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ich mir“, meint Timo resignierend.

      Nun ist es auch für mich an der Zeit mal in die Röhre zu schauen. Also in die Bildröhre oder besser gesagt in den Flat-Screen, so heißt das ja inzwischen, glaub ich mal zumindest. Also schau ich an meinem Monitor die Berichte durch. Okay, so nebenbei klicke ich auch das Dienststellenvoting an. Nicht gerade etwas was ich interessant finde. Ich weiß auch beim besten Willen nicht, warum es die neuesten asiatischen Studien für wichtig erachten, wie viel Putzmittel, Seife oder Toilettenpapier wir täglich verbrauchen.

      Da mach ich doch lieber etwas, das ich schon seit Monaten nicht mehr getan habe. Ich logge mich bei Facebook ein. Stolze dreizehn Nachrichten warten darauf von mir gelesen zu werden. Okay, die erste ist nicht gerade sehr wichtig. Sie stammt von einer Susi, die mir wiederum von einer Anette ausrichtet, dass sie mich sehr vermisst und ich mich auf einer »heiße Luder«-Seite anmelden soll, um mit ihr in Kontakt zu treten. Ich entscheide mich spontan dagegen, da mir eine Anette Luder gänzlich unbekannt ist.

      Ebenso entscheide ich mich auch gegen Pia Schlüpfer und gegen Renate Granate.

      Die nächste Susi kenn ich dann doch, denn sie ist eine ehemalige Klassenkameradin, die mich zum Klassentreffen einlädt. Was? Tatsächlich! Dreißig, wirklich dreißig Jahre ist es inzwischen her, als wir unseren Schulabschluss gemacht haben. Und ich fühle mich keinen Tag älter. Zumindest wenn die Schmerzen in der Lendengegend nicht wären und die vierzig Kilo Übergewicht. Aber sonst bin ich noch ganz der Alte, eben nur mit zwei pubertierenden Kindern und etwas dünnerem Haar.

      Nun informiert mich Facebook darüber, dass sie ihre Nutzungsbedingungen geändert haben, was wohl bedeutet, dass meine Nachrichten nun »Just in Time« der Werbeindustrie zur Verfügung gestellt werden. Na egal, irgendeinen Preis muss ich eben zahlen, um mit allen meinen sechshundertfünfundachtzig Freunden kommunizieren zu können.

      Nun bereue ich doch, meine Nachrichten schon so lange nicht mehr abgerufen zu haben. Die restlichen acht sind von Laura. Richtig, allesamt von Laura Schmitt, unsere liebe Kollegin aus Landauer Zeiten, die wir immer Lara, nach Lara Croft aus dem Computerspiel Tomb Raider, genannt haben.

      Ohne Vorwarnung ist plötzlich ihr verschollen geglaubter Vater aufgetaucht, mit dem sie dann zur Fremdenlegion gegangen ist, um gegen den Terror auf der Welt zu kämpfen.

      Durch ihren Fleiß, Mut und vor allem durch ihr atemberaubendes Äußeres war sie in der Landauer Wache mehr als beliebt.

      Auch in meinem Herzen hat sie ein klaffendes Loch hinterlassen. Und nun? Nun sind da acht Nachrichten von ihr. Mir ist, als würde sie neben mir stehen, ich kann förmlich ihr Deo riechen. Spüre ich da ihren Atem im Nacken? Nein! Alles was von Laura hier ist, sind diese acht Nachrichten.

      Sieben handeln davon, wie sie untergebracht ist, wie es ihrem Vater geht und wie sehr sie uns und die Pfalz vermisst.

      Die achte, die gerade einmal vier Wochen alt ist, ja die, genau die, ach was lest sie doch einfach selbst.

      „lieber dieter, nun ist es soweit. meine ausbildung ist nun abgeschlossen. ich bin trainiert im nahkampf, sodass ich mit bloßen händen einem zweimeter mann das genick brechen kann. zudem kann ich dir als scharfschützin bei berücksichtigung der windverhältnisse auf dreitausent metern einen apfel vom kopf schießen. nun geht es in den kampf. wo und gegen wen kann und darf ich dir aus sicherheitsgründen nicht sagen. alles was ich sagen kann ist, dass wir heute nacht abspringen werden. papa ist auch dabei und ich soll dir von ihm sagen, dass er mich auch nicht aus den augen lässt und mich selbst mit seinem leben beschützen wird. dieter du sollst wissen, dass ich bei dem einsatz an dich denken werde. ich möchte, dass du und alle anderen im westen sicher leben können, deshalb kämpfe ich gegen die fanatischen bastarde. du warst immer mehr als nur ein chef für mich. vorbild, vater und vor allem freund!!! Ich meld mich, wenn ich zurück bin, deine la(u)ra“.

      Jetzt erst mal den Kloß im Hals herunterschlucken und die Nase nach oben ziehen, besser gesagt deren Inhalt.

      „Mensch Dieter“, spricht mich nun Timo an, der mir ein Papiertaschentuch entgegen hält, „putz dir die Nase, bist ja kein kleines Kind mehr.“

      Ich nehme das Angebot gerne an und verstecke mein Gesicht darin. Timo braucht ja nicht sehen, dass ich hier heule wie ein Wasserspender.

      Um auf andere Gedanken zu kommen, beschließe ich Yang und Treiber zu besuchen, um zu sehen, wie weit unser neues Pressebüro gediehen ist. Nun haut es mich aber total aus den Socken, steht doch da ein mir nicht unbekannter Arbeiter in einer Latzhose, die den Schmutz eines ganzen Arbeitslebens gespeichert hat.

      „Ei jezzard bin ich awwer blatt. S’ Schlämberds ehrn Jingschder. Ah dich häb ich jo Johre nimmi gsäne (ich fühle mich wie von einer Walze überrollt. Treffe ich doch tatsächlich der Familie Schlempert ihren Letztgeborenen, den ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr begrüßen durfte)“, trällert er mir in tiefster Eingeborenensprache entgegen. Leider ist dies auch die einzige Ausdrucksweise, die er beherrscht.

      Da bleibt mir ja nichts anderes, als ebenso zu antworten: „Jezd haldemo de Balle flach, was hoschd dann du bei uns zu suche (neige doch bitte nicht zum Übertreiben. Welche Umstände verschaffen uns die Ehre deines Besuches?).“

      „Ich sell dänne zwä Kaschber do än Dreese hiezimmere. Awwer die wärren jo nid ähnich, wie hoch des Ding werre sell (Mir wurde der Auftrag erteilt, hier einen Empfangstresen zu errichten. Allerdings konnten die Herren Yang und Treiber mir die Höhe des Tresens bisher noch nicht nennen, was mich an der Ausführung des Auftrages hindert).“

      Die beiden bringen mich noch zur Weißglut. „Werte Kollegen“, probiere ich es deshalb im Guten, „woran scheitert es denn, die Höhe eines gewöhnlichen Empfangstresen zu definieren?“

      „Laut neuster asiatischer Studien sollte die Höhe eines Tresens im Empfangsbereich einen Meter nicht überschreiten, um Gesprächsbereitschaft zu signalisieren.“ Von wem dieser Satz stammt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

      „Mir sind die asiatischen Studien Jacke wie Hose“, setzt sich nun Treiber zur Wehr, „wenn ich auf einem so tiefen Tresen Formulare ausfüllen soll, bekomme ich Rückenschmerzen. Unter eins zehn ist da nichts zu machen.“

      Bin ich denn hier bei der Polizei oder der Leiter einer Kindertagesstätte? Ruhig Schlempert, ganz ruhig. Du bist Führungspersönlichkeit, da zeigt man keine Nerven. Durchatmen, Plan erstellen und dann delegieren, so war einer der Tipps, die mir mein Freund Eberhard Palanowsky mit auf den Weg gegeben hat.

      „Du machschd jezerd äfach dänn Drese halwer än Meder un halwer än Meder zeh hoch (Lieber Handwerker, ich bitte dich den Tresen in der Mitte zu teilen und die Höhen den Wünschen des jeweiligen Mitarbeiters anzupassen).“ Nun wende ich mich den beiden Streithähnen zu: „Und Ihr beiden arbeitet nun einmal an der Harmonie eurer Zusammenarbeit und bringt dieses Projekt zeitnahe zu Ende. Wenn euch das nicht gelingt, droht euch die Versetzung zur Putzkolonne, was unserer Immigrationsquote keinen Schaden zufügt.“

      Und jetzt nichts wie raus hier, bevor ich noch ausfallend werde.

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