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Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus
Читать онлайн.Название Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis
Год выпуска 0
isbn 9783956179822
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Автор
Hektisch glitt sein Blick über die Leute am Tresen. Es waren vorwiegend Männer. Zänkisches Stimmengewirr drang zu ihm herüber.
Ein riesiger Kerl in Ledermontur kam an ihm vorbei und musterte ihn.
"Ich weiß nicht, ob das der richtige Laden für dich ist", meinte er dann.
Smith' Gesicht blieb regungslos.
"Das lassen Sie mal meine Sorge sein", zischte er.
Der Kerl in Ledermontur zuckte die Achseln und ging hinaus.
Smith sah sich weiter in dem Lokal um.
Die Billardtische waren im Moment kaum frequentiert. Im Hintergrund lief gitarrenorientierte Musik.
Smith ging zum Schanktisch.
Der Mann, der die Getränke ausgab, hatte einen Vollbart, der ihm fast bis zum Rippenbogen reichte. Die schon schütter gewordenen Haare waren zu einem Zopf zusammengefasst.
"Ich bin ein Freund von Tom Ridger", behauptete Smith.
Der Bärtige grinste.
"Du siehst mir eher aus wie ein mormonischer Missionar, Bruder."
"Wo ist Tom?"
"Die Frage ist doch: Betrachtet Tom dich auch als seinen Freund? Mit so komischen Typen wir dir habe ich ihn nämlich noch nie 'rumlaufen sehen."
"Es geht für ihn um eine Menge Geld."
Der Bärtige runzelte die Stirn. "Für'n Bullen bist du zwar langweilig genug angezogen - aber nicht clever genug. Wer sind Sie?"
"Mein Name ist Smith!"
"Allein mit den Smith' von New York City könnten Sie 'ne ganze Kleinstadt füllen", erwiderte der Bärtige. "Ein bisschen genauer hätte ich's schon ganz gerne."
"Wenn Sie Tom sagen, dass Smith hier war, wird er Bescheid wissen."
"Habe ich gesagt, dass Tom hier her kommt?"
"Schon gut, Corey", meldete sich eine heisere Stimme von hinten. Smith drehte sich herum. Ein hoch aufgeschossener, muskulöser Kerl stand vor ihm. Das enganliegende schwarze T-Shirt ließ die Arme frei, auf denen vor lauter Tätowierungen kaum noch Platz war. Das Haar war blond und steil in die Höhe gerichtet. Aber das Blond ging zu sehr ins Gelbliche, um echt zu wirken.
"Du bist Smith?", fragte er.
"Ja."
Der Bärtige mischte sich ein. "Ich dachte, ihr kennt euch."
"Halt die Klappe", knurrte der andere.
"Wir sollten uns unter vier Augen unterhalten, Mr. Ridger", schlug Smith vor.
20
Milo saß am Steuer unseres Dienstwagens. Wir waren unterwegs nach Yorkville, wo Tom Ridgers letzte Adresse lag. Ob die noch stimmte, würde sich zeigen. Ridgers Bewährungsauflagen waren längst abgelaufen und er brauchte sich nirgends mehr zu melden.
Ich hatte die Mappe auf den Knien, in der die Ermittlungsergebnisse der Polizei in Stamford dokumentiert waren.
Eine ganze Weile betrachtete ich das Phantombild von dem Mann, der im Verdacht stand, Lansing und Manzaro getötet sowie den CX-Behälter an sich gebracht zu haben.
"Wir sollten dieses Bild mal in der Gegend des Times Square herumzeigen", meinte ich. "Vielleicht hat jemand diesen Mann dort in der Nähe einer bestimmten Telefonzelle gesehen..."
"Du glaubst, er könnte der mysteriöse Mann namens Smith sein", vermutete Milo.
Ich nickte.
"Liegt doch nahe", fand ich.
"Ich sag es ungern, aber uns läuft die Zeit davon."
"Wem sagst du das, Milo."
"Wenn wir diesen verdammten CX-Behälter bis Ende der Woche nicht aufgetrieben haben, sehe ich ziemlich schwarz."
Tom Ridgers Adresse lag in einem schmucklosen, fünfstöckigen Brownstone-Haus, das ziemlich heruntergekommen aussah. Dies war Sanierungsgebiet. Hier investierte niemand in alte Häuser. Jeder wartete darauf, dass der Abriss endlich begann.
Milo und ich stellten den Wagen aus der Fahrbereitschaft des FBI-Districts New York am Straßenrand ab, stiegen aus und gingen zur Haustür. Sie stand offen. Es gab keine Videoüberwachungsanlage oder irgendwelche anderen Sicherheitsmaßnahmen, wie sie inzwischen überall im Big Apple gang und gäbe waren. Es gab hier noch nicht einmal ein funktionierendes Schloss.
Der Flur war mit Graffitis verschmiert.
Der Fahrstuhl funktionierte nicht.
Mit schnellen, raumgreifenden Schritten brachten wir jeweils zwei oder drei Treppenstufen auf einmal hinter uns.
Ridgers Wohnung lag im ersten Stock.
Minuten später standen wir vor seiner Wohnungstür.
Die Klingel hatte jemand mutwillig zerstört. Von Ridgers Name war nur noch RIDG übriggeblieben. Auch hier war der Flur mit Griffitis übersät, doch selbst die waren schon nicht mehr vollständig. Überall blätterte der Putz herunter.
Milo und ich zogen unsere Dienstwaffen.
Aus dem Inneren der Wohnung waren Geräusche zu hören.
"Scheint, als wäre Ridger zu Hause", meinte Milo.
Wir hatten uns rechts und links von der Tür postiert.
Ich nickte Milo zu.
Milo schnellte vor, holte zu einem gewaltigen Fußtritt aus.
Die Tür sprang auf, Milo stürzte mit der P226 im Anschlag hinein. Er riss den Lauf der Waffe empor.
"FBI! Hände hoch!", rief er.
Ich folgte ihm in die Wohnung.
Inmitten eines chaotisch wirkenden Wohnzimmers stand ein Mann, wie zur Salzsäule erstarrt. Er hatte eine Halbglatze und war schätzungsweise fünfzig bis sechzig Jahre alt.
Die Bilder, die ich von Ridger auf dem Computerschirm gesehen hatte, waren zwar schon etwas älter, aber immer noch gut genug, um auf den ersten Blick zu sehen, dass dies ein anderer Mann war. Er war offensichtlich damit beschäftigt, die Wohnung zu durchwühlen.
Zögernd hob er die Hände.
"Sie denken jetzt sicher was ganz Falsches", stammelte er, während er auf den Dienstausweis starrte, den Milo ihm entgegenhielt.
Ich