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chemischen Kochtöpfen beschäftigt ist, hält eine lange Rede, in der er zum Schlusse sagt:

      »Darüber wollen wir uns doch ja nicht täuschen: daß die weisen Erdmänner auch alle Tage ein paar Bestienzüge in ihren Charakter schmieren - das macht diesen nicht reicher. Die Mondleute unterscheiden sich auch voneinander- aber sie können doch nicht interessanter werden dadurch, daß sie in atavistischer Weise Bestienzüge in ihren Charakter schmieren. Knéppara ist so nervös geworden, daß er schon ganz ungereimte Sachen redet. Wenn die Opposition doch bloß nicht immer gleich zu weit gehen möchte!«

      Zikáll trifft drei Tage später in den dampfenden Bädergrotten, in denen man auch Wolken studieren kann wie bei den Rauchern, den schwitzenden Rasibéff.

      Und dem Rasibéff sagt der Zikáll:

      »Mein Freund! Daß wir auf der Mondoberfläche weder Wolken noch Nebel haben - das ist ein Mangel auf dem Monde - daher müssen wir uns immer noch eifrig um die Erde kümmern, weil da Wolken und Nebel in Hülle und Fülle zu haben sind.«

      »Oho!« erwidert Rasibéff, »in diesem herrlichen Schwitzbade, in dem ich jetzt rotglühend herumschwebe, sehe ich Nebel und Wolken genug- vollauf genug.«

      Der Zikáll lacht und ruft:

      »Also in dieser Beziehung bist Du wieder sehr anspruchslos. «

      Kopfschüttelnd schwebt der große Mann der Wissenschaft weiter - um seine chemischen Kochtöpfe wiederzusehen.

      Rasibéff aber empfindet in seinen Fühlhörnern auf dem Kopfe ein leises Zucken - und das bedeutet, daß Mafikâsu seinen Rasibéff sprechen möchte; mit den Fühlhörnern stellen sich leicht elektrische Verbindungen zwischen den Mondleuten her.

      Gleich fliegt der Rasibéff auf und läßt sich von seinen Fühlhörnern leiten und kommt durch den Porphyrkrater an die Oberfläche des Mondes, die im hellen Sonnenscheine daliegt - wie ein Funkenreich; das Glitzern der Moosfelder sieht umherspringenden Funken gleich.

      Und Mafikâsu schwebt über den Funken und lacht und trommelt lustig auf seinem Ballonbauch, kommt auf seinen Rasibéff zu und stößt so feste mit seiner großen Luftblase gegen die seines Freundes, daß es knallt.

      Rasibéff wundert sich über diesen ungewöhnlichen Empfang, aber der große Mafikâsu ruft immer noch lachend:

      »Heute, lieber Rasibéff, mußt Du mir erlauben, daß ich mit Dir spaße. Steige auf mit mir in die Sonnenluft - so hoch wir können. Oben will ich Dir ein paar Scherzfragen vorlegen, die Du mir ganz richtig beantworten sollst.«

      Und sie stiegen empor in die sonnige Luft - und sahen hinauf in den moosgrünen Himmel und hinunter auf die dunkelgrünen Moosfelder und auf die kleinen Krater, die zwischen den Moosfeldern lagen.

      Sehr hoch stiegen die beiden nicht, denn den Mondleuten ist das nicht vergönnt, da die Luftschicht sich nur an den hohen Bergen höher hebt.

      Und oben fragte der große Mafikâsu, während er melodiös trommelte, seinen großen Apostel Rasi: »Sage mal, was sind das da für Krater, die da unter diesem moosgrünen Himmel zwischen den moosgrünen Moosfeldern liegen?«

      Rasibéff sah seinen großen Meister lachend an und sagte mit ausgestreckten Armen:

      »Das da unten sind die berühmten Messingkrater, in denen die großen Teleskope des großen Loso stecken, der nur die Erde betrachten läßt, weil auf der Erde die interessanten Erdwürmer herumkrabbeln, die ihresgleichen in der ganzen Welt nicht haben.«

      »Gut, mein Sohn!« versetzte der Mafi, »nun sage mir auch, was die gleißenden Streifen bedeuten, die wie Radspeichen von den Kratern aus strahlenförmig nach allen Seiten gehen. Na?«

      Der Rasi hoh seine Arme zum grünen Himmel empor, drehte sich ein paarmal blitzschnell um sich selbst und sagte:

      »Das sind die Glasfenster von Loso's Photographiegrotten. Unter den Glasfenstern sind die drolligen Photographien vom Erdball am Tage so hell, daß man sie mit Bequemlichkeit bearbeiten und betrachten kann.«

      Die beiden sahen sich jetzt lange an, und ihre Fühlhörner auf dem Kopfe zitterten und wurden rot.

      Die beiden Mondmänner wurden auch im runzlichen Gesichte rot - und dann im Rumpf - und dann auch im Ballonbauch.

      Das stach aus dem grünen Himmel fein raus.

      Und Mafi sagte:

      »Kannst Du Dir bei den Glasfenstern nichts denken, lieber Rasi ?«

      »lch denke«, versetzte dieser, »an die andre Seite des Mondes, von der die Erdmänner noch niemals was gesehen haben - und wir auch nicht viel.«

      »Nun also«, versetzte der Mafi,« so wisse, daß ichs für richtig halte, unsere Agitation vorläufig nur um die Glassteine der anderen Mondseite zu konzentrieren. Loso braucht noch mehr Glas für seine Photographien, und demnach wird er geneigt sein, für einen abermaligen Versuch, in das Jenseitsland des Mondes zu dringen, seine Stimme abzugeben.«

      Da lachte der Rasi, und der Mafi lachte ebenso. Und sie schwebten - eifrig ihren Plan besprechend - in den nächsten Krater hinein und hinunter- im blitzschnellen Fluge - mit schlappem Leibe - durch die Delikatessgrotten durch - in das große Fabrikreich des Mondinnern, allwo die roten grünen und blauen Flammen rauchlos über den Schornsteinen und an den Wänden hin und her flackerten.

      Hier unten wurden gleich die Mondleute, die an den eisernen Röhren arbeiteten, mit dem neuen Plane bekanntgemacht.

      Und es entstand eine allgemeine Bewegung unter diesen Fabrikarbeitern, denn die gehörten sämtlich zur Weltpartei und wünschten sehnlichst die Zeit herbei, in der das große Fernrohr in Arbeit genommen werden mußte - solche Riesenarbeiten machten ja den Fabrikarbeitern immensen Spaß.

      Allen leuchtete es ein, daß eine Expedition zur Erforschung der Glasseite wohl die Zustimmung des hohen Rates erlangen könnte - und daß mit dieser Zustimmung schon viel gewonnen sei - für die Weltpartei.

      Kaum jedoch war man darüber einig, so kamen Boten von allen Seiten rotglühend herangeflogen und erzählten, daß an den Randgebieten des Mondes, die zur Jenseitsseite hinüberführen, neue Blumen entstanden seien, die blitzschnell - viel schneller als die Blumen in den Rauchergrotten - aus den Moosfeldern herausstiegen und ebenso blitzschnell wieder zusammenbrächen unter seltsam pfeifenden Tönen.

      »Das ist«, rief da donnernd der große Mafikâsu, »die Sprache des Mondes selbst. Der Mond selbst will unsre Expedition. Er ruft uns. Wir müssen ihm folgen! Auf! Weltfreunde! Wir müssen siegen!«

      Und eine schwärmerische Stimmung bemächtigte sich in wenigen Stunden der gesamten Mondbevölkerung - an allen Kratern - in allen Parteilagern.

      »Diese Blitzblumen kamen zur rechten Zeit!«

      Also rief der wild herumjagende Rasibéff.

      Und jetzt wurde - es war überraschend - die Partei der Weltfreunde - ohne jede weitere Anstrengung- in jeder Stunde größer und stärker.

      Die Erdfreunde konnten sich plötzlich gar nicht mehr Gehör verschaffen.

      Selbst die Sterbenden in den Todesgrotten hörten von den großen neuen Blitzblumen - und die Ruhe ward dadurch auf den stillen Terrassen - an den dunkelvioletten Wänden - vielfach gestört.

      Die Mondleute flogen in hellen roten Scharen zur Jenseitsseite des Mondes - und staunten in den Randgebieten das große Wunder an.

      Uberall zuckten in den Randgebieten riesenhafte bunte Blumen wie Blitze aus den Moosfeldern heraus - und sanken blitzschnell wieder in sich zusammen - wie elektrisches Feuerwerk.

      Das Pfeifen hörte sich wie ferne hastige Stimmen an - als sprächen wilde Geister von der anderen Seite des großen Mondes.

      Rauchen ließen sich diese Blumen nicht.

      Und durch die Mondmänner wuchsen sie, ohne eine Empfindung zu erzeugen, blitzschnell durch.

      Und die Mondleute schwebten nun in so großen Scharen zu den neuen Blitzblumen, daß

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