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in irgendwelcher Weise lehren, weder mündlich noch schriftlich, und nachdem mir eröffnet worden, dass diese Lehre der h. Schrift widerspreche, – ein Buch geschrieben und in Druck gegeben, in welchem ich die nämliche bereits verdammte Lehre erörtere und mit vieler Bestimmtheit Gründe für dieselbe anführe, ohne eine Widerlegung derselben beizufügen, – und da ich mich dadurch diesem h. Officium der Ketzerei stark verdächtig gemacht habe, nämlich (verdächtig) für wahr gehalten und geglaubt zu haben, dass die Sonne der Mittelpunkt der Welt und unbeweglich und die Erde nicht der Mittelpunkt sei und sich bewege: – Darum, da ich wünsche, Euren Eminenzen und jedem Christgläubigen diesen gegen mich mit Recht gefassten starken Verdacht zu benehmen, schwöre ich ab, verfluche und verwünsche ich mit aufrichtigem Herzen und ungeheucheltem Glauben besagte Irrtümer und Ketzereien und überhaupt allen und jeden anderen der besagten h. Kirche widersprechenden Irrtum und Sektiererglauben. Und ich schwöre, dass ich in Zukunft niemals mehr etwas sagen oder mündlich oder schriftlich behaupten will, woraus man einen ähnlichen Verdacht gegen mich schöpfen könnte, und dass ich, wenn ich irgendeinen Ketzer oder der Ketzerei Verdächtigen kennen lerne, denselben diesem h. Officium oder dem Inquisitor und Ordinarius des Ortes, wo ich mich befinde, denunzieren will. Ich schwöre auch und verspreche, alle Bußen pünktlich zu erfüllen und zu beobachten, welche mir von diesem h. Officium sind aufgelegt worden oder werden aufgelegt werden. Und sollte ich, was Gott verhüten wolle, irgendeiner meiner besagten Versprechungen, Beteuerungen oder Schwüre zuwiderhandeln, so unterwerfe ich mich allen Strafen und Züchtigungen, welche durch die h. Canones und andere allgemeine und besondere Konstitutionen gegen solche, die sich in solcher Weise vergehen, festgesetzt und promulgiert worden sind. So wahr mir Gott helfe und diese seine h. Evangelien, die ich mit meinen Händen berühre.

      Ich, besagter Galileo Galilei, habe abgeschworen, geschworen und versprochen und mich verpflichtet, wie vorstehend, und zur Beglaubigung habe ich diese Urkunde meiner Abschwörung, die ich Wort für Wort verlesen, eigenhändig unterschrieben.

      Rom im Kloster der Minerva am 22. Juni 1633.

      Ich, Galileo Galilei, habe abgeschworen wie vorstehend, mit eigener Hand.«

      Inzwischen wurde allenthalben inner- und außerhalb Italiens das gegen Galilei ergangene Urteil publiziert; der Dialog wurde auf den Index gesetzt. Als man endlich im Jahre 1757 die Bücher, welche die kopernikanische Theorie lehrten, freigab, hielt man gleichwohl das Verbot des Dialogs aufrecht. Die Index-Ausgabe vom Jahre 1819 enthielt es noch, erst am 25. September 1822 wurde es aufgehoben; die erste Ausgabe des Index, welche den Dialog nicht mehr erwähnt, ist die vom Jahre 1835. Die natürliche Folge des Verbots war, dass man sich heimlich vielfach bemühte, Exemplare aufzutreiben; 4 bis 6 Scudi wurden für das Buch bezahlt, für damalige Zeit ein sehr hoher Preis. Die Inquisition ging noch weiter, sie untersagte Galilei auch, irgendwelche früheren Schriften neu auflegen zu lassen oder eine neue zu veröffentlichen. Glücklicherweise fand Galilei Mittel, diese Anordnung zu umgehen.

      Der Dialog rief eine große Zahl von Gegenschriften hervor. Zunächst erhob der schriftgewandte Chiaramonti, der es seit 1628 zum Professor in Pisa gebracht hatte, Protest gegen die ihm widerfahrene niederschmetternde Kritik. Seine Schrift führt den Titel: Difesa di Scipione Chiaramonti da Cesena al suo Antiticone e Libro delle tre nuove Stelle dall’ Opposizioni dell’ Autore de’ Due massimi Sistemi Tolemaico, e Copernicano. In Firenze appresso il Landini 1633. Die Antwort ist betreffs der meisten Punkte ungemein schwach, in manchen Fällen geradezu komisch. Indessen ist auch einiges Richtige darin; namentlich hebt Ch. hervor, dass sein erstes Argument gegen die kopernikanische Lehre in dem liber de tribus novis stellis von Galilei nicht beantwortet worden sei. Es war dies der Einwurf, dass Kopernikus nicht, wie er es in Aussicht stelle, alle Bewegungen der Himmelskörper aus gleichförmigen Kreisbewegungen zusammensetze. Dieser Einwurf gehörte freilich zu jenen, die »das Haus niederreißen, weil der Ofen raucht«, und mit diesen beschäftigte sich Galilei im Dialoge überhaupt nicht.

      Scheiner ließ zwar gleich nach dem Erscheinen des galileischen Buches, in welchem er so heftig angegriffen wurde, eine Gegenschrift ankündigen. Dieselbe erschien aber erst nach seinem Tode; sie führt den Titel Christophori Scheineri Prodromus pro Sole mobili et Terra stabili contra Galilaeum a Galilaeis (Pragae 1651). Er scheint es vorgezogen zu haben, den Angriffen Galileis mit fühlbareren Waffen als der Feder entgegen zu treten. – Weitere Gegenschriften wurden von Antonio Rocco, Giovanni Barenghi, dem obengenannten Melchior Inchofer und anderen verfasst; bis in unser Jahrhundert hinein reichen die letzten Spuren des Kampfes gegen die kopernikanische Lehre.

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