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sie ver­letzt, stirbt! Fangt das Weib le­ben­dig!

      Die Ara­ber spran­gen durch das Zim­mer, die Wa­zi­ri be­geg­ne­ten ih­nen mit ih­ren Spee­ren. Schwer­ter blitz­ten, lan­ge Dop­pel­pis­to­len knall­ten tod­brin­gend da­zwi­schen. Mu­gam­bi trieb sei­nen Speer dem nächs­ten Geg­ner durch den Leib, dann ent­riss er ei­nem an­de­ren die Pis­to­le, fass­te sie am Lauf und zer­schmet­ter­te je­dem den Schä­del, der sei­ner Her­rin zu nahe kam.

      Durch sein Bei­spiel an­ge­feu­ert, foch­ten die we­ni­gen Ver­blie­be­nen wie wah­re Teu­fel, aber ei­ner nach dem an­de­ren fiel, bis nur noch Mu­gam­bi üb­rig war, um Le­ben und Ehre von des Af­fen­menschen Weib zu ver­tei­di­gen.

      Aus der an­de­ren Ecke des Zim­mers be­wach­te Achmed Zek mit sei­ner edel­stein­be­setz­ten Flin­te in der Hand den un­glei­chen Kampf und feu­er­te sei­ne Hä­scher an. Jetzt hob er lang­sam die Flin­te und war­te­te, bis Mu­gam­bi bei ei­ner Be­we­gung so ste­hen wür­de, dass er, ohne das Weib oder einen Ge­fähr­ten zu tref­fen, auf ihn schie­ßen konn­te.

      End­lich er­sah er den Au­gen­blick, be­rühr­te den Ab­zug und der tap­fe­re Mu­gam­bi sank ohne einen Laut von sich zu ge­ben vor die Füße Jane Clay­tons.

      Im Nu war sie um­zin­gelt und ent­waff­net. Ohne ein Wort schlepp­te man sie aus dem Bun­ga­low. Ein rie­si­ger Ne­ger hob sie vor sich auf den Sat­tel und ritt mit ihr aus der Um­zäu­nung, um auf sei­nen Herrn zu war­ten, wäh­rend die Räu­ber Bun­ga­low und Ne­ben­ge­bäu­de plün­der­ten.

      Jane Clay­ton sah, wie die Räu­ber die Pfer­de von der Kop­pel hol­ten und das Vieh von den Fel­dern zu­sam­men­trie­ben. Sie sah, wie al­les, was für die Ara­ber nur den ge­rings­ten Wert hat­te, aus ih­rem Heim her­aus­ge­holt wur­de, sie sah, wie Feu­er an­ge­legt wur­de und wie die Flam­men er­grif­fen, was üb­rig war.

      Als dann zu­letzt die Räu­ber ih­rem Grimm und ih­rer Hab­gier Ge­nü­ge ge­tan hat­ten, rit­ten sie mit ihr nach Nor­den da­von, aber sie sah noch den Rauch und die Flam­men zum Him­mel stei­gen, bis der Weg ins Wal­desin­ne­re führ­te, wo das trau­ri­ge Bild ih­ren Au­gen ver­hüllt wur­de.

      Als die Flam­men den Wohn­raum er­reich­ten und schon mit gie­ri­gen Zun­gen die Lei­chen der Ge­fal­le­nen be­leck­ten, be­weg­te sich aus der stil­len Ver­samm­lung ei­ner, des­sen Wun­den seit ei­ni­ger Zeit zu flie­ßen auf­ge­hört hat­ten. Mu­gam­bi, den die Ara­ber für tot hat­ten lie­gen las­sen, leb­te noch.

      Als ihn die sen­gen­den Flam­men schon er­reich­ten, er­hob er sich un­ter Qua­len auf Hän­de und Knie und kroch lang­sam nach der Tür. Wie­der und wie­der fiel er zu­sam­men, aber je­des Mal raff­te er sich auf, um sei­nen pein­vol­len Weg nach dem ret­ten­den Aus­gang fort­zu­set­zen. Nach ei­ner ihm un­end­lich schei­nen­den Zeit, wäh­rend der die Flam­men am an­de­ren Ende des Rau­mes schon wie in ei­nem feu­ri­gen Schmelzofen ras­ten, ge­lang es dem schwar­zen Rie­sen, die Ve­ran­da zu er­rei­chen. Er roll­te sich die Stu­fen hin­ab und kroch in die si­che­re Küh­le ei­ni­ger na­he­ste­hen­der Sträu­cher. Dort lag er die gan­ze Nacht, bald be­wusst­los, bald wie­der bei schmerz­vol­ler Be­sin­nung. In sol­chen Au­gen­bli­cken sah er mit wil­dem Grimm in die Flam­men, die im­mer noch aus dem bren­nen­den Stall und dem Heu­scho­ber auf­stie­gen. Ein her­um­strei­chen­der Löwe brüll­te in nächs­ter Nähe, aber der rie­si­ge Schwar­ze wuss­te nichts von Furcht. In sei­nem wil­den Her­zen war nur Raum für einen Ge­dan­ken: Ver­gel­tung! Ver­gel­tung!

      Auf dem Bo­den der Schatz­kam­mer un­ter den Rui­nen von Opar lag Tar­zan lan­ge Zeit auf dem­sel­ben Fleck, auf wel­chen er hin­ge­stürzt war. Er lag wie tot, aber er war es nicht. End­lich reg­te er sich. Er öff­ne­te die Au­gen und fand sich im Dun­kel. Er fass­te sich am Kopf und hat­te kleb­ri­ges, ge­ron­ne­nes Blut an der Hand. Er beroch sei­ne Fin­ger, wie ein wil­des Tier das war­me flie­ßen­de Blut an ei­ner ver­letz­ten Pfo­te be­schnüf­felt hät­te.

      Er er­hob sich lang­sam in sit­zen­de Stel­lung und lausch­te. Kein Laut drang in die ver­schüt­te­ten Tie­fen sei­nes Gra­bes. Er raff­te sich wan­kend auf die Füße und tas­te­te sich an den Sta­peln der Bar­ren ent­lang. Wo war er? Der Kopf schmerz­te ihm, aber sonst fühl­te er wei­ter kei­ne üb­len Fol­gen des Schla­ges, wel­cher ihn ge­fällt hat­te. An den Un­fall selbst konn­te er sich nicht mehr er­in­nern, wie ihm denn über­haupt die Erin­ne­rung für al­les, was dazu ge­führt hat­te, völ­lig ge­schwun­den war.

      Sei­ne Hän­de tas­te­ten über sei­ne Glie­der, sei­nen Rumpf und den Kopf wie über et­was Frem­des. Er be­fühl­te den Kö­cher auf dem Rücken, das Mes­ser im Len­den­tuch. Ir­gen­det­was in sei­nem Ge­hirn woll­te sich eine Erin­ne­rung er­zwin­gen. Ah! Er hat­te es. Er kroch über den Bo­den hin und fühl­te mit der Hand nach dem Ding, des­sen Feh­len ihm in­stink­tiv be­wusst war. Zu­letzt fand er es – es war sein schwe­rer Kriegs­speer, wel­cher in den letz­ten Jah­ren eine so wich­ti­ge Rol­le in sei­nem Le­ben ge­spielt hat­te, dass er fast ein Stück von ihm bil­de­te, so un­zer­trenn­lich war er bei je­der Tat mit ihm ver­wach­sen, seit er in längst­ver­gan­ge­nen Ta­gen sei­nen ers­ten Speer ei­nem sei­ner Ge­wandt­heit zum Op­fer ge­fal­le­nen Schwar­zen ent­riss.

      Für Tar­zan war es si­cher, dass noch eine an­de­re Welt vor­han­den sein muss­te au­ßer die­ser einen dunklen zwi­schen vier Stein­wän­den. Er setz­te sei­ne Su­che fort und ent­deck­te schließ­lich den Gang nach der Stadt und dem Tem­pel. Er ver­folg­te die­sen Weg ohne jede Vor­sicht, kam an die stei­ner­nen Stu­fen, wel­che zu dem obe­ren Gang führ­ten, er­stieg sie und ging nach dem Brun­nen wei­ter.

      Nichts sta­chel­te sei­ne Erin­ne­rung an frü­he­re Ver­traut­heit mit der Um­ge­bung an. Er tapp­te so ge­dan­ken­los durch die Fins­ter­nis, als ob er eine Ebe­ne un­ter dem Glanz der Mit­tags­son­ne durch­streif­te, und so ge­sch­ah plötz­lich, was un­ter sol­chen Um­stän­den kom­men muss­te.

      Er er­reich­te den Rand des Brun­nens, trat ins Lee­re, fiel vorn­über und schoss in die dunkle Tie­fe hin­ab. Mit dem Speer in der Hand schlug er auf das Was­ser auf und ver­sank tief.

      Vom Fall un­ver­letzt, tauch­te er wie­der zur Ober­flä­che em­por, schüt­tel­te sich das Was­ser aus den Au­gen und fand, dass er se­hen konn­te. Von der Öff­nung weit dro­ben über sei­nem Haup­te drang Ta­ges­licht in den Brun­nen und er­hell­te schwach die Wän­de. Tar­zan schau­te um sich. In Höhe des Was­ser­spie­gels sah er in der feuch­ten, al­gen­be­zo­ge­nen Wand eine wei­te Öff­nung. Er schwamm dort­hin und zog sich auf den nas­sen Rand ei­nes Tun­nels her­aus.

      Er folg­te die­sem Tun­nel, aber jetzt ging er ganz lang­sam, denn der Af­fentar­zan be­gann wie­der zu ler­nen. Der un­er­war­te­te Ab­grund hat­te ihn Vor­sicht bei Be­ge­hung dunk­ler Stol­len ge­lehrt – ei­ner zwei­ten Lek­ti­on be­durf­te er nicht.

      Für eine lan­ge Zeit ver­lief der Gang ge­ra­de wie ein Pfeil. Der Bo­den war schlüpf­rig, weil wohl ge­le­gent­lich das Was­ser des Brun­nens über­trat und hier durch ab­floss. Schon dies al­lein ver­zö­ger­te Tar­zans Schrit­te, denn er konn­te sich nur mit Mühe auf­recht hal­ten. Der Gang en­de­te wie­der am Fuße ei­ner Trep­pe, die Tar­zan hin­auf­stieg. Sie mach­te vie­le Win­dun­gen, bis sie ihn end­lich in eine klei­ne, kreis­run­de Kam­mer brach­te, de­ren Düs­ter durch schwa­ches Licht ge­bro­chen wur­de, das ein röh­ren­för­mi­ger Schacht ein­ließ.

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