Скачать книгу

und wieder verschwinden. Darauf muss ich später noch zurückkommen, da sie Anlass für einige Physiker ist, eine übernatürliche Schöpfung auszuschließen.

      Physiker sind immer noch daran, die Unbestimmtheit des Mikrokosmos mit der Berechenbarkeit resp. der Verlässlichkeit des uns vertrauten Makrokosmos zu vereinen. Denn es kann ja nicht sein, dass was im Kleinsten geschieht, nicht auch mit der uns vertrauten Welt zu tun hat. Aber wo sind die Zusammenhänge und wo sind die Übergänge? Allgemein anerkannte Antworten auf diese Fragen gibt es immer noch nicht. Das weist auf eine besondere Geschichte der Naturwissenschaft, insbesondere der Physik hin.

      Ursprünglich gelang es, aus Beobachtungen Gesetze abzuleiten, nach denen sich die Naturerscheinungen verhielten. Alsdann suchte man überall in der Natur gezielt nach weiteren Gesetzen. Die Erfolge verleiteten zu der Überzeugung, dass alles in der Natur durch Gesetze bestimmbar, determiniert sei. Für jede Wirkung gab es eine Ursache.

      Doch nun kam mit dem Studium des Atoms und seiner Bestandteile Zufall und Chaos hinein, denen man nur noch mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu Leibe rücken konnte. Die Physik musste nach diesen Erschütterungen erst wieder Tritt fassen.

      Vor allem der Zufall wirkte verstörend. Es war ja nicht jener Zufall, der aufgeschlüsselt werden kann, wenn alle Rahmenbedingungen bekannt sind. Wenn sich zwei Menschen anscheinend zufällig begegnen, dann können die Gründe, warum sie sich zur gleichen Zeit am gleichen Ort befinden, herausgefunden, zurückverfolgt werden. Der quantenmechanische Zufall ist anders; er kann aus nichts abgeleitet werden. Bei ihm ist die Verbindung von Ursache und Wirkung aufgehoben. Er ist die totale Antithese des Determinismus.

      Ein ganzes Bündel von Fragen wirft die Tatsache auf, dass jeder Versuch einer Messung auf der Quantenebene einen Eingriff durch die Messvorrichtung bedeutet. Anders ausgedrückt: Jede Beobachtung eines Quants hängt vom Beobachter ab. Somit zeigt sich ihm nie der unbeeinflusste, objektive Zustand. Nicht nur das: Man könnte sogar sagen, dass die Realität der Welt vom Bewusstseinszustand eines Beobachters abhängig ist. Einstein bemerkte einmal scherzhaft: „Wo ist der Mond, wenn wir nicht hinschauen?“

      Nehmen wir also nicht die objektive Realität der Welt wahr? Ist unsere Vorstellung nur eine Projektion unserer Wahrnehmung? Gibt es von da eine Verbindung der Realität der Welt zu unserem Geist? Wird die Realität überhaupt erst durch unsere Wahrnehmung geschaffen? In welcher Beziehung stehen Geist und Bewusstsein zur Materie? Gibt es hier einen Weg zu Transzendenz?

      Die Quantenphysik und die damit einhergehende Verunsicherung in bisherigen Weltkonstrukten hat dazu geführt, dass Physiker zu Philosophen wurden, die sich mit letzten Fragen der menschlichen Existenz in einer Welt beschäftigten, von der man nicht weiß, was an ihr real ist. Überraschenderweise kommt es bei diesen Fragen auch zu einer Begegnung von Quantenphysikern mit dem Buddhismus. In der Quantenphysik tauchte ja das Problem des Zufalls und – noch schlimmer – des Aufbrechens von Ursache und Wirkung auf.

      Die sogenannte „Kopenhagener Deutung“ (Kopenhagen weil einer der größten Quantenphysiker, Nils Bohr, dort lebte und wirkte) besagt, dass die Gleichungen der Quantenmechanik die physikalische Welt insofern vollständig beschreiben, als wir über deren Realität nicht mehr wissen können. Wenn die Quantenphysik demnach von Unbestimmtheit, von Zufall und Wahrscheinlichkeit geprägt sei, dann entspreche das eben der Wirklichkeit und es gäbe nichts anderes dahinter.

      Einige buddhistische Philosophen (auch der Dalai Lama) vertreten – wie Einstein – ein anderes Konzept. Unbestimmt und von Zufall durchsetzt sei die Quantenphysik überhaupt nicht, denn es gebe noch eine verborgene Wirklichkeit, die noch zu entdecken sei und die alle Wirkungen wieder auf eine Ursache zurückführten, die Welt also wieder zur Bestimmbarkeit, also zum Determinismus zurückführe. Es brauche dazu nur die geeignete Erleuchtung.

      Ich bitte um Nachsicht, wenn ich dieses Thema nicht weiter ausführe. Ein Theologe schrieb, dass es ohnehin nur ganz wenige Menschen gebe, die sowohl den Buddhismus wie auch die Quantenphysik gründlich verstünden. Zu diesen Menschen gehöre ich nicht.

      Konklusion: Auf der Quantenebene verschwimmt uns die Gewissheit und die Sicherheit, die uns von jener Welt bekannt ist, in der wir leben. Die Welt ist anders, als wir meinten, verfügt über Dimensionen, die uns irgendwie ratlos lassen. Sie verfügt über Eigenschaften, die wir nicht begreifen können, die unser Vorstellungsvermögen in die Ecke stellen. Man fühlt sich irgendwie blind und hilflos, jedenfalls vorsichtig, wenn man darin Orientierung über den Standort des Menschen finden will.

      Wie aber komme ich mit einem Glauben an einen Schöpfergott zurecht, wenn mich die Welt im Kleinsten derart unsicher macht? Ich sehe keine andere Lösung, als von jener Welt auszugehen, in der wir Menschen leben, die wir wahrnehmen – also der Makrowelt. Auch wenn ich nach den Erkenntnissen der Atomphysik zu weit über 90 % aus leerem Raum bestehe, auch mein Hirn. Aber das ist bei Physikern, Theologen und Philosophen nicht anders. Irgendwie tröstlich.

      Dennoch: Auch die Mikrowelt ist Teil der Schöpfung. Sollte es aus dem Studium der erfahrbaren Realität Hinweise auf einen Schöpfer geben, dann dürfte die Beschaffenheit der Mikrowelt daran auch ihren Anteil haben. Darauf ist zurückzukommen.

       Weitere Marginalisierung

      Bei der Beobachtung und der Analyse der Galaxien mit ihren Milliarden von Sternen stellten die Astronomen etwas Seltsames fest. Als sie die Drehgeschwindigkeiten der Galaxien (Umlaufzeiten von Millionen Jahren!) maßen, kamen sie zum Schluss, dass die darin befindlichen Sterne durch die Zentrifugalkraft eigentlich weggeschleudert werden müssten, sich also letztlich die Galaxien mit der Zeit auflösen sollten. Die Massenanziehung (Gravitation) der sichtbaren Sterne reicht nicht aus, alles zusammenzuhalten.

      Es musste also zwingend eine zusätzliche Materie – und zwar neben oder außerhalb der leuchtenden Sterne – geben, die genügend Anziehung aufbrachte, damit die Sterne nicht entflohen. Doch es war nichts zu sehen, denn dieses „Etwas“ sandte kein Licht aus. Man nannte dieses Phänomen „unsichtbare Materie“. Berechnungen zeigten, dass diese mindestens das Fünffache der beobachtbaren, uns irgendwie vertrauten Materie beträgt!

      Dieselbe Feststellung, die zuerst an unserer eigenen Milchstraße gemacht und dann bei hunderten von Galaxien bestätigt wurde, gilt auch für ganze Galaxienhaufen, also Zusammenballungen von vielen nahen Galaxien, die in einem gravitativen (Anziehungs-) Verhältnis zueinander stehen. Auch dort reicht die sichtbare Materie nicht aus, um ihre Bewegungen zu erklären.

      Es war übrigens der Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky, der als erster diese neuartige „Dunkle Materie“ postulierte.

      Woraus nun besteht diese „Dunkle Materie“? Welches sind ihre Elementarteilchen? Außer, dass sie eine klar feststellbare und berechenbare Anziehungskraft besitzen, ist bis heute außer Vermutungen nichts bekannt, trotz intensiver Suche der Physiker über die letzten Jahrzehnte. Eine frustrierende Situation! Da baut die weltweite Forschergemeinde über viele Jahrzehnte ein plausibles und in sich konsistentes Gebäude der Physik auf, und nun kommt etwas völlig Neues daher, das unter Umständen die bekannte Physik mit all ihren großartigen Entdeckungen in Frage stellen, zumindest aber korrigieren, wenn nicht gar marginalisieren könnte! Einige reden in diesem Zusammenhang von der 4. Revolution der Astronomie.

      Die erste war die Entdeckung, dass nicht die Erde sondern die Sonne im Zentrum steht. Später kam die zweite Revolution: Auch die Sonne ist nicht das Zentrum des Universums, sondern sie befindet sich am Rande einer Galaxie, nämlich unserer Milchstraße. Schließlich kam eine dritte Revolution dazu: Weder unsere noch irgendeine andere Galaxie steht im Zentrum des Universums. Und jetzt also noch die vierte Revolution: Nicht einmal das uns sichtbare Universum mit allen Himmelskörpern, letztlich auch mit uns selber, macht den Hauptanteil des Universums aus!

      Doch es kommt noch „dicker“! Indem man Entfernungsmessungen vornahm, fand man heraus, dass sich das ganze Universum ausdehnt. Es stellt sich dann die Frage, wie lange dieser Ausdehnungsprozess schon andauerte, respektive welches die Zukunft des Universums sein wird. Wenn alle Materie, auch die „dunkle“, zusammengezählt wird, sollte deren Gravitation ausreichen, um allmählich die Ausdehnung zu bremsen und dann eine Kontraktion herbeizuführen. Letztlich würde dies zu einem Zusammenfallen

Скачать книгу