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auf den Boden. Dadurch wandert der Blick nicht hierhin und dorthin, sondern man verstärkt das Gefühl von Bestimmtheit und Abgeklärtheit. Man begegnet dieser königlichen Haltung bei manchen ägyptischen und südamerikanischen Skulpturen sowie bei orientalischen Statuen. Es ist eine universale Haltung, nicht auf irgendeine Kultur oder Epoche beschränkt.

      Auch im Alltag sollten Sie sich Ihrer Körperhaltung bewusst sein, Kopf und Schultern spüren und wie Sie gehen und andere ansehen. Auch wenn Sie nicht meditieren, können Sie eine würdevolle Daseinshaltung wahren. Sie können Ihre Unsicherheit hinter sich lassen und stolz sein, Mensch zu sein. Solcher Stolz ist akzeptabel und gut.

      Nachdem Sie also für die Meditation eine gute Haltung eingenommen haben, achten Sie auf Ihren Atem. Wenn Sie atmen, sind Sie voll und ganz da, richtig da. Sie gehen mit dem Ausatem hinaus, Ihr Atem löst sich auf, und dann kommt der Einatem von allein. Dann gehen Sie wieder hinaus. Es gibt also ein ständiges Mit-dem-Ausatem-Hinausgehen. Wenn Sie ausatmen, lösen Sie sich auf, zerfließen. Dann kommt der Einatem von allein; Sie müssen ihm nicht folgen. Sie sind einfach wieder bei Ihrer Haltung und bereit für den nächsten Ausatem. Hinausgehen, auflösen: ffffff; zurück zur Körperhaltung; und ffffff, und zurück zur Körperhaltung.

      Und dann kommt unweigerlich – ping! – auch ein Gedanke. Dazu sagen Sie: „Denken“ – nicht laut, sondern innerlich: „Denken“. Wenn Sie Ihre Gedanken so etikettieren, können Sie mit Leichtigkeit zum Atem zurückzukehren. Wenn ein Gedanke Sie von dem, was Sie gerade machen, völlig wegführt – Sie merken gar nicht mehr, dass Sie auf dem Kissen sitzen, sondern schwirren in Gedanken in der Weltgeschichte umher –, dann sagen Sie „Denken“ und bringen sich wieder zum Atem zurück.

      Es ist ziemlich egal, was für Gedanken Sie haben. Ob Sie bei der Sitzmeditation monströse oder noble Gedanken haben, sie werden alle schlicht als Denken betrachtet. Sie sind weder tugendhaft noch sündig. Vielleicht kommt Ihnen der Gedanke, Ihren Vater zu ermorden, oder Sie haben Lust auf Limonade und Kekse. Bitte seien Sie nicht schockiert von Ihren Gedanken: Jeder Gedanke ist einfach nur Denken. Kein Gedanke verdient eine Goldmedaille oder eine Rüge. Versehen Sie einfach Ihre Gedanken mit dem Etikett „Denken“ und gehen Sie zum Atem zurück. „Denken“, zurück zum Atem; „Denken“, zurück zum Atem.

      Meditieren ist etwas sehr Präzises. Es muss punktgenau sein. Es ist ziemlich harte Arbeit, aber wenn Sie Ihre Haltung nicht vergessen, dann hilft Ihnen das, Körper und Geist zu synchronisieren. Wenn Ihre Haltung nicht gut ist, ist Ihr Meditieren wie ein lahmes Pferd, das einen Wagen zu ziehen versucht. Das klappt nicht. Zuerst setzen Sie sich also hin und nehmen Ihre Haltung ein, dann arbeiten Sie mit dem Atem; ffffff, hinausgehen, zurückkommen zur Haltung; ffffff, zurückkommen zur Haltung; ffffff. Wenn Gedanken auftauchen, etikettieren Sie sie als „Denken“ und kommen zu Ihrer Haltung zurück, zu Ihrem Atem. Der Geist arbeitet mit dem Atem, aber Sie behalten immer den Körper als Bezugspunkt. Sie arbeiten mit Ihrem Geist und Ihrem Körper, und wenn diese beiden zusammenarbeiten, verlassen Sie nie die Realität.

      Der ideale Zustand stiller Gelassenheit entsteht aus dem Erlebnis, dass Körper und Geist synchronisiert sind. Wenn Körper und Geist nicht synchron sind, dann sackt der Körper zusammen – und der Geist ist irgendwo anders. Das ist wie eine schlechte Trommel: Das Fell passt nicht recht zum Rahmen, und dann reißt entweder das Fell oder der Rahmen bricht, und es gibt keine konstante Spannung. Wenn Geist und Körper synchronisiert sind, dann kommt aufgrund der guten Körperhaltung der Atem ganz von selbst; und weil Atem und Körperhaltung zusammenarbeiten, hat der Geist einen Bezugspunkt, an dem er sich orientieren kann. Deshalb wird der Geist auf natürliche Weise mit dem Atem hinausgehen.

      Diese Methode des Synchronisierens von Geist und Körper schult Sie darin, sehr einfach zu sein und zu fühlen, dass Sie nichts Besonderes sind, sondern gewöhnlich, außergewöhnlich. Sie sitzen einfach da, als Krieger, und daraus erwächst ein Gefühl individueller Würde. Sie sitzen auf der Erde und erkennen, dass diese Erde Sie verdient und dass Sie diese Erde verdienen. Sie sind da – voll und ganz, persönlich, authentisch. Die Meditationspraxis in der Shambhala-Tradition zielt also darauf ab, uns zu ehrlichen, authentischen Menschen heranzubilden, die sich selber treu sind.

      Wir sollten uns eigentlich einer gewissen Bürde bewusst sein: Wir tragen die Bürde, dieser Welt zu helfen. Wir können diese Verantwortung den anderen gegenüber nicht vergessen. Aber wenn wir unsere Bürde mit Freude tragen, können wir diese Welt tatsächlich befreien. Dazu muss man bei sich selber anfangen. Indem wir offen und ehrlich zu uns selbst sind, können wir auch lernen, zu anderen offen zu sein. Also können wir mit dem Rest der Welt arbeiten, auf der Basis des Guten, das wir in uns entdecken. Deshalb gilt Meditation auch als ein guter, ja hervorragender Weg, den Krieg in der Welt zu überwinden: unseren persönlichen Krieg wie auch den größeren Krieg.

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