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auf dessen Gipfel eine Kirche sammt Kloster ruht, der Sitz des Bischofs. Die Stadt zieht sich gleich mehreren Kränzen rund um den Berg, bis beinahe an die kirchlichen Gebäude. Der Hintergrund bietet ein trauriges Bild — ein kahles Gebirge. Der Leuchtthurm steht auf einer kleinen Insel; die Quarantaine, die von außen recht freundlich aussieht, liegt von Syra etwas entfernt, am Meeresufer.

      Es war gerade ein Sonntag, als wir hier anlangten, und da Syra zu Griechenland gehört, so hörte ich hier, wie am Libanon, Glockengeläute, welches mich abermals mit unnennbarer Wehmuth erfüllte. Weiß man doch die Heimath nie so zu schätzen, als wenn man einsam und allein, nur auf Fremde angewiesen, so weit von seinem väterlichen Boden entfernt ist.

      Gerne hätte ich hier einen kleinen Abstecher nach Athen gemacht, denn die Entfernung beträgt höchstens zwölf Stunden, allein ich hätte hier wieder Quarantaine halten müssen, und wenn ich dann Griechenland verlassen hätte, vielleicht irgend wo anders zum drittenmale, das wäre mir zu viel gewesen; daher zog ich es vor, in die Quarantaine nach Malta zu gehen, wo es mit einem Male abgethan war.

      Noch denselben Tag um 2 Uhr gingen wir wieder unter Segel. Ich blieb auch heute, wie an den folgenden Tagen so lange als möglich auf dem Verdecke, und achtete weder Sturm noch Wind, um eine Insel nach der andern an mir vorüberziehen zu lassen. Eine erschien und verschwand, nur um einer andern wieder Platz zu machen. Auch einzelne Felspartien erhoben sich gigantisch aus dem Meeresgrunde und mischten sich in dieß wechselnde Panorama.

      Wir sahen rechts in weiter Ferne Paros und Antiparos, links die bedeutendern Inseln Chermia, und kamen endlich ganz nahe an Cervo (Hirscheninsel) vorüber, welche sich besonders durch die schönen Formen ihrer Gebirge auszeichnet. Ebenfalls ganz abgesondert, wie in Syra, steht da ein spitziger, einzeln stehender Berg, um welchen sich rund herum bis zur Spitze ein Städtchen windet.

      12. September 1842.

      Als ich mich heute Morgens mit der Sonne zugleich auf dem Verdecke einfand, hatten wir rechts das Festland Morea im Angesicht, — eine große Ebene, auf welcher mehrere Ortschaften zerstreut liegen; den Hintergrund bilden kahle Gebirge. Von Morea weg schifften wir wieder auf hohem Meere.

      Der heutige Tag hätte für uns bald ein trauriges Ende nehmen können. Ich saß wie gewöhnlich auf dem Verdecke, als plötzlich auf dem Schiffe eine ungewöhnliche Bewegung unter den Matrosen und deren Vorgesetzten entstand, und selbst der Kommandant schnell herbeieilte. Ich wagte jedoch Niemanden zu fragen, was vorgefallen sei, denn so höflich die Franzosen sonst auch sind, eben so anmaßend und stolz benehmen sie sich auf den Packet-Dampfbooten.

      Ich blieb also ruhig auf meinem Plätzchen, und begnügte mich, jede Bewegung der Offiziere und der Mannschaft zu beobachten. Mehrere stiegen in das Kohlenmagazin und kamen ganz erhitzt, von der Kohle schwarz gefärbt und von Wasser triefend zurück. Endlich flog ein Schiffsjunge an mir vorüber und ich fragte ihn, was vorgefallen wäre? Er sagte mir ganz leise, im Kohlenmagazin sei Feuer ausgekommen. Nun wußte ich die Gefahr, in welcher wir schwebten, und — konnte nichts thun, als erwarten, was das Schicksal mit uns beschlossen habe. Das größte Glück bei diesem Unglücke war, daß es sich bei Tag ereignete, und daß es der Maschinist gleich entdeckte. Das ganze Magazin wurde durch doppelte Pumpen unter Wasser gesetzt, und das Feuer glücklich gelöscht. Die Reisenden erfuhren gar nichts von der Gefahr, die ihnen gedroht hatte, sie saßen oder schliefen alle in den Kajüten; kein Matrose durfte dieses Unglücks erwähnen, und auch mich bat der Schiffsjunge, ihn nicht zu verrathen. Wir hatten drei Zentner Pulver am Bord.

      14. September 1842.

      Erst heute gegen Abend sahen wir wieder Land, und zwar das Ziel unserer Reise,

      Malta, und um 7 Uhr lagen wir im Hafen von Lavalette vor Anker.

      Auf der ganzen Reise von Alexandrien bis Malta war uns der Wind sehr ungünstig gewesen, das Meer war oft so unruhig, daß man ohne Hülfe eines Matrosen nicht über das Verdeck gehen konnte.

      Von Alexandrien über Syra nach Malta sind 950 Seemeilen. Wir waren 8 Tage unter Weges, und landeten nur in Syra. Die Hitze war ziemlich erträglich, sie erreichte höchst selten 23 — 29 Grad R.

      Die Insel Malta nimmt sich gut aus, sie hat keine Gebirge und besteht nur aus Felsen und Hügeln.

      Die Stadt Lavalette ist mit dreifachen Festungswerken umgeben, die sich stufenweise den Hügel hinauf ziehen, auf welchen die eigentliche Stadt liegt; sie hat große, schöne Häuser, alle aus Stein gebaut.

      15. September 1842.

      Heute Morgens um 8 Uhr wurden wir ausgeschifft und in die Quarantaine, in dem herrlichen Gebäude der Johanniter, abgeliefert.

      Dieses Schloß steht auf einem Felsenhügel, und bietet die Aussicht über die ganze, zwei Stunden lange Insel, bis gegen Civita vechia. Wir fanden hier lauter reinliche Zimmer, und bekamen augenblicklich Möbel, Bettzeug u.s.w. von der Anstalt zu sehr billigen Preisen. Der Wirth sandte gleich jedem Ankömmlinge den Speise-Tarif für Frühstück und Mittagskost, man kann sich nach Belieben wählen, und wird mit der Bezahlung nicht überhalten. Die Quardiane sind sehr dienstfertig, aufmerksam, sprechen fast alle etwas italienisch, und besorgen täglich genau den Auftrag, den man ihnen gibt. Das Gebäude für die Abgesperrten liegt auf dem großen Plateau des Hügels. Zu beiden Seiten sind zwei große Flügel erbaut, einen Stock hoch, in welchem sich die Zimmer befinden, deren jedes einen abgesonderten Eingang hat. In der Mitte quer über den Hof befindet sich das Gasthaus, unweit davon die Kirche; aber weder das Eine noch die Andere darf von den Ankömmlingen betreten werden. Die verlangten Speisen und Getränke werden dem Quardian gereicht, der sie an Ort und Stelle befördert. Die Kirche bleibt gänzlich geschlossen. Den Vordergrund bildet eine breite, schöne Terrasse, auf der man spazieren gehen kann, und von welcher man eine große Fernsicht über das Meer, die Stadt Lavalette und die ganze Insel hat. Auf dieser Terrasse, so wie auf den Festungswällen hinter den Gebäuden, kann man genugsam herumspazieren. Der Hof ist sehr geräumig, und Jedermann darf sich bis zur Mitte desselben, wo eine Statue steht, frei bewegen. Bis 10 Uhr Abends kann man da überall frei berumspazieren, dann erst wird man auf sein Zimmer gewiesen und eingeschlossen. Die Wächter haben ihre Wohnungen ganz abgesondert.

      Die ganze Anstalt ist so ordentlich und zweckmäßig eingerichtet, daß man gar nicht ahnet, in einem Gefängnisse zu sitzen. Ach, wie viel wohler befand ich mich hier, als in der Kontumaz zu Alexandrien! —

      Kommt Jemand auf Besuch, dann ist man nicht durch Gitter und Gräben von ihm geschieden, sondern steht frei im Hofe, höchstens zwei Schritte von einander entfernt. Die Fenster sind nicht vergittert, Kleider und Wäsche wurden wohl auch auf Stellen gehangen und gelüftet, doch weder wir, noch unsere Effekten wurden ausgeräuchert. Ich würde wirklich die 18 Tage, welche ich dableiben mußte, recht vergnügt zugebracht haben, wenn es nur für meine fernere Reise nicht so spät geworden wäre. Ich wollte noch den Ätna besteigen, und war bis 2. Oktober hier festgebannt!

      1. Oktober 1842.

      Der Quarantaine-Arzt besichtigte uns ganz leicht und gab uns die Absolution für den morgigen Tag. Darum ging es diesen Abend recht lärmend zu. Die bald befreiten Gefangenen sangen bei Wein und Musik oder tanzten im Hofe, die Wächter jubelten mit, und Alles war fröhlich und heiter bis tief in die Nacht hinein.

      2. Oktober 1842.

      Morgens um 7 Uhr wurden wir der Haft entlassen; da ging es eben so zu, wie in Alexandrien; Alles drängte herein, sich der Fremden zu bemächtigen. Man muß hier nicht minder auf seiner Hut seyn, als in Egypten unter den Arabern, und Überfahrt, Trägerlohn u.s.w. zuvor genau aushandeln, sonst sind die Leute unverschämt in ihren Forderungen.

      Ich hatte schon einige Tage vor dem Austritte mit einem Wirthe für Kost, Wohnung und Übersiedlung unterhandelt. Dieser kam also heute und holte mich mit Sack und Pack ab. Wir fuhren über den Arm des Meeres, welcher das Fort Manuel von der Stadt Lavalette trennt.

      Vom Ufer führt eine Treppe in die Stadt durch die dreifachen, immer höher gelegenen Festungswerke. Auf jeder Abtheilung sind Gassen und Häuser angebracht. Die eigentliche Stadt liegt ganz in der Höhe; man muß daher viel Berg auf und Berg ab steigen, jedoch nicht halb so hoch und beschwerlich, wie in Konstantinopel. Die

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