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und fünf bis sechs Meter im Durchmesser. Etwa so zehn Meter weiter liegen am Fuße eines Baumes tatsächlich die Überreste eines menschlichen Körpers.

      Schön ist der Anblick wirklich nicht, weshalb ich mir gleich mal über die Füße kotze. Bevor ich nun den Tatort noch mehr kontaminiere, geh ich mal schnell zum Auto, nehme eine Rolle von dem Absperrband, auf dem steht »Polizeiliches Sperrgebiet Zutritt verboten« und beginne damit, den Wald weiträumig abzusperren. Dabei nehme ich zur Kenntnis, dass nun nach und nach die Kollegen aus den alarmierten Abteilungen eintreffen.

      Nachdem ich meine Runde mit dem Absperrband abgeschlossen habe, sehe ich meinen Freund, den Spurensicherer Martin Schneider, mit seinem Köfferchen den Weg entlang laufen.

      „So eine Sauerei“, kommt er mir schimpfend entgegen, was mich auch gleich betroffen macht. Sicher ist das eine Anspielung auf meinen Mageninhalt, der so nahe bei der Leiche liegt.

      „Können die ihre Opfer nicht einfach erstechen und das Messer stecken lassen?“, motzt er weiter. „Aber nein, da muss man Sprengstoff unter einer Feuerstelle vergraben, damit überall Innereien liegen. Zwei meiner Männer haben schon den Tatort vollgekotzt.“

      Das beruhigt mich nun ungemein. Zum einen passiert so etwas auch Spurensicherern und zum anderen fällt somit mein Flecken nicht mehr auf und nun erfährt niemand von meinem Malheur.

      „Das heißt, mit deinem Brechfleck sind es nun drei, die mir den Tatort kontaminieren.“

      „Scheiße, wer hat gepetzt?“, sag ich nun, als ich endlich mal zu Wort komme.

      „Da braucht niemand zu petzen, sowas erkenne ich schon an dem ganzen vegetarischen Kram. Das Zeug isst doch nur du“, hat er mich ertappt. Endlich streckt er mir seine Hand entgegen: „Grüße dich mein Freund, ich hoff, dass es dir außer deinen Magenbeschwerden gut geht. Nun musst du mich leider entschuldigen, ich muss wieder dort rüber bevor mir noch einer hinkotzt.“

      Gut, dort rüber brauch ich nun wirklich nicht mehr und schau mich deshalb mal um. Es hat sich eine stattliche Anzahl Einsatzfahrzeuge eingefunden. Aus einem eben angekommenen Mercedes steigt gerade ein mir bekannter Altpunker aus. Irokesenschnitt, Nasenring, zwölf Piercings in der linken Augenbraue und einen Doktortitel, das ist der Pathologe Hansi vom Städtischen Klinikum in Karlsruhe.

      Ich nicke ihm freundlich zu, was er mit einem: „Na Dieter, magst du ein Bonbon“, beantwortet.

      „Du mich auch“, rufe ich zurück und strafe ihn mit Nichtbeachtung.

      Was mir nun aber noch auffällt, ist, dass unser Leichenfinder gerade mit zwei Beamten in einen Kleinbus steigt. Na, dessen Aussage will ich mir doch auf keinen Fall entgehen lassen.

      Am kleinen Tischchen hinten im Bus sitzen die beiden Kollegen, der eine groß, schlank, mit kurzem Borstenhaarschnitt und die andere eher klein, athletisch, mit langem schwarzem Haar und einem leicht exotischen Aussehen. Gegenüber sitzt der langbärtige Mann, bei dem ich weder Herkunft noch Alter einzuschätzen vermag.

      Um die Beamten nicht zu stören, setze ich mich auf den Beifahrersitz, um durch das Abgrenzungsgitter das Geschehen zu beobachten.

      Der Polizist kommentiert meine Aktion mit einem: „He he he!“

      Die Polizistin ist da mit einem: „Ach Gottle, der Chef“, doch deutlich respektvoller.

      „Ah Chef, sorry“, sagt nun der Beamte entschuldigend.

      „Lasst euch nicht stören“, sag ich auffordernd, damit nun endlich das Aufnehmen der Aussage beginnen kann.

      „Name und Adresse bitte“, sagt meine Kollegin, die bereit ist, alles was gesagt wird, auch in den Laptop vor ihr einzutippen.

      „Korbinian. Korbinian Jansen“, beginnt der Bartträger zu sprechen, während die gezwirbelten Enden seines Schnauzbartes lustig wackeln, „isch wohn im Karlstal in dere alde Kutschermühle, eigendlisch geherd des zu Trippstadt. Also wohn isch in Trippstadt in de Kutschermühl äns.“

      „Kutschermühle eins“, wiederholt die junge Dame mit dem prächtigen Haar, „Beruf?“

      „Jo, isch bin hald Schdroßeplaner.“

      „Sie sind was?“

      „Schdroßeplaner bin isch. Straßenbauingenieur in gehobener Beamtenposition, nennd sich des richdisch.“

      „Herr Jansen“, schaltet sich nun der Polizist ein, „können Sie mir bitte erklären, weshalb Sie krampfhaft versuchen, pfälzisch zu reden, obwohl Sie sich sichtlich schwertun damit.“

      „Weil isch do dehäm bin, des isch mei geliebte Wahlheimat. Wissens wie än Transvestit im falsche Kerper gebore is, so war isch am falsche Ort gebore. Un jetzt, wo isch endlisch am rechte Fleck bin, loss isch mers ah nid nemme, so zu babbele, wie sichs do geherd.“

      Somit ist dieses Rätsel schon einmal gelöst.

      „Dann erzählen Sie mal, wie es zu Ihrer grausigen Entdeckung kam, Herr Jansen“, übernimmt nun der Mann mit dem Stoppelhaar die Befragung.

      „Ja, des war so, wie jeden Freidach noch de Aweid hab isch mein Drahtesel gschnabbd und bin do rauf geradelt. Jeden Freidach, wos nur geht, bin isch üwwer Nacht hier und genies mei Pfälzer Wald. Jeden Freidach sitz isch do am Feuer und lausch de Nadur. Un so wars ach heud gepland, also bin isch noch de Aweid do herruf geradelt un dann heb isch des do gfunne.“

      „Ist Ihnen denn noch etwas aufgefallen?“

      „Ah jezd, wo Ses sachen Herr Bolezischd, ajo, äh verdel Schdunn bevor isch do war had es gerumst im Wald. Des werd die Exblosion gewehse sei.“

      „Das sollte es gewesen sein“, sagt mein Kollege nun abschließend.

      Für ihn vielleicht, allerdings für mich nicht, weshalb ich mich nun nach hinten begebe.

      „Herr Jansen“, übernehme ich nun das Ruder, „wenn Sie hier jeden Freitag verbringen, sind Sie denn da immer alleine hier?“

      „Ei nänä, do sinn ach öffder annere do, des isch jo än öffendlicher Platz, nid wahr?“

      „Okay, und wer übernachtet hier dann so mit Ihnen?“

      „Och des is ganz verschiede. Mo Radfahrer, so wie isch, mo Reider mid ihre Pfärdscher, annermol sinns Wannersleid oder Druidekoleche von meim Keltenkult.“

      „Keltenkult?“, entfährt es mir verwundert.

      „Jo, ehwe Leid wie isch. Mehr mache nix Schlimmes un beschäffdigen uns hald mit alde Brauchtümer und vehl Kräuterkunde.“

      Da kann man doch alt werden wie eine Kuh und man lernt doch immer noch dazu. Druiden? Also sitzt vor mir ein Miraculix der Neuzeit?

      Egal, ich habe Wichtigeres zu fragen: „Haben Sie eine Ahnung, wer das Opfer sein könnte?“

      „Na, Sie hänn sischer ach gsehe, dass mar vunn dere Leich nimmi viel erkenne kann, isch wäss nid wer des gewässt sei kinnd.“

      Da hat er schon recht, der Herr Jansen, auch ich konnte nicht einmal sehen, ob dort ein Männlein oder ein Weiblein liegt.

      „Haben Sie eine Idee, wie wir herausfinden können, wer dort liegt?“, frage ich deshalb.

      „www.trekking-pfalz.de“, sagt der Kautz nun wie aus der Pistole geschossen, „dort sollte sich jeder Nutzer von so einem Platz anmelden. Dort haben Sie sehr gute Chancen zu erfahren, wer für heute gebucht hatte.“

      Nachdem ich mich artig für diese Informationen bedankt habe, druckt die junge Kollegin in Uniform das Protokoll der Befragung aus, das Korbinian Jansen auch gleich unterschreibt.

      Nachdem er den Kleinbus verlassen hat, verteile ich die Aufgaben. „Herr Kollege“, spreche ich zuerst den Beamten an, „gehen Sie doch bitte noch einmal zum Tatort und fragen Sie nach, ob bei dem Leichnam irgendwelche Papiere gefunden wurden, die auf seine Identität hinweisen. Sie“, sag ich, während ich meinen Blick zu der Kollegin wende, „Sie möchte ich bitten, über den Webseitenbetreiber

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