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in italienischer Sprache ziemlich gut aufführten. Das Orchester wurde durch vier Personen gebildet; nach dem zweiten Akt spielte der zwölfjährige Sohn des Herrn Konsuls einige Variationen auf der Violine recht brav.

      Die Frauen, lauter Levantinerinnen, waren alle höchst elegant gekleidet. Sie trugen sich europäisch, hatten weiße Moußelinkleider an, und die Haare schön gesteckt und mit Blumen durchflochten. Frauen und Mädchen waren fast sämmtlich schön, ihr Teint so blendend weiß, wie man ihn selten in Europa findet. Das mag wohl daher kommen, weil sie beständig zu Hause sitzen, und sich der Luft oder der Sonne gar nicht preisgeben.

      Den folgenden Tag besuchte ich die schreienden Derwische, die für mich ein großes Interesse hatten, da ich die zu Konstantinopel gehört und gesehen hatte. Der Saal, oder eigentlich die Moschee, in welcher ihre Andachtsübung Statt findet, ist sehr schön. Ich durfte aber hier nicht, wie in Konstantinopel, in den Saal unter die Männer, sondern ich wurde in einen Gang geführt, der in der Höhe angebracht ist und von dem ich durch vergitterte Fenster hinabsehen konnte.

      Die Art der Andacht und der Begeisterung der Derwische ist wie in Konstantinopel, nur nicht gar so wüthend. Es stürzte keiner vor Erschöpfung zusammen, auch das Geheul und Geschrei war gemäßigter. Dagegen nahmen viele gegen das Ende kleine Tamburins, schlugen beständig darauf und machten eine höllische Musik.

      Auf dem Sklavenmarkte war wenig Auswahl, es war fast Alles aufgekauft, und man erwartete täglich einen neuen Transport solcher Unglücklichen. Ich gab vor, einen Knaben und ein Mädchen kaufen zu wollen, damit man mich auch in die geschlossenen Abtheilungen führe. Da sah ich ein Paar Negermädchen von ausgezeichneter Schönheit. Ich hätte nie gedacht, so etwas Vollkommenes zu finden. Ihre Formen waren so rund und dabei dennoch so zart, daß sie gewiß jedem Bildhauer das schönste Modell geliefert hätten. Ihre Haut, von einer unvergleichlichen, sammtartigen Schwärze, besaß einen wunderschönen Glanz. Die Zähne waren schön geformt und von einer blendenden Weiße. Die Augen groß, und die Lippen etwas weniger aufgeworfen, als es sonst gewöhnlich bei diesem Volke der Fall ist. Die Haare trugen sie mehrfach gescheitelt, und kleine niedlich geordnete Löckchen umgaben den Kopf. Die armen Geschöpfe! Wer weiß, in welche Hände sie gerathen! Sie neigten traurig ihre Häupter, und keine Svlbe kam aus ihrem Munde. Der Sklavenmarkt machte hier einen traurigen Eindruck auf mich. Die Armen schienen nicht so fröhlich und heiter zu seyn, wie jene Sklaven waren, die ich in Konstantinopel auf dem Markte sah. Wie es mir schien, werden sie in Kairo schlecht gehalten, sie lagen unter kleinen Zelten, und wenn ein Käufer kam, wurden sie, nicht viel besser wie das Vieh, herausgetrieben. Ihre Blöße war höchst nothdürftig durch einige elende Lumpen bedeckt. Man sah nur traurige, matte Gestalten.

      Während meines kurzen Aufenthaltes in Kairo fiel gerade eines der größten Feste der Muhamedaner, nämlich: Maschdalanscher oder der Geburtstag des Propheten. Dieses Fest wird gleich außerhalb der Stadt auf einem großen freyen Platz gefeiert. Da sind eine Menge, von vorn ganz offene, große Zelte ausgerichtet, unter welchen man alle möglichen Verrichtungen sieht, in dem einen wird gebetet, da werfen sich die Derwische zu Boden und schreien zu ihrem Allah, — in einem andern treibt wieder ein Gaukler oder Erzähler sein Wesen. In der Mitte dieser Zelte steht ein ganz besonders großes Zelt, dessen Eingang mit Vorhängen geschlossen war. Da tanzten die Bajaderen. Jedermann hat Zutritt gegen eine kleine Gabe. Natürlich ging ich auch hinein, um diese berühmten Tänzer anzusehen. Es waren aber nur zwei Paar, zwei Jünglinge davon waren als Mädchen sehr zierlich gekleidet, und mit Goldstückchen reich geschmückt. Diese Jünglinge sahen sehr hübsch und niedlich aus, so daß ich sie wirklich für Mädchen hielt. Der Tanz selbst ist höchst einförmig, langsam und langweilig, und besteht in Hin- und Hertreten und einigen etwas frechen Bewegungen des Oberkörpers. Diese Bewegungen sollen sehr schwer zu machen seyn, indem die Tänzer dabei ruhig stehen und nur den Oberkörper zu bewegen wissen. Die Musik dazu besteht aus einem Tamburin, einem Dudelsack und einer Pfeife. So viel man schon über die Frechheit dieser Tänze schrieb, so bin ich der Meinung, daß man bei unsern Balleten unendlich mehr Ursache hätte, darüber Bemerkungen zu machen. Es ist möglich, daß noch andere Tänze aufgeführt werden, woran das große Publikum nicht Theil nehmen darf, ich spreche nur von dem, was der Öffentlichkeit preisgegeben ist. Auch ziehe ich ein Volksfest im Oriente einem Volksfeste in unsern so hochgebildeten Staaten vor. Die ersteren machten mir viel Vergnügen, da das Volk im Ganzen sich sehr anständig benimmt. Es jubelt zwar, und stößt und drängt sich wie bei uns, man sieht aber keine Betrunkenen, und höchst selten finden ernstliche Zänkereien Statt. Eben so erlaubt sich der gemeinste Mann nicht die geringste Unanständigkeit gegen das andere Geschlecht. Hieher zu diesem Feste würde ich ungescheut jedes Mädchen führen, was ich aber in Wien zum sogenannten Brigitten-Kirchtag wohl unterlassen würde.

      Das Volk war ungeheuer zahlreich versammelt und drängte sich in großen Massen, und dennoch kamen wir überall mit unsern Eseln durch.

      Gegen 3 Uhr suchte mein Diener einen erhöhten Platz für mich, denn nun kam bald das Sehenswürdigste, und das Gedränge und der Lärm erreichten schon den höchsten Punkt. Da sah man endlich einen stattlichen Oberpriester auf einem prächtigen Pferde daher reiten; vor ihm gingen acht bis zehn Derwische mit flatternden Fahnen, und hinter ihm eine Menge Männer, unter welchen ebenfalls wieder viele Derwische waren. In der Mitte des Platzes hielt der Zug an; einige Soldaten drängten sich zwischen das Volk, theilten es auseinander und bildeten eine Straße. Wichen die Zuschauer nicht gleich gutwillig auf die Seite, so wurden sie mit dem Stocke zurecht gewiesen, dieß Verfahren brachte schnell eine treffliche Ordnung zu Stande.

      Der Zug setzte sich nun wieder in Bewegung. Die Fahnenträger und die Derwische machten so tolle Geberden, als ob sie eben dem Narrenhause entsprungen wären. Am Orte angelangt, wo die Zuschauer eine Gasse bildeten, legten sich die Derwische und viele der Männer, welche mit ihnen gekommen waren, überquer, mit dem Gesichte zur Erde gewendet, auf den Boden, und zwar so, daß alle ihre Köpfe in gleicher Linie waren. Dann — o Entsetzen! — ritt der Oberpriester Schritt vor Schritt über die Rücken dieser Unglücklichen, wie über eine Brücke. — Darauf sprangen alle wieder auf, als wäre nichts besonders vorgefallen, und mischten sich mit ihren frühern Grimassen und Lärmen unter den forteilenden Zug. Ein Einziger blieb zurück und geberdete sich, als ob ihm der Rücken wäre eingetreten worden, allein nach einigen Augenblicken ging er eben so wohlgemuth weiter, wie seine Kameraden. Jeder der Mitwirkenden schätzt sich außerordentlich glücklich, zu dieser Auszeichnung zugelassen zu werden und dieser Stolz geht sogar auf die Verwandten und Freunde über.

      Schubra.

      Den schönen Garten mit dem Lustschlosse des Vicekönigs von Egypten besuchte ich ebenfalls eines Nachmittags. Eine breite herrliche Straße zwischen Alleen von lauter großen Sicomoren, führt in anderthalb Stunden dahin. Gleich nach meiner Ankunft führte man mich in ein Nebengebäude, in dessen Hof ein großer schöner Elephant zu sehen war; ich hatte schon mehr dergleichen Thiere gesehen, allein so ein Prachtstück war mir noch nicht vorgekommen. Seine Größe war staunenswerth, sein Körper rein und glatt, die Haut ziemlich dunkelbraun.

      Der Park ist wunderschön, die seltensten Gewächse sieht man neben unsern alltäglichen frei in der Natur voll Pracht und Blüthe gedeihen. Im Ganzen gefiel mir aber der Garten von Rodda noch viel besser. Auch der Pallast ist sehr schön. Die Plafonds der Zimmer sind hoch gewölbt und mit Verzierungen, Vergoldungen, Malereien und Marmor reich geschmückt. Die Zimmer der Gemahlin des Vicekönigs sind nicht minder prachtvoll. Von beiden Seiten führen breite schöne Treppen hinauf. Im Erdgeschosse liegt das Lieblingsgemach des Herrschers von Kairo, ganz nach Art der Damasker Empfangssäle ausgestattet. Ein Springbrunnen mit herrlichem Wasser verbreitet eine angenehme Kühle. Im Pallaste sind mehrere große Behälter für Papageien und andere der schönsten Vögel angebracht. Mehr aber, als dieß Alles, gefiel mir der unvergleichlich schöne Kiosk, der 130 Schritte lang und 100 Schritte breit, etwas entfernt vom Pallaste, und von den herrlichsten Säulengängen umgeben, im Garten liegt. Im innern Raum dieses Kiosk ist eine große wunderschöne Fontaine, und an den vier Ecken des Gebäudes sind Terrassen angebracht, über welche hinab das Wasser kleine Fälle bildet, sich mit dem Wasser der Fontaine vereint, und als ein mächtiger Strahl hoch in die Lüfte springt. Alles, der Pavillon, die Säulen, die Fußböden, die Fontaine etc. ist mit weißem und lichtbräunlichen

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