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kratzte sich dann mit einem langen, muskulösen Hinterbein hinter dem Kopf. Tans Blick glitt zur Wand, wo das Metall seltsam eingebeult wirkte und ein schwarzer Fleck prangte.

      Perry Rhodan hatte es bereits beim Eintreten bemerkt und wusste, worum es sich handelte: Der Okrill musste mit seiner Zunge nach dem Eindringling geschlagen haben. Die Zunge des oxtornischen Raubtiers konnte im Umkreis von acht Metern wie eine Peitsche treffen und dabei elektrische Schläge verteilen, die – wie hier – sogar Terkonitstahl zum Schmelzen brachten. So gesehen waren Klauen und Zähne des Okrills die geringste Gefahr, die von dem Tier ausging. Zumindest, solange man sich nicht in den Nahkampf begab.

      »Präzisiere das bitte«, forderte Farye die Kosmopsychologin auf. »Beschreib uns, wie du das alles erlebt hast. Das Holo können wir uns nachher noch einmal ansehen. Aber deine Eindrücke sind jetzt noch frisch.«

      »Zemina Paath kauerte in meditierender Haltung in einer Nische ihrer Kabine. Dieser seltsame alte Mann hatte sich über sie gebeugt und berührte sie gerade an den Schultern, als Phylax und ich hereinkamen. Phylax ließ seine Zunge auf den Alten zuschnellen, aber da verschwammen er und Paath bereits vor meinen Augen. Ich konnte keine Konturen mehr erkennen, die Körper der beiden waren wie von einem Weichzeichner gemalt.«

      »Und die Zunge fuhr hindurch?«, vergewisserte sich Farye.

      Tan nickte. »Nicht nur sie. Ich war keine Sekunde später direkt an der Nische und griff nach den beiden, aber auch meine Hände fuhren ins Leere. Ich spürte nichts, nicht einmal einen energetischen Schauer. Der Greis sah mich lediglich mit einem leeren Blick an. Er wirkte hoch konzentriert, aber auch irgendwie schadenfroh.«

      »Wie reagierte Phylax? Kam er dir zu Hilfe?«

      »Das ist das Seltsame: Er war nach seinem fehlgeschlagenen Angriff ruhig und tat gar nichts mehr. Als könnten wir auf die Entwicklung keinerlei Einfluss nehmen und er hätte bereits mit der Entführung abgeschlossen.«

      »Er ist oft phlegmatisch und gleichgültig«, warf Farye ein.

      Phylax gähnte wieder und drehte den Kopf, bis er in Faryes Richtung wies. Dann schnaubte er. Es klang wie ein Pistolenschuss.

      Tan verteidigte ihren Okrill. »Wenn ich ihn brauche oder gar in Gefahr gerate, ist er der schnellste Okrill, den ich kenne.«

      Rhodan hatte keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln. Er kannte das besondere Verhältnis zwischen Oxtornern und ihren Okrills. Auf tausend Oxtorner kam einer, der zu einem Okrill ein besonderes Verhältnis aufbauen konnte. Die beiden verschmolzen auf nach wie vor wissenschaftlich nicht zufriedenstellend geklärte Weise zu einem Team. Welche Faktoren dazu beitrugen, war bestenfalls ansatzweise validiert. Ein derartiges Team blieb unauflösbar bis zum Tod eines der Partner verbunden, wie die beiden Seiten einer Münze.

      Siad Tan machte einen tiefen Atemzug, wie es Oxtorner alle ein bis eineinhalb Minuten taten. »Ich beobachtete, wie die Geistergestalt und Zemina aus der Realität verschwanden. Nach einigen Sekunden waren sie weg.«

      »Aber es war keine Teleportation?«, bohrte Farye nach.

      »Jedenfalls keine im herkömmlichen Sinne. Hier, sieh dir die Aufzeichnung an!« Tan rief die Holowiedergabe auf.

      Perry Rhodan und Farye betrachteten die Szene: Alles war exakt so, wie die Oxtornerin es beschrieben hatte. Ihr besonderes Augenmerk richteten die beiden dabei auf das Verschwinden des alten Mannes.

      Er verschwindet aus der Realität, dachte Rhodan. Das hat Siad Tan völlig zutreffend so beschrieben.

      Alles, das der alte Mann tat, wirkte langsam und träge. Es wirkte, als versickerte er aus der Wirklichkeit.

      Eine kurze Nachricht traf ein. Farye rief sie über den Kommunikator an ihrem Handgelenk ab. »Bestätigt. Die Holoaufzeichnung zeigt denselben Mann, den auch Oberleutnant Solemani gesehen hat.«

      Rhodan nickte. »Ist das Einsatzteam bereits unterwegs?«

      »Die Shifts sind unterwegs. Sie werden in ... Moment ... in zwei Minuten den Zugang zur HEROLD erreichen. Diesmal mit schwerem Gerät, zwei Dutzend Einsatzkräften und ebenso vielen TARAS.«

      »Ausgezeichnet. Ich wette, er wird Paath an Bord des Schiffs bringen. Dort werden wir ihn stellen. Er muss zumindest einige materielle Phasen haben, sonst hätte er weder den Schutzschirm desaktivieren noch Paath berühren können. – OXFORD, halt uns über alles auf dem Laufenden, was an Bord der HEROLD vor sich geht!«

      »Alles, was mich an Nachrichten erreicht«, bestätigte die Bordpositronik.

      Rhodan rief noch einmal das Holo auf, das die Entführung zeigte. »Isolier den Alten, maßstabsgerecht vergrößern, hierher in den Raum damit. Ich will ihn mir genauer ansehen.«

      OXFORD bestätigte nicht, sondern projizierte umgehend das gewünschte Holo.

      Der alte Mann war etwas kleiner als Rhodan, maß vielleicht einen Meter und siebzig. Auffällig waren der weiße Haarkranz und die buschigen Augenbrauen sowie die zahlreichen Falten an Hals und Händen. Er stand leicht gebückt da und trug ein dunkelblaues, wallendes Gewand mit ausgefransten Rändern, als legte er nicht besonders viel Wert auf den Erhalt seiner Kleidung. Die Füße steckten in grellroten Stiefeln mit einer Metallkappe am spitz zulaufenden Zehenteil.

      »Den Datenbanken ist er vollkommen unbekannt«, sagte OXFORD.

      »Mir auch«, gab Rhodan mit Bedauern zu. Irgendwie hatte er seit Solemanis Bericht die irrationale Hoffnung gehegt, bei dem Alten könnte es sich um eine Projektion von ES gehandelt haben. Aber der Alte, der Wanderer, die Superintelligenz, der Mentor Rhodans und der Menschheit, war nicht mehr da und würde vielleicht nie mehr zurückkehren.

      »Gab es weitere Reaktionen auf die Desaktivierung des Schutzschirms?«, fragte er.

      »Selbstverständlich«, antwortete die Bordpositronik.

      »Ich habe umgehend das Personal der zuständigen Überwachungszentrale angesprochen und zeitgleich drei TARAS zu Zemina abkommandiert.«

      »Sie sind kurz nach dem Verschwinden des Alten aufgetaucht«, bestätigte Siad Tan, an deren Bein sich Phylax gerade zusammenrollte, als wollte er ein Schläfchen machen.

      »Zeig uns noch einmal das Überwachungsholo!«, forderte Rhodan. »Kurz vor Desaktivierung des Schutzschirms. Beginne vor der Kabine und blende dann über ins Innere, sobald der Alte durch die Wand geht.«

      Eine Zeitanzeige flimmerte durch die Aufzeichnung. Ihr zufolge hatte der ganze Spuk nicht länger als eine Minute gedauert.

      »Das war beeindruckend präzise, findet ihr nicht?« Rhodan sah von Tan zu Farye. »Er bewegte sich vollkommen zielgerichtet, als wüsste er ganz genau, was zu tun war.«

      »Was ist, wenn er und Zemina Paath zusammenarbeiten?«, fragte Farye.

      »Ich hatte denselben Gedanken«, antwortete Rhodan. »Die Frau hat ihre Geheimnisse, einige sogar vor sich selbst, wenn sie uns die Wahrheit gesagt hat.«

      Siad Tan räusperte sich. »Würde sie verschwinden, ohne den Paau mitzunehmen? So, wie ich sie kennengelernt habe, wohl nicht.«

      Rhodan drehte sich zu dem Paau um. »Da stimme ich dir zu.«

      »Ja, das würde sie nicht«, bestätigte auch Farye. »Der Paau ...«

      »Achtung!«, unterbrach OXFORD. »Ich messe hochenergetische Aktivitäten an Bord der GAMARAM HONAMS HEROLD an. Das Schiff setzt sich in Bewegung.«

      »Was ist mit unseren Shifts?« Rhodan war sofort in Gedanken bei dem Einsatztrupp.

      »Sie haben den Raumer nicht rechtzeitig erreicht. Alle sind wohlauf.«

      »Sollen wir die HEROLD verfolgen?«, kam Ninasomas Stimme über den Lautsprecher. Der Kommandant hatte sich durch OXFORD von den Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten.

      »Schieß ihr vor den Bug!«, rief Farye. »Ehe sie verschwindet!«

      »Das halte ich für keine gute Idee. Der Entführer könnte ... nervös werden.«

      »Egal!

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