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SIE FINDEN DICH.. Dankmar H. Isleib
Читать онлайн.Название SIE FINDEN DICH.
Год выпуска 0
isbn 9783969020098
Автор произведения Dankmar H. Isleib
Жанр Языкознание
Серия 666 - Perfektion des Bösen
Издательство Bookwire
Räuspern des Kardinals.
Das Gespräch war ihm in dem von Wood eingeschlagenen Jargon unangenehm.
»Ja. Dieser Mann hat sich nicht korrekt verhalten. Es lagen höchst sensible Dokumente der Tätigkeit der INSC auf seinem Nachttisch. Unsere Agentin war so frei, sie an sich zu nehmen. Ebenso hätte es aber auch die zweite Prostituierte machen können. Wir hatten Glück, denn wenn das Material in die falschen Hände gerät, dann ...«
Der Kardinal führte nicht weiter aus, was ihn beschäftigte.
Wood hatte begriffen. Die Schlampe, die für den Kardinal auf dem Edelstrich ging, hatte höchst geheime Forschungsarbeiten im Bereich Nano-Militärtechnik geklaut und hoffentlich nur dem Kardinal abgeliefert.
Kardinal Miller griff in seine feine, dunkelblaue Dokumentenmappe und überreichte Wood einige Blätter des Materials. Wood überflog sie und war begeistert, ohne seine Freude zu zeigen. Er wusste, was zu tun ist.
»Kardinal, Sie haben richtig gehandelt. Danke. Ich brauche nur noch den vollständigen Namen und die Adresse der jungen ‚Dame‘, die so freundlich war und das geheime Material hoffentlich nur Ihnen übergeben hat. Um den Rest kümmere ich mich.«
»Das habe ich vorbereitet«, sagte der schwule Pfaffe und gab Wood ein Kärtchen mit den Koordinaten der Agentin und der zweiten Prostituierten ...
Neu-Delhi. Der indische Premier saß mit dem gesamten Kabinett in den privaten Räumen seines Amtssitzes. Was er öffentlich niemals sagen würde: Die Toten in Andhra Pradesh kamen ihm sehr gelegen. Er wusste nur zu gut von den Problemen, die es mit der Überbevölkerung Indiens, der Abwanderung vom Land in die Stadt, seit Jahren gibt. Deshalb hatte er bereits vor zwei Jahren den Bau von 100 „Smart Citys“ am Rande der jetzigen Millionen-Metropolen angeordnet, um die Mega-Citys zu entlasten.
Ein Schritt zu weit war der Regierungschef des Bundesstaates Andhra Pradesh gegangen. Der ließ bereits die neue Hauptstadt des Bundeslandes, Amaravati, auf einer 7.000 Quadratkilometer großen Grünfläche errichten und prahlte damit, dass sie sogar besser sein würde als Singapur. Während Singapur bekannt für eine perfekte Infrastruktur und ein makelloses Stadtbild ist, gehören für die Bewohner indischer Großstädte regelmäßige Stromausfälle, endlose Staus, vermüllte Straßen und gelegentlich auch Kühe auf dem Gehweg zum Alltag.
Der Teufel Zufall hatte dem indischen Premier, so seine Sicht, gute Karten zugespielt. 186.527.000 Millionen Tote sollten es inzwischen sein. Überwiegend in Andhra Pradesh, aber auch schon mehr als 100 Millionen in anderen Bundesländern. Das Dossier hatte ihm heute Morgen der Chef des Inlandgeheimdienstes vorgelegt. Da er ohnehin der Meinung war, dass Indien mit einer Milliarde Menschen schon nicht mehr lebensfähig war, litt er zwar mit den betroffenen Familien, aber war gleichzeitig auch erleichtert. Denn die Behörden des Landes, die regionalen Verwaltungen und die Landesregierung waren mit ihren Kapazitäten längst am Anschlag. Wenig Industrie, eine mittelmäßig funktionierende Landwirtschaft. Armut, wohin man schaut. Der Premier war der Meinung, dass die derzeitige Entwicklung für das Land langfristig gesehen nur förderlich sein konnte. Wenn sie nur nicht das Problem der schnellen Entsorgung der toten Menschenmassen hätten. Zynisch, aber realistisch. Deshalb hatte er sein Kabinett zu sich geladen, um ohne Medien und die Opposition nach Lösungen zu suchen, damit nicht unbeherrschbare Seuchen dazu kämen ...
V
Montag. Masimba war schon den ganzen Tag lang aufgeregt. Er würde die wunderhübsche weiße Riesin aus Deutschland wiedersehen. Sie suchte zwar nach ihrem Liebsten, dennoch rechnete er sich eine Minichance bei Jutta aus. Vielleicht hatte er ja Glück und sie fand den Typen doch nicht ... Masimba war sich bewusst, dass er Schlechtes dachte. Das Karma würde ihn dafür bestrafen. Das heißt, es war schon geschehen. Er hatte heute einen riesigen Anschiss von seinem Professor für Ästhetik bekommen, weil er in der Vorlesung einfach nur alles verträumt hatte und die falschen Antworten gab. Konzentrationsschwäche: Jutta ...
»Wir sind hier auf der Michaelis School of Fine Art, Masimba! Nicht irgendwo in der Provinz! Du bist hier, um einen echten Künstler aus dir zu machen, nicht einen, der sich mit Schnitzereien für Touristen auf die Straße setzt, um ein paar Rand für einen Joint zu verdienen!«
Das ging Masimba sehr nahe. Er wollte der Beste sein. Nein, er musste es, auch, um der Lady aus Deutschland zu imponieren.
Montag.
Jutta war schon den ganzen Tag lang aufgeregt. Es bestand die Hoffnung, dass sie Franco finden könnte. Masimba ist ein feiner Kerl. Ich kann es gar nicht mehr erwarten ihn heute Abend zu treffen. Was mache ich nur mit dem Arsch in New York. Ich muss mich in zwei Stunden wieder bei ihm melden. Was sage ich, wie verhalte ich mich? Verrät mich meine gute Stimmung?
Sie ging viel zu früh zu dem Treffen mit Masimba. Jutta war schon beim dritten Tee, als Masimba endlich kam. Die Begrüßung der beiden? Verhalten, erotisch, unsicher der eine, aufgeregt, neugierig, nervös die andere.
»Sitzt du schon lange hier?«
Blöde Frage.
»Nee, ich bin auch gerade gekommen.«
Wer‘s glaubt, wird selig.
»Lass uns noch was essen gehen, bevor wir den Club unsicher machen, okay?«
Masimba hatte die Trinkgelder der letzten Tage gespart, damit er die Malerin einladen konnte. Sie gingen ein paar hundert Meter, Richtung Club. Auch in Kapstadt kann man auffallen. Das Pärchen machte definitiv Gebrauch davon. Jutta fühlte sich in der Nähe des Rastamans wohl. Er hatte eine positive Ausstrahlung, ebenfalls leuchtende Augen – nicht so sensationell wie die von Franco, aber immerhin ... –, war mindestens einen halben Meter größer als ihr geliebter Franco und er hatte den federnden Gang, wie ihn viele Afrikaner haben: rhythmisch, selbstbewusst – fast arrogant – und stark.
Raubkatzen.
Auch an seiner Seite konnte man sich als junge Frau geborgen fühlen. Jutta spürte das. Geborgenheit und Kraft. Das war es, was sie brauchte. Wenn sie nur jemanden finden würde, mit dem sie über ihre grausamen Erlebnisse der letzten Wochen in den USA sprechen konnte! Der Schock saß tief in ihr.
Masimba strahlte vor Glück nach innen. Wenn mich jetzt meine Kumpels sehen könnten! Nie zuvor hat einer von uns eine Granate wie die Deutsche an seiner Seite gehabt. Ich bin ein Glückskerl. Eigentlich will ich nicht teilen. Aber sollten wir Franco finden, werde ich dem vorschlagen, dass wir fifty-fifty machen. Eine Woche er, eine ich. Mal sehen, für wen sie sich dann irgendwann entscheidet ...
Masimba, der Träumer.
Sie saßen im Mini-Vorgarten eines simbabwischen Restaurants, das insgesamt nur fünf Tische hatte, davon einen für zwei Personen im Mini-Mini-Garten. Einer seiner weitläufigen Verwandten betrieb es und kochte ausschließlich Gerichte der Region des ehemaligen Rhodesiens. Masimba bestellte für beide Nhopi. Maisbrei mit Kürbis. Klingt einfach, ist einfach, schmeckt gut, da die Gewürze exotisch sind. Und es ist preiswert.
Studentengerecht.
Beide waren ihre Nervosität noch nicht losgeworden. Masimba bestellte Chibuku. Das ist ein zähflüssiges, milchiges Getränk. Das Bier seines Heimatlandes. Eigenartig im Geschmack und schnell Wirkung zeigend, wenn man es, wie Jutta und auch Masimba, selten, oder noch nie getrunken hatte.
Zunge lockern, Verklemmungen wegschieben. Mut fassen.
Um halb zwölf gingen sie in den Club, in dem der neue Jimi Hendrix spielte. Jutta war begeistert. Eine Band der Qualität hatte sie nicht erwartet. Spielfreude pur. Laut, sie fast erwürgend, der Sound, aber geil und unter die Haut gehend. Luftholen schwergemacht. Nach dem ersten Set kam der Gitarrist an den Tisch, an dem Jutta und Masimba standen.
»Hi Masimba. Willst du mich nicht der Grazie vorstellen? Von der Klasse gibt es selbst in Kapstadt nicht viele!«, machte er Jutta sofort unverhohlen an. Direkt auf den Punkt. Masimba gefiel das nicht, aber ganz Gentleman stellte er vor:
»Jutta, das ist Zane, das Adlerauge. Wie du selbst