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Seite aus und wären beinahe zusammengestoßen.

      „Entschuldigung“, sagte der Aufgeblasene.

      „Meine Schuld“, sagte Tony Tornado höflich und ging weiter. Er verstand es gut, sich zu verstellen. Aber Christopher Copeland würde ihn anders kennenlernen. Ganz anders!

      Er verließ das Bürohaus und kaufte sich eine Zeitung. Dann legte er sich auf dem Parkplatz auf die Lauer und wartete auf den Oldsmobile des Journalisten.

      Seine Geduld wurde auf keine harte Probe gestellt. Schon nach fünfzehn Minuten bog das Fahrzeug auf den Parkplatz ein und stoppte auf einem der markierten Felder, die den Wagen von Leuten vorbehalten waren, die im Bürohaus tätig waren. Es war bei weitem nicht für alle Wagen Platz, und ohne seine guten Beziehungen hätte Copeland wohl kaum ein Parkfeld ergattert.

      Tony Tornado faltete die Zeitung zusammen und trabte los. Er hatte mit Christopher Copeland einige ernste Takte zu plaudern.

      10

      Sie saßen einander in einer Cafeteria gegenüber. Roberto Tardelli hatte die beiden Geschwister aus Polen eingeladen. Bisher hatten sie nur vage Andeutungen gemacht. Jossip hatte eine Lügengeschichte zu erzählen versucht, doch Roberto war schnell dahinter gekommen, dass der Mann nicht die Wahrheit sagte.

      „Sie müssen in mir keinen Feind sehen“, sagte er.

      „Warum haben Sie uns verfolgt?“, fragte Jossip Wassinski vorwurfsvoll. „Sind Sie von der Polizei?“

      „Nein“, antwortete Roberto. „Wäre es schlimm, wenn ich ein Cop wäre?“

      Der Pole biss sich auf die Lippe und schwieg.

      „Was haben Sie zu verbergen?“, fragte Roberto. „Sie sollten es mir sagen. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.“

      Der Pole blickte Roberto ungläubig an.

      „Warum sollten Sie uns helfen? Was hätten Sie davon?“

      „Muss man immer etwas davon haben, wenn man für jemanden etwas tut? Ich sehe Ihnen an, dass Sie Hilfe brauchen. Wenn ich Ihnen aber helfen soll, müssen Sie sich mir anvertrauen.“

      Jossip Wassinski nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

      „Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen vertrauen sollte. Ich kenne Sie nicht. Sie sind ein Hafenarbeiter. Sie waren dabei, als man den Toten aus dem Wasser fischte. Als wir den Hafen verließen, folgten Sie uns. Wir wissen immer noch nicht, was Sie eigentlich von uns wollen. Wir kennen noch nicht einmal Ihren Namen. Soll man so einem Menschen blind vertrauen?“

      „Ich heiße Roberto Tardelli. Sie haben versucht, mich niederzuschlagen. Würden Sie so einem Mann Ihre Hilfe anbieten?“

      „Nein.“

      „Sehen Sie, aber ich tu’s.“ Roberto wies auf das Mädchen. „Ist sie Ihre Freundin?“

      „Sie ist meine Schwester“, antwortete Jossip Wassinski schroff. „Wir hätten mit Ihnen nicht in dieses Lokal gehen sollen. Das war ein Fehler.“

      „Es soll Ihnen kein schlimmerer Fehler in Ihrem Leben unterlaufen“, sagte Roberto lächelnd. „Sie wollten zu Oleg Darski, einem Landsmann von Ihnen, einem Polen.“

      „Na und? Ist das verboten?“

      „Wissen Sie, was ich glaube?“

      „Was?“

      „Dass Sie illegal in dieses Land gekommen sind. Oleg Darski sollte Ihnen weiterhelfen, aber er ist fortgezogen, und nun sind Sie ratlos. Ist es nicht so?“

      Jossip Wassinski schwieg hartnäckig. Roberto wusste aber trotzdem, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Er brauchte nur Maria Wassinski anzusehen. In ihrem Gesicht konnte er wie in einem aufgeschlagenen Buch lesen. Sie brauchte kein Wort zu sagen. Er wusste auch so Bescheid.

      Die beiden hatten Angst davor, abgeschoben zu werden. Es war ihnen deshalb hoch anzurechnen, dass sie die Polizei trotzdem wenigstens anonym verständigt hatten. Er sagte es ihnen nun auf den Kopf zu: „Sie haben die Polizei angerufen.“

      Jossip Wassinski zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.

      „Das ist nicht wahr!“

      „Sie haben den Mord beobachtet. Ihr Gewissen ließ es nicht zu, einfach zu schweigen. Sie mussten die Polizei informieren. Aber Sie taten es anonym, weil Sie es sich nicht leisten können, offen in Erscheinung zu treten.“

      „Das ist nicht ...“

      Roberto hob die Hand.

      „Ein Penner hat Sie belauscht. Es hat keinen Zweck, zu leugnen.“

      Jossip starrte Roberto grimmig an.

      „Was wollen Sie von uns, Mister Tardelli?“

      „Ich werde Sie ins Vertrauen ziehen und Ihnen etwas erzählen, was im Hafen keiner weiß. Ich arbeite erst seit kurzem da. Mein richtiger Dienstgeber ist die Regierung. Ich arbeite nur deshalb im Hafen, um Material gegen einen Mann zu sammeln, der Brian Cusack heißt und den sie den König von Brooklyn nennen. Er ist ein übler Verbrecher, der mit der Mafia zusammenarbeitet. Der Mann, der heute umgebracht wurde - Brad Rafferty - war einer von Cusacks Leuten. Ich sehe zum ersten Mal eine echte Chance, dem König von Brooklyn ein Bein zu stellen. Deshalb bin ich Ihnen gefolgt. Weil ich hoffe, Brian Cusack mit Ihrer Hilfe unschädlich machen zu können.“

      Maria Wassinski holte tief Luft. Sie wollte reden, doch Jossip legte ihr die Hand auf den Arm und sagte: „Still!“

      „Aber es hat doch keinen Zweck mehr, zu schweigen, Jossip.“

      „Still, sage ich! Hast du nicht gehört, dass dieser Mann für die Regierung arbeitet?“

      Roberto nickte.

      „Nun befürchten Sie, dass ich Sie und Ihre Schwester nach Polen zurückschicke, nicht wahr?“

      „Müssen Sie das nicht tun?“

      Roberto lächelte.

      „Glauben Sie mir, mir liegt viel mehr daran, einem gewissenlosen Schurken wie Brian Cusack das Handwerk zu legen, als Sie ausweisen zu lassen.“

      „Heißt das, Sie werden uns nicht ...?“

      „Was haben Sie gesehen?“, fragte Roberto. „Ich sagte es schon einmal, ich möchte Ihnen helfen. Wenn Sie mir erzählen, was Sie gesehen haben, und sich bereit erklären, das auch vor Gericht zu wiederholen, verspreche ich Ihnen, dafür zu sorgen, dass man Sie nicht abschiebt. Leuten, die uns einen großen Gefallen erwiesen haben, denen erweisen auch wir unsere Dankbarkeit. Ich habe hervorragende Beziehungen. Ich könnte Ihnen beiden zur amerikanischen Staatsbürgerschaft verhelfen, wenn Sie mir helfen, Brooklyn von dieser gefährlichen Plage, deren Name Brian Cusack ist, zu befreien.“

      Maria sah ihren Bruder ernst an.

      „Willst du immer noch schweigen, Jossip?“

      Er rang mit sich selbst. Sollte er diesem Fremden trauen? Sagte Tardelli die Wahrheit? Er atmete hörbar ein.

      „Nein“, sagte er dann leise. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt rede.“

      Roberto

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