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zum Geheimnis Gottes; „Instanzen“, die diesen Zugang erst vermitteln, werden im zweiten Kapitel des 1 Petr nicht erkennbar. Die Aufgabe und Rolle der königlichen Priesterschaft kann mit Stephen Ayodeji Fagbemi so beschrieben werden: „By being holy and obedient to Yahweh, they mediate God to the nations and thus fulfill their priestly role.“40 Das bedeutet nach Ilmars Hiršs: „Die Christen sind als Image dazu berufen, Gottes Heilstat in Jesus Christus den Menschen zu verkündigen und damit Gott Image darzubringen.“41 „Geistliche Opfer“ sind jene – wie eingangs bereits angedeutet –, „die unter Mitwirkung des Gottesgeistes dargebracht werden; die Gaben können dabei theoretisch körperlicher oder geistiger Art sein.“42 Manche Ausleger bemühen sich, Konkretisierungen zu benennen, und zählen z. B. „Gebete und Dank, Buße und Treue, Zeugnis und Mission“43 auf.44

      Die vor allem im ersten Kapitel des 1 Petr angesprochene Heiligkeit Gottes, die gewissermaßen auf die Glaubenden selbst „überspringen“ soll (vgl. vor allem 1 Petr 1,15–16), wird in 1 Petr 2,9 auch der Gemeinschaft insgesamt zugesprochen, wenn sie ein „heiliges Volk“ ImageImage genannt wird.45 Dabei wird auffälligerweise auf den Begriff Image verzichtet (vgl. allerdings den nachfolgenden V. 10).

      Die besondere Gottesnähe und -beziehung kommt schließlich auch in „ein Volk zum EigentumImageImage zum Ausdruck.46 Da der Begriff Image nicht nur für „Besitz, Eigentum“ steht, sondern auch für die „Erwerbung“, wird mit dieser sprachlichen Wendung zum Ausdruck gebracht, wie die Angesprochenen zu einem Eigentumsvolk Gottes geworden sind, nämlich durch göttliche Initiative.47 Die ekklesiologischen Vorstellungen, die den 1 Petr prägen, sind ohne eine Kenntnis der Schrift kaum nachvollziehbar. Das gilt auch für die Vorstellung von einem Volk zum Eigentum,48 die schriftkundige Leser an Jes 43,21 („Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm [LXX: Image] verkünden“) sowie an Ex 19,5–6a erinnert. „Gottes vorauslaufende Initiative begründet die Existenz der Gemeinde.“49

      Worin besteht nun die angemessene Antwort auf das göttliche Erwählungshandeln? Der 1 Petr erkennt sie vor allem in der Verkündigung, wie der Schluss von 1 Petr 2,9 zu verstehen gibt: „… damit ihr verkündet die großen Taten/Wohltaten Image dessen, der euch aus der Finsternis gerufen hat in sein wunderbares Licht.“ Der Verfasser verwendet hier den vieldeutigen Begriff der Image im Plural. Die Unterscheidung zwischen einem „Einst“ und „Jetzt“ kommt durch eine Licht-Finsternis-Metaphorik zur Sprache, die auch aus anderen Texten des Neuen Testaments sehr vertraut ist.50 Dabei wird das Licht noch durch die (nichtmetaphorische) Zufügung von Image unterstrichen. Im Hintergrund steht die Vorstellung, dass Gott „im Licht“ wohnt und dass die Glaubenden in ihrem Glauben bereits von diesem Licht-Strahlen getroffen werden. Auf diese Weise werden sie in die Lage versetzt, Hoffnungszeugen in der Welt zu sein, um die Großtaten Gottes zu verkünden.51 Von der Hoffnung gilt es – so der vielzitierte Vers 1 Petr 3,15 – Zeugnis zu geben, vor allem im Gespräch mit den Anfragenden. Dabei entfalten nach der Überzeugung des Autors „gute Taten“ und ein entsprechender Lebenswandel besondere Verkündigungsqualitäten.52 Das Leben der Glaubenden birgt nach dem 1 Petr gerade auf diesem Feld besondere Herausforderungen und Chancen in sich. Sie sind, um es mit einem gut gewählten Buchtitel von Terry Seland zum 1 Petr zu sagen, „strangers in the light“53.

      Die ekklesiologischen Aussagen und Leitlinien schaffen im 1 Petr – in meiner Wahrnehmung – ein hilfreiches „Gegengewicht“ gegen die eher individualistische Vorstellung54 einer „Wiedergeburt“ bzw. „Neugeburt“ (der Getauften) und dem entsprechenden Ausschau-Halten nach dem zugesagten „Seelenheil“ (1,9). Die Bekehrungssprache des 1 Petr55 hat verständlicherweise primär den Einzelnen/die Einzelne im Blick; das gebotene „Gleichgewicht“ wird durch eine betonte Ekklesiologie ermöglicht. Bekehrung dokumentiert sich demnach nicht nur in einem Zuwachs an guten Taten56 und einem entsprechenden Lebenswandel,57 sondern auch in einem lebendigen Gemeinschaftsleben, ein Werden zu dem, was die Berufenen von Gott her miteinander schon sind. Darin ist auch die besondere Stärke der Redeweise von einem „gemeinsamen Priestertum“ der Glaubenden zu entdecken.

      Wie in den wenigen Stellen der Apokalypse des Johannes, an denen im Blick auf die Glaubenden insgesamt von „Priestern für Gott“ (Offb 1,5; 5,10; 22,6) die Rede ist und die hier nicht ausführlicher behandelt werden konnten,58 geht es bei der Rede vom gemeinsamen Priestertum um Zuspruch und Anspruch der Würde des Gottesvolkes. Die zukunfterschließende Perspektive lautet in Offb 22,3 so: „Seine Knechte werden ihm [Gott und dem Lamm] dienen.“ Darin wird in der kommenden Zeit – so meine Hoffnung – die vornehmste Aufgabe des gemeinsamen wie auch des besonderen Priestertums zu suchen sein.

      Orientierend kann dabei auch ein zentrales Werk des Patrons unserer Theologischen Fakultät in Fulda wirken. Eine Stelle wie 1 Petr 2,9 war für Hrabanus Maurus offensichtlich von ganz besonderer Bedeutung, wenn er in seiner Schrift über die Ausbildung des Klerus in „De institutione clericorum“ auf den Zusammenhang der Taufriten mit dem Anlegen eines Schleiers nach der Taufe und die postbaptismale Chrisamsalbung zu sprechen kommt; er deutet diese Riten so, dass „der Getaufte Träger eines Königsdiadems und der priesterlichen Würde sei. Begründet wird dies bei Hraban mit einem leicht variierten Zitat von 1 Petr 2,9: ‚Ihr seid ein königliches und priesterliches Geschlecht‘ (genus regale et sacerdotale).“59 Von hier lässt sich eine Linie zu den Dokumenten des Vatikanum II ausziehen, wenn es beispielsweise im Dekret über Dienst und Leben der Priester „Presbyterorum ordinis“ heißt: „Jesus, der Herr, ‚den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat‘ (Joh 10,6), gibt seinem ganzen mystischen Leib Anteil an der Geistsalbung, mit der er gesalbt worden ist. In ihm werden nämlich alle Gläubigen zu einer heiligen und königlichen Priesterschaft, bringen geistige Opfer durch Jesus Christus Gott dar und verkünden die Machttaten dessen, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. Es gibt darum kein Glied, das nicht Anteil an der Sendung des ganzen Leibes hätte; jedes muss vielmehr Jesus in seinem Herzen heilighalten und durch den Geist der Verkündigung Zeugnis von Jesus ablegen (PO 2).“

      1 Der im Rahmen eines Kontaktstudiums geforderte Vortragsstil wurde in den nachfolgenden Ausführungen über weite Strecken beibehalten.

      2 Vgl. auch das metaphorische Sprechen des Paulus in Phil 2,17–18; 4,18 sowie Röm 12,1; Hebr 13,15 f; 2 Tim 4,6. Die Rede vom Priestertum der Gläubigen, wie sie im 1 Petr und an anderen neutestamentlichen Stellen gebraucht wird, hat eine enorme Rezeptions- und Wirkungsgeschichte erfahren, über die der nachfolgende Beitrag von Dr. Markus Lersch ausführlich informiert. In der Zeit der Väter diente die Rede vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen vor allem der Betonung des Heiligkeitsideals. Für die folgenden Zeiten und Epochen vermittelt die Arbeit von Hans-Martin BARTH einen guten Überblick zu den unterschiedlichen systematischen Ansätzen und Auslegungstraditionen; vgl. Hans-Martin BARTH: Einander Priester sein: Allgemeines Priestertum in ökumenischer Perspektive. Göttingen: Vandenhoeck, 1990 (Kirche und Konfession; 29).

      3 Zum Glaubensprofil der Adressaten des 1 Petr vgl. ausführlich Christoph Gregor MÜLLER: Diaspora – Herausforderung und Chance: Anmerkungen zum Glaubensprofil

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