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der uns noch beschäftigen wird.

      Eindeutige Beobachtungen der neueren Zeit bestätigen jedoch diesen Ablauf nicht. Demnach dehnt sich das Universum weiterhin aus, ja es beschleunigt sogar. Also muss es wiederum eine Kraft geben, die die Schwerkraft aller Materie übertreffen kann. Kein Zusammenfallen also, sondern ein Expandieren! Was ist nun diese Kraft, diese Energie? Man kennt sie schlicht nicht und gab ihr deshalb den Namen „Dunkle Energie“. Wie groß sie ist, ließ sich mit einiger Genauigkeit berechnen.

      Nun haben wir die große Überraschung: Das ganze Universum besteht offenbar aus 70 % dunkler Energie, aus 25 % dunkler Materie und nur aus 5 % jener Materie, die uns bekannt ist und aus der wir mit allen Sternen und Galaxien bestehen. Und nicht einmal diese 5 % des ganzen Universums kennen wir vollständig. Da ist noch lange nicht alles erforscht und entdeckt. Wir werden noch einmal kleiner! Auch bedeutungsloser?

      Die Entdeckung der dunklen Materie und der dunklen Energie hat Konsequenzen für unser Weltbild:

       Auch dunkle Materie und dunkle Energie sind Teil der Schöpfung

       Ohne dunkle Materie hätte die Zeit nicht ausgereicht, das uns bekannte Universum zu bilden. Demzufolge gäbe es uns (noch?) nicht.

       Dunkle Materie und dunkle Energie sind nicht ferne, irgendwo da draussen, wo die Sterne leuchten, beheimatete Daseinsformen. Sie umgeben auch uns, unsichtbar, hier und jetzt.

      Beschleicht einen da nicht ein leises Kribbeln im Bauch?

      Unser Erfahrungs- und Wissenshorizont wird mit diesen Entdeckungen nochmals drastisch verkleinert. Wie wenig ist das, was wir glauben zu wissen! Bescheidenheit und Demut ist da mehr als angebracht. Wie weise äußerte sich da Sokrates, der noch nichts von all diesen ungeahnten Dimensionen wusste: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“

      Ich möchte hier noch einen Exkurs über die Erkenntnisfähigkeit des Menschen generell anschließen. Zeigt sich denn auch da eine Beschränkung, derer wir uns ständig bewusst sein sollten. Wir tun ja oft so, wie wenn wir unumstößliche Fakten, die Wahrheit, erkennen könnten.

      Überlegen wir einmal, wie wir zur Kenntnis der uns umgebenden Welt gelangen. Dies geschieht zu einem wesentlichen Teil über das Sehen. Wie spielt sich dieses ab? Ein ganzes Gewirr von elektromagnetischen Wellen im Frequenzbereich zwischen 400 und 700 Millionstel Millimeter – je nach Farbe und Intensität – gelangen jeden Sekundenbruchteil auf die Netzhaut unserer Augen. Sie lösen dort elektrische Impulse aus, die an einen bestimmten Bereich des Hirns weitergeleitet werden. Diese Reize lösen dort chemische und magnetische Prozesse aus, die unser optisches Erleben ausmachen. Real sind also eigentlich lediglich diese Vorgänge in unserem Hirn. Wieweit sind aber die Auslöser dieser Vorgänge „draußen“ in der Welt real? Wieweit korrespondieren chemische und elektrische Vorgänge in unserem Hirn mit der Außenwelt?

      Es ist ja bekannt, dass andere Lebewesen die Welt anders als wir „sehen“. So nehmen beispielsweise die Bienen die Farben anders wahr als wir. Wer sieht die Welt so, wie sie wirklich ist?

      Überdies erfasst unser Auge nur einen Teil des elektromagnetischen Spektrums. Wärmestrahlung sehen wir nicht, ebenso wenig die Strahlung im ultravioletten Bereich, obwohl auch sie real ist. Mit den raffinierten technischen Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, kann nachgewiesen werden, dass die Eigenschaften der Welt unser Wahrnehmungsvermögen bei weitem übersteigen. Die Welt ist also objektiv nicht so, wie wir sie mit unseren Sinnen wahrnehmen!

      Das bringt weitere Fragen mit sich bis in den philosophischen Bereich hinein: Was ist überhaupt wirklich, objektiv, unabhängig vom wahrnehmenden Subjekt? Konstruiert sich die Welt nur in unserem Hirn mittels unseres Vorstellungsvermögens? Ist das Gras überhaupt nicht grün, die Rose nicht rot, sondern erhalten sie diese Eigenschaft nur zugeordnet? Kein Wunder, dass schon in der Antike die Meinung geäußert wurde, dass wir nur durch ein kleines Fenster die objektive Welt erfahren könnten.

      Berühmt ist das Höhlengleichnis von Plato (427–347 vor Christus): Die Menschen seien wie Gefangene, die in einer Höhle angekettet sind und auf die Felswand starrten. Durch ein Feuer hinter ihnen werden Schatten der Außenwelt auf die Felswand geworfen, die sie dann als Realität betrachten, wogegen diese ja eigentlich nur Illusionen seien.

      Schopenhauer ging in seinem Werk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ ausführlich auf diese Frage der objektiven Realität ein: Die Welt als Vorstellung sei eine Wahrheit, die in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gelte; der Mensch kenne keine Sonne und keine Erde, sondern immer nur sei es sein Auge, das die Sonne sehe, und seine Hand, die eine Erde fühle. Es sei klar, dass die Welt, die den Menschen umgebe, nur als Vorstellung da sei, nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst sei.

      Auch Descartes stellt sich der Frage, ob denn die ganze Welt nur eine Welt der Trugbilder sei. Doch dann ruft er aus: Cogito, ergo sum! – Ich denke, also bin ich doch! Ein irgendwie tröstlicher Ausweg aus der philosophischen Sackgasse, in der die ganze Welt im Undefinierbaren verschwimmt.

      Dennoch sagt uns auch die moderne Neurobiologie, dass es unsere Sinnesorgane sind, die visuelle, taktile, auditive und geruchliche Informationen aufnehmen. Diese werden zu unserem Hirn geleitet, dort interpretiert und zu unseren Vorstellungen der Realität konstruiert. Eine absolute Emanzipation davon gibt es nicht! Darüber hinaus müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es außerhalb der von unseren Sinnen wahrnehmbaren Welt noch weitere Realitäten gibt – physikalisch nachweisbare und andere. Eine solche Dimension haben wir ja eben im Kapital über den Mikrokosmos mit seinen nicht fassbaren Quanten kennengelernt.

      Solche Erkenntnisse können verunsichern. Doch können wir feststellen, dass wir Menschen trotz dieser eingeschränkten Realitätswahrnehmung einigermaßen gut durch die Welt gekommen sind. Wir können auf diese Weise leben und uns weiter entwickeln, auch wenn wir dies in einer Scheinwelt tun.

      Konklusion: Die Schöpfung ist viel, viel größer als wir Menschen noch vor wenigen Jahrzehnten gedacht haben. Das ist auch für unser Gottesverständnis von Bedeutung!

      Wir Menschen verfügen überdies aufgrund unserer Sinne nur ein eingeschränktes Bild der objektiven Realität – jener, die eben für uns erfassbar und erfahrbar ist. Wir nehmen lediglich eine Teilwelt wahr. Vieles bleibt verborgen und ein Teil dessen kann nur indirekt (via technischer Geräte)wahrgenommen werden. Dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir – wie es ja uns Menschen möglich ist – mit diesen Ingredienzen eine abstrakte Welt mit unseren Interpretationen und Ideen schaffen. Ein Teil dieser abstrakten Welt kann dann wiederum der realen Welt zugeordnet werden (z.B. Nachweis durch physikalische Experimente, mathematische Formeln etc.), ein Teil eben nicht. Und in diesem undefinierbaren Teil versagt die Naturwissenschaft. Dort beginnt dann wohl spätestens – bei aller Vorsicht – der Glaube, auch jener an einen Schöpfer.

      Andererseits setzen gerade hier neuere Spiritualitäts-Protagonisten an: Es sei lächerlich, ja absurd, mit so wenig uns bekanntem Universum eine allgemein gültige Welterklärung basteln zu wollen, vor allem aus der Ecke der Naturwissenschaften. Die geistige Sphäre sei eben doch realer und um Vieles bedeutender als die materielle Welt. Woraus auf direktem Weg gefolgert wird, dass nur ein Gottesglaube plausibel sei.

       Wiederum Gott als Lückenbüßer für etwas, das wir nicht kennen!

      Auch wenn sich noch Vieles unserer Erkenntnis verschließt, habe ich Mühe damit, wenn aus Unbekanntem spekulativ sofort wieder Erklärungen in eine bestimmte Richtung als Tatsachen präsentiert werden, die mein Leben bestimmen sollen. Der Mensch kann doch nur aus dem sein Leben gestalten, was ihm durch seine Sinne und seine Geisteskraft vertraut ist, was ihm bisher auch seine Existenz ermöglicht hat. Wenn ich unter allem den Teppich wegziehe, dann wirds schwierig, auch für ein Gottesverständnis.

       Am Anfang Licht – auch am Ende?

      Wir erfahren Licht als etwas Alltägliches. Wir empfinden es als hell in allen Schattierungen und als farbig, das heißt: Licht lässt uns alles um uns herum hell und farbig erscheinen. Eine Lichtquelle (z.B. Glühlampe) sendet Licht aus (Emission); wenn wir eine Hand davor halten, wird das Licht

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