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Sitzung der Ratsherren zusammenberufen und dann beantragen, sofort eine Expedition nach der anderen Seite auszurüsten. Und diese Expediton wird den Stein ins Rollen bringen.«

      »Wir müssen«, erwidert ruhig der Knéppara, »die Ausrüstung der Expedition verhindern.«

      »Das wird«, sagt Zikáll, »sehr schwer halten, denn Loso ist mit allen seinen Freunden auf Mafis Seite - und ich bins auch.«

      »Warum Du?« fragt Knéppara.

      »Weil ich«, erwidert der Zikáll, »sehr gerne wissen möchte, ob sich auf der Jenseitsseite das Glas in größerer Linsenform zeigt.«

      »Und wenn das wäre?« fragte Knéppara wieder.

      »Wenn das wäre«, antwortet leise der Mann der Wissenschaft, »so könnte ich daran glauben, daß die Mitte der Jenseitsseite eine kolossale Linse besitzt mit einem Durchmesser von vielen Meilen.«

      »Und wenn«, fragt abermals der Knéppara, »auch dieses wäre?«

      »Dann«, ruft Zikáll, »hat Mafikâsu mich zum besten Freunde gewonnen, denn dann ist die Hauptschwierigkeit bei dem großen Fernrohre, das die Länge des Monddurchmessers erreichen soll, behoben - denn dann brauchten wir die Hauptlinse für das große Rohr nicht mehr zu schleifen.«

      Abermals wird Knéppara smaragdgrün - bemerkt es, bläht seinen Leib auf und steigt rasch empor in den grünen Himmel, in dem der grüne Mondmann nach ein paar Augenblikken unsichtbar ist.

      Zikáll schüttelt den Kopf. Währenddem schwebte Mafi mit seinem Freunde Rasi in den Randgebieten herum, hinter denen das Jenseitsland der anderen Mondseite anfängt.

      Und überall sprachen die beiden Weltfreunde mit Begeisterung von den herrlichen Glasgefilden des Jenseits.

      Und bald hatten alle Mondleute eine große Sehnsucht nach jenen Glasgefilden, und die Expedition schien durchaus gesichert zu sein.

      Die Blitzblumen nahmen unterdessen immer größere Formen an und wuchsen jetzt auch am hellen Tage in den sammetgrünen Himmel hinein.

      Und die Mondleute glaubten, daß diese Blumen eine große Blumensprache sprächen.

      Und die Weltfreunde deuteten diese Sprache natürlich zu ihren Gunsten.

      »Der Mond selber«, sagten sie, »will, daß wir seine Glasgefilde näher kennenlernen, denn sonst würden die Blumen nicht so glasartig wirken.«

      Das Glasartige und Durchsichtige, das jetzt den Blumen vielfach eigen war, schien nun allerdings die Meinung der Weltfreunde nur zu bestätigen.

      Oft flatterten die riesigen steifen Blätter der Blitzblumen wie kolossale irdische Libellenflügel in der Luft herum.

      Nur ein paar Sekunden lebten die geisterhaften Blumen aber sie ließen sich doch photographieren.

      In den Photographien konnte man erst die ganze Farbenpracht und die entzückende Aderzeichnung der Blattwandungen erkennen und genießen.

      Vor dem grünen Tageshimmel zeigten sich oft schneeweiße undurchsichtige Blüten, die immer meilenhoch sich entfalteten, und zuweilen oben noch die prächtigsten gelben und blauen Bandmuster zeigten, während die unteren Teile der Blüten gar nicht mehr da waren.

      Nur selten wirkten diese Lichtgeburten wolkenartig; dazu hatte die Blattbildung zu viele Teile, die sich wie Scheiben aus dünnstem Glase ankrystallisierten.

      Wären die Mondleute nicht durch die Blumen in den Rauchergrotten an derartige Erscheinungen gewöhnt gewesen, sie hätten sich gar nicht beruhigen können.

      Verblüffend kams den Mondleuten nur vor, wenn die Blumen zuweilen durch ihren Körper gingen, ohne daß sie eine Gefühlsempfindung in ihren Leibern bemerkten.

      Zikáll erklärte, daß mans hier mit Erscheinungen zu tun hätte, die denen der Elektrizität verwandt seien, aber mit diesen nicht identificiert werden dürften.

      Die Männer der Wissenschaft erklärten die Blitzblumen für die reinen Problemblumen.

      Ganz famos wirkte das Pfeifen, wenn die Blumen in der Luft zergingen.

      In einer Nacht, in der die Erde unsichtbar blieb, erreichte die Lichtstärke der Erscheinungen ihren Hohepunkt; ein ganz kunterbuntes Mustergewirre, das wohl nur durch farbige Gläser, die in der Luft durcheinander schweben, vorstellbar zu machen wäre, bedeckte plötzlich den Himmel - und dann schossen gelbe Strahlen durch - und dann bildeten sich oben schillernde Seifenblasen, die ineinander übergingen, wobei sich grüne Wolkenblitze durchschlängelten, nach denen sich ein leises Knirschen vernehmbar machte - wie von nagenden Zähnen.

      An den photographischen Apparaten wurde unausgesetzt fieberhaft gearbeitet.

      Und die Mondleute an den Apparaten empfanden es immer wieder als Wohltat, wenn die Farbenspiele dieser Blitzblumen mal aussetzten oder sich in matteren Lichtflächen verteilten.

      Als man sich an diese Blitzwelt ein wenig gewöhnt hatte, sprachen die Weltfreunde wieder mit verdoppeltem Eifer von den Glasgefilden, wobei sie eifrig die Glassteine, die früher im Jenseits gesammelt wurden, herumzeigten.

      »Dort drüben«, sagte Zikáll, »werden wir natürlich nicht leben konnen - wenigstens auf der Oberfläche nicht - das schließt aber gar nicht aus, daß wir Eingänge finden, die uns in die herrlichsten Glasgrotten führen, in denen wir farbiges Tageslicht von oben empfangen - und Luft von unten.«

      Zikáll trat jetzt für die Weltfreunde sehr lebhaft ein, und als er mal gefragt wurde, wie er sich denn die Expedition ins Jenseits vorstelle, gab er umständlich Antwort.

      »Wir bauen«, sagte der Mann der Wissenschaft «einen großen Motor-Wagen mit mehreren Abteilungen, füllen das Innere mit einer genügenden Masse bester Luft, setzen ein paar Mondleute hinein und lassen sie einfach losfahren. Damit den Leuten nichts passiert, werden wir den Wagen mit langen Draht-Seilen versehen und diese am Rande in den Händen behalten. Der Wagen muß auf allen Seite kleine, aber sehr starke Glasfenster und auch auf allen Seiten Räder besitzen, damit ein gelegentliches Umkippen keinen weiteren Aufenthalt verursacht. Die Mondleute, die im Wagen sind, können uns dann telegraphisch von dem, was sie sehen und entdecken, in Kenntnis setzen. Es wäre wohl praktisch, eine größere Anzahl solcher Motor-Wagen loszulassen - und im Innern des einzelnen nicht mehr als zwei Mondleute unterzubringen, damit die Luft möglichst lange reicht. Es wird sich ja darum handeln, ob wir die Wagenkasten, die wohl Tonnen- oder Röhrenform haben müssen, so luftdicht herstellen können, daß ein längerer Aufenthalt in den Kasten möglich wird. Jedenfalls kann jeder Wagen noch einige Luftschläuche und für den Notfall auch Nasenschläuche mitführen. Ich muß mich übrigens sehr wundern, daß wir das alles nicht schon längst getan haben. Ein paar Meilen können wir auf die angedeutete Weise immerhin vordringen.«

      Nach diesen Worten des großen Zikáll, die vor einem großem Publikum gesprochen wurden, zweifelte bald keiner mehr an dem Zustandekommen der Expedition.

      Mafikâsu aber wich nicht mehr von Zikálls Seite. Und als dieser erst seine Vermutung von der meilengroßen Glaslinse, die im Zentrum des Jenseits sitzen sollte, bekannt werden ließ- da konnte der Mafi vor Entzücken gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Hypothese von der großen Zentrallinse des Jenseits nach allen Richtungen.

      Und Zikáll galt nun als einer der ersten Weltfreunde. Rasibéff jedoch ergriff die Idee noch von einer ganz anderen Seite.

      »Wenn«, sagte er zu Zikáll und Mafi, »die Existenz-Möglichkeit einer großen Glaslinse auf der anderen Seite des Mondes bereits als Wahrscheinlichkeit behandelt wird, so möchte ich da noch ganz was andres sagen. Ich möchte fragen: Woher wissen wir denn, daß die andre Seite des Mondes eine Halbkugel ist wie diese Seite? Was wir bisher Mittelpunkt des Mondes nannten, ist doch nur durch einseitige Rechnungen zu dieser Ehre gekommen.«

      Zikáll horchte, nickte und ließ wieder tausend Falten sein Gesicht durchzucken, daß der Phosphor nur so glitzerte.

      Rasi jedoch fuhr eifrig fort:

      »Könnte die andre Seite nicht

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