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Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry Rhodan
Читать онлайн.Название Perry Rhodan Neo Paket 24
Год выпуска 0
isbn 9783845397481
Автор произведения Perry Rhodan
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan Neo
Издательство Bookwire
Tekener hatte zu diesem Zeitpunkt geschlafen. Transitionen, wenn sie nach Plan verliefen, rissen ihn schon lange nicht mehr aus dem Schlummer. Dieser Sprung war leider absolut nicht nach Plan verlaufen. Irgendwo auf halben Weg zwischen Nichtsein und Sein hatte SENECA bemerkt, dass ihm eine Handvoll durchaus wichtiger Strukturfeldkonverter fehlte. Das Feld, das die CREST II vor den Einflüssen des Hyperraums schützte, war kollabiert. Wie meistens, wenn solche Dinge versagten, hatte es zahlreiche Explosionen gegeben. Immerhin hatte die Positronik es geschafft, ihnen noch schnell ein Fenster zurück in den Einsteinraum zu zaubern, sonst wäre gar nichts mehr geblieben, was hätte explodieren können. Naturgemäß hatte SENECA dabei nicht wählerisch sein können, und so waren sie zwar herausgekommen – aber nicht da, wo sie sollten.
Das alles war in ungefähr derselben Zeitspanne passiert, die Tekener benötigt hatte, um seine Hosen anzuziehen, mit ähnlich überzeugenden Ergebnissen.
Sobald er und das Raumschiff wieder halbwegs in Form gewesen waren, hatte Tekener nachgefragt, was eigentlich passiert war. Die Antwort hatte irgendwas mit »Merkosh« gelautet, und da hatte er nicht weitergefragt.
Sie hatten sich das nächstbeste System gesucht und waren auf einem kargen Planeten gelandet. Sie mussten die CREST II reparieren – und sichergehen, dass Merkosh nicht noch mehr Teile entwendet hatte, die SENECA erst vermisste, sobald es zu spät war. Interessanterweise gab es auf dem Planeten Ruinen – ziemlich beeindruckende sogar, mit hohen Gebäuden und weiten Straßennetzen. Bevor auch von dieser Seite eine Überraschung drohte, hatte Thora Rhodan da Zoltral entschieden, eine Expedition hinzuschicken. Vielleicht fand man in den Ruinen ja sogar etwas Brauchbares – ein paar seltene Rohstoffe oder Industriegüter waren nie verkehrt.
Nacheinander sprangen sie ins abgesenkte Hangardeck der Space-Disk. Da man Marshall und Tekener nicht zum Fliegen des Beiboots brauchte, nahmen sie von vornherein in dem Sixpack Platz, dem Mehrzweckfahrzeug, mit dem sie später die Stadt erkunden sollten.
»Danke«, sagte Tekener, während sie sich anschnallten.
»Keine Ursache«, sagte der Telepath. »Ihnen macht das alles Spaß, nicht wahr?«
Ein Ruck fuhr durch den Boden des Sixpacks.
»Das macht es«, bestätigte Tekener.
Dann schleusten sie aus.
Der Flug dauerte nur wenige Minuten, und alles, was sie davon sahen, waren die Bilder, die von der Bordpositronik der Space-Disk an ein Außenbeobachtungsholo des Sixpacks weitergeleitet wurden. Viel zu sehen gab es nicht: Die Landschaft war kahl, eine Wüste völlig ohne Vegetation oder gar Tierleben. Dabei waren Atmosphäre und Temperatur des Planeten relativ erdähnlich, bloß das Sonnenlicht hatte einen merkwürdigen Orangestich.
Tekener überflog das Datenblatt, das die Wissenschaftliche Abteilung in der ersten Stunde nach der Ankunft im System zusammengestellt hatte. Darin hieß es nur, dass das Spektralprofil des Sterns ungewöhnlich sei. Tekener konnte mit den Angaben wenig anfangen. Normalerweise aber müssten unter solchen Bedingungen wenigstens einfache Pflanzen gedeihen, und wenn die Zivilisation dieser Welt wirklich schon vor Jahrhunderten untergegangen war, wie die Wissenschaftler behaupteten, hätte die Natur mehr als genug Zeit haben sollen, sich diese Landstriche zurückzuerobern. Sogar wenn ein Atomschlag oder Ähnliches sie verheert hatte. Tekener befürchtete daher, dass sie etwas ganz Entscheidendes übersahen; einen Virus vielleicht, etwas, was das Leben auf dieser Welt daran hinderte, sich auszubreiten. Doch soweit er das sah, waren alle Analysen und Bodenproben ergebnislos geblieben. Keine Pathogene, keine gefährliche Strahlung.
»Eine tote Welt«, murmelte Marshall, dem wohl dieselben Gedanken durch den Kopf gingen. Der Telepath schien in sich hineinzulauschen; in Wahrheit lauschte er wohl nach da draußen.
Sie flogen etwa hundertfünfzig Kilometer nach Westen bis zum Zentrum einer ausgedehnten Metropole, die an den Ufern einer großen, grauen Bucht errichtet worden war. Geborstene Türme und gespaltene Wolkenkratzer ragten wie ein zertrümmertes Gebiss in den reglosen Himmel, und das Meer in der Bucht lag kalt und unbewegt.
»Die Gebäude sehen seltsam aus«, bemerkte Tekener.
Marshall beugte sich vor und studierte das Bild der Stadt. »Manche wirken eher wie ... Skulpturen.«
Tekener brummte zustimmend. »Ein paar davon waren mal Gesichter, würde ich sagen. Nur dass die meisten lange zerbrochen sind.«
»Tatsächlich. Und hier ... sind diese Bauten beschriftet?«
»Entweder das – oder es ist die aufwendigste und zugleich langweiligste Art von Dekor, die ich je gesehen habe.«
Die Space-Disks landeten auf einem weiten Platz. Es könnte einmal der Times Square dieser Stadt gewesen sein, überlegte Tekener, oder die Kreuzung vor dem Shibuya-Bahnhof. Längst war das Areal genauso karg wie die Landschaft ringsum. Das Pflaster war gesprungen oder fehlte ganz, eine leichte Brise wehte Staub und pulverfeine Erde vor sich her. Erneut kein einziger Strauch, kein einziger Grashalm.
Tatham und der Rest der Besatzung kamen aus der Zentrale des Diskusboots herabgeklettert, bestiegen den Sixpack und nahmen grußlos in den vorderen Sitzen Platz. Die Gesichter waren ernst; auch sie merkten, dass auf dieser Welt etwas nicht stimmte. Dann senkte sich das Hangardeck auf Straßenniveau ab, und der Mehrzweckpanzer rollte auf den Platz hinaus. Die zweite Space-Disk war am anderen Ende des Platzes gelandet und schleuste ebenfalls ihren Sixpack aus.
»Die Gebäude hier sind ja ziemlich kaputt«, lamentierte Tatham. »Wir suchen uns ein Fleckchen, das noch etwas netter aussieht. Da hinten!«, wies er Jeffries an, einen hageren schwarzhäutigen Leutnant, der das Erkundungsfahrzeug steuerte. »Da sieht es doch nach einem gemütlichen Fleckchen für ein kleines Picknick aus!«
Tekener entging nicht, dass die anderen beiden Mitglieder des Teams – Joaquim Madeira und Luisa Landry – die Augen verdrehten.
Sie fuhren in eine der sternförmig abzweigenden Straßen hinein und hielten ein paar Hundert Meter weiter. Sie standen auf, zogen ihre Helme über und schulterten ihre Waffen und Rucksäcke. Tatham packte sich noch mehrere Granaten ein; es war Tekener nicht klar, was er damit wollte, aber seine Finger behandelten die grauen Stahleier beinahe liebevoll.
Dann öffnete Leutnant Jeffries die Schleuse, und sie stiegen der Reihe nach aus.
Er trat in den Staub der Straße. Es war so leise, dass der Klang seiner Stiefel von den Häusern zurückschallte. Tekener drehte sich um die eigene Achse und atmete tief ein. Die Luft war frisch, aber nichtssagend, leer – es war die Luft aus einer alten Halle oder Schlucht, nicht die einer Stadt. Die umliegenden Gebäude hingegen waren tatsächlich besser erhalten als die an ihrer Landestelle, und sie zeigten deutlich die eigenartigen Charakteristika, über die sich er und Marshall schon ausgetauscht hatten.
Die Häuser der Stadt wirkten, als hätten irdische Kubisten und Futuristen des frühen 20. Jahrhunderts versucht, Wolkenkratzer nach dem Vorbild der Osterinsel-Skulpturen zu bauen. In die Länge verzerrte, annähernd humanoide Köpfe, bei denen man nur raten konnte, ob die Architekten sich große künstlerische Freiheit genommen hatten oder ob ihr Aussehen tatsächlich das ihrer Erbauer widerspiegelte. Riesenhafte Nasen und Stirnen über Dutzende von Stockwerken hinweg, asymmetrisch verschobene Augen, als Einbuchtungen und Wölbungen unter breiten Balkonreihen ausgestaltet, scharfe Wangenknochen und breite, kantige Lippen. Tekener konnte nicht behaupten, dass er diese Bauwerke schön fand. Im Gegenteil, sie waren ihm unangenehm. Sie waren einfach zu groß und schienen auf die Besucher herabzublicken; als hätten die Menschen einen Kreis von Riesen bei ihrer Zwiesprache gestört. Die schon tief stehende Sonne ließ die Gesichter nur noch grimmiger wirken.
Andere Fassaden – eigentlich fast alle geraden Flächen – waren über und über mit vertikalen Bändern von Schriftzeichen überzogen. Die schiere Dichte dieser Zeichen war erschlagend. Sie erinnerte Tekener an irdische Pharaonengräber und Tempelwände, an denen die vom Jenseits besessenen Ägypter mit aller Sorgfalt jedes noch so kleine Detail aus dem Leben eines Herrschers und seines Landes festgehalten hatten. Die Zeichen waren jedoch nicht bildhaft wie ägyptische Hieroglyphen, sondern abstrakter, eher chinesischen Logogrammen ähnlich.