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Homilien über die Bildsäulen. Johannes Chrysostomus
Читать онлайн.Название Homilien über die Bildsäulen
Год выпуска 0
isbn 9783849659943
Автор произведения Johannes Chrysostomus
Жанр Документальная литература
Серия Die Schriften der Kirchenväter
Издательство Bookwire
8.
Das also ist die dritte Ursache, weßhalb die Heiligen Leiden erdulden. Die vierte ist: damit man nicht glaube, die Heiligen dienen Gott in der Hoffnung auf zeitliche Wohlfahrt. Denn es unterfangen sich Viele, die schwelgerisch leben und deßhalb oft von Vielen gerügt und zur Übernahme der Tugendmühen ermuntert werden und die Heiligen ob ihres fröhlichen Muthes im Unglück lobpreisen hören — ihnen dergleichen Vorwürfe zu machen. Und nicht Menschen allein, sondern auch der Teufel selbst hat eben diesen Argwohn gehegt. Denn als Job mit großem Reichthum umschanzt war und eines bedeutenden Wohlstandes genoß und der Satan seinetwegen von Gott beschämt wurde und nicht wußte, was er darauf antworten sollte, weder wie er seine Verbrechen entschuldigen, noch wie er den Tugenden des Gerechten eine Makel anhängen könnte: da nahm er sofort zu dieser Entschuldigung seine Zuflucht und redete also: „Fürchtet dich Job wohl umsonst? Hast du ihn doch von innen und von aussen verschanzt!” 19 Um Lohn, sagt er, ist Jener tugendhaft, indem er eines solchen Wohlstandes genießt. Und was thut Gott? Um zu zeigen, daß ihm die Heiligen nicht um Lohn dienen, so nahm er ihm (Job) all sein Vermögen und übergab ihn der Armuth und ließ ihn in schwere Krankheit verfallen. Sodann straft er den Satan, daß er fälschlich solchen Argwohn gehegt habe, und sagt: „Er hält noch fest an seiner Unschuld; du aber hast mich beredet, ihm das Seine unnütz zu verderben.” 20Denn daß die Heiligen Gott dienen, ist ihnen Vergeltung und Gegengabe genug, sowie es auch dem Liebhaber zur Vergeltung genügt, daß er seinen Liebling lieb hat; und darüber hinaus sucht er Nichts und hält auch dafür, daß es nichts Höheres gebe als Dieses. Gilt Dieß bei Menschen, um wie viel mehr dann bei Gott! Da nun Gott eben Dieses darthun wollte, so gestattete er dem Teufel noch mehr, als er forderte. Denn dieser sagte: „Strecke deine Hand aus und taste ihn an.” Aber Gott nicht also; vielmehr erwiderte er: „Ich übergebe ihn dir ganz.” 21Denn wie in den äußern Wetttämpfen die Vollkräftigen und Gesunden unter den Fechtern nicht als solche erscheinen, so lange das ölgetränkte Gewand sie allenthalben umhüllt; wieviel mehr erst dann, wenn sie dieses wegwerfend sich nackt in die Schranken stürzen, das allseitige Ebenmaaß ihrer Glieder, welches nun durch Nichts mehr verdunkelt werden kann, die Zuschauer in Staunen versetzt; so war auch Job, solange er mit all jenem Reichthum umkleidet blieb, der Menge seinem wahren Werthe nach unbekannt. Als er aber den Reichthum, wie ein Athlete sein Gewand, auszog und wegwarf und nackt in den Kampf der Frömmigkeit ging, so setzte er in solcher Blöße die Zuschauer allesammt in Verwunderung, daß selbst die Schaubühne der Engel ob der Standhaftigkeit seines Geistes in lauten Beifallsruf ausbrach und den Sieggekrönten beklatschte. Denn wie ich eben gesagt, als er noch mit all jenem Reichthum umgeben war, strahlte er den Menschen nicht so in die Augen, wie da, wo er ihn gleich einem Kleide wegwarf und nackt erschien inmitten des Erdkreises, wie auf einer Schaubühne und Alle ob der guten Verfassung seiner Seele erstaunten. Aber nicht allein in seiner Blöße bewährte er sich, sondern auch im Kampfe der Geduld in seiner Krankheit. Denn wie ich oben gesagt: Gott schlug ihn nicht selbst, damit der Teufel nicht wieder sage: „Du hast geschont und die Versuchung nicht so hoch gespannt, als du solltest;” sondern dem Teufel selber überließ er sowohl die Zerstörung der Heerden als auch die Macht über sein Fleisch. Ich traue, sprach er, dem Kämpen; deßhalb hindere ich dich nicht, ihm soviel Streit zuzuführen als du magst. Vielmehr, wie unter den Faustkämpfern die Bewährten, die auf ihre Geschicklichkeit und Leibesstärke vertrauen können, oft nicht aufrecht mit den Gegnern anbinden, auch nicht in gleichem Vortheil, sondern sich von diesen mitten um den Leib fassen lassen, um ihren Sieg desto glänzender zu machen: so ließ auch Gott den Heiligen vom Teufel in der Mitte erfassen, auf daß, wenn ersterer ihn, ungeachtet des so bedeutenden Vortheils im Angriff, überwältigte und zu Boden streckte, die Siegeskrone um so strahlender ausfalle. Das Gold ist bewährt: versuche es, wie du willst, prüfe es nach Belieben, du wirst keine Schlacke daran finden!
Aber die Trübsal zeigt uns nicht nur die Männlichkeit Anderer, sondern bringt auch einen andern reichlichen Trost. Denn was sagt Christus? „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen meinetwegen schmähen, verfolgen und alles Böse fälschlich wider euch sagen. Freuet euch und frohlocket: denn groß ist euer Lohn im Himmel. Denn also haben ihre Väter den Propheten auch gethan.” 22Und wieder spricht Paulus, da er die Mazedonier trösten will: „Denn ihr Brüder,” sagt er, „seid Nachfolger geworden der Kirchen Gottes, die in Judäa sind, da auch ihr Dasselbe erlitten habt von den eigenen Stammgenossen, was Jene von den Juden.” 23Und ebenso tröstet er die Hebräer, indem er ihnen alle die Gerechten vorführt, die in den Feueröfen, die in den Gruben, die in Einöden, die auf Bergen, die in Höhlen, die in Hunger, die in Nöthen gewesen sind. 24 Denn die Gemeinschaft der Leiden bringt den Unglücklichen einigen Trost.
Daß aber eben Dieß auch die Gedanken an die Auferstehung leitet, das vernimm von demselben Paulus, wenn er sagt: „Habe ich dem Menschen nach in Ephesus mit wilden Thieren gekämpft, was hilft mirs, wenn die Todten nicht auferstehen?” 25 Und wieder: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.” 26 Wir dulden, sagt er, im gegenwärtigen Leben unzählige Leiden; wenn demnach kein anderes Leben zu hoffen stünde, wer wäre elender als wir?
9.
Daraus erhellt, daß unser Geschick mit dem gegenwärtigen Leben nicht abgeschlossen ist; und das wird uns aus den Versuchungen klar. Denn nimmer kann Gott es zugeben, daß denen, welche so viele und schwere Übel erlitten und das ganze zeitliche Leben in Versuchungen und tausend Gefahren zugebracht haben, es nicht mit noch viel größern Gaben vergolten werde. Kann er nun das nicht zulassen, so ist es klar, daß er ein anderes Leben, das besser und glänzender ist, bereit hält, in welchem er die gottseligen Streiter vor den Augen des ganzen Erdkreises krönen und ausrufen wird. Wenn du also einen Gerechten Noth und Drangsal erdulden oder sein zeitliches Leben in Krankheit und Armuth und tausend andern Übeln zubringen siehst, so sprich bei dir selbst: Wäre keine Auferstehung und kein Gericht, so würde es Gott nicht zulassen, daß Jemand, derSeinetwegen so viel Uebles erlitten, von hinnen scheide, ohne irgend etwas Gutes verkostet zu haben. Daraus geht hervor, daß er ihnen ein anderes Leben bereit hält, das viel süßer und erträglicher ist als das gegenwärtige. Denn wäre Dieß nicht der Fall, so würde er nicht dulden,