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so gütig, mir Jemanden aus seinem Comptoir mitzugeben. Ich gönnte mir kaum eine halbe Stunde Rast und trat meine Wanderung an.

      Messina schien mir vom Borde des Schiffes aus betrachtet, sehr schmal, als ich aber in der Stadt umher ging, sah ich, daß ich mich sehr getäuscht hatte.

      Messina ist zwar sehr stark in die Länge gebaut, aber auch seine Breite nicht unbeträchtlich.

      Ich sah mehrere recht schöne Plätze, z. B. den Hauptplatz mit einem schönen Brunnen, der mit Figuren und einem Bilde von getriebener Arbeit (in Bronce) geschmückt ist. Auf jedem Platze sind Springbrunnen angebracht, doch findet man selten etwas besonders Kunstvolles. Die Kirchen zeichnen sich weder durch schöne Fanden noch durch Reichthum an Marmor, Statuen oder kunstvollen Gemälden aus.

      Die Häuser sind ziemlich gut gebaut, mit flachen Dächern; die Straßen, bis auf einige, klein, eng und äußerst unsauber. Längs des Hafens zieht sich eine ungemein breite Straße hin, an deren einer Seite recht schöne Häuser stehen. Dieß ist ein angenehmer Ort zum Spazierengehen, weil man da immer das Leben und Treiben im Hafen beobachten kann. Unter den Palästen gibt es einige hübsche; schön kann nur jener des Senates genannt werden. Da sieht man ein Stiegenhaus von wunderschöner Bauart und ganz von weißem Marmor. Säle und Gemächer sind hoch, viele gewölbt. Der königliche Pallast ist ebenfalls sehr großartig.

      In der Mitte der Stadt liegt ein niedlicher Volksgarten. Die Leute scheinen aber in Italien lieber die Straßen als dergleichen Anlagen zu ihren Versammlungsorten zu wählen; denn überall fand ich die Spaziergänge leer, die Straßen belebt. Doch geht es hier im Ganzen bei weitem nicht so lebhaft zu wie in Catanea. Um eine Uebersicht von ganz Messina und der Umgebung zu haben, erstieg ich einen, nahe bei der Stadt gelegenen Hügel, auf welchem ein Kapuziner-Kloster steht, und genoß da eine Ansicht, wie es nur wenige in der Welt gibt. Als ich dieß Bild sah, begriff ich sehr leicht, daß ein Messinese nichts schön findet, als seine Vaterstadt.

      Das Vorgebirge, an welchem die Stadt lehnt, ist mit dem schönsten grünen Teppiche belegt, mit den üppigsten Fruchtbäumen aller Art bepflanzt und mit Sommerwohnungen, Dörfern und Städtchen besäet. Schöne Straßen gleich weißen Bändern durchschneiden von allen Seiten die Gebirge und laufen der Stadt zu. Im Hintergrunde erheben sich die höheren Gebirge, theils bewaldet, theils kahl, theils Alpen, theils Felsenmassen. Unten an den Hügeln sieht man die lang, gedehnte Stadt, den Hafen mit den vielen Schiffen, und über den Hafen hinüber wieder Alpenparthien und Felsgebirge. Rechts und links überblickt man das Meer, gegen Palermo und Neapel unbegrenzt, während auf der Seite Catanea's das Auge durch Gebirge, darunter der Aetna, gefesselt wird.

      Noch am Abende desselben Tages schiffte ich mich abermals ein und zwar auf dem „Herzog von Calabrien“, um die kurze Fahrt von zwölf bis vierzehn Stunden nach Palermo zu machen. Dieß Dampfschiff hat nur 80 Pferdekraft, und Alles darauf ist klein und beschränkt. Der erste Platz ist zwar ziemlich gut, der zweite aber nur für sehr wenige Reisende berechnet. Ich blieb, obwohl todtmüde von dem anstrengenden, unaufhörlichen Herumgehen in Messina, doch auf dem Verdecke, denn ohne den Stromboli gesehen zu haben, hätte ich keine Ruhe gefunden. Leider sah ich nur sehr wenig davon. Wir waren gegen sechs Uhr (Abends) von Messina abgefahren und bekamen den Riesenberg erst zwei Stunden später zu Gesicht; da dunkelte es bereits, auch lag der Berg so ferne, daß ich weiter nichts entdecken konnte, als einen ungeheuern Koloß, der sich aus dem Meere hoch gegen den Himmel erhob. Ich blieb bis nach zehn Uhr auf dem Verdecke, in der Meinung, wir würden näher kommen, doch wie an andern Eilanden, die gleich Nebelmassen auf dem Meere lagen, fuhren wir auch an ihm in weiter Ferne vorüber.

      7. Oktober 1842.

      Heute eilte ich schon vor Sonnenaufgang auf das Verdeck, um so viel wie möglich von dem Küstenlande Siciliens und Palermo begrüßen zu können. Um 10 Uhr Vormittags liefen wir in seinem Hafen ein.

      Von der Lage Messina's war ich so entzückt, daß ich glaubte, nichts Schöneres mehr sehen zu können, und dennoch schwand Messina aus meinem Gedächtnisse, als Palermo vor mir lag, umgeben von den schönsten Gebirgen, aus deren Mitte sich der kolossale Felsenberg der h. Rosalia, aus lauter Granit und Porphyr bestehend, hoch in die Lüfte erhebt. Ein mehrfaches Farbenspiel, die ungeheure Höhe und die Zusammensetzung aus nichts als Felsenmassen, bilden diesen Berg zu einem der merkwürdigsten und wunderbarsten. Auf seiner Höhe steht ein Tempel und eine schöne, theils in den Felsen gesprengte, theils auf gemauerten hohen Pfeilern gestützte Straße, die man von Bord aus sieht, führt zu der hinter Felsen verborgen liegenden Kapelle und dem Kloster der h. Rosalia.

      Am Fuße dieses Berges liegt ein prachtvolles Schloß, welches nach der Erzählung meines Schiffskapitäns, gegenwärtig von einer englischen Familie bewohnt wird, die dafür jährlich 30,000 fl. C.M. Miethe bezahlt. An der linken Seite Palermo's öffnen sich die Berge, und zeigen ein breites, himmlisch schönes Thal, in welchem, wie hingezaubert, die Stadt Monreal liegt. An der Küste bilden sich mehr dergleichen Ausschnitte, und man sieht die schönsten Thäler mit Ortschaften und einzelnen artigen Landsitzen.

      Der Hafen von Palermo ist schön und sehr sicher. Die Einwohnerzahl der Stadt beläuft sich auf 130,000. Auch hier wimmelte unser Verdeck von Fachini's, Wirthen und Lohndienern, als kaum der Anker geworfen war. Ich erkundigte mich wieder bei dem Schiffskapitän um die Preise für Kost und Wohnung, und handelte dann noch auf dem Schiffe mit einem Wirthe aus. Auf diese Art kam ich überall am besten und billigsten durch.

      Im Gasthause angelangt, machte ich es wie in Kairo. Ich sandte nach Herrn Schmitt, an den ich empfohlen war, und bat ihn, mir sogleich einen braven Lohndiener zu schicken und mir die Eintheilung zu machen, was ich täglich besehen sollte. Beides war bald geordnet, ich speiste in Eile zu Mittag und begann hierauf meine Exkursionen.

      Beinahe alle Kirchen, an denen mich der Weg vorüber führte, besuchte ich, und fand sie niedlich und hübsch. Überall sah ich hübsche Palläste und viele schöne Häuser, die statt der Fenster Glasthüren haben, welche bis zur Hälfte hinauf mit eisernen Gittern versehen sind, und lauter kleine Balkone bilden. Da sitzen Abends die Frauen und Mädchen und arbeiten und — plaudern nach Herzenslust.

      Die Straßen Palermo's sind bei weitem reinlicher und schöner wie jene Messina's. Die vorzüglichsten derselben, Toledo und Casaro, theilen die Stadt in vier Theile und laufen auf dem Hauptplatze zusammen. Dieß gewährt einen eigenthümlichen Anblick, wenn man so von einer Gasse in die andere sieht und überall eine bedeutende Masse von Menschen geschäftig sich hin und her bewegt. In der Toledo-Straße müssen alle Schneider vereint seyn, denn die Kaufläden zu beiden Seiten sind von diesen Handwerkern besetzt. Da sitzen sie mit ihrer Arbeit zur Hälfte im Gewölbe und zur Hälfte auf der Straße. Die Kaffeehäuser und alle Läden sind ganz offen, und gewähren den Vorübergehenden die volle Ansicht der Waaren, der Käufer und Verkäufer.

      Unter den Pallästen ist der königliche der schönste. Die Kapelle darin ist von gothischer Bauart, reich und herrlich geschmückt. Die Wände sind von oben bis unten mit Mosaikgemälden belegt, deren Zeichnungen eben nicht zu den schönsten gehören, die Decke mit Zierathen und Arabesken überfüllt. Neben der Kanzel steht ein alterthümlicher Leuchter, in Form einer Säule, der bis an die Kanzel hinauf reicht, aus prächtigem Marmor gearbeitet und ebenfalls mit Arabesken überladen. An Festtagen wird eine ungeheure Wachskerze in diesen Leuchter gesteckt und angezündet.

      Als ich in diese Kapelle treten wollte, ließ man mich nicht hinein, bis ich gleich den Männern den Hut vom Kopfe nahm und in der Hand hielt. Auch in einigen andern Kirchen Palermo's herrscht diese Sitte. Der Platz vor dem Pallaste gleicht einem Garten, so viele Alleen und Blumen zieren ihn. Der zweite schöne Pallast ist der des Senates, doch kann er mit jenem in Messina nicht verglichen werden.

      Plätze, und zwar recht hübsche, hat die Stadt mehrere; auf jedem findet man mehrere Statuen und Säulen.

      Unter den Kirchen steht die Kathedrale oben an, ihre Façade ist gothisch, sie nimmt die ganze Seite eines bedeutenden Platzes ein.

      Eine schöne Vorhalle, in welcher zwei marmorne, eben nicht sehr kunstreiche Monumente stehen, führt in das Innere der Kirche, die von bedeutender Größe aber einfachem Baue ist. Die Säulen, welche je zwei und zwei an den weißen Wänden stehen, sind von egyptischem Granit,

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