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Lords hät­te für im­mer ihr Ende ge­fun­den.

      Der Zau­be­rer lag noch an der­sel­ben Stel­le, wo er un­ter dem Lö­wen nie­der­ge­stürzt war. Zer­fleischt und blu­tend, war er nicht mehr im­stan­de, sich weg­zu­schlep­pen und muss­te bei dem schreck­li­chen Kamp­fe der zwei Dschun­gel­be­herr­scher Au­gen­zeu­ge sein. Mit glän­zen­den Au­gen star­rend mur­mel­te er wir­re An­ru­fun­gen der Teu­fel sei­ner re­li­gi­ösen Bräu­che zwi­schen run­ze­li­gen Lip­pen und zahn­lo­sen Kie­fern.

      Eine Zeit lang war er nicht im Zwei­fel über den Aus­gang – der frem­de wei­ße Mann muss­te si­cher dem schreck­li­chen Sim­ba er­lie­gen – wer hör­te je, dass ein ein­zel­ner Mann nur mit ei­nem Mes­ser ein so mäch­ti­ges Tier er­legt hät­te! Aber bald riss der Schwar­ze die Au­gen auf und be­kam Zwei­fel und Be­sorg­nis. Was war das für ein wun­der­ba­res Ge­schöpf, das Sim­ba be­kämpf­te und sich ge­gen die rie­si­gen Mus­keln des Tie­res be­haup­te­te? Lang­sam däm­mer­te in den ein­ge­fal­le­nen Au­gen, die so hell aus dem run­ze­li­gen, ver­narb­ten Ge­sicht her­vor­leuch­te­ten, die Er­kennt­nis. Die Hand der Erin­ne­rung griff zu­rück in die Ver­gan­gen­heit, bis sie ein mit den Jah­ren ver­blass­tes und ver­gilb­tes Bild fass­te: Ein ge­schmei­di­ger, weiß­häu­ti­ger Jüng­ling schwang sich in Ge­sell­schaft ei­ner Hor­de von Rie­sen­af­fen durch die Bäu­me. In die al­ten Au­gen trat große Angst, die aber­gläu­bi­sche Angst des Men­schen, wel­cher an Ge­s­pens­ter, an Geis­ter und Dä­mo­nen glaubt. Und als dann der Zau­be­rer über den Aus­gang des Zwei­kamp­fes nicht mehr zwei­fel­haft war, denn ent­ge­gen sei­ner vor­he­ri­gen Über­zeu­gung wuss­te er nun, dass der Dschun­gel­gott Sim­ba tö­ten wür­de, da hat­te der alte Ne­ger noch mehr Angst um sein be­vor­ste­hen­des Ge­schick aus der Hand des Sie­gers als vor­her vor dem si­che­ren und schnel­len Tod, wel­chen ihm der Löwe be­rei­tet hät­te. Er sah, wie matt der Löwe vom Blut­ver­lust wur­de, wie die mäch­ti­gen Glie­der zit­ter­ten und wank­ten und er sah zu­letzt das Tier nie­der­sin­ken, um sich nicht mehr zu er­he­ben. Und dann sah er, wie der Wald­gott oder Teu­fel sich Von dem be­sieg­ten Geg­ner er­hob: er setz­te einen Fuß auf den noch zu­cken­den Kör­per, hob das Ant­litz zum Mond und stieß einen schau­er­li­chen Schrei aus, dass dem Zau­be­rer das klop­fen­de Blut in den Pul­sen ge­fror.

      Tar­zans Auf­merk­sam­keit wen­de­te sich nun dem Man­ne zu. Er hat­te kei­nes­wegs Numa er­schla­gen, um den Ne­ger zu ret­ten – er woll­te sich nur an dem Lö­wen rä­chen. Aber als er den al­ten Mann hilf­los und ster­bend vor sich lie­gen sah, rühr­te so et­was wie Mit­leid sein rau­es Herz. In der Ju­gend hät­te er den Zau­be­rer ohne die ge­rings­ten Be­den­ken ge­tö­tet. Aber die Zi­vi­li­sa­ti­on hat­te ihre be­sänf­ti­gen­de Wir­kung auf ihn so we­nig wie auf von ihr be­rühr­te Ras­sen und Na­tio­nen ver­fehlt, ob­gleich sie noch nicht so weit ge­kom­men war, ihn fei­ge oder weich­lich zu ma­chen.

      Er sah einen al­ten Mann un­ter Schmer­zen ster­ben und er bück­te sich, un­ter­such­te des­sen Wun­den und hemm­te das strö­men­de Blut.

      Wer bist du? frag­te der Greis mit zit­tern­der Stim­me. Ich bin Tar­zan, der Af­fentar­zan! er­wi­der­te der Af­fen­mensch mit viel­leicht grö­ße­rem Stolz als er ge­sagt ha­ben wür­de: Ich bin John Clay­ton, Lord Grey­sto­ke. Der Zau­be­rer schüt­tel­te sich krampf­haft und schloss die Au­gen. Als er sie wie­der öff­ne­te, zeig­ten sie Er­ge­bung in das wenn auch noch so schreck­li­che Ge­schick, das ihn aus der Hand die­ses ge­fürch­te­ten Teu­fels der Wäl­der er­war­te­te. Wa­rum tö­test du mich nicht? frag­te er.

      Wes­halb soll­te ich dich tö­ten? forsch­te Tar­zan. Du hast mir nichts ge­tan und au­ßer­dem liegst du schon im Ster­ben. Numa, der Löwe, hat dich ge­tö­tet.

      Du wür­dest mich nicht tö­ten?! Über­ra­schung und Zwei­fel la­gen im Tone der zitt­ri­gen, al­ten Stim­me.

      Wenn ich könn­te, wür­de ich dich ret­ten, er­wi­der­te Tar­zan. Aber das geht nicht mehr. Wa­rum dach­test du, ich wür­de dich tö­ten?

      Der alte Mann schwieg einen Au­gen­blick. Als er wie­der sprach, hat­te er an­schei­nend erst sei­nen Mut zu­sam­men­ge­nom­men: Ich ken­ne dich von frü­her, sag­te er, von da­mals, als du in des Häupt­lings Mbon­ga Ge­biet im Dschun­gel haus­test. Ich war schon Zau­be­rer, als du Ku­lon­ga und die an­de­ren er­schlugst und un­se­re Hüt­ten und un­se­ren Gift­topf be­raub­test. Ich er­kann­te dich erst nicht. Aber jetzt weiß ich es – du bist der weiß­häu­ti­ge Affe, der un­ter den haa­ri­gen Af­fen leb­te und das Le­ben in Mbon­gas Dorf zur Höl­le mach­te, der Herr – der Wald­gott – der Mun­an­go-Ki­wa­ti, wel­chem wir im­mer Op­fer an Nah­rung vor das Tor setz­ten und der dann kam und es aß. Sage mir, ehe ich st­er­be – bist du Mensch oder Teu­fel? Tar­zan lach­te: Ich bin ein Mensch!

      Der Alte seufz­te und schüt­tel­te den Kopf. Du such­test mich vor Sim­ba zu ret­ten. Ich will dich da­für be­loh­nen. Ich bin ein großer Zau­be­rer. Höre auf mich, wei­ßer Mann! Ich sehe, dass dir böse Tage be­vor­ste­hen. In mei­nem ei­ge­nen Blut, das mir über die Hand läuft, steht es ge­schrie­ben. Ein Grö­ße­rer als du selbst wird er­ste­hen und dich nie­der­schla­gen. Keh­re um, Mun­an­go-Ki­wa­ti! Keh­re um, ehe es zu spät ist. Ge­fahr liegt vor dir, Ge­fahr lau­ert hin­ter dir; aber grö­ßer ist die Ge­fahr vor dir. Ich sehe … Er mach­te eine Pau­se, und at­me­te lang und rö­chelnd. Dann krümm­te er sich zu ei­nem klei­nen, schrum­pe­li­gen Hau­fen zu­sam­men und starb. Tar­zan hät­te ger­ne ge­wusst, was er noch wei­ter ge­se­hen hat­te.

      Als der Af­fen­mensch die Boma wie­der be­trat und sich zwi­schen sei­nen schwar­zen Krie­gern nie­der­leg­te, war es ziem­lich spät ge­wor­den. Kei­ner hat­te be­merkt, dass er ge­gan­gen war und kei­ner sah sei­ne Rück­kehr. Im Ein­schla­fen dach­te er noch an die Wor­te des Zau­be­rers und beim Er­wa­chen wa­ren sie sein ers­ter Ge­dan­ke. Aber er hat­te des­we­gen kei­ne Ab­sicht, um­zu­keh­ren, denn er kann­te kei­ne Furcht. Hät­te er al­ler­dings ge­ahnt, was der Frau be­vor­stand, wel­che er über al­les in der Welt lieb­te, er wür­de wie auf Flü­geln durch die Bäu­me an ihre Sei­te ge­eilt sein und das Gold von Opar hät­te für im­mer ver­bor­gen und ver­ges­sen in sei­nem Schatz­hau­se lie­gen­blei­ben kön­nen.

      Und in dem La­ger hin­ter ihm sann an je­nem Mor­gen ein an­de­rer wei­ßer Mann auch über et­was nach, das er nachts ge­hört hat­te, und we­nig fehl­te, so hät­te er sei­nen Plan auf­ge­ge­ben und wäre um­ge­kehrt. Wer­per hat­te in der stil­len Nacht aus wei­ter Ent­fer­nung auf der Fähr­te einen Laut ge­hört, der sei­ne fei­ge See­le mit Schre­cken er­füll­te. Er hat­te noch nie in sei­nem bis­he­ri­gen Le­ben eine sol­che Stim­me ge­hört und hät­te nicht im Trau­me ge­dacht, dass die Lun­gen ei­nes Got­tes­ge­schöp­fes solch fürch­ter­li­che Töne her­vor­brin­gen könn­ten. Er hat­te den Sie­ges­schrei des männ­li­chen Af­fen ver­nom­men, wel­chen Tar­zan ins An­ge­sicht von Goro, dem Mond, ge­schleu­dert hat­te und Wer­per hat­te zit­ternd sein Ge­sicht ver­hüllt. Noch jetzt im hel­len Ta­ges­licht zit­ter­te er, wenn er dar­an dach­te. An­ge­sichts der na­men­lo­sen Ge­fahr, wel­che das Echo je­ner fürch­ter­li­chen Lau­te zu kün­den schi­en, wäre er am liebs­ten um­ge­kehrt, aber er hat­te vor sei­nem Be­fehls­ha­ber Achmed Zek noch mehr Angst.

      Wäh­rend also der Af­fentar­zan ste­tig sei­nen Weg nach Opars ver­fal­le­nen Wäl­len wei­ter­zog,

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