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      DIALOGO

      DI

      GALILEO GALILEI LINCEO

      MATEMATICO SOPRAORDINARIO

      DELLO STVDIO DI PISA.

       E Filosofo, e Matematico primario del

      SERENISSIMO

      GR. DVCA DI TOSCANA.

      Doue ne i congressi di quattro giornate si discorre

      sopra i due

      MASSIMI SISTEMI DEL MONDO

      TOLEMAICO, E COPERNICANO;

      Proponendo indeterminatamente le ragioni Filosofiche, e Naturali tanto per l’vna, quanto per l’altra parte.

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      IN FIORENZA, Per Gio: Batista Landini MDCXXXII.

      CON LICENZA DE’ SVPERIORI.

      Imprimatur si videbitur Reuerendiß. P. Magistro Sacri Palatij Apostolici.

      A. Episcopus Bellicastensis Vicesgerens.

      Imprimatur

      Fr. Nicolaus Riccardius

      Sacri Palatij Apostolici Magister.

      Imprimatur Florentiae ordinibus consuetis seruatis.

      II. Septembris 1630.

      Petrus Nicolinus Vic. Gener. Florentiae.

      Imprimatur die II. Septembris 1630.

      Fr. Clemens Egidius Inqu. Gener. Florentiae.

      Stampisi adi 12. di Settembre 1630.

      Niccolò dell’ Altella.

      DURCHLAUCHTIGSTER

      GROSSHERZOG1

      So sehr der Mensch von jeglichem anderen Geschöpfe sich unterscheiden mag, so wäre doch die Behauptung nicht eben ungereimt, dass die Menschen untereinander kaum minder verschieden sind. Was will eins gegen tausend heißen? Doch aber pflegt man zu sagen, dass ein Mann für tausend gilt, wo tausend nicht für einen gelten. Solche Wertverschiedenheit schreibt sich her von der Ungleichheit in der geistigen Befähigung des Menschen; oder, was meines Bedünkens dasselbe ist, davon, ob man Philosoph ist oder nicht: Denn die Philosophie, als eigentliche Geistesnahrung, erhebt den, der sie genießen kann, mehr oder minder hoch über den gemeinen Haufen des Volks, je nach der verschiedenen Beschaffenheit dieser Speise. Wer nach höherem Ziele trachtet, nimmt den höheren Rang ein; das rechte Mittel aber, den Blick aufwärts zu lenken, liegt in der Beschäftigung mit dem großen Buche der Natur, dem eigentlichen Gegenstande der Philosophie. Obgleich alles, was in diesem Buche zu lesen steht, das Erzeugnis eines allmächtigen Künstlers und somit aufs Angemessenste gegliedert ist, so ist doch dasjenige das Nächste und Erforschenswerteste, was uns das Werk und die darauf verwendete Kunst von der erhabensten Seite zeigt. Der Bau des Weltalls verdient daher nach meiner Ansicht an erster Stelle genannt zu werden. Denn wie er allumfassend alles Andere an Größe übertrifft, so muss er auch, als Richtschnur und Stütze für jegliches Einzelding, dem Range nach diesen vorangehen. Wenn es daher je einem Menschen gelang, sich geistig vor der übrigen Menschheit ungewöhnlich hervorzutun, so war dies mit Ptolemäus und Kopernikus der Fall, die so erhabene Gedanken im Weltenbau zu lesen, zu schauen, zu erforschen wussten. Um die Werke dieser Männer drehen sich wesentlich meine vorliegenden Gespräche; ich glaubte daher, sie keinem Anderen widmen zu dürfen als Eurer Hoheit. Gleichwie ihr Inhalt nämlich auf den Leistungen dieser beiden beruht, meines Erachtens der größten Geister, welche uns in ihren Werken dergleichen Untersuchungen hinterlassen haben, so ziemte es sich, um der Bedeutung des Gegenstandes nicht Abbruch zu tun, sie zu stützen auf die Gunst des Größten, den ich kenne, auf dass sie Ruhm und Schutz durch ihn gewinnen möchten. Und wenn jene beiden mein Denken so erleuchtet haben, dass mein vorliegendes Werk großenteils als das ihre gelten kann, so darf es auch als geistiges Eigentum Eurer Hoheit angesehen werden, die in der Fülle Ihrer Großmut mir Muße und Ruhe zur Abfassung meines Buches gegeben und, nimmer müde mich zu ehren, mit wirksamer Unterstützung schließlich die Veröffentlichung desselben ermöglicht hat. Möge daher Eure Hoheit es mit gewohnter Güte entgegennehmen, und wenn sich Etliches darin findet, was den Freunden der Wahrheit Erkenntnis und Vergnügen bereiten sollte, so möge solches gelten als das Werk Eurer Hoheit, die durch Ihre Hilfsbereitschaft bewirkt hat, dass in Dero glücklichem Reiche Niemand etwas verspürt von den gewöhnlichen Nöten der Welt. Indem ich den Segen des Himmels auf Eure Hoheit herabflehe, auf dass diese fromme und hochherzige Gepflogenheit allzeit mehr sich bewähren könne, versichere ich Eure Hoheit meiner demütigsten Ergebenheit.

      Eurer Durchlauchtigsten Hoheit

      demütigster und ergebenster Diener und Vasall

      Galileo Galilei.

      AN DEN GENEIGTEN LESER2

      In den letzten Jahren erließ man in Rom ein heilsames Edikt, welches den gefährlichen Ärgernissen der Gegenwart begegnen sollte und der pythagoreischen Ansicht, dass die Erde sich bewege, rechtzeitiges Schweigen auferlegte. Es fehlte nicht an Stimmen, welche in den Tag hinein behaupteten, jener Beschluss verdanke seine Entstehung nicht einer sachverständigen Prüfung, sondern sei hervorgegangen aus Parteileidenschaft, der nicht genügende Kenntnisse zur Seite stünden. Es wurden Klagen laut, dass Konsultoren, welche mit dem Stande der astronomischen Wissenschaft völlig unbekannt seien, durch ein plötzliches Verbot den forschenden Geistern die Flügel nicht hätten stutzen sollen. Unmöglich konnte mein Eifer beim Anhören so leichtfertiger Beschwerden stille bleiben. Wohlvertraut mit jenem so weisen Beschlusse, entschied ich mich dafür, auf der Schaubühne der Welt als Zeuge aufrichtiger Wahrheit aufzutreten. Ich war damals in Rom anwesend; ich hatte die höchsten geistlichen Würdenträger des dortigen Hofes nicht nur zu Zuhörern, sondern fand auch ihren Beifall. So erfolgte denn die Veröffentlichung jenes Dekrets nicht, ohne dass man mich vorher einigermaßen davon in Kenntnis gesetzt hätte. Darum ist meine Absicht in vorliegender mühevoller Arbeit, den fremden Nationen zu beweisen, dass man in Italien und insbesondere in Rom über diese Materie ebenso viel weiß, als nur immer die Forschung des Auslandes darüber ermittelt haben mag. Durch Zusammenstellung aller eigenen Untersuchungen über das kopernikanische System will ich zeigen, dass die Erkenntnis von alle dem der römischen Zensur voranging, dass mithin dieser Himmelsstrich nicht nur die Heimat der Dogmen für das Seelenheil ist, sondern dass auch die scharfsinnigen Entdeckungen zur Vergnügung der Geister von ihm ausgehen.

      Zu diesem Zwecke habe ich im Laufe der Unterredung die Partei des Kopernikus ergriffen, wobei ich von seinem System ganz nach mathematischer Weise als von einer Voraussetzung ausgehe und mit Hilfe aller möglichen Kunstgriffe nachzuweisen suche, dass dieses System dem von der Unbewegtheit der Erde zwar nicht schlechthin überlegen ist, wohl aber in Ansehung der Gegengründe, die von den zünftigen Peripatetikern vorgebracht werden. Diese Leute geben sich zufrieden, im Widerspruch mit ihrem Namen3, Gespenster zu verehren, ohne umherzuwandeln; sie suchen nicht vermöge eigenen Nachdenkens die Wahrheit zu erforschen, sondern einzig und allein mittels der Erinnerung an vier mißverstandene Prinzipien.

      Drei Hauptpunkte werden erörtert werden. Zuerst werde ich zu beweisen suchen, dass alle auf Erden anstellbaren Versuche ungenügende Mittel sind, um deren Bewegung darzutun, dass solche vielmehr unterschiedslos ebenso wohl mit der Bewegung wie mit der Ruhe der Erde vereinbar sind; bei diesem Anlass werden, wie ich hoffe, viele dem Altertum unbekannte Beobachtungen zur Sprache kommen. Zweitens werden die Himmelserscheinungen einer Prüfung unterzogen werden, welche so sehr zu Gunsten der kopernikanischen Annahme ausfällt, als ob diese durchaus siegreich daraus hervorgehen sollte; dabei werden neue Forschungen vorgeführt werden, die als astronomische Hilfsmittel zu betrachten sind, nicht aber als tatsächlich gültige Naturgesetze.

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