Скачать книгу

fand sich in ei­ner ge­räu­mi­gen, nied­ri­gen Kam­mer. Ge­gen­über schloss wie­der eine Tür den wei­te­ren Weg ab, aber da sie nicht ver­rie­gelt war, gab sie sei­nen An­grif­fen nach. Ein lan­ger, dunk­ler Kor­ri­dor zeig­te sich, doch ehe er ihn weit hat­te ver­fol­gen kön­nen, ver­seng­te ihm die her­un­ter­ge­brann­te Ker­ze die Fin­ger. Mit ei­nem Fluch ließ er sie zu Bo­den fal­len, wo sie noch ein­mal auf­flamm­te und ver­lösch­te.

      Nun war er in völ­li­ger Dun­kel­heit und er­neut saß ihm die drücken­de Angst im Na­cken. Er konn­te nicht ah­nen, was für wei­te­re Fall­gru­ben und Ge­fah­ren vor ihm la­gen. Aber er glaub­te si­cher wei­ter als je von der end­li­chen Frei­heit ent­fernt zu sein; so nie­der­drückend ist die Ab­we­sen­heit von Licht in frem­der Um­ge­bung. Lang­sam tas­te­te er sei­nen Weg ent­lang, fühl­te mit den Hän­den die Wän­de des Gan­ges ab und be­tas­te­te im­mer erst vor je­dem wei­te­ren Schritt den Bo­den vor sich. Wie lan­ge er so wei­ter­ge­schli­chen war, wuss­te er nicht mehr; aber als der Tun­nel gar kein Ende neh­men woll­te, ent­schloss er sich, völ­lig er­schöpft durch An­stren­gung, Schre­cken und Man­gel an Schlaf, wie er war, sich nie­der­zu­le­gen und vor wei­te­rem Vor­drin­gen aus­zu­ru­hen.

      Als er er­wach­te, hat­te sich an der um­ge­ben­den Dun­kel­heit nichts ge­än­dert. Ob er einen Tag oder nur eine Se­kun­de ge­schla­fen hat­te, wuss­te er nicht. Aber die Tat­sa­che, dass er sich er­frischt und hung­rig fühl­te, be­kun­de­te doch, dass er ei­ni­ge Zeit ge­schla­fen ha­ben muss­te.

      Er be­gann wie­der sein tas­ten­des Vor­drin­gen, aber dies­mal kam er schon nach ganz kur­z­er Zeit an die Mün­dung des Tun­nels in einen Raum, zu dem aus ei­nem Licht­schacht eine Be­ton­trep­pe auf den Bo­den her­un­ter­führ­te.

      Durch die Öff­nung oben konn­te Wer­per son­nen­be­schie­ne­ne, wei­num­rank­te Säu­len se­hen. Er lausch­te, aber er hör­te nichts als das Sau­sen des Win­des in den be­laub­ten Zwei­gen, den hei­se­ren Schrei der Vö­gel und das Schnat­tern von Af­fen.

      Küh­ner ge­wor­den stieg er die Trep­pe hin­auf und fand sich in ei­nem kreis­run­den Hofe. Gera­de vor ihm stand ein stei­ner­ner Al­tar mit rost­brau­nen Fle­cken. Wer­per gab sich über die­se Fle­cken zu­nächst kei­ne wei­te­re Re­chen­schaft – nach­her wuss­te er ih­ren schlim­men Ur­sprung nur all­zu ge­nau.

      Ab­ge­se­hen von dem Trep­pen­schacht im Bo­den ge­ra­de hin­ter dem Al­tar be­merk­te der Bel­gier noch meh­re­re Tü­ren, wel­che in glei­cher Höhe wie der Hof durch des­sen Um­frie­di­gung in das Freie führ­ten. Oben rund um den Hof her­um war eine Rei­he von Bal­ko­nen. Af­fen trie­ben sich in den ver­las­se­nen Rui­nen her­um und bun­te Vö­gel schos­sen zwi­schen den Säu­len durch und über die Ga­le­ri­en, aber kei­ne Men­schen­see­le ließ sich se­hen. Wer­per fühl­te sich er­leich­tert. Er seufz­te, wie wenn ihm eine große Last vom Her­zen ge­fal­len wäre.

      Dann schritt er auf einen der Aus­gän­ge zu, aber mit auf­ge­ris­se­nen Au­gen voll Stau­nen und Ent­set­zen blieb er ste­hen, denn zu glei­cher Zeit öff­ne­ten sich ein Dut­zend Tü­ren in der Mau­er des Ho­fes und eine Hor­de von scheuß­li­chen Män­nern stürz­te sich auf ihn.

      Es wa­ren die Pries­ter von Opar, die glei­chen zot­ti­gen, plum­pen, schau­er­li­chen Män­ner, wel­che vor Jah­ren Jane Clay­ton an dem­sel­ben Fleck zum Op­feral­tar ge­schleppt hat­ten. Ihre lan­gen Arme, die kur­z­en, krum­men Bei­ne, die eng­ste­hen­den bos­haf­ten Au­gen und die nied­ri­gen fla­chen Köp­fe ga­ben ih­nen ein so tie­ri­sches Aus­se­hen, dass ein läh­men­der An­fall von Furcht die an­ge­grif­fe­nen Ner­ven des Bel­giers be­fiel.

      Zwar woll­te er mit ei­nem Schrei in die eben erst ver­las­se­nen düs­te­ren Ge­wöl­be zu­rück­flie­hen, aber die schau­er­li­chen Män­ner ka­men ihm zu­vor. Sie ver­sperr­ten ihm den Weg, sie pack­ten ihn, er warf sich auf die Knie und bet­tel­te um sein Le­ben, aber sie ban­den ihn und war­fen ihn auf den Bo­den im In­ne­ren des Tem­pels.

      Das wei­te­re war nur eine Wie­der­ho­lung von dem, was Tar­zan und Jane Clay­ton durch­ge­macht hat­ten. Die Pries­te­rin­nen ka­men mit der Ho­he­pries­te­rin La an der Spit­ze, Wer­per wur­de auf­ge­ho­ben und auf den Al­tar ge­legt. Als dann La das Op­fer­mes­ser über ihm er­hob, drang ihm der kal­te Schweiß aus al­len Po­ren. Der To­des­ge­sang scholl mar­ternd in sei­ne Ohren und sei­ne stie­ren Au­gen wan­der­ten über die gol­de­nen Be­cher, aus wel­chen die schau­er­li­chen An­däch­ti­gen bald ih­ren un­mensch­li­chen Durst mit sei­nem war­men Blut stil­len wür­den.

      Er wünsch­te schon, eine Ohn­macht möge ihm das Be­wusst­sein des end­lich kom­men­den schar­fen Dolch­sti­ches er­spa­ren, da scholl ihm ein fürch­ter­li­ches Brül­len in die Ohren. Die Ho­he­pries­te­rin ließ ih­ren Dolch sin­ken und öff­ne­te vor Ent­set­zen weit die Au­gen. Die Pries­te­rin­nen schri­en und flo­hen wild nach den Aus­gän­gen, wäh­rend die Pries­ter je nach dem Gra­de ih­res Mu­tes vor Grimm oder Angst brüll­ten. Wer­per reck­te den Hals, um den Grund ih­rer Flucht zu er­ken­nen, und als er ihn end­lich zu Ge­sicht be­kam, über­fiel auch ihn neue Furcht, denn vor sei­nen Au­gen stand ein rie­si­ger Löwe in­mit­ten des Tem­pels, und ein Op­fer lag be­reits zer­malmt un­ter sei­nen grau­sa­men Pran­ken.

      Wie­der brüll­te der Be­herr­scher der Wild­nis und rich­te­te sei­ne un­heil­vol­len Au­gen auf den Al­tar. La tau­mel­te vor­wärts, dreh­te sich halb und fiel dann ohn­mäch­tig über Wer­per.

      So­bald sich der ers­te Schreck über das Erd­be­ben ge­legt hat­te, has­te­te Ba­su­li mit sei­nen Krie­gern in den Stol­len zu­rück, um nach Tar­zan und zwei gleich­falls feh­len­den Leu­ten zu se­hen.

      Sie fan­den den Weg durch za­cki­ge und ver­keil­te Fels­blö­cke völ­lig ver­sperrt. Zwei Tage lang such­ten sie sich einen Weg zu ih­ren ein­ge­ker­ker­ten Ge­nos­sen zu bah­nen, aber als sie nach he­ro­i­schen An­stren­gun­gen erst zwei Me­ter des ver­schüt­te­ten Gan­ges frei­ge­legt hat­ten und da­bei die ver­stüm­mel­ten Res­te ih­res einen Ge­fähr­ten ent­deck­ten, muss­ten sie not­wen­di­ger­wei­se zur Über­zeu­gung kom­men, dass Tar­zan und der zwei­te Wa­zi­ri eben­falls wei­ter zu­rück un­ter den Fels­mas­sen be­gra­ben la­gen und längst über jede mensch­li­che Hil­fe hin­aus wa­ren.

      Wie­der und wie­der in Ar­beit­s­pau­sen rie­fen sie ih­ren Herrn und ih­ren Ka­me­ra­den beim Na­men. Aber kei­ne Ant­wort kam, um ihre lau­schen­den Ohren zu be­loh­nen. So ga­ben sie end­lich die Su­che auf. Sie war­fen einen letz­ten we­hen Blick auf das Trüm­mer­grab ih­res Herrn, dann nah­men sie die ge­wich­ti­gen Gold­bar­ren auf, die ih­rer ge­lieb­ten, nun so ver­las­se­nen Her­rin wenn auch kein Glück, aber we­nigs­tens Be­hag­lich­keit ver­schaf­fen soll­ten und mach­ten sich auf ih­ren trau­ri­gen Weg durch das öde Tal von Opar und durch die Wäl­der nach dem fer­nen Bun­ga­low. Aber noch wäh­rend ih­res Rück­mar­sches da­hin traf dies fried­li­che, glück­li­che Heim ein trau­ri­ges Ge­schick.

      *

      Auf sei­nes Leut­nants Brief hin kam Achmed Zek von Nor­den her ge­rit­ten und mit ihm kam sei­ne Hor­de – teils ge­setz­lo­se Plün­de­rer und Räu­ber ara­bi­scher Ab­kunft, teils eben­so schlim­me Ne­ger, die er auf sei­nen un­ge­straf­ten Kreuz- und Qu­er­zü­gen aus den Dör­fern der nied­rig­ste­hen­den und un­wis­sen­den

Скачать книгу