten Text betrifft: Toni konnte nicht Portugiesisch! Vgl. B. de Mello, Anthony de Mello SJ. The Happy Wanderer. A Tribute to My Brother. Ed. C. W. DeSilva. Anand 2012, 243.

      10 Dieser lautet: „Die Bücher von Anthony de Mello entstanden in einem multireligiösen Kontext und sollten Anhängern anderer Religionen, Agnostikern und Atheisten eine Hilfe bei ihrer geistlichen Suche sein. Dieser Intention des Autors entsprechend sind sie nicht als Darstellungen des christlichen Glaubens oder als Interpretationen katholischer Dogmen zu verstehen.“ Vgl. B. de Mello, Anthony de Mello SJ, 247 [s. Anm. 9].

      11 S. die Rückseite des Buches von A. Nayaks, Anthony de Mello. His life and his Spirituality. Dublin 2007.

      12 A. de Mello, Seek God Everywhere: Reflections on the Spiritual Exercises of St. Ignatius. Ed. G. O’Collins / D. Kendall / J. LaBelle. New York – London 2010.

      13 A. de Mello, Rediscovering Life: Awaken to Reality. New York 2012.

      14 J. Callanan publizierte folgende Werke über Tony de Mello: The Spirit of Tony de Mello (1993), Dreaming with Tony de Mello (1997), Finding Fire with Tony de Mello (2001) und Watering the Desert with Tony de Mello (2004).

      15 Call to love, Contact with God, One minute Nonsense, One Minute Wisdom, Sadhana, The Prayer of the Frog 1 & 2, The Song of the Bird sowie Wellsprings.

      16 Vgl. T. G. Casey / M. B. Hassett, From Fear to Serenity, 9 [s. Anm. 7].

      17 Ein altes, Zenmeister Linji zugeschriebenes Koan, vgl. URL: http://www.dailybuddhism.com/archives/670(Stand: 19.02.2019).

      18 Vgl. A. de Mello, Sadhana. A Way to God, 87 [s. Anm. 5]. In den Betrachtungen zu den Zwei Bannern (GÜ 137–147) und den Drei Menschengruppen (GÜ 149–156) sind ignatianische Versionen der „Statue“ nicht zu übersehen.

      19 Man kann einen Schlüssel, den man zu Hause verloren hat, nicht woanders suchen, nur weil es dort heller wäre. Vgl. A. de Mello, The Song of the Bird, 30 [s. Anm. 5].

      20 A. de Mello, Awareness: A de Mello Spirituality Conference in His Own Words, 5 [s. Anm. 5].

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