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war Mitglied im ansässigen Motorrad Club, dem Death Heart MC, der unter anderem mit den Raiders zusammengearbeitet hatte.

      »Das klingt … schlimm. Geben sie dir für das, was bei den Raiders passiert ist, die Schuld?«, wollte sie wissen.

      »Nicht immer«, lachte er, doch es klang gezwungen. »Egal wie man es macht, es ist falsch. Allen kannst du es nie recht machen.«

      Das stimmte. Sie brauchte ja nur an ihre aktuelle Situation denken. Auf der einen Seite wollte sie ihren Dad nicht enttäuschen, gleichzeitig wusste sie, dass sie woanders nicht glücklich werden würde. Und trotzdem, wäre ihr Dad erst mal weg, was würde sie hier noch halten?

      »Wir könnten uns mal treffen«, äußerte Damian scheu. »Was trinken gehen in einer Bar oder was essen. Ich kenne da ein nettes Restaurant. Natürlich nur, wenn du darfst.«

      Sie verzog die Lippen und hoffte, dass es wie ein Lächeln aussah. Auf die Anspielung würde sie nicht eingehen. »Gerne. Ich könnte etwas Ablenkung gebrauchen.«

      Er neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte sie prüfend. »Alles in Ordnung bei dir?«

      »Natürlich, ich habe nur ein wenig mit dem Erlebten zu kämpfen. Immerhin werde ich nicht alle Tage entführt und in finstere Keller gesperrt«, scherzte sie trocken. Die versuchte Vergewaltigung würde sie mal außen vor lassen, schließlich war sie auf dem besten Wege der totalen Verdrängung und hatte nicht mehr andauernd diese Bilder im Kopf. Nicht, seit Teddy durch Savior hingerichtet worden war. Sie schüttelte sich leicht.

      Damians Miene verdüsterte sich und er blickte sich verstohlen nach allen Seiten um. »Habt ihr etwas von den Flüchtigen gehört?«

      Ihr Körper spannte sich automatisch an. Er sprach in der Mehrzahl. Abby kannte lediglich Teddys Schicksal. Wen meinte er? Sie hatte angenommen, die gesamten Raiders wären tot.

      Sie räusperte sich leise und strich sich eine Strähne hinter das Ohr. Ein nervöser Tick, wenn sie sich unwohl fühlte. »Nein. Ich meine, keine Ahnung ob Savior irgendwas weiß, aber ich nicht.«

      »Reden er und die anderen nicht mit dir über diese Dinge? Das ist egoistisch, schließlich geht es dabei auch um dich.«

      Unbehaglich trat sie von einem Fuß auf den anderen. Sie wollte nicht über das Thema reden. Nicht heute und niemals sonst, schon gar nicht in einem Shopping-Center, wo jeder Vorbeilaufende ihr Gespräch mithören könnte. »Ich bin nicht mehr bei den Sinners, sondern wieder zuhause.«

      Damians Augen weiteten sich überrascht. Und doch hatte sie das Gefühl, als wäre es gespielt. »Tatsächlich? Wie kommt das?«

      Abby stieß die Luft aus. »Ich bin gegangen.«

      Er lächelte sie erleichtert an. »Das freut mich zu hören. Zum Glück hast du die Kurve noch bekommen. Savior ist ein Arschloch, das die Frauen in seiner Nähe kaputt spielt und sich munter die nächste sucht. Das hat er schon immer gemacht. Pam ist nur ein weiteres Beispiel seiner Gefühllosigkeit.«

      Hatte Savior das mit Abby getan – sie kaputt gespielt? Entschuldigend sah sie Damian an. Darüber wollte sie keineswegs auch nur nachdenken. »Dazu kann ich nichts sagen. Eigentlich möchte ich weder über ihn noch über die Sinners reden.«

      »Verständlich. Aber wer passt jetzt auf dich auf, wo doch das Raiders Führungsregime und Teddy spurlos verschwunden sind?«

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      Savior beobachtete die Bauarbeiter, die gestern die Mauer eingerissen hatten und nun dabei waren, eine neue ein Stück weiter nach hinten versetzt wiederaufzubauen. Der Vorarbeiter hatte zwei Wochen eingeplant. Savior war das nur recht, er hatte ungern fremde Menschen auf seinem Gelände, obwohl er gutes Geld dafür bezahlte, dass alles verschwiegen behandelt wurde, was das Team hier zu sehen bekam. Gleichzeitig fragte er sich, warum er diesem Unsinn nicht Einhalt gebot und alles abblies. Abby war schließlich nicht mehr hier, um etwas von den Veränderungen auf dem Gelände zu haben. So ein Scheiß. Er tat etwas für eine Frau, die es nicht mal mitbekommen würde. Kein Wunder, dass ihn alle für eine Pussy hielten, wenn er sich wie eine benahm.

      Zurück in seinem Büro ging er die aktuelle Mitgliederliste durch. Er verglich sie mit den Zahlungen an den Club und welchen Nutzen die jeweiligen Personen hatten. Bei einigen war er sich nicht mal mehr gewiss, wann er sie das letzte Mal gesehen hatte. Er notierte sich ein paar Namen auf einem Blatt Papier, später würde er mit seinem Vize Thug darüber sprechen. Wenn er der gleichen Meinung war, wurde es allmählich Zeit, den Club wieder mit harter Hand zu führen. Erst würde er den Bestand der Mitglieder dezimieren, anschließend offiziell die Geschäfte der Raiders übernehmen und schließlich neue Mitglieder rekrutieren.

      Bei der Durchsuchung des Raiders Geländes hatten sie einige interessante Unterlagen gefunden. Nach und nach hatte Cutter die Verbindungen herstellen können. Die Geschäfte seiner Feinde gingen tiefer, als er zunächst angenommen hatte. Francine war eine ausgezeichnete Geschäftsfrau gewesen. Sid, der alte Boss der Raiders, hätte etwas Derartiges nie auf die Reihe bekommen. Deshalb waren sie auch immer nur die Nummer Zwei gewesen. Anscheinend hatte sie schon an den Geschäften gearbeitet, bevor Sid offiziell abgedankt hatte. Weltweiter Menschenhandel und eine Firma in der Pornoindustrie baute niemand in nur sechs Monaten auf.

      Savior grinste. Zu schade, dass Francine davon nichts mehr haben würde. Die Konten hatten sie geleert und die Läden der Raiders waren nun in den Besitz der Sinners übergegangen.

      Finanziell gesehen ging, es seinem Club richtig gut. Sie konnten größere Investitionen einkalkulieren und Gelder in Immobilien anlegen. Er hatte schon einen genauen Plan vor Augen. Doch vorher musste er sich noch um die Bordelle der Raiders kümmern. Die Frauen dort waren verängstigt und misstrauisch. Er musste herausfinden, was dort alles vorgefallen war – obwohl er es sich bereits vorstellen konnte, wenn er an Crude, dem ewigen Vize der Raiders, dachte.

      Hailey saß in Thugs Büro auf einem der Sessel und las eine Zeitschrift. Sie sah auf, als er eintrat.

      »Was machst du hier?«, wollte er wissen und blickte sich suchend nach seinem Vize um.

      »Ich warte auf Thug. Und du?« Sie legte die Zeitschrift auf den Tisch.

      »Eigentlich wollte ich mit ihm zu den neuen Bordellen fahren. Wo ist er?«

      Hailey verzog das Gesicht. »Cassy zum Arzt bringen. Er nimmt seine Rolle sehr ernst.« Ein vorwurfsvoller Blick traf Savior.

      Stimmt – er hatte Thug angewiesen, auf Cassy acht zu geben und ihm erklärt, ihn für alles zur Verantwortung zu ziehen, was seine Schwester anstellte.

      »Er hat es sich selbst ausgesucht. Willst du mitkommen? Ich glaube, es wird leichter, wenn ich eine Frau dabeihabe. So siehst du auch gleich deine zukünftigen Arbeitsbereiche.«

      »Ich habe nachher ein Treffen mit Tony. Er will mir ein Angebot unterbreiten, wie er Betreiber vom Triple D bleiben kann.«

      Savior runzelte die Stirn. »Das ist völlig ausgeschlossen.«

      »Och, das weiß ich. Aber ich möchte trotzdem gerne wissen, was er zu sagen hat.« Hailey zwinkerte ihn an. Für ihr Alter war sie ein taffes Mädchen. Savior hatte nach dem Mord an ihren Dad angenommen, es würde zu Spannungen zwischen ihnen kommen, aber weit gefehlt. Sie schien eher lockerer und gelöster zu sein. Ihre Loyalität ihm gegenüber kannte wirklich keine Grenzen, wofür er mehr als dankbar war.

      »Sei vorsichtig, Kleines, der Kerl ist nicht astrein. Wäre mir lieber, du würdest jemanden mitnehmen.«

      »Mach dir keinen Kopf, er würde sich im Leben nicht trauen mich anzurühren.«

      »Na schön, aber du kommst im Anschluss gleich zu mir. Ich will wissen, wie sein Angebot aussieht. Irgendetwas sagt mir, dass er noch ein Ass im Ärmel hat.« Und Saviors Gefühl täuschte sich nur selten.

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      Das Herz pochte schmerzhaft in ihrer Brust

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