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nicht recht, was ich machen sollte. Da packte mich die Neugier. Ich stieß das quietschende Tor auf und lief in hastigen Schritten auf den Wohnwagen zu.

      Es begann zu schneien. Meine Hände tief in die Taschen vergraben stoppte ich neben Snow. Diese sprang geschickt auf die höchste Stufe der kleinen Aufstiegstreppe und drückte mit ihrer Pfote die Tür auf. Ich folgte ihr und blickte schüchtern ins Unbekannte. Der Boden war mit bunten Teppichen ausgelegt. Da sah ich sie, Mauzeyla. Sie saß auf einer Eckbank, neben ihr viele kleine Kätzchen und auf dem Holztisch stand eine dampfende Tasse. Nun entdeckte sie auch mich. Eine ganze Weile schauten wir uns in die Augen. Ich in ihre meerblauen, sie in meine popelgrünen.

      „Hallo“, sagte sie mit ihrer hellen Stimme.

      Mein Herz raste. Es raste, als wolle es davonlaufen. Ich spürte den Herzschlag in meiner Brust. Bumm, bumm, bumm. Mir wurde warm. Verlegen kratzte ich mich am Kopf, hörte aber gleich damit auf, weil mir einfiel, dass dadurch meine Haare noch strubbliger aussehen würden. Ich drückte ein dummes, peinliches „Hi“ aus mir heraus.

      Mauzeyla stand auf und füllte eine Kanne mit Wasser. „Tee?“, fragte sie und guckte zu mir. Ich nickte. Sie schaltete den Herd an und bald fing es an zu brodeln. „Setz dich“, forderte sie mich mit einer einladenden Geste auf. Unsicher suchte ich mir eine kleine Lücke zwischen den schnurrenden Katzen.

      „Dies könnte auch die Wohnung einer Oma sein“, dachte ich plötzlich.

      Irgendwie schien Mauzeyla meine Gedanken lesen zu können, denn sie erklärte: „Du denkst bestimmt, ich bin verrückt oder so. Erstens wegen der vielen Katzen und zweitens wegen dieser ungewöhnlichen Unterkunft.“ Sie füllte eine Tasse mit Tee. „Zucker?“, fragte sie, doch ich schüttelte den Kopf.

      Unsicher spielte ich mit meinen Fingern und erwiderte: „Nein, ich glaube nicht, dass du verrückt bist. Bloß ... was ist mit deiner Familie?“

      „Ich bin Waise“, antwortete Mauzeyla. „Doch im Waisenhaus hielt ich es nicht aus. Meine Tante July hat mich aufgenommen, meistens verbringe ich aber meine Zeit hier.“ Sie lächelte, strich einer kleinen Katze über den Kopf und ich bemerkte, wie ihre Augen strahlten.

      Mein Herz pochte laut. Verlegen schaute ich zu Boden. Zum Teufel, wie dreckig waren meine Schuhe! „Minkaya, was ist?“ Ihre Stimme riss mich aus meinen Träumen.

      „Ich möchte nur wissen, warum du den ganzen Tag hier bist“, hörte ich mich fragen. „Was zieht dich denn so zu den Samtpfoten?“

      Interessiert verfolgte ich, wie Mauzeyla aufstand und sich mit einem zischenden Geräusch plötzlich in eine Katze verwandelte. Rot getigertes Fell, hellblaue Augen, wunderschön. Sie lief mir entgegen, schmiegte sich an mein Bein und verwandelte sich wieder in ein Mädchen. Wir standen so nah beieinander, dass sich unsere Nasenspitzen berührten und ich ihren Herzschlag fühlte. So nah, dass alles in einem Kuss zerfloss.

      Yelda Erdogan (13) aus Berlin / Deutschland

      *

      Die Katzenfreundin

      Es war einmal ein Junge namens Tom. Tom lebte mit seiner Familie in Plast. Leider hatte er keine Freunde. Einmal sagte die Mutter: „Tom, geh und hohl einen Liter Milch und fünf Eier. Vom Rest darfst du dir etwas kaufen. Hier sind vier Euro.“

      Also ging Tom los. Er ging am Kiosk, am Spielplatz und am Park vorbei. Endlich war er im Supermarkt. Er kaufte ein, was die Mutter gesagt hatte. Da sah er zwei Kinder bei den Weintrauben. Tom dachte: „Das sind bestimmt Freunde. Ach, hätte ich doch auch einen Freund.“ Dann ging er weiter. Als er fertig war, lief er nach Hause und kaufte sich beim Kiosk fünf saure Schlangen. Doch dann hörte er ein leises Maunzen. War da was? Ja! Da lag ein kleines Kätzchen. Es war grauweiß gestreift. Tom dachte: „Ich nehme es mit nach Hause!“

      Die Mutter war sehr überrascht, aber sie gab dem Kätzchen Milch. Tom fragte seine Mutter: „Können wir es behalten? Bitte, Bitte!“

      „Mhh“, machte Mama. „Wir hängen einen Zettel im Supermarkt auf.“

      Auf dem Zettel stand:

      Katze gefunden!

      Grauweiß getigert.

      Telefon: 0003852/ 791011

      „Okay“, sagte Tom. Aber innerlich war er sehr traurig. Wochen vergingen und niemand hatte angerufen. Irgendwann sagte die Mutter: „Es ist zwecklos. Es kommt niemand. In den Sommerferien werden immer wieder Tiere ausgesetzt.“

      „Heißt das, wir behalten Mimi?“, fragte Tom. Mimi, so hieß die Katze jetzt.

      „Ja“, antwortete die Mama.

      „JUCHHU!“, schrie Tom. Er war überglücklich.

      Die Jahre vergingen. Damals war Tom sieben Jahre alt. Heute ist er zehn. Er saß mit Mimi auf dem Sofa. Da frage sie ganz leise: „Warum bist du traurig, Tom?“

      Erst erschrak Tom, aber dann antwortete er: „Ich habe keine Freunde.“

      Sie sagte: „Aber du hast mich!“

      Und er rief: „Das stimmt. Wir halten und bleiben immer zusammen. In der Schule, da ist so ein Mädchen, das hat auch keinen zum Spielen, soll ich es mal fragen, ob es mit mir spielen will?“

      „Ja, tu das“, sagte Mimi.

      Und wenn sie nicht gestorben sind, so spielen die beiden heute noch.

      Lotta Schaub (10) aus Wolfsburg / Deutschland

      *

      Verkuppelt

      Sie saß auf der Mauer und betrachtete sich in der Wasserlache auf dem Boden. Ihre grünen Augen glänzten in der Sonne und das seidene Haar ... Ach ...

      „Jetzt krieg dich wieder ein!“ Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Der Grund war Bobi, mein bester Freund.

      Ich seufzte: „Wie soll ich ihr nur je klar machen, dass ich sie wirklich mag?“

      „Mann! Komm von deiner siebten Wolke wieder runter“, piepste Bobi. Er war sehr klein, aber jeder Mensch hatte Angst vor ihm. Alle schrien sie, wenn er auftauchte, und brachten sich in Sicherheit. Ich wusste gar nicht, was sie an ihm so eklig fanden. Meine Kameraden mochten Bobi nicht. Ständig versuchten sie, ihn zu fangen und fertigzumachen. Aber er war wie schon gesagt klein – und flink.

      Auch mich hänselten sie, weil ich mich mit so einem kleinen Wicht abgab. Aber ich machte mir schon lange nichts mehr daraus. Und wir versteckten uns auch nie vor ihnen. Nein! Der Grund, dass wir hier hinter dem Busch saßen, war sie. Marlen. Mein Traum. Ja, nie träumte ich ohne sie. Ich träumte nur von ihr. Immer. Den ganzen Tag. Und nachts. Aber ich wusste nicht, ob ich für sie überhaupt existierte.

      Jetzt bewegte sie sich. Sie sprang elegant von der Mauer. Anmutig stolzierte sie den Weg entlang. Oh, ich wusste, warum ich sie liebte! „Los jetzt“, drängelte Bobi, „wenn du sie kriegen willst, dann hinterher.“ Er schob mich aus meinem Versteck. Ich sträubte mich dagegen, aber er hatte ja recht. Wie immer.

      Vorsichtig ging ich auf den Weg. Dabei versuchte ich möglichst lässig auszusehen. Ich schlich mich näher an sie heran. Ganz geduckt, um nicht aufzufallen. Da trat ich auf ein Ästchen. Knack! Sie drehte sich zu mir um. Die Röte schoss mir ins Gesicht, aber sie schien nichts zu merken.

      „Oh, hallo Collin.“ Ihre Stimme. Wie ein heller Schein in dunkler Nacht.

      „Äh, hallo Marlen“, sagte ich schüchtern. Sie sah mich erwartungsvoll an. Bobi hatte gesagt, ich solle es einfach sagen. Aber ob das richtig war? Ich musste es probieren. „Ich liebe dich!“, platzte es mir heraus.

      Marlen machte große Augen. Dann wendete sie sich leicht ab. Das war’s. Sie mag mich nicht. Gleich wird sie wegrennen. Ich hab’s

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