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Masimba. Ich warte, bis sie wach ist.«

      Jetzt mussten sich die zwei Männer beeilen, um zum Club zurückzukommen, bevor Zane mit einer Braut für die Nacht den Schuppen verließ. Acht Minuten später hatte sie das Taxi wieder dort abgesetzt. Das zweite Set war abgefeiert, Zugaben ebenfalls. Die ersten Gäste verließen schwerhörig, angeschlagen und doch glücklich den Laden. Zane und seine Jungs waren erste Sahne und der Abend hatte sich gelohnt.

      Während Jojowa mit seiner antiken Vespa draußen in der Dunkelheit auf Zane wartete, ging Masimba wieder rein. Zane putzte gerade seine Gitarren. Saiten sind empfindlich und im Schweißdunst des Clubs muss man sie sorgfältig abtrocknen, sonst rosten sie über Nacht. An seiner Seite eine ziemlich durchgeknallte Person. Dem Aussehen nach Holländerin, oder Schwedin. Sie machte Zane an, als sei er wirklich Jimi Hendrix. Es war klar, die würden gemeinsam den Club verlassen. Leichte Arbeit für Jojowa, denn Zane hatte seine Augen nur noch auf ihren spitzen, großen Titten, so wie ihre Augen auf seiner Hasenpfote hingen, wie sie einst Mick Jagger zum Anbaggern in der Hose hatte.

      »Wo hast du denn deine Riesin gelassen? Die braucht doch Betreuung – oder kriegst du deinen Rhythm-Stick nicht mehr ausbalanciert?!«

      Zane war arrogant. Aber genau das gefiel Masimba, denn dann war seine Aufmerksamkeit noch mehr geschwächt.

      »Lass gut sein. Zane. Bist ein toller Gitarrist, hast aber sonst wohl mehr in der Hose als in deiner Birne, oder ...?«

      Die Schwedin oder Dänin, Holländerin oder was auch immer grinste und griff genau dahin, wo man die Hasenpfote vermuten konnte. Doch sie gehörte keinem Hasen. Die, die sie griff, war angewachsen.

      Ein Prachtexemplar.

      »Ich komm‘ bald wieder vorbei. Dann zeichne ich dich, einverstanden? Kannst mir als Akt Modell stehen, wenn der so ist, wie er zu sein scheint, dein Rhythm-Stick!«

      Das passte alles. Masimba war überzeugt, dass Jojowa, den er überhaupt nicht wahrgenommen hatte, den Typen von Jutta finden würde.

      Jojowa folgte dem frisch gekürten Pärchen. Auf dem Weg zu ihm oder ihr erlebte der Knautschkopf einen halben Porno. Nein, stimmt nicht: einen kompletten. Zane schien nicht müde zu werden. Er ging mit seiner Errungenschaft zuerst zum Hafen. An einem Pfahl, der mit einem Tau ein Schiff mittlerer Größe festhielt, pfählte er die Blondine. Er spießte sie auf und Jojowa konnte bestätigen, dass er keine Hasenpfote in seiner engen Jeans hatte. Die erste Nummer der Nacht. Zane war in seinem Element, die Blonde war selig. Auf zu einem Schuppen, der die ganze Nacht lang auf hatte. Jojowa musste draußen warten. Er gehörte definitiv nicht zu der Klientel, die der Türsteher reinließ. Alles über Dreißig hatte keine Chance an ihm vorbeizukommen. Schon gar nicht Männer.

      Es wurde über dem Tafelberg schon leicht hell, als die beiden den Club verließen. Direkt nach Hause? No Chance. Diesmal besorgte er es der Blondine von hinten. Legte sie über eine Parkbank und der nächste Porno war fällig. Der dunkle Riesenstab und ein fülliges, weißblasses Hinterteil.

      Der hat Ausdauer bei seinem Job wie ich bei meinem. Aber ich bin noch besser!, zischte Jojowa sich selbst an. Er drehte sich eine Tüte, bediente seinen Flammenwerfer und zog den verdächtig nach Dope riechenden Rauch genüsslich ein. Ansonsten war Jojowa unsichtbar wie sein rostiger Motorroller.

      Er war das Warten gewöhnt.

      Zu ihr ins Hotel oder zu ihm? Jojowa hatte Glück. Auf der Strand Street angelten sie sich ein Taxi. Ihr Schatten – natürlich fuhr Jojowa ohne Licht – war dicht hinter dem Taxi. Eine ziemlich lange Fahrt zur Kipling Rd. Kein Hotel. Die Bude des Gitarristen. Wieder warten. Schon an der Haustür hatte er seinen Stab wieder in ihre Hand gegeben ...

      Um 06:47 stand die Blondine vor der Tür. Heulend. Jojowa konnte keine Rücksicht darauf nehmen. Das Licht im zweiten Stock ging aus.

      Er war auf Zane fokussiert.

      Wieder warten.

      Der Roller war vollgetankt, etliche Joints hatten den Detektiv wachgehalten und ein paar Bierchen hatte er sich auch gegönnt. Gegenüber dem Hauseingang von Zanes ziemlich heruntergekommenen Haus war eine Imbissbude. Jojowa deckte sich ein. 09:11 kam der Gitarrist aus der Tür. Er sah ziemlich abgefuckt aus. Musiker halt. Drei Gitarrenkoffer schleppte er und legte sie behutsam auf den Rücksitz der alten Karre. Ein grüner Subaru Leone von 1980. Keine zwanzig Meter von Jojowa entfernt. Der Gitarrist drehte die Fenster runter – es war schon verdammt schwül –, aus den Boxen drang Jimi Hendrix, was sonst, und gab Gas.

      Der Unsichtbare hing an Zane wie eine Klette. Eine lange Strecke. Raus aus der Stadt Richtung Osten, an Stellenbosch vorbei ab in die Berge. Jojowa hatte alle Mühe, mit seiner alten Schleuder der fast so alten Karre des Gitarristen zu folgen. Der war leichtsinnig. Er rechnete mit seinem durchgevögelten Schädel sicher nicht damit, dass er von einem älteren Mann auf einem Motorroller verfolgt werden würde.

      Naturschutzgebiet.

      Ein Tor, ein Schild: IN VINO VERITAS. Keine Chance zu folgen. Der riesige Weinberg inmitten von Jonkershoek glich einer Festung.

      Der rosarote rostige Roller rollte am Tor vorbei. Dann setzte die Zündung aus. Er musste halten. Jojowa machte sich seine Gedanken. Er hatte noch nie etwas davon gehört, dass es hier in den Bergen ein Recordingstudio geben sollte. Drei Meter hoher Zaun soweit das Auge reichte. Am Eingang zum Weingut Kameras; ein riesiges Tor rollte lautlos zur Seite. Der Subaru war bekannt. Der Wachposten in Uniform und mit einer MP vor dem Bauch winkte dem Gitarristen zu. Was macht ein Musiker mit Gitarren im Gepäck auf einem Weingut? Warum wird ein Weingut – er kannte die Produkte, die er sich nicht leisten konnte – bewacht wie die Diamanten von De Beers? In dem alten Graukopf machten die ebenfalls grauen Zellen Lärm. Verbindungen wurden hin und her geschaltet. Tack, tack. Tack, tack.

      Das macht doch alles keinen Sinn! Ein Weingut. Ja, die machen hier tollen Wein. Aber Kameras, ein riesiger Zaun, soweit man blicken konnte, das Tor, der bewaffnete Pförtner?

      Jojowas Interesse war geweckt. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber er wäre nicht ein ausgefuchster Hund, wenn er keine Lösung finden würde.

      Er umrundete das halbe Weingut. Überall das gleiche Bild: vorzüglicher, hoher Zaun, stabil und verzinkt und Kameras. Dann bemerkte er die Drohnen. Sie flogen, fast lautlos, das Gelände in regelmäßigen Abständen ab. Jojowa fasste einen Entschluss und fuhr zum Eingang zurück.

      »Hi, ich suche dringend einen Job. Braucht ihr hier noch Leute für die Weinlese oder so? Ich kann im Grunde alles machen, du verstehst, Kumpel, oder?«

      »Du bist zu alt, Kumpel! Verpiss dich, okay?!«

      »Warum bist du zu einem alten Mann so unfreundlich? Dir geht es doch gut. Hast einen Job. Noch dazu in Uniform. Wer ist denn euer Chef? Gibt es hier einen Boss, mit dem ich mal sprechen kann, einen Verwalter oder sowas ähnliches?«

      Jojowa ließ nicht locker. Der Wachposten mit seiner BXP Submachine Gun, einem echten Mördergerät, entwickelt und hergestellt von der Milkor Ltd in Südafrika, südlich von Pretoria, dachte wohl an seinen alten Vater, als er ziemlich von oben herab sagte:

      »Komm morgen früh um acht Uhr wieder, alter Mann. Vielleicht kann ich was für dich tun!«

      Jojowa bedankte sich artig, setzte sich auf seinen Roller und fuhr Richtung Norden, immer weiter in das Naturschutzgebiet hinein. Er wollte nun genau wissen, wie groß das Gelände war.

      Weingut. Dass ich nicht lache. Das ist doch eine Tarnung!

      Aber der Detektiv täuschte sich. Was nicht oft passierte. Ziemlich weit vom Haupteingang entfernt, etwa zwei Meilen, wurde er eines Besseren belehrt. Er kam an eine lichte Stelle, ein weiteres Tor und er sah LKWs mit Fässern. Eindeutig Weinfässer. Arbeiter, die Fracht aufluden. Kisten mit Wein, Gabelstapler, Gelächter. Dann öffnete sich das Tor und drei große LKWs verließen das Gut. Belieferten vermutlich Kunden in Kapstadt oder fuhren zum Flughafen, vielleicht auch zum Hafen. Ehe sich das Tor wieder geschlossen hatte, war er mit seinem kleinen Roller schon an den Lastern vorbei im Inneren der Umzäunung. Aber er kam keine zehn Meter, da war er schon von Uniformierten mit Maschinenpistolen der gleichen südafrikanischen

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