ТОП просматриваемых книг сайта:
Geschichte und Region/Storia e regione 29/2 (2020). Группа авторов
Читать онлайн.Название Geschichte und Region/Storia e regione 29/2 (2020)
Год выпуска 0
isbn 9783706561181
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия Geschichte und Region/Storia e regione
Издательство Bookwire
Magda Martini/Alexander Piff/Alice Riegler
Historegio. Grenzüberschreitende Forschungen über das historische Tirol
Brigitte Mazohl/Rolf Steininger, Geschichte Südtirols
Michael Span, Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Eva Bachmann, Die Macht auf dem Gipfel. Alpentourismus und Monarchie 1760–1910
Hans Heiss/Stefan Lechner, Erich Amonn. Bürger, Unternehmer, Politiker 1896–1970. Ein Porträt
Autoren und Autorinnen / Autori e autrici
Editorial
Haben Regionen eigene „Zeiten“, also „Regionalzeiten“, wie sie der Globalhistoriker Jürgen Osterhammel nannte? Unterliegen sie somit eigenen Entwicklungsgeschwindigkeiten, Umbrüchen und Zäsuren, Epochen und Perioden, oder sind sie vielmehr an den großen Uhren der Nationen, Staaten oder gar der Welt zu messen? Und vor allem: Wie soll die Regionalgeschichte mit diesem Problem umgehen? Dies sind Fragen, denen sich die Bozner Gespräche zur Regionalgeschichte 2018 unter dem Motto Zeit+Region gewidmet haben. Ziel dieser Veranstaltung war es, junge Historikerinnen und Historiker, die sich mit Fragen der Regionalgeschichte befassen, zu einer gemeinsamen Diskussion über Periodisierung und Spezifika der „Zeit“ in einem regionalhistorischen Kontext anzuregen. Damit konnte eine junge Forschergeneration in Bozen über Aspekte regionalhistorischer Zeitlichkeit und Periodisierung diskutieren. Thematisch bot die Konferenz ein weites Spektrum an Forschungsansätzen, die wirtschaftshistorische, historiografische, rechtshistorische und sozialhistorische Fragen in der regionalen Periodisierung diskutierten und sich von der Antike bis in die jüngste Vergangenheit erstreckten. Damit gelang die Einbettung verschiedener regionalhistorischer Fragestellungen in einem gemeinsamen Rahmen der Periodisierung, der die Grundlage für das vorliegende Heft bietet.
Tatsächlich ist die Frage der Periodisierung eine, die Historiker-innen und Historiker manchmal zu wenig beschäftigt. Die klassische, eurozentrische Einteilung der Geschichte in Altertum, Mittelalter und Neuzeit wird oft nicht genügend hinterfragt. Zweifelsohne dient die Periodisierung dem Festmachen von historischen Prozessen, die mit einem vermeintlichen Anfang und Ende dargestellt werden können. Die Geschichte, als „science des hommes dans le temps“, wie sie Marc Bloch bezeichnete, verlangt nach einer Einteilung für ihre Deutung. Jede Arbeit, die sich mit historischen Prozessen befasst, muss zwangsläufig auf eine Periodisierung zurückgreifen. Das Thema wird zeitlich eingeschränkt und eingeteilt, zeitliche Konnexe hergestellt, das Kontinuum der Zeit je nach Anforderung für eine angemessene Behandlung des Themas hierarchisiert, gedehnt und gestreckt, um Zäsuren angeordnet. So meint etwa Jürgen Osterhammel: „Die Zeitstrukturem, die sich Historiker als ihre Hilfsmittel zurechtlegen, sind niemals ganz aus der rekonstruierbaren Zeitwahrnehmung der historischen Subjekte geschöpft“.1 Diese Periodisierung kann sich an Datierungen (Jahrzehnte, Jahrhunderte oder „lange“ Jahrhunderte), Herrschaftsperioden (die „karolingische Zeit“, die Zeit der Tudors in England), besondere Daten und Zäsuren (etwa 1492, 1648, 1789, 1815, 1914 für die europäische Geschichte), wirtschaftliche Entwicklungen (die Industrielle Revolution) und einer Vielzahl anderer Faktoren richten. Gemeinsam ist jeglicher Art von Periodisierung, dass sie einteilend und einschränkend wirkt. In ihr geht es genauso um das Weglassen wie um das Einbeziehen von bestimmten Ereignissen und Entwicklungen. Dies bedeutet auch, dass die Periodisierung auf spezifische Ereignisse oder Ereignisketten hinweist, den Blick auf bestimmte Faktoren – etwa politische, wirtschaftliche, religiöse oder andere Vorgänge – richtet und damit der „Zeit“ Struktur gibt. So sehr uns diese Einteilungen bei der Widergabe von Vorgängen helfen und eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen in einer ”gemeinsamen Sprache“ erlauben, so können sie dazu verleiten, tradierte Auffassungen von Zeitlichkeit nicht in Frage zu stellen. Frei nach dem Zitat von Samuel Butler – „God cannot alter the past, though historians can“ – wird mit der Definition einer Zeitlichkeit oder einer Periodisierung auch Geschichte „gemacht“. Historikerinnen und Historiker ändern mit ihren Analysen die Geschichte und geben ihr neue Interpretationen und neue Bedeutung.
Trotz unterschiedlicher Versuche, Zeit und Zeitlichkeit von den althergebrachten Einschränkungen zu lösen, wie dies etwa in der Globalgeschichte oder der connected history geschieht, bleiben bis heute zu einem grossen Teil nationalhistorische Vorstellungen paradigmatisch für die Geschichtswissenschaft. In diesen wird eine auf einen bestimm ten Raum erstellten Abfolge von Ereignissen Relevanz zugesprochen. Auf ihre lange Vorherrschaft in der Geschichtswissenschaft