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      »Das ist korrekt.«

      »Haben wir einen Piloten?«

      »Hamza Obafemi Azikiwe. Er hat jetzt Schicht.«

      »In Ordnung, ich lasse ihn holen. Und alle anderen, die benötigt werden, Astrogator und so weiter. Ich stelle Gochuuwa an Ihre Seite, weisen Sie ihn in Ihre Arbeit ein. Danach haben Sie schichtfrei, denn Sie sind auch müde, alte Frau. Denken Sie nicht, ich könnte das nicht erkennen. Es ist mir unverständlich, dass Sie sich noch nicht freiwillig in die Finsternis gestürzt haben. Ist es dieses unwürdige Leben wirklich wert?« Breel gab sich die Antwort gleich selbst: »Das werden wir herausfinden. Deshalb lasse ich Sie auch vorerst am Leben.«

      Er wirkte zufrieden. »Sobald wir uns gründlich genug mit der Schiffsführung auskennen, werden Sie nicht mehr benötigt und sich nur noch in der Wohnsektion aufhalten, bis Sie anderweitige Befehle erhalten.«

      Breel blickte Thora an. »Sie werden als Kommandantin nicht gebraucht – und ebenso wenig Sie«, ergänzte er an Rhodan gerichtet. »Gehen Sie!«

      Einerseits wollte Rhodan lieber in der Zentrale bleiben, um Zakhaan Breel unter Beobachtung zu halten. Andererseits konnte er nun endlich wagen, sich mit Thora auszutauschen, sobald sie unter sich waren.

      Es behagte ihm nicht, Gabrielle Montoya allein zurückzulassen, doch er hatte keine Wahl. Von Druuwen bewacht, verließen Perry Rhodan und Thora Rhodan da Zoltral die Zentrale.

      Rhodan wollte sich nicht ausmalen, was in seiner Frau vor sich ging. Für sie musste diese Situation weitaus schlimmer sein als für ihn. Als Schiffskommandantin ihren Leitstand aufgeben, die CREST II Piraten überlassen zu müssen ... das brachte ihr arkonidisches Temperament sicherlich hart an die Grenzen. Und sie durfte ihrem Zorn nicht mal Luft machen.

      Beinahe hätte er nach ihrer Hand getastet, doch er ließ es gerade noch sein. Zuerst mussten sie beobachten, wie sich die anderen verhielten, bevor sie irgendeine Geste riskieren konnten.

      Sie wurden zur Wohnsektion geführt. Der Druuwe öffnete eine Zweier-Unterkunft. »Die ist für Sie.«

      »Keine Trennung?«, entfuhr es Rhodan, und er hätte sich auf die Zunge beißen mögen.

      Doch der Druuwe wurde nicht misstrauisch. »Die Ware soll in bestmöglichem Zustand ans Ziel gelangen. Breel hat eine Verbindung zwischen Ihnen beiden festgestellt, das fördert die Halteparasiten positiv und vermeidet Stress. Es optimiert den Preis. Und das ist alles, was zählt.« Er wies auf den Zugang. »Sie können sie schließen, aber nicht verriegeln.«

      Und damit wurden sie sich selbst überlassen.

      Rhodan legte den Finger an die Lippen, sobald sie die Unterkunft betreten hatten, ließ die automatische Tür zufahren und zog Thora anschließend in die Hygienezelle. Der einzige Ort, zu dem nicht mal SENECA Zugang hatte, weder optisch noch akustisch. Es gab eine autarke Mikropositronik, die sich automatisch aktivierte, sobald ein bedrohlicher Zustand eintrat, doch sie hatte eine reine Medofunktion.

      »Unser gemeinsames Duschen habe ich mir aber romantischer vorgestellt«, bemerkte Thora.

      Statt einer Antwort nahm Rhodan sie fest in die Arme und küsste sie. »Ich dachte wirklich für einen Moment, es wäre vorbei«, murmelte er.

      »Ich auch.« Sie schmiegte sich an ihn. »Wir werden das nicht zulassen.«

      »Ganz bestimmt nicht.« Er strich über ihre moosbedeckte grüne Wange. »Wie geht es dir damit? Hast du Kopfschmerzen?«

      »Nein, gar nichts. Mein Extrasinn gibt natürlich seine Kommentare ab, aber ich ignoriere ihn. Allerdings juckt es erbärmlich. Deshalb werde ich dagegen sofort etwas unternehmen.«

      In den nächsten Minuten beschäftigte sie sich damit, wenigstens einen Teil des Geflechts loszuwerden – ohne Erfolg. Eine Behandlung gegen das Jucken brachte auch kaum etwas.

      »Vielleicht lässt es irgendwann nach«, hoffte sie resigniert.

      »Da wir nichts zu tun haben, werden wir uns umsehen«, schlug Rhodan vor. »Und etwas essen.«

      »Und planen«, fügte Thora grimmig hinzu.

      Die Druuwen fanden sich schnell zurecht. Trotz ihres grobschlächtigen Auftretens und der körperlichen Beeinträchtigungen, einschließlich des permanenten Medikamentenrausches, verfügten sie über einen analytischen Verstand. Sie waren ausgebildete Raumfahrer, die sich schnell anpassen konnten.

      Die gesamten Geheimnisse der CREST II würden sie nicht in wenigen Tagen ergründen können. Doch in Zusammenarbeit mit dem Zentralepersonal schafften sie es, den Raumer zu starten und sicher in den Weltraum zu bringen.

      Zakhaan Breel hatte die Wachmannschaften und Roboter auf ein Minimum reduziert und den Rest zu seiner Flotte zurückgeschickt, die das erbeutete Raumschiff flankierte. Ein zahlenstarkes Prisenkommando war nicht erforderlich.

      Die terranische Mannschaft war nicht im Geringsten in der Lage, einen Widerstand zu formieren. Der Anführer der Druuwen hatte per Rundrufanlage allen den Befehl gegeben, den üblichen Dienstplan einzuhalten, sich vorschriftsmäßig zu kleiden, ausreichend zu schlafen, Nahrung zu sich zu nehmen, und sich ein wenig im Arboretum, das Bestandteil der großen Messe war, zu erholen. Das erste Ziel sei nicht fern.

      Das erste Ziel? Ein paar wenige gab es, die bei diesen Worten aufhorchten und sich fragten, was das zu bedeuten haben mochte. Es ging also zunächst zu einer Zwischenstation ... und dann?

      »Dann müssen wir verhindern, dass die Reise weitergeht«, beschloss Thora Rhodan da Zoltral fest. »Denn am zweiten Ziel befürchte ich das Schlimmste.«

      Perry Rhodan gab ihr recht. Wenngleich er nach wie vor keine Idee hatte, was genau die Druuwen mit rund zweitausend Menschen vorhaben konnten. Sie als »Ware« zu bezeichnen, verhieß nichts Gutes – gab jedoch keinerlei Hinweis.

      Hoffentlich nahmen die Besatzer am Zwischenziel nicht die CREST II auseinander und schlachteten sie aus. Ressourcen waren im Contagiat sicherlich heiß begehrt. Allein schon die Zerteilung des Raumers würde Breel ein unermessliches Vermögen einbringen. Zweifellos würde er damit zum erfolgreichsten Piraten des Sektors aufsteigen. Aber anscheinend erwartete er sich einen noch besseren Profit, denn Rhodan hatte den Eindruck, dass Breel hauptsächlich an der Besatzung interessiert war. Falls er mit der »Ware« genug einnahm, behielt er die CREST II vielleicht sogar als Flaggschiff, was ihn wohl den meisten Räuberbanden überlegen machen würde.

      Die Menschen konnten sich innerhalb der Unterkunft- und Freizeitsektion völlig ungehindert bewegen. Nur gelegentlich patrouillierten Wachen, ansonsten gab es keinerlei Einflussnahme. Die Druuwen verließen sich auf ihre Halteparasiten – zu Recht. Sie wirkten absolut zuverlässig und zu hundert Prozent.

      Die Piraten konnten zum Glück nicht wissen, dass sich zwei Unsterbliche an Bord befanden, die immun waren.

      Und zwei Mutanten mit Winterschlaf-Zellaktivatoren.

      Die Freude war groß, als Rhodan und Thora in der großen Messe John Marshall und Josue Moncadas wiederfanden. Da es dort ein ständiges Kommen und Gehen gab, fiel nicht weiter auf, wenn sich eine Gruppe gezielt an einem Tisch zusammensetzte.

      Glücklicherweise herrschte kein vollständiges Schweigen. Auch die Beeinflussten wählten ihre Sitzplätze instinktiv so, dass sie mit Vertrauten zusammensaßen, und ab und zu wurde über die Dienstpläne gesprochen. Wobei das für die meisten – ohne dass es ihnen bewusst war – eine Farce war. Denn abgesehen von der Zentralemannschaft durften nur wenige die Sektion verlassen – zumeist Wartungsmonteure, Techniker oder Ingenieure. Die Reparaturarbeiten indes gingen weiter, und auch Rufus Darnell hatten Thora und Rhodan schon gesichtet.

      Thora versuchte, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Doch der Chefingenieur war ebenso beeinflusst wie alle anderen und gab nur wenige Worte von sich, die sich ausschließlich auf seine Arbeit bezogen.

      »Tunnelblick«, konstatierte Rhodan.

      In diesem Moment traten zwei Freunde an den Tisch und ließen sich mit ihren Tabletts bei ihnen nieder. Marshall

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