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"Seid ihr bereit ...?" - Priester sein in unserer Zeit. Группа авторов
Читать онлайн.Название "Seid ihr bereit ...?" - Priester sein in unserer Zeit
Год выпуска 0
isbn 9783429060244
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия Fuldaer Hochschulschriften
Издательство Bookwire
Die vor allem im ersten Kapitel des 1 Petr angesprochene Heiligkeit Gottes, die gewissermaßen auf die Glaubenden selbst „überspringen“ soll (vgl. vor allem 1 Petr 1,15–16), wird in 1 Petr 2,9 auch der Gemeinschaft insgesamt zugesprochen, wenn sie ein „heiliges Volk“
Die besondere Gottesnähe und -beziehung kommt schließlich auch in „ein Volk zum Eigentum“
Worin besteht nun die angemessene Antwort auf das göttliche Erwählungshandeln? Der 1 Petr erkennt sie vor allem in der Verkündigung, wie der Schluss von 1 Petr 2,9 zu verstehen gibt: „… damit ihr verkündet die großen Taten/Wohltaten
Die ekklesiologischen Aussagen und Leitlinien schaffen im 1 Petr – in meiner Wahrnehmung – ein hilfreiches „Gegengewicht“ gegen die eher individualistische Vorstellung54 einer „Wiedergeburt“ bzw. „Neugeburt“ (der Getauften) und dem entsprechenden Ausschau-Halten nach dem zugesagten „Seelenheil“ (1,9). Die Bekehrungssprache des 1 Petr55 hat verständlicherweise primär den Einzelnen/die Einzelne im Blick; das gebotene „Gleichgewicht“ wird durch eine betonte Ekklesiologie ermöglicht. Bekehrung dokumentiert sich demnach nicht nur in einem Zuwachs an guten Taten56 und einem entsprechenden Lebenswandel,57 sondern auch in einem lebendigen Gemeinschaftsleben, ein Werden zu dem, was die Berufenen von Gott her miteinander schon sind. Darin ist auch die besondere Stärke der Redeweise von einem „gemeinsamen Priestertum“ der Glaubenden zu entdecken.
Wie in den wenigen Stellen der Apokalypse des Johannes, an denen im Blick auf die Glaubenden insgesamt von „Priestern für Gott“ (Offb 1,5; 5,10; 22,6) die Rede ist und die hier nicht ausführlicher behandelt werden konnten,58 geht es bei der Rede vom gemeinsamen Priestertum um Zuspruch und Anspruch der Würde des Gottesvolkes. Die zukunfterschließende Perspektive lautet in Offb 22,3 so: „Seine Knechte werden ihm [Gott und dem Lamm] dienen.“ Darin wird in der kommenden Zeit – so meine Hoffnung – die vornehmste Aufgabe des gemeinsamen wie auch des besonderen Priestertums zu suchen sein.
Orientierend kann dabei auch ein zentrales Werk des Patrons unserer Theologischen Fakultät in Fulda wirken. Eine Stelle wie 1 Petr 2,9 war für Hrabanus Maurus offensichtlich von ganz besonderer Bedeutung, wenn er in seiner Schrift über die Ausbildung des Klerus in „De institutione clericorum“ auf den Zusammenhang der Taufriten mit dem Anlegen eines Schleiers nach der Taufe und die postbaptismale Chrisamsalbung zu sprechen kommt; er deutet diese Riten so, dass „der Getaufte Träger eines Königsdiadems und der priesterlichen Würde sei. Begründet wird dies bei Hraban mit einem leicht variierten Zitat von 1 Petr 2,9: ‚Ihr seid ein königliches und priesterliches Geschlecht‘ (genus regale et sacerdotale).“59 Von hier lässt sich eine Linie zu den Dokumenten des Vatikanum II ausziehen, wenn es beispielsweise im Dekret über Dienst und Leben der Priester „Presbyterorum ordinis“ heißt: „Jesus, der Herr, ‚den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat‘ (Joh 10,6), gibt seinem ganzen mystischen Leib Anteil an der Geistsalbung, mit der er gesalbt worden ist. In ihm werden nämlich alle Gläubigen zu einer heiligen und königlichen Priesterschaft, bringen geistige Opfer durch Jesus Christus Gott dar und verkünden die Machttaten dessen, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. Es gibt darum kein Glied, das nicht Anteil an der Sendung des ganzen Leibes hätte; jedes muss vielmehr Jesus in seinem Herzen heilighalten und durch den Geist der Verkündigung Zeugnis von Jesus ablegen (PO 2).“
1 Der im Rahmen eines Kontaktstudiums geforderte Vortragsstil wurde in den nachfolgenden Ausführungen über weite Strecken beibehalten.
2 Vgl. auch das metaphorische Sprechen des Paulus in Phil 2,17–18; 4,18 sowie Röm 12,1; Hebr 13,15 f; 2 Tim 4,6. Die Rede vom Priestertum der Gläubigen, wie sie im 1 Petr und an anderen neutestamentlichen Stellen gebraucht wird, hat eine enorme Rezeptions- und Wirkungsgeschichte erfahren, über die der nachfolgende Beitrag von Dr. Markus Lersch ausführlich informiert. In der Zeit der Väter diente die Rede vom gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen vor allem der Betonung des Heiligkeitsideals. Für die folgenden Zeiten und Epochen vermittelt die Arbeit von Hans-Martin BARTH einen guten Überblick zu den unterschiedlichen systematischen Ansätzen und Auslegungstraditionen; vgl. Hans-Martin BARTH: Einander Priester sein: Allgemeines Priestertum in ökumenischer Perspektive. Göttingen: Vandenhoeck, 1990 (Kirche und Konfession; 29).
3 Zum Glaubensprofil der Adressaten des 1 Petr vgl. ausführlich Christoph Gregor MÜLLER: Diaspora – Herausforderung und Chance: Anmerkungen zum Glaubensprofil