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schlichten Tisch aus Glassit und aktivierte ein Holo darüber. Zemina folgte ihm.

      Osmund wartete mit Siad Tan in der Nähe der Kabinentür und betrachtete den Paau. Der Koffer stand am Fußende eines breiten Betts, das völlig unberührt aussah. Osmund fragte sich, ob Rhodan mit dem Sternenschiff tatsächlich das Richtige loswerden wollte. Stellte der Paau nicht die größere Gefahr dar? Oder wusste Rhodan mehr, als er bisher preisgegeben hatte?

      Osmund Solemani wandte sich ebenfalls dem Holo zu. Es zeigte eine rote Sonne, umgeben lediglich von einem Ring aus Asteroiden. Daneben standen einige Daten aus dem Sternatlas der BJO BREISKOLL.

      »Das ist Mister Stringer«, sagte Rhodan. »Eine alte planetenlose Sonne, etwa 76 Lichtjahre von unserem Ziel, dem Olubneasystem, und 2200 Lichtjahre vom Solsystem entfernt. Ein unscheinbares Ding, dem in der Einsamkeit des Alls nur etliche tote Gesteinsbrocken Gesellschaft leisten. So wirkt es zumindest. Tatsächlich befindet sich dort ein Geheimstützpunkt des Solaren Imperiums.«

      »Davon ist in den Daten aber nichts verzeichnet«, bemerkte Osmund.

      »Weil er in den Zeiten nach der Dolan-Krise verlassen und aufgegeben wurde.«

      »Das ist doch schon ewig her!«

      »Über dreitausend Jahre. Die Vorzüge eines langen Lebens.« Rhodan schmunzelte. »Wir nehmen den Stützpunkt wieder in Betrieb. Die Station ist zwar ausgeschlachtet, aber vieles würde aufgrund der Hyperimpedanz-Erhöhung ohnehin nicht mehr funktionieren, selbst wenn es intakt wäre. Egal. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Lebenserhaltungssysteme zum Laufen bringen.« Er wandte sich Zemina zu. »Wir parken dein Nashadaan dort in einem Hangar.«

      »Und lassen es unbewacht zurück?«, fragte sie.

      »Nein. Wir spendieren der alten Station ein neues, leistungsstarkes Hyperfunksystem und kompakte Ortungsanlagen aus der Technologie der BJO BREISKOLL. Außerdem bleiben der Posbi Anderman, sein Matten-Willy Taalwerz und einige TARAS dort. Ach ja, jemand von der Besatzung hat sich angeboten, ebenfalls zurückzubleiben: Yester Moon. Ich glaube nicht, dass du ihn kennst.«

      Aber Osmund kannte ihn – und er wunderte sich kein bisschen über Yesters Vorschlag. Der auf Plophos geborene Terraner, ein Robotiker, galt in der Mannschaft als komischer Kauz, als Eremit aus Leidenschaft.

      Wenn er nicht gerade Dienst schob, zog er sich in seine Kabine zurück. Ließ er sich doch einmal in der Mannschaftsmesse blicken, setzte er sich nur dann zu anderen an den Tisch, wenn er keinen leer stehenden fand.

      Wo würde sich ein schrulliger Typ wie er wohler fühlen als in einer menschenleeren Station? Bis auf Anderman gab es niemanden, mit dem er reden musste – und er hatte sämtliche Tische für sich.

      »Du hast bereits alles geplant«, sagte Zemina Paath.

      »Das ist es, was ich tue.«

      »Und wenn ich mich nicht einverstanden erklärt hätte?«

      Rhodan lächelte und schwieg.

      Und was hast du verloren?

      Ich? Wie kommst du darauf, dass jemand, der nichts zurücklässt, etwas verlieren könnte?

      (Yester Moon, kurz vor dem Ausschleusen aus der BJO BREISKOLL)

      4.

      Die Jugend, so ungeduldig

      Ofilor liebte die Ruhe im Götterhain, das Schwirren der fünfflügeligen Huldzirper, den süßherben Duft der Harztropfbüsche und den milden Geschmack ihrer Blätter. Das stete Knarren der mächtigen Silberbäume klang, als sprächen die Götter direkt zu ihm. Könnte er verstehen, was sie sagten, würden sie ihm vielleicht verraten, was nicht mit ihm stimmte.

      Sein Vater hätte den Geräuschen womöglich eine Bedeutung abgetrotzt, doch der raste gerade mit einem Raumschiff durchs All und wurde erst am nächsten Tag zurückerwartet. Nicht, dass Ofilor ihn tatsächlich um Rat gefragt hätte, zumindest nicht in dieser ... nun, intimen Angelegenheit.

      Ganz abgesehen davon, dass Bobla Ologbons Interpretation der Götterstimmen lediglich dessen persönliche Meinung darstellte. Was auch sonst? Schließlich gab es keine Götter.

      Ich muss endlich aufhören, meinen Vater Bobla zu nennen. So etwas tun nur Kinder.

      Ofilor schlenderte den Pfad zwischen den Bäumen entlang, der zum Zentrum des Götterhains führte, zu der Lichtung mit dem Tolno-Mal. Das ungezügelt wachsende Moos zu seinen Füßen zeigte ihm, dass heutzutage kaum jemand den Weg benutzte. Gäbe es die Göttin Tolno tatsächlich, müsste sie sich verdammt einsam in ihrem Garten fühlen.

      Er erinnerte sich an eine Diskussion mit Bobla – nein: mit seinem Vater! –, bevor jener mit der GLUTOBAT III aufgebrochen war. Es war darum gegangen, ob und wie man eines von beiden beweisen konnte: die Existenz oder die Nichtexistenz der Elfgötter.

      »Sind die Tolnoten nicht Beweis genug für eine denkende, schöpferische Kraft?«, hatte Ologbon gefragt – und damit einen für Ofilor besonders heiklen Punkt angesprochen. »Ohne sie hätte kein Olubfaner jemals Werkzeuge herstellen und sich unser Volk niemals so weit entwickeln können.«

      »Woher willst du das wissen, Bobla? Ja, sie ersetzen uns – oder den meisten von uns – feingliedrige Finger. Aber was wäre geschehen, wenn es diese Sensorsymbiose nicht seit Urzeiten gäbe?«

      »Wir wären ausgestorben.«

      »Oder unsere Glieder hätten sich im Laufe der Jahrtausende so verändert, dass wir auch ohne Tolnoten gut zurechtkommen könnten. Vielleicht sogar besser.«

      »Was ebenfalls den Beweis für eine schöpferische, gütige Kraft dargestellt hätte.«

      »Nein. Es zeigt, dass die Tolnoten unsere eigene biologische Entwicklung aufgehalten haben. Ich kann darin nichts Schöpferisches erkennen. Und etwas Gütiges schon gar nicht. Außerdem: Die Cairaner haben unseren Vorfahren mit ihrer Ankunft gezeigt, dass wir nicht allein im Schöpfungsweit sind, und damit den Glauben an die Elfgötter schwer erschüttert. Hätten allmächtige Überwesen so etwas zugelassen?«

      »Wir sprechen von Göttern, mein Sohn. Wesen, die über uns stehen. Wie könnten wir uns anmaßen, jede ihre Handlungen verstehen zu wollen?«

      »Das übliche Argument: Geschieht etwas Gutes, sieht man darin das Wirken der Götter. Geschieht etwas Schlechtes, sind wir zu dumm, es zu begreifen. Hältst du das nicht für zu einfach?«

      »Sieh dich um! Betrachte das Universum, die Planeten, uns. Wie kann all das existieren, wenn niemand es erschaffen hat? Wie soll Etwas aus Nichts entstanden sein, wenn nicht durch einen willentlichen Akt einer göttlichen Macht?«

      »Die Macht der Elfgötter? Wesen, die jenseits unserer Heimat völlig unbekannt sind? Wie kommt es, dass niemand sie kennt, wenn sie doch alles erschaffen haben? Und seien wir ehrlich: Selbst auf Ollfa gibt es kaum jemanden, der die Namen aller elf nennen könnte. Lass uns für einen Augenblick annehmen, es gäbe sie ...«

      »Das brauche ich nicht anzunehmen. Das weiß ich!«

      »... was geschieht dann mit ihnen, wenn sich eines Tages niemand mehr an sie erinnert? Hören sie auf zu existieren?«

      »Selbstverständlich nicht. Würde die Sonne aufhören zu existieren, wenn wir alle blind wären? Die Götter sind ewig.«

      »Wieso hat sie dann bisher niemand gesehen?«

      »Deshalb nennt man es Glauben, mein Sohn.«

      »Also existiert auch der Planet Terra, von dem man so viele Legenden hört, einzig weil manche Terraner glauben, dass dort ihre Wurzeln liegen?«

      »Das ist etwas völlig anderes!«

      »Ich erkenne keinen Unterschied. Noch einmal: Wenn die Götter alles erschaffen haben, warum haben andere Völker nie von ihnen gehört? Sind sie auch die Elfgötter der Cairaner? Und wenn nicht, wie können sie dann überhaupt Götter sein?«

      »Dich beschäftigen sehr gefährliche Gedanken,

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