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Er als Purushottama über beiden, oberhalb der Erhabenheit über die Natur und der Gebundenheit an die Natur. Diese Idee des Purushottama wird zwar ständig in den Upanishaden vorausgesetzt, sie wird aber erst von der Gita herausgelöst und entschieden herausgearbeitet. Sie hat auf die spätere Entwicklung des indischen religiösen Bewusstseins gewaltigen Einfluss ausgeübt. Sie ist die Grundlage des höchsten Bhakti-Yoga, der den Anspruch erhebt, die starren Definitionen der monistischen Philosophie zu überwinden. Sie steht im Hintergrund der Philosophie der hingebungsvollen Puranas.

      Die Gita ist nicht damit zufrieden, innerhalb der Sankhya-Analyse von Prakriti stehen zu bleiben. Denn diese gibt nur dem Ego-Sinn Raum und nicht dem vielfachen Purusha, der ja kein Teil von Prakriti, sondern von ihr getrennt ist. Die Gita versichert hingegen, dass der Herr durch Seine Natur zum Jiva wird. Wie ist das möglich, da es nur die vierundzwanzig Prinzipien der kosmischen Energie und keine anderen gibt? Ja, sagt eigentlich der göttliche Lehrer, das ist eine völlig gültige Darstellung für die sichtbaren Operationen der kosmischen Prakriti mit ihren drei Gunas. Und die Beziehung, die hier dem Purusha und der Prakriti zugeschrieben wird, ist auch völlig gültig und für die praktischen Zwecke der Involution in sie und der Rückkehr aus ihr von großem Nutzen. Das ist aber nur die niedere Prakriti der drei Qualitäten des Nichtbewussten, das sichtbar Gewordene. Es gibt aber noch eine höhere, eine höchste, eine bewusste und göttliche Natur. Diese ist zur individuellen Seele, zum Jiva, geworden. In der niederen Natur erscheint jedes Wesen als das Ego. In der höheren ist der Mensch der individuelle Purusha. Mit anderen Worten: die Vielfalt ist ein Teil der spirituellen Natur des Einen. Diese individuelle Seele bin ich selbst. In der Schöpfung ist sie eine Teil-Manifestation von mir, mamaiva amśaḥ, und sie besitzt alle meine Mächte. Sie ist beobachtender Zeuge, erteilt die Sanktion, ist Erhalter, Wissender, Herr. Sie steigt in die niedere Natur hinab und denkt, sie sei durch das Handeln gebunden, um so das niedere Wesen zu genießen. Sie kann sich aber zurückziehen und als der passive Purusha erkennen, der frei ist von allem Handeln. Sie kann sich über die drei Gunas erheben und, befreit von der Gebundenheit durch Handeln, doch das Wirken beibehalten, wie ich selbst es tue. Sie kann durch die tiefe Verehrung des Purushottama und die Einung mit ihm sich völlig ihrer göttlichen Natur erfreuen.

      Von dieser Art ist ihre Analyse. Sie beschränkt sich nicht auf den kosmischen Prozess der vordergründigen Erscheinung. Vielmehr dringt sie in die verborgenen Geheimnisse der überbewussten Natur ein, uttamaṁ rahasyam. Dadurch begründet die Gita ihre Synthese von Vedanta, Sankhya und Yoga, ihre Synthese von Wissen, Wirken und Hingabe. Durch reines Sankhya allein ist die enge Verbindung zwischen Wirken und Befreiung widersprüchlich und unmöglich. Durch reinen Monismus allein wird die dauernde Weiterführung des Wirkens als eines Teils des Yoga und die volle Hingabe der Verehrung, nachdem vollkommenes Wissen, Befreiung und Einung erreicht sind, unmöglich, zumindest widersinnig und zwecklos. Die Sankhya-Erkenntnis der Gita zerstreut alle diese Hindernisse, und das Yoga-System der Gita triumphiert über sie. (68-80)

      2.39

       Diese Einsicht (die vernunftgemäße Erkenntnis der Dinge und des Willens) wird dir durch Sankhya vermittelt. Vernimm nun dasselbe im Yoga! Denn wenn du durch diese Einsicht im Yoga gegründet bist, O Sohn Prithas, wirst du die Fesseln deiner Taten abschütteln.

      Ich habe dir die Haltung einer das Selbst befreienden Intelligenz im Sankhya dargelegt, sagt der göttliche Lehrer zu Arjuna. Nun will ich dir eine andere Haltung im Yoga erklären. Du schreckst vor den Folgen deiner Handlungen zurück. Du begehrst andere Ergebnisse und wendest dich ab von deinem rechten Pfad im Leben, weil er dich nicht zu jenen führt. Aber deine Vorstellung von Handlungen und ihrem Resultat, wobei das Begehren nach dem Resultat der Beweggrund ist und die Handlung ein Mittel zur Befriedigung des Begehrens, entspricht der Gebundenheit der Unwissenden, die nicht wissen, was die Werke sind, nicht ihren wahren Ursprung, nicht ihren wirklichen Verlauf, nicht ihren hohen Nutzen kennen. Mein Yoga wird dich von aller Gebundenheit der Seele an ihre Werke befreien, karmabandhaṁ prahāsyasi. (94)

      2.40

      Auf diesem Pfad ist keine Mühe verloren, kein Hindernis hat Bestand. Selbst ein wenig von diesem Dharma befreit dich von der großen Furcht.

      Arjuna ist von jener großen Furcht gepackt, die die Menschheit bedrängt, ihre Furcht vor Sühne und Leiden, hier und danach; ihre Angst in einer Welt, von deren wahrer Natur sie nichts weiß; vor einem Gott, dessen wahres Wesen sie ebenfalls nicht gesehen hat und dessen Absicht mit dem Kosmos sie nicht versteht. Mein Yoga wird dich von der großen Angst befreien, sagt der göttliche Lehrer zu ihm, selbst ein wenig von ihm wird dir Erlösung bringen. Sobald du einmal die ersten Schritte auf diesem Pfad gegangen bist, wirst du finden, dass kein Schritt umsonst ist. Jeder noch so kleine Augenblick wird dir zum Gewinn werden. Du wirst entdecken, dass es kein Hindernis gibt, das dir dein Vorwärtsschreiten vereiteln könnte. Das ist ein kühnes und absolutes Versprechen. Einem solchen kann das angstvolle und zaudernde Gemüt, das auf all seinen Pfaden bedrängt ist und strauchelt, nicht leicht sicheres Vertrauen schenken. (94-95)

      2.41

      Die fest im Selbst gegründete und entschlossene Intelligenz ist zielgerichtet und homogen, O Freude der Kurus; aber vielverzweigt und mannigfaltig ist die Intelligenz des Unentschlossenen.

      Intelligenz: Das hier verwendete Wort Buddhi bedeutet im eigentlichen Wortsinn die mentale Macht des Verstehens. Von der Gita wird es offensichtlich in einem umfassenden philosophischen Sinn für das ganze Wirken des unterscheidenden und entscheidenden Mentals gebraucht, das sowohl die Richtung wie die Verwendung unserer Gedanken bestimmt, und ebenso die Richtung und Verwendung unserer Handlungen. Denken, Intelligenz, Urteilsvermögen, scharfsichtige Auswahl und Zielsetzung sind allesamt in seine Arbeit eingeschlossen. Denn das Charakteristische der geeinten Intelligenz ist nicht nur die Konzentration des Mentals, das erkennt, sondern besonders die Konzentration des Mentals, das entscheidet und in der Entscheidung verharrt, vyavasāya. Im Gegensatz dazu ist das Kennzeichen der zerstreuten Intelligenz nicht so sehr ihr Abschweifen von ihren Vorstellungen und Wahrnehmungen, als vielmehr die Unstetigkeit der Ziele und Begehren, deshalb auch des Willens. So sind also Wille und Erkenntnis die beiden Funktionen von Buddhi. Der in sich geeinte intelligente Wille ist in der erleuchteten Seele fest gegründet. Er ist in einer inneren Erkenntnis des Selbstes konzentriert. Die nach vielen Seiten hin verzweigte und nach verschiedenen Zielen strebende Intelligenz, mit vielen Dingen beschäftigt, ohne Sorge um das Eine, das nottut, steht im Gegensatz dazu unter der Herrschaft der ruhelosen und unsteten Tätigkeit des Mentals. Sie ist in das äußere Leben, Wirken und dessen Ergebnisse zerstreut. (95-96)

      2.42-43

      Es sind blumige Worte, die jene verkünden, die keine klare Urteilskraft haben, der Lehre des Veda ergeben und davon überzeugt, dass es nichts darüber hinaus gibt, Seelen der Begehrlichkeit, nach dem Paradies Suchende –, sie bringt die Früchte der Werke der Geburt, ist vielgestaltig und verlangt besondere Riten und ist auf Genuss ausgerichtet und auf Macht als ihr Ziel.

      In den ersten sechs Kapiteln legt die Gita die weite Grundlage für ihre Synthese von Wirken und Wissen, die Synthese von Sankhya, Yoga und Vedanta. Zunächst entdeckt sie aber, dass karma, das Wirken, in der Sprache der Vedantins einen besonderen Sinn hat. Es bedeutet die vedischen Opfer und Zeremonien, zumindest diese und die Ordnungen des Lebens im Einklang mit den Grihyasutras, in denen diese Riten der wichtigste Teil, der religiöse Kern des Lebens sind. Unter Handlungen verstanden die Vedantins diese religiösen Werke, das Opfersystem, yajña, eine Fülle sorgfältiger Anordnungen, vidhi, und genauer, komplizierter Riten, kriyā-viśeṣa-bahulām. Im Yoga haben die Werke aber eine viel weitere Bedeutung; und die Gita legt auf diese umfassendere Bedeutung besonderes Gewicht. Nach unserer Auffassung spiritueller Aktivität müssen alle Handlungen einbezogen werden, sarva-karmāṇi. Zugleich verwirft sie nicht, wie der Buddhismus, den Gedanken des Opfers; sie zieht vor, es im höheren Sinn zu verstehen und auszuweiten. Ja, sie sagt ausdrücklich, nicht nur ist Opfer, yajña, der wichtigste Teil des Lebens, sondern alles Leben, alle Handlungen, sollten als Opfer betrachtet werden. Sie sind yajña, auch wenn sie von den ganz Unwissenden ohne höhere Erkenntnis,

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