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erscheinende Begriff „Leben“ von Fachleuten definiert wird. Wir alle wissen, was mit diesem Wort gemeint ist, denn Leben ist eigentlich etwas ganz Selbstverständliches. Wir alle haben einen mehr oder weniger gut funktionierenden Körper, sind hier, denken, fühlen und leben. So einfach ist das. Trotzdem lässt sich dieses „Dasein“ nur schwer in Worte fassen. Man hat im Lauf der Zeit schon unzählige Male versucht, es philosophisch und wissenschaftlich zu erklären. Beim Durchblättern etlicher Bücher und bei meiner Suche im Internet konnte ich allerdings bald feststellen, dass es selbst für Experten gar nicht einfach ist, Leben zu definieren. Meist verwendet man dazu eine mehr oder weniger lange Liste bestimmter Merkmale.

      Leben ist jene charakteristische, schwierig zu definierende Eigenschaft, die Lebewesen von bloßer Materie unterscheidet. Wesentliche Merkmale sind Wachstum, Fortpflanzung, Stoff- und Energieaustausch mit der Umwelt.4

      Im Lauf der Geschichte wurde der Begriff „menschliches Leben“ unterschiedlich interpretiert. Es besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass menschliches Leben sich vom Leben der Tiere und Pflanzen unterscheidet und nicht in beliebiger Verfügbarkeit des Menschen steht. Leben in dieser Welt braucht die Materie. Menschsein heißt also, Materie sein. Dies bedeutet, einerseits einen Körper zu haben und gleichzeitig auch „mit Geist begabt zu sein“. Der Mensch verfügt über Körper und Geist. Menschlicher Geist oder die Fähigkeit zu denken und zu fühlen sind an körperliche Funktionen geknüpft. Sie sind von Intelligenz und Bewusstsein wie auch von physiologischen Vorgängen abhängig. Darüber hinaus zeigt die menschliche Erfahrung, dass der Mensch auch eine Seele (Psyche) hat. Die Seele ist „das Innere der Dinge, das Wesen, das zutiefst Bedeutungsvolle“.

       Das medizinisch-naturwissenschaftliche Menschenbild (kartesianisches Menschenbild) betont die biologischen und chemischen Funktionen, die den Organen und den dort arbeitenden Zellen zugeordnet werden. Das sozialwissenschaftliche Menschbild betont, dass der Mensch nur in Gemeinschaft mit anderen Menschen leben und überleben kann. Das holistische (ganzheitliche) und humanistische Menschenbild (geisteswissenschaftliche Menschenbild) betont die Einheit aus drei unterschiedlichen Lebensbezügen: Körper, Seele und Geist. Alle drei stehen in stetiger Wechselwirkung untereinander. Diese Sichtweise hat sich seit den 80er Jahren in der Pflege immer mehr durchgesetzt. 5

      Auf der Suche nach einer Definition findet man unzählige Bemühungen der Wissenschaft um die Beschreibung des Begriffes Leben. Es gibt unterschiedliche philosophische Konzepte von der Antike bis in die Jetzt-Zeit. Letztendlich geht es immer um Listen von Merkmalen, die Leben auszeichnen: Bewegung, Selbsterhaltung oder Fortpflanzung, Selbstorganisation und Stoffwechsel. Auch Regulation und ein aus Teilen bestehender komplexer Organismus werden genannt. Reichen diese Kriterien aus? Es ist verrückt, aber eine ganze Reihe von Eigenschaften, die lebenden Wesen zugeschrieben werden, gelten offensichtlich auch für unbelebte Gegenstände. Robert Hazen vom Carnegie Institut in Washington hat die Frage nach der Definition von Leben in seinem Buch „Genesis“ diskutiert. Er kommt darin zu dem Ergebnis, dass unter den vielen Definitionen, die im Umlauf sind, kaum welche übereinstimmen. Offenbar ist es für die Wissenschaft nicht einfach, hieb- und stichfest zu definieren, was Leben ist. Die NASA hat deshalb im Jahr 2000 eine hochrangige Kommission eingesetzt, um eine solche Definition zu entwickeln. Das Ergebnis: das Leben ist ein chemisches System. Leben hat nach der NASA-Variante immer eine stoffliche Grundlage. Es funktioniert durch den Ablauf chemischer Reaktionen. Außerdem hat es die Fähigkeit, sich an eine veränderliche Umwelt anzupassen, denn Lebewesen vererben ihre Merkmale an ihre Nachkommen. Dabei kommt es durch Mutationen im Erbgut immer wieder zu Veränderungen. Wenn dadurch ein Merkmal entsteht, das einen Selektionsvorteil bietet, setzt sich diese Veränderung durch. Diese Art der Anpassung ist etwas, das leblose Dinge definitiv nicht können.6

      Wie sie anhand dieser wenigen Beispiele sehen können, ist es schwierig, etwas so Selbstverständliches wie „Leben“ zu definieren. Hochrangige Experten sagen, es ist ein chemisches System mit einer stofflichen Grundlage. Aber ist es nicht viel, viel mehr? Ist Leben nicht ein unbegreifliches und somit nicht definierbares Wunder?

       … es ist nicht eigentlich das Sterben, was so schwer ist. Für das Sterben braucht man keine Fertigkeiten und keine besondere Einsicht. Jeder bringt es fertig. Zu leben ist schwer – zu leben, bis man stirbt, ob der Tod nun unmittelbar bevorsteht oder weit entfernt ist, ob man selber stirbt oder jemand, den man liebt. 7

      Die kürzeste Definition von „Sterben“ lautet: Sterben ist aufhören zu leben. Mit dem Begriff Sterben bezeichnen wir also jene Zeit am Ende eines Lebens, die den Übergang zum Tod darstellt. Sterben, sofern es nicht plötzlich und unerwartet geschieht, ist nach meinen Erfahrungen eine vielschichtige und intensive Phase des Lebens. In der Fachliteratur wird Sterben beispielsweise folgendermaßen definiert:

      Biologische Grundlagen von Sterben und Tod. Zellen sterben, sobald ihre Fähigkeit erlischt, sich an Umwelteinflüsse und Schädigungen anzupassen. Der Zelltod ist durch den irreversiblen Funktionsverlust der Zelle gekennzeichnet. Die Zellstrukturen lösen sich auf. Der Übergang von lebender zu toter Zelle ist unscharf, der genaue Zeitpunkt kann nicht bestimmt werden. In vielzelligen Organismen kommt es laufend zum Untergang von Zellen, die aber durch Wachstumsvorgänge erneuert werden. Zellerneuerung und Zelltod befinden sich in einem dynamischen Gleichgewicht. Störungen dieses Gleichgewichtes führen zu Alter und Tod. Ein vielzelliger Organismus stirbt, wenn es als Folge des Absterbens einzelner Zellen zum Funktionsausfall und Untergang ganzer Organe kommt und dieser Funktionsausfall nicht durch andere Organe kompensiert werden kann. Störungen im Wechselspiel von Zellerneuerung und Zelltod können beispielsweise durch Gifte, Infektionen oder hormonelle Fehlsteuerungen bewirkt werden. Aber auch ohne Krankheitsprozess kommt es zur Seneszenz (Alterung, Vergreisung) von Zellen und Organismen und schließlich zum Tod.8

      Lebensbedrohende Erkrankung. Darunter versteht man im Allgemeinen eine Erkrankung, die das Leben gefährdet oder mit einem signifikanten Risiko zu sterben verbunden ist oder eine Erkrankung, bei der keine Heilung oder Behandlung mehr möglich ist und die zum Tod führt.9

      Aus psychologischer Sicht wird ein sterbender Mensch als jemand beschrieben, der objektiv vom Tod bedroht ist und sich dieser Todesbedrohung so weit bewusst ist, dass sie sein Erleben und Verhalten bestimmt. Als Sterbender im medizinischen Sinn wird ein Mensch bezeichnet, dessen Tod als Folge eines Unfalles, einer nicht behandelbaren Krankheit oder infolge hohen Alters in absehbare Nähe gerückt ist. Die unmittelbare Todesursache ist schon abzusehen, der Tod wird nach ärztlicher Einschätzung innerhalb von Tagen bis Monaten eintreten.10

       Wenn wir sterben, wird auf der körperlichen Ebene die gesamte Körperenergie, die vorhanden ist, verlangsamt. Zunächst lässt diese Energie in den Sexualorganen und in den Verdauungsorganen nach, was sich darin äußert, dass der Appetit nachlässt und die Verdauung viel länger braucht. Der sterbende Mensch schläft viel mehr und die Hormonausschüttung wird weniger. Die Arbeit des Nervensystems wird herabgesetzt und Atmung und Herz werden langsamer. Die gesammelte Kraft der Seele sammelt sich im Kopf des Sterbenden, was zu einer erhöhten Bewusstheit führt. 11

      Wenn sich ein Sterbender angstfrei auf das Außen einstellen kann und anwesende Angehörige wahrnimmt, dann kann er ganz leicht loslassen und in die andere Dimension gleiten. In dem Moment, wo ein Mensch aus seinem Körper heraus ist, tritt das Bewusstsein durch den Kopf aus. Solange das Bewusstsein aber noch im Kopf vorhanden ist, atmet die Lunge und schlägt das Herz. Wenn wir also vollständig den Körper verlassen haben, d. h. inklusive des Bewusstseins, gehen wir sofort in eine andere Dimension, werden abgeholt und gehen ins Licht.12

      In der esoterischen Literatur ist häufig von der „Silberschnur“ die Rede, einem silberfarbenen Energieband, das die Seele mit dem Körper verbindet und beim Eintritt des Todes zerreißt.

       Im Augenblick des Todes zerreißt die Silberschnur, die Seele und Körper miteinander verbindet. Wenn das geschehen ist, kann die Seele nicht mehr in den Körper zurückkehren. 13

      Die

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