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Association for Palliative Care von Nolan et al. (2011) mit einer Definition für den europäischen Kontext: „Spirituality is the dynamic dimension of human life that relates to the way persons (individual and community) experience, express and/or seek meaning, purpose and transcendence, and the way they connect to the moment, to self, to others, to nature, to the significant and/or the sacred.“ (ebd., S. 88)

       Entsprechend sagt die deutsche S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung: „Der Ansatz der Palliativversorgung ist ganzheitlich, wobei der Patient in seinen vier personalen Dimensionen Beachtung findet: physisch, psychisch, sozial und spirituell. […] Die vier Dimensionen sind interrelational.“ (Leitlinienprogramm Onkologie 2015, S. 29)

       Die spirituelle Dimension wird beschrieben als „dynamische Dimension menschlichen Lebens, die sich darauf bezieht, wie Personen (individuell und in Gemeinschaft) Sinn, Bedeutung und Transzendenz erfahren, ausdrücken und/oder suchen, und wie sie in Verbindung stehen mit dem Moment, dem eigenen Selbst, mit Anderen/m, mit der Natur, mit dem Signifikanten und/oder dem Heiligen […]. Der spirituelle Bereich umfasst dabei: • Existentielle Fragestellungen (z. B. Identität, Bedeutung, Leid und Tod, Schuld und Scham, Versöhnung und Vergebung, Freiheit und Verantwortung, Hoffnung und Verzweiflung, Liebe und Freude betreffend) • Werte und Werthaltungen (d. h. das, was für eine Person am wichtigsten ist, beispielsweise das Verhältnis zur eigenen Person, Familie, Freunden, Beruf, Materielles, Natur, Kunst und Kultur, Ethik und Moral, zum Leben als solchem) • Religiöse Aspekte und Grundlagen (Glaube, religiöse Inhalte und Praktiken, die Beziehung zu Gott oder dem Transzendenten)“ (ebd.).

       Der Ressourcenaspekt wird ausdrücklich benannt: „Die emotionale und spirituelle Dimension können für den Patienten wichtige Ressourcen sein. Lassen der Arzt und die weiteren an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen dem emotionalen und spirituellen Erleben des Patienten – sei es verbal oder nonverbal geäußert – Raum, unterstützen sie ihn wirksam beim Wiedergewinn von Selbstwert und Kontrolle sowie in der Suche nach neuer Orientierung […]. Auch hier geht es um einen Prozess, dessen Inhalte und Zeitablauf vom Patienten zu bestimmen sind.“ (ebd., S. 137)

      81 „Religiosität und Spiritualität können im Kontext einer Krebserkrankung sowohl protektiven als auch belastenden Charakter haben. Zu den spirituellen und religiösen Problemen zählen der Verlust des Glaubens, Zweifel, Hoffnungslosigkeit und Sinnverlust sowie ausgeprägte Schuldgefühle, Ängste vor Verurteilung oder Bestrafung aufgrund religiöser Werte, Probleme der Krankheitsverarbeitung, Todesängste sowie ethische Konflikte im Krankenhaus“ (Leitlinienprogramm Onkologie 2014, S. 36)

      82 Aus epistemologischer Sicht z. B. N. McLaren (1998). Hinsichtlich psychiatrischer Krankheitsmodelle und der Gefahr reduktionistischer Konzeptionen meint T. Fuchs: „Das in den letzten Jahrzehnten häufig vertretene ‚biopsychosoziale Modell‘ stellte noch eine Art Kompromisslösung dar, die allerdings oft zu einem bloßen Eklektizismus ursächlicher Faktoren führte“ (Fuchs 2010, S. 237).

      83 Vgl. die Zusammenfassung bei Egger (2015, S. 80), textgleich bereits 2005 (Egger 2005, S. 5).

      84 „Das erweiterte biopsychosoziale Modell basiert auf der Theorie der Materie-Geist-Einheit und macht sich u. a. die Metatheorien der Allgemeinen Systemtheorie sowie der Leib-Seele-Identitätstheorie zunutze. Es sagt bezüglich geistiger Phänomene einerseits und körperlicher Phänomene andererseits, dass mentale Phänomene (bspw. Gedanken) relativ zum Nervensystem emergent sind. Mit anderen Worten: Seelische Ereignisse sind zwar bestimmt durch und auch energetisch erzeugt von physiologischen bzw. physiko-chemischen Ereignissen, sie sind aber charakterisiert durch emergente Eigenschaften, welche unterscheidbar sind von neurobiologischen Eigenschaften und welche auch nicht reduzierbar sind auf neurophysiologische Tatbestände. Daher ist kein seelisches Phänomen vorstellbar, das nicht zugleich auch ein physiko-chemisches Ereignis ist. Der zentrale Begriff ist hier die Emergenz, also das Hervorbringen von Phänomenen, die auf der jeweils darunter liegenden Systemebene nicht vorhanden sind und deswegen dort auch nicht als Erklärungsgrundlagen zur Verfügung stehen. Das Phänomen der Emergenz wird als ein unverzichtbares Grundprinzip von Naturerscheinungen verstanden.“ (Egger 2015, S. 92)

      85 Egger erscheint generell sehr religionskritisch, z. B. auch mit der Ansicht, dass die evolutionäre Erkenntnistheorie „die religiöse Schöpfungslehre atomisierte und Gott „in Raumnot“ versetzte.“ (vgl. ebd., S. 41) f.) Dies dürfte theologisch nicht ganz up to date zu sein, da für die aktuelle Theologie weder Urknallnoch Evolutionstheorie ein Problem sind, wenngleich es mit dem „Kreationismus“ v. a. in den USA eine sehr kritikable andere Position gibt. – Vgl. dazu etwa Medard Kehl (2006), Hans Kessler (2012) oder von ev. Seite Friedrich Schweitzer (2012).

      86 „Der Arzt ist daher nicht als Experte aufgerufen, der im Besitz allgemeinverbindlicher medizinischer oder philosophischer Wahrheiten ist, sondern als Mitmensch, der zuhören und sich in die Wirklichkeit eines anderen versetzen kann, der weiß, daß es Antworten gibt, die nur der Betroffene für sich finden kann, der dafür aber die einfühlende Gegenwart eines anderen braucht.“ (Uexküll 1989, Sp. 858)

      87 Auch neuere Autoren aus den Bereichen Psychiatrie bzw. Psychotherapie plädieren mit unterschiedlichen Nuancen für ein erweitertes Modell (z. B. Cox u. Gray 2009, S. 589; Verhagen 2009, S. 205; Hefti 2013).

      88 Er zieht natürlich auch die Möglichkeit in Betracht, dass man sich gegen jedwede Transzendenz entscheiden kann: „even the person who has chosen to believe that there is no such thing as transcendence has made his or her choice in relationship to that question, which is put before each person.“ (Sulmasy 2002, S. 26)

      89 Ähnlich auch Katia Garcia Reinert und H. G. Koenig (2013): „The authors propose defining spirituality in the context of religious involvement when conducting research, while using a broader definition of spirituality when providing spiritual care.“ (Reinert u. Koenig 2013, S. 2622)

      90 „[Religion] Involves beliefs, practices, and rituals related to the transcendent, where the transcendent is God, Allah, HaShem, or a Higher Power in Western religious traditions, or to Brahman, manifestations of Brahman, Buddha, Dao, or ultimate truth/reality in Eastern traditions. This often involves the mystical or supernatural. Religions usually have specific beliefs about life after death and rules about conduct within a social group. Religion is a multidimensional construct that includes beliefs, behaviors, rituals, and ceremonies that may be held or practiced in private or public settings, but are in some way derived from established traditions that developed over time within a community. Religion is also an organized system of beliefs, practices, and symbols designed (a) to facilitate closeness to the transcendent, and (b) to foster an understanding of one’s relationship and responsibility to others in living together in a community.“ (H. G. Koenig, D. E. King, and V. B. Carson, Handbook of Religion and Health, Oxford University Press, New York, 2nd edition, 20 12; zit. nach Koenig 2012a, S. 2) f.).

       „Spirituality is distinguished from all other things – humanism, values, morals, and mental health – by its connection to that which is sacred, the transcendent. The transcendent is that which is outside of the self, and yet also within the self – and in Western traditions is called God, Allah, HaShem, or a Higher Power, and in Eastern traditions may be called Brahman, manifestations of Brahman, Buddha, Dao, or ultimate truth/reality. Spirituality is intimately connected to the supernatural, the mystical, and to organized religion, although also extends beyond organized religion (and begins before it). Spirituality includes both a search for the transcendent and the discovery of the transcendent and so involves traveling along the path that leads from nonconsideration to questioning to either staunch nonbelief or belief, and if belief, then ultimately to devotion and finally, surrender. Thus, our definition of spirituality is very similar to religion and there is clearly overlap.“ (H. G. Koenig, D. E. King, and V. B. Carson, Handbook of Religion and Health, Oxford University Press, New York, 2nd edition, 2012; zit. nach Koenig 2012a, S. 3).

      91 Diese Unterscheidung von Religiosität und Spiritualität sei besonders wichtig in eher säkular geprägten Ländern, wo eine wachsende Zahl von Menschen sich als „spirituell, aber nicht religiös“ betrachte (vgl. Zwingmann et al. 2011,

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