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Two Moments. Katie Weber
Читать онлайн.Название Two Moments
Год выпуска 0
isbn 9783969874127
Автор произведения Katie Weber
Жанр Языкознание
Серия IMCOMPLETE
Издательство Bookwire
Mein Herz geriet ins Straucheln, als die Erkenntnis wie ein Blitz meine Gedanken durchzuckte und mich wissen ließ, wem ich hier gerade gegenüberstand. Ich wusste es, weil ich mich erinnerte. An dieses Muttermal, diese Lippen und an sie ...
»Ivy«, stolperte es überrascht aus meinem Mund.
Sie hob erschrocken den Kopf und sah zu mir auf. Ihr Blick wirkte zunächst irritiert. Bis sie mich offensichtlich erkannte und ihre Augen entsetzt und verwundert aufriss. »Oakley?«
In meinem Inneren grinste ich vor Freude, ein mir bekanntes Gesicht zu sehen – ganz besonders ihr Gesicht. Doch nach außen nickte ich nur stumm, versuchte gar nicht erst zu lächeln. Denn ich wusste, es würde mir nicht gelingen. Das tat es schon eine ganze Weile nicht mehr – seit diesem einen Tag in Afghanistan, an dem ich meine Freunde und Kameraden verloren hatte.
»Ich bin wieder zurück«, sagte ich stattdessen nur ausdruckslos und schämte mich dafür, dass sie mich in dieser Verfassung sah – zerstreut und vollkommen verzweifelt.
Ivys Augen waren noch immer vor Ungläubigkeit geweitet und ihre Lippen öffneten sich einen kleinen Spalt. Ich hörte sie leise und tief einatmen, bevor sie mich von oben bis unten einmal intensiv und prüfend musterte. Als würde sie mich nach etwas absuchen. Oder sichergehen wollen, dass ich gerade tatsächlich vor ihr stand. Lebendig und an einem Stück.
»Seit wann?«, fragte sie fast erstickt, als ihr Blick wieder meinen traf und ich bemerkte, dass sie einige Sekunden lang die Luft angehalten haben musste.
»Seit gestern«, erwiderte ich trocken und runzelte die Stirn. »Haben meine Eltern es nicht deinen gesagt? Oder ... dir?«
Sie schüttelte den Kopf, noch sichtlich unter Schock. »Ich hatte keine Ahnung, dass du überhaupt wieder zurückkommen würdest«, sagte sie hart schluckend und nestelte verunsichert mit den Fingern an ihrer Kellnerschürze.
Ivory Banks sah noch immer genau so aus, wie ich sie in Erinnerung hatte – und gleichzeitig vollkommen anders. Verändert. Älter. Und ihre Augen, die mich schon immer seltsamerweise an die für unsere Heimat so typischen Nadelbäume erinnerten – an grünblaue Fichten –, wirkten matt und glanzlos. Ganz im Gegensatz zu früher, als sie permanent mit den Sternen am Nachthimmel um die Wette funkelten und so viel Schalk und Stärke ausstrahlten, dass ich gar nicht anders konnte, als mich fasziniert und voller Bewunderung in ihnen zu verlieren.
Fünf Jahre zuvor
Es war der erste Tag unserer Sommerferien, als die Jungs und ich wie so häufig bei diesem Wetter zum Wood Lake, dem Namensgeber unserer idyllischen Kleinstadt, fuhren. Unsere Laune war gut, die Badetemperatur des Wassers sogar noch besser, als meine Freunde und ich kopfüber in den See sprangen und ein kleines Wettschwimmen veranstalteten.
Ich genoss diese Zeit jedes Jahr sehr. Denn auch wenn ich nichts gegen Schule hatte, so war es doch irgendwie befreiend, ungezwungen und planlos in den Tag zu starten und einfach mal das zu tun, was auch immer ich tun wollte. Und gerade wollte ich nichts mehr auf der Welt, als mit meinen Freunden Spaß zu haben und die Sonne zu genießen.
»Hey, Oak«, brüllte Lionel, der einige Meter von mir entfernt im Wasser schwamm, irgendwann zu mir herüber. »Ich dachte, du musst heute mal nicht deine kleine Schwester babysitten?« Lionel deutete mit einem leichten Kopfnicken in Richtung Seeufer, zu der Wiese, auf der wir unsere Badetücher und Decken ausgebreitet und unsere Sachen abgelegt hatten.
Irritiert über seine Frage runzelte ich die Stirn und folgte seinem Blick, nur um festzustellen, dass Violet, meine kleine Schwester, tatsächlich auch hier war. Vermutlich, weil Mom ihr erzählt hatte, ich würde mit meinen Freunden zum See fahren, und Violet es nicht ertragen konnte, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen.
Manchmal war sie eine ganz schöne Nervensäge. Doch was sollte ich schon dagegen tun? Sie war nun mal meine Schwester. Und auch wenn wir häufig nicht einer Meinung waren oder uns stritten, so liebte ich sie natürlich dennoch und würde sie nicht von hier vertreiben, nur weil ich keine Lust hatte, wieder einmal den Aufpasser für sie zu spielen, so wie Mom es meist von mir verlangte. Es war Sommer und es war brüllend heiß hier draußen. Da war es doch klar, dass auch sie auf die naheliegende Idee kam, mit ihrer besten Freundin zum See zu fahren.
Unweigerlich flog mein Blick von Violet hinüber zu dem Mädchen, das direkt neben ihr stand und mit selbst von hier aus gut erkennbarem breiten Lächeln auf den Lippen zu meinen Freunden und mir hinaus zum See schaute.
Ivory Banks war seit einer gefühlten Ewigkeit schon die beste Freundin meiner Schwester und wirkte in meinen Augen meist eher unscheinbar, daher hatte ich sie in der Vergangenheit, um ehrlich zu sein, nicht sonderlich wahrgenommen. Zumindest bis heute. Denn, ohne dass ich es verhindern konnte, glitt mein überraschter Blick plötzlich intensiv über ihren nur von einem mintgrünen Bikini verhüllten Körper. Und verflucht, mir gefiel absolut, was ich da sah.
Ivys leicht gebräunte Haut schimmerte bronzen in der Sonne und sah unbeschreiblich zart und weich aus. Mit ihren fünfzehn Jahren war sie körperlich deutlich weiter als meine gleichaltrige Schwester und ihre Rundungen bereits absolut perfekt. Ivy hatte eine schmale Taille und etwas breitere Hüften, die ihr tolle Kurven verliehen. Ihre Figur wirkte eher weiblich, weniger sportlich als die meiner Schwester zum Beispiel. Ich mochte das. Ich mochte es sogar sehr. Vor allem auch, weil ihre Brüste nicht allzu klein, aber auch nicht zu groß waren und damit ganz sicher perfekt in meine Hände passen würden ...
Shit! Was zum Teufel waren das bitte für Gedanken? Hatte ich gerade ernsthaft über die Brüste der besten Freundin meiner kleinen Schwester nachgedacht? Verflucht, ich war ganz sicher schon zu lange in der Sonne!
Schnell setzte ich mir eine ausdruckslose und undurchsichtige Miene auf, als ich erkannte, dass Ivy meinen Blick auffing, und schwamm zu ihr und Violet ans Ufer, wo sie sich gerade auf den kleinen alten Steg setzten und die Beine leise kichernd in den See streckten.
Ich wollte gerade meine Schwester damit aufziehen, dass sie ganz sicher nur wegen Lionel hergekommen war, da blieb mein Blick erneut an Ivy hängen, und ich stellte fasziniert fest, dass nicht nur ihre Haut aus der Ferne schon makellos und anziehend ausgesehen hatte, sondern auch ihre zartrosa Lippen einladend und mindestens genauso schön waren. Voll und leicht geschwungen, mit einem winzigen Muttermal über der Oberlippe, das sich überraschend schnell automatisch in mein Gedächtnis brannte.
»Du hättest ruhig auf Ivy und mich warten können, bevor du zum See rausgefahren bist, Blödmann«, neckte Violet mich, als ich mit einem Satz aus dem Wasser auf den Steg sprang und mich mit breitem Grinsen direkt neben Ivy setzte, die ein paar der Wassertropfen abbekommen hatte, die ich aus meinen Haaren geschüttelt hatte.
Lächelnd strahlte sie mich an, und ihre grünblauen Augen, die ich zuvor auch nie so klar und funkelnd wahrgenommen hatte wie jetzt, glitzerten in der Sonne wie zwei überaus wertvolle und seltene Edelsteine.
Scheiße, was passierte da gerade eigentlich mit mir?
Wieso war mir Ivy Banks noch nie auf diese Art aufgefallen? Wie konnte mir nur all die Jahre entgehen, wie hübsch sie doch eigentlich war? Und wie gut sie duftete! Was genau war das, woran mich das erinnerte? Weihnachten? Zimt? Ich war mir in diesem Moment nicht sicher. Doch eins wusste ich definitiv: Dieses Mädchen hatte wie aus dem Nichts mein Interesse geweckt. Und ich brannte regelrecht darauf, zu erfahren, was es über und an Ivory Banks noch so alles zu entdecken gab.
2
Ivory
Großer Gott, ich konnte nicht glauben, dass er gerade tatsächlich hier war. Wieder zurück, zurück in Wood Lake, dieser gottverdammten Kleinstadt an der Grenze von Iowa zu Wisconsin, wo es doch nichts gab außer Natur, erdrückende Existenzängste, Alkohol und verflucht viel Einsamkeit. Eine Mischung, die jährlich zu nicht allzu überraschend