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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
Читать онлайн.Название Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)
Год выпуска 0
isbn 9783845333458
Автор произведения Perry Rhodan
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Paket
Издательство Bookwire
»Sieh doch!«, flüsterte Okeno.
Sie öffnete die Augen und blickte automatisch in die Mitte des Saals: Dort glitt das schwarze Mittelstück wie eine Irisblende auseinander. Ein schwarzer Zylinder fuhr langsam empor, der das Rund vollkommen ausfüllte. Er schob sich fünf Meter in die Höhe, dann endete die Bewegung.
»Was ist das?«, flüsterte sie.
Okeno zuckte die Achseln. »Eine Sensation.«
Als Nächstes öffnete sich der Zylinder wie eine Blüte und enthüllte den Zapfen, den er bisher verdeckt hatte. Summend hob sich der Zapfen und schwenkte von oben nach unten und wieder zurück wie an einem Gelenk. An seiner Spitze wurde ein in sich gedrehtes metallisches Gebilde sichtbar.
Die Blütenblätter bildeten nun so etwas wie Rampen, über die sich der Sockel des Zapfens erreichen ließ.
»Lass uns herangehen«, schlug Climba vor.
Vorsichtig näherten sich die beiden Wissenschaftler dem Gebilde und gingen eine Rampe hoch. Sie streifte mit den Fingern über den Ansatz des riesigen Zapfens. Er ähnelte jenen, die sie in den anderen Observatorien in Rumpfform entdeckt hatten. Bislang hatten sie es bloß geahnt, nun hatten sie Sicherheit: Der Zapfen war das Futteral eines Bohrkopfs. Das Bohrinstrument ragte über ihnen hoch, es hatte einen Durchmesser von mehr als einem Meter. Rings um den Kopf zeigten sich Düsen feiner Abstrahlöffnungen. Vermutlich gehörten sie zu Präzisions-Desintegratoren, die den Vortrieb der Maschine steigerten.
Oder handelte es sich nicht so sehr um einen Bohrer, sondern um etwas anderes, eine Antenne womöglich? Das ergäbe durchaus Sinn, wenn es sich wirklich um eine Beobachtungsstation handelte. Wer wusste schon, was die Fremden vorgehabt hatten? Vielleicht waren sie lediglich von wissenschaftlichem Forschungsdrang getrieben worden und kannten weder Not noch Mangel.
»Die Energiemeiler könnten sich in unzugänglichen oberen Ebenen des Observatoriums befinden«, behauptete Okeno und blickte sie unvermittelt an. »Dann müssten wir sie nur noch anzapfen. Stell dir nur vor, wenn wir hier eine neue Energiequelle entdeckt haben, mit der wir Honams Verborgenheit füttern könnten? Kannst du dir vorstellen, was das bedeuten würde?«
»Unseren Tod«, antwortete Climba.
»Wie bitte?«
»Du hast richtig gehört. Was meinst du, wie das Triumvirat der Ewigen auf eine derartige Entdeckung reagieren würde? Sie würden die Geräte abbauen, sie für sich selbst nutzen oder sich dafür feiern lassen, dass sie sie der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Die eigentlichen Finder aber, also wir, dürften nicht weiterleben. Wir stellen eine zu große Gefahr dar. Wir könnten die Wahrheit ausplaudern.«
»Was ist denn so gefährlich an diesem Fund? Jedermann in Honams Verborgenheit weiß, dass es uralte Relikte gibt. Wir wissen auch, dass ein Außerhalb existiert.«
»Uns wurde erzählt, dass dieses Außerhalb zerstört wäre und wir hier den kümmerlichen Rest terranischen Lebens in der Milchstraße darstellten. Wir hätten mittlerweile dank der weisen Lenkung durch das Triumvirat neue technologische Gipfel errungen. Uns geht es bekanntermaßen jeden Tag ein kleines Stückchen besser.« Climba Ossy-Benk lachte und schüttelte den Kopf. »Sieh dich doch um! Unser Fund ist im Wesentlichen nichts anderes als ein Beleg dafür, wie rückständig wir tatsächlich sind, wie armselig unsere Existenz.«
Sisual Okeno starrte blicklos an ihr vorbei. Sie konnte sehen, wie etwas in ihm zerbrach. Die Hoffnung auf ein besseres Leben, die er für wenige Minuten gehegt hatte, war dahin.
»Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«, fragte er.
»Wir werden in den nächsten Tagen alles vermessen. Wir werden so viel wie möglich lernen und Aufzeichnungen machen. Um anschließend das Observatorium zu zerstören. Wir werden das Wissen für uns behalten und es eines Tages an stärkere Leute, als wir es sind, weitergeben.« Leise fügte sie hinzu: »Wir sind keine Kämpfer, du ebenso wenig wie ich.«
»Das ist völlig verrückt! Wir können nicht ...« Okeno blickte sie verwirrt an. »Hast du das eben gehört?«
»Ja«, sagte sie. »Hört sich so an, als wäre noch jemand im Observatorium.«
*
Sie hatten nichts bei sich, das sich als Waffe verwenden ließ. Und selbst wenn: Was konnten sie tun, falls ein Mitglied der Meldestelle ihnen gefolgt war? Wenn entdeckt wurde, was sie getan hatten?
Ihre Gedanken flatterten von Okeno zu Melstein. Was würde er denken? Was würde ihm geschehen, wenn ...?
Eines nach dem anderen!, ermahnte sie sich. Noch ist nichts verloren.
Langsam und leise gingen sie auf die Quelle der Geräusche zu. Es klang nach Fußtritten und nach einer menschlichen Stimme, die vom Hall verzerrt wurde. Nach jemandem, der sich mit ungewöhnlichem Selbstbewusstsein bewegte.
Die Geräusche kamen aus einem Bereich über ihnen. Hinter den Zugängen zur Halle führten Treppen mit schmalen, niedrigen Stufen wendelartig nach oben.
»Das ist der Wächter der Meldestelle«, behauptete Okeno mit Flüsterstimme. »Er ist uns gefolgt.«
»Wieso sollte er oben sein?«, entgegnete Climba. »Nein, das halte ich für ausgeschlossen.«
Climba wunderte sich über ihren eigenen Mut, als sie die Stufen zur oberen Ebene hochstieg. Sie umringten etwas, das sich Antigravschacht nannte. Da und dort existierten in der Zuflucht ähnliche Röhren. Doch die Wissenssammler aus dem Parlour konnten sich ihrer Funktion nicht sicher sein. Nicht mehr. Sie dienten oftmals als Getreidesilos oder Kühlräume.
Okeno ging ihr hinterher. Er war viel zu laut. Am liebsten hätte sie ihn gebeten, zurückzubleiben.
Der nächste Treppenabsatz war erreicht. Auch dort war alles klinisch sauber und erleuchtet.
Das Geräusch kam von rechts, sie ging mit laut klopfendem Herz darauf zu.
Da! Ein Schatten hinter einer Gangbiegung. Ein Mensch!
Aller Mut verließ Ossy-Benk, ihre Knie wurden weich. Es war gewiss doch ein Wächter der Meldestelle. Kein anderer hatte hier Zugang.
Sie wollte sich umdrehen und weglaufen, aber sie blieb stehen wie angewurzelt und hoffte verzweifelt, der Augenblick würde vorübergehen und der Wächter verschwinden.
Dann bog der Wächter um die Ecke.
Der ... Wächter?
Nein. Er trug keinen Meldeprügel und keine Uniform.
Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. War das überhaupt ein Wächter? Welcher Abteilung der Überwachung gehörte er stattdessen an?
Der Fremde stand wie erstarrt da.
»Also schön!«, sagte er mit grässlichem Akzent. »Wo, zum Geier, bin ich hier?«
*
Einblicke (1)
Zanosh verließ den Medotrakt und betrat die Lounge. Dort wartete bereits der Zweite. Er war jenes Mitglied des Triumvirats, das die Zeit am besten überdauert hatte. Sein Körper war gut erhalten, die alabasterne Haut längst nicht so porös und papieren wie die seiner beiden Kollegen. Er betrieb Sport, er schätzte die Unterhaltungen mit den führenden Mitgliedern der Meldestelle, er pflegte seinen Ruf als Verführer.
»Werden wir unseren geliebten Anführer denn bald wiedersehen?«, fragte Blaise O'Donnell.
»Die Operation ist gut verlaufen, das Plasma stabilisiert ihn«, antwortete Zanosh. Er schenkte sich ungefragt ein Glas Dörtelschnaps ein, ein Blocker würde die trunken machende Wirkung lindern. »Leider sind meine Mittel beschränkt. Daher wird der Heilungsprozess zwei bis drei Tage dauern.«
»Erfreuliche Nachrichten, Heiler. Das gefällt mir.«
Zanosh wusste, dass O'Donnell und Schmitt einander nicht mochten. Sie