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Unsere Liebe auf deiner Haut. E.M. Lindsey
Читать онлайн.Название Unsere Liebe auf deiner Haut
Год выпуска 0
isbn 9783958238480
Автор произведения E.M. Lindsey
Жанр Языкознание
Серия Irons and Works
Издательство Bookwire
»Mr. Osbourne?«, ertönte eine sanftere Stimme, nachdem sie seinem Vater das Wort abgeschnitten hatte.
Derek fuhr auf den Parkplatz der Bank und holte tief Luft, bevor er der Schwester antwortete. »Hat er heute Abend seine Medikamente genommen?«
»Ein wenig zu spät. Es tut mir wirklich leid. Ich habe es erst erfahren, als er schon Ihre Nummer gewählt hatte«, erklärte sie ihm.
Derek seufzte leise. »Ist schon in Ordnung. Glauben Sie mir, ich habe schon Schlimmeres gehört.«
»Das kann im Endstadium der Zirrhose vorkommen. Das hat der Arzt Ihnen bestimmt erklärt. Dann sind sie… einfach nicht mehr sie selbst.«
Nur dass Dereks Vater vollkommen er selbst war, und es schien, als würde der alte Mann auch ein wütender, hasserfüllter, bigotter, alter Scheißkerl bleiben, bis seine Leber endlich versagte und er seinen letzten Atemzug tat. Aber das würde wahrscheinlich noch Jahre dauern. Es war für Derek die Hölle zu wissen, dass er jede Woche diese Anrufe ertragen musste und ihnen nicht entkommen konnte, auch wenn er selbst es so gewollt hatte. Als das Krankenhaus sowohl ihn als auch seinen Bruder gebeten hatte, als Betreuer für ihren Vater zu fungieren, hatte Sage bloß gelacht und aufgelegt. Derek hingegen hatte es aus irgendeinem Grund nicht über sich gebracht, Nein zu sagen. Vielleicht aus Selbsthass, vielleicht als Märtyrertum, er hatte sein Schicksal akzeptiert und ertrug es. Es war ja nicht so, dass der alte Mann ihm noch Schlimmeres antun konnte, als er es bereits getan hatte.
»Rufen Sie mich an, wenn es schlimmer wird«, sagte Derek zu ihr. »Und ich werde morgen mit dem Arzt sprechen und ihm von den Problemen mit der Medikation berichten.«
»Das ist gut, Mr. Osbourne. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.«
»Ihnen auch.« Derek legte auf und ließ sein Handy auf den leeren Beifahrersitz fallen. Er betrachtete den strömenden Regen, der an sein Fenster schlug. Die Bank war nur gut fünf Meter entfernt, aber es waren fünf Meter in sintflutartigem Regen, das Sahnehäubchen seines verdammten Tages. Sein Arm, auf den er gefallen war, weil Kat vergessen hatte, das Schild aufzustellen, dass der Boden nass war, tat immer noch weh und die wütende Stimme seines Vaters würde den ganzen Abend in seinem Kopf nachhallen, wenn er auch nur einen Moment Ruhe hatte. Er musste das Geld unbedingt einzahlen, damit er für die monatlichen Abbuchungen seiner Rechnungen keine horrenden Überziehungsgebühren bezahlen musste, aber bei dem Gedanken, deswegen vollkommen durchnässt zu werden, waren es ihm die 35 Dollar wirklich wert, die die Bank ihm für jeden Tag berechnen würde.
Er seufzte, lehnte die Stirn an das Lenkrad und murmelte erst ein paar Flüche, dann ein paar Gebete. »Na dann, Osbourne«, sagte er laut und nannte sich selbst beim Nachnamen, in der Hoffnung, sich dadurch zu motivieren, »schwing deinen Hintern aus dem verdammten Auto. Du kannst dich nachher immer noch abtrocknen und sogar den halben Becher Ben & Jerry's essen, den du noch im Gefrierschrank hast.«
Das war nicht ideal, aber es reichte. Er schnappte sich seine Autoschlüssel, nahm den Umschlag und steckte ihn unter sein T-Shirt, dann rannte er los. Auf halbem Weg durch den starken Regen fiel ihm ein, dass er sein Handy im Auto gelassen hatte, aber es würde nicht lange dauern. Einfach das Geld in den Schlitz des Geldautomaten schieben, dann konnte er diesen beschissenen Tag beenden.
In dem kleinen Raum, wo der Geldautomat in einer Ecke stand, war es zumindest warm. Die Bank-Götter waren zumindest dieses Mal auf seiner Seite und verhinderten, dass er sich verkühlte, während er eine zitternde Hand in die Tasche steckte und seine Geldbörse hervorholte. Zwar waren seine Finger steif, aber er schaffte es, seine Bankkarte herauszuziehen und in den Schlitz zu stecken.
Die Maschine klickte und im selben Moment schwang die Tür auf und ein Schwall eiskalter Luft traf ihn. Derek schaute über seine Schulter zu dem Mann, der gerade eingetreten war, seinen Schirm schüttelte und in der Nähe der Tür wartete, die sich wieder geschlossen hatte. Derek fühlte sich nur selten von anderen Leuten eingeschüchtert. Für gewöhnlich war er derjenige, vor dem andere Leute Angst hatten. Beinahe 1,90 Meter groß, 95 Kilo schwer, beide Arme mit Tattoos bedeckt. Die Ohrlöcher geweitet, immer einen grimmigen Gesichtsausdruck, was aber selten seine eigene Schuld war. Er gehörte zu den netteren Kerlen bei Irons and Works, das sah man ihm bloß nicht immer an.
Der Mann schien ihn allerdings nicht zu bemerken. Er hatte den Blick auf sein Handy gerichtet und wartete in gebührendem Abstand, bis Derek fertig war. Derek holte tief Luft und gab seine PIN ein, dann steckte er das Geld in den Automaten, bevor der Fremde auf die Idee kam, ihn auszurauben ‒ schließlich war es spät und sie befanden sich nicht gerade in einer sicheren Gegend. Der Automat piepte, was er sich als ein Dankeschön vorstellte, und spuckte seine Quittung aus. Er stopfte sie in seine Tasche und steckte seine Karte wieder ein, während er von dem Automaten zurücktrat, um dem anderen Mann Platz zu machen.
In dem gedämpften Licht konnte er ihn nun besser erkennen und sofort fiel ihm auf, wie attraktiv er war. Er war in einen dicken Mantel gehüllt, aber das Gesicht, das unter seinem hohen Kragen hervorschaute, war rund und voller weicher Konturen und trug ein natürliches Lächeln. Seine dunklen Augen zuckten kurz zu Derek und als ein Regentropfen an seinem Kinn herunterlief, verspürte Derek den starken Drang, ihn mit dem Daumen wegzuwischen.
Was zum Teufel war nur los mit ihm?
Er schüttelte den Kopf, um wieder zur Vernunft zu kommen, und drehte sich zur Tür um.
Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Es blitzte und sofort hallte ein Donnerschlag, und zwar so laut, dass die Fenster wackelten und der Boden unter ihren Füßen erzitterte. Die Lichter flackerten, dann wurden sie in beinahe vollkommene Dunkelheit gehüllt. Das Einzige, was Derek sehen konnte, war der schwache Schein vom Handy des Mannes, und das einzige Geräusch war das Pochen seines panischen Herzschlags in seinen Ohren.
Er war nur noch wenige Zentimeter von der Tür entfernt, deshalb streckte er die Hand aus und zog daran. Als sie sich nicht rührte, versuchte er es erneut ‒ er drückte und zog und wurde immer hysterischer, denn anscheinend waren die automatischen Schlösser eingerastet und er saß fest.
Es war kein Geheimnis, dass Derek an Klaustrophobie litt. Als er bei Irons and Works angefangen hatte, hatte James versucht, ihm einen Streich zu spielen, indem er ihn in den Vorratsschrank eingeschlossen hatte. Zu dieser Zeit war Dereks PTBS am schlimmsten gewesen und bis zum heutigen Tag konnte er sich nicht richtig erinnern, was passiert war, nur dass er mit der Hand an der Tür ohnmächtig geworden und in Antonios Büro mit einem kalten Waschlappen im Nacken wieder zu sich gekommen war, während Katherine ihm leise und beruhigende Worte ins Ohr geflüstert hatte.
Er war anscheinend für James' blaues Auge verantwortlich, aber der Mann war zerknirscht gewesen und hatte sich mehrmals entschuldigt, was wahrscheinlich bedeutete, dass Antonio ihm ein wenig von Dereks Vergangenheit erzählt hatte. Etwas Derartiges war nie wieder vorgekommen und von da an wussten alle, dass die Tür zum Hinterzimmer offen bleiben musste, wenn Derek etwas aus dem Schrank holte, und Derek bekam immer ‒ immer ‒ die Kabine, die dem Tresen am nächsten lag.
Doch im Moment ging Derek nach und nach die Schritte durch, die seine Therapeutin ihm beigebracht hatte. Größtenteils, weil er mit einem fremden Mann an einem fremden Ort war, und das Letzte, was der Mann brauchen konnte, war mitzuerleben, wie Derek vollkommen die Fassung verlor. Er wurde nicht immer gewalttätig, aber er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, wenn er zusammenbrach, und er wollte diesem beschissenen Tag keine Anklage wegen Körperverletzung hinzufügen.
»Zehn«, murmelte er zu sich selbst und drückte beide Handflächen an die Glastür. »Neun. Acht. Sieben…« Er schluckte schwer, als seine Kehle eng wurde und seine Finger zu zittern begannen. »Sechs. Bitte, Gott«, flüsterte er. Er rief nicht oft eine Gottheit an, an die er seit seiner Kindheit nicht mehr glaubte, aber im Moment hatte er keine bessere Idee. »Fünf…«
Er verstummte, als eine Hand seinen Arm berührte, dann erschien ein helles Licht vor seinem Gesicht. Nein, kein helles Licht, das Display eines