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(Hrsg.) Triangulum. Tallinn et al: DAAD, 33−56.

      Schaper, Edzard (1941). Der Henker. Leipzig: Insel.

      Schaper, Edzard (2002). Timukas (übers. v. Katrin Kaugver). Tallinn: Huma.

      Schultz, Georg Julius von (1934). Briefe eines baltischen Idealisten an seine Mutter 1833–1875. Leipzig: Koehler & Amelang.

      Schultz, Georg Julius von (1860). Zur Geschichte und zum Verständniß der estnischen Volkspoesie. In: Baltische Monatsschrift, Bd. II, 431–448.

      Schultz, Georg Julius von (Dr. Bertram) (1857). Baltische Skizzen oder Funfzig Jahre zurück. Erstes Bändchen. Berlin: Verlag von Alexander Duncker.

      Undusk, Jaan (2011). Baltisaksa kirjakultuuri struktuurist. Ärgituseks erinumbri lugejale. In: Keel ja Kirjandus 8–9, 561–571.

      Werner, Johannes (1934). Zum Geleit. In: Schultz-Bertram, Georg Julius von. Briefe eines baltischen Idealisten an seine Mutter 1833–1875. Gestaltet von Prof. Dr. Johannes Werner. Leipzig: Koehler & Amelang, S. [5]–7.

      Wilpert, Gero von (2005). Deutschbaltische Literaturgeschichte. München: Beck.

      Vom historischen Erbe zur selbstbestimmten Sprach(en)politik? Literarische Mehrsprachigkeit in Litauen und Lettland

       Natalia Blum-Barth

      Abstract: Im ersten Teil dieses Beitrags wird auf die sowjetischeSowjetunionsowjetisch/Soviet Sprach(en)politik1 eingegangen und aufgezeigt, wie sie sich an den Laureaten des Gorki StaatspreisesGorki Staatspreis ablesen lässt. Ferner werden Formen der literarischen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit angesprochen, die für verschiedene Republiken der SowjetunionSowjetunion anhand der mit dem Gorki-Preis ausgezeichneten Autoren beobachtet werden können. In zwei weiteren Teilen des Beitrags wird auf die Sprach(en)politik und literarische MehrsprachigkeitMehrsprachigkeitliterarische Mehrsprachigkeit in LitauenLitauen und LettlandLettland/Latvia eingegangen. Das Ziel ist dabei nicht, eine differenzierte Untersuchung zu liefern, sondern Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie Tendenzen in der Sprach(en)politik der beiden Staaten seit dem 19. Jahrhundert bis in die GegenwartGegenwart im Spiegel der Literatur aufzuzeigen und diese an Fallbeispielen zu erläutern. Im vierten, abschließenden Teil wird literarische ÜbersetzungÜbersetzung/translation als eines der Realisierungsformate der textexternen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeittextexterne Mehrsprachigkeit herausgestellt und insbesondere auf die konsultierende Funktion der russischenRusslandrussisch Sprache hingewiesen.

      Keywords: Literarische Mehrsprachigkeit; Sprache(en)politik; Übersetzung; Litauen; Lettland; sowjetisch

      1 SowjetischeSowjetunionsowjetisch/Soviet Sprach(en)politik und ihre Auswirkungen auf die Literatur

      In der „Deklaration der Rechte der Völker Rußlands“,1 einem der ersten Dokumente, das die Bolschewiki nach ihrer Machtübernahme bereits am 2. (15.) November 1917 verabschiedeten, wurde der Grundsatz der nationalenNationnational PolitikPolitik/politics festgelegt: Die Gleichberechtigung aller NationenNation, einschließlich das Recht auf den Gebrauch der MutterspracheMuttersprache/mother tongue der jeweiligen nationalenNationnational MinderheitMinderheit. Auch wenn dieser Grundsatz in der Phase der Industrialisierung 1928–1931 zugunsten der russischenRusslandrussisch Sprache als lingua franca aufgegeben wurde, wurden in der ersten Hälfte der 20er Jahre einzigartige Maßnahmen ergriffen, um Sprachen der nationalenNationnational MinderheitenMinderheit und EthnienEthnie voneinander abzugrenzen, zu entfalten und zu reformieren. Die Aufmerksamkeit galt in erster Linie den Sprachen und DialektenDialekt/Mundart von Kirgisen, Baschkiren, Turkmenen, Usbeken, Tadschiken, Tataren, Aserbaidschanern, Dagestanern und Kareliern. Einige dieser Sprachen bekamen zum ersten Mal ein Alphabet, viele dieser Sprachen wurden auf das lateinischeLateinLateinisch Alphabet umgestellt, Linguisten erstellten GrammatikGrammatik- und Lehrbücher für den Schulunterricht (Borisova o.J.: 4f). Diese Aufwertung der DialekteDialekt/Mundart und Regionalsprachen fand im Rahmen der ‚VerwurzelungspolitikPolitik/politicsVerwurzelungspolitik‘ (vgl. Chalitova 2010: 156) der Bolschewiken statt. Um das Ziel, die ideologischeIdeologieideologisch IndoktrinierungIndoktrinierung, zu erreichen, bediente man sich lokaler Sprachen. Ihre Herausbildung zum Rang der LiteratursprachenLiteratursprache sollte die Akzeptanz der bolschewistischen Ideen, die Ausbildung der loyalen Anhänger aus den Reihen der autochthonen Bevölkerung und den Ausbau der sozialistischen Gesellschaft befördern.

      1934 markiert den Wendepunkt in der SprachpolitikSprachpolitik der SowjetunionSowjetunion. Dieser zeichnet sich durch die zunehmende Verbreitung der russischenRusslandrussisch Sprache in den nationalenNationnational MinderheitenMinderheit der Sowjetunion aus (Borisova o.J.: 10). Am 13. März 1938 wird RussischRusslandRussisch/Russian zum Pflichtfach in allen Schulen der Sowjetunion. Das zentral koordinierte Programm soll die Implementierung des Russischunterrichts in allen Schulen und Bildungseinrichtungen aller Republiken der Sowjetunion steuern. Der Erfolg dieses Programms wurde durch seine großzügige Finanzierung durch das Zentralkomitee garantiert. Außerdem wird RussischRusslandRussisch/Russian die einzige Sprache der Roten Armee. Dadurch wird der Wehrdienst zum Instrument der RussifizierungRussifizierung, was auch eine bessere Kenntnis der russischenRusslandrussisch Sprache in der männlichen Bevölkerung der nationalenNationnational MinderheitenMinderheit erklärt. Bereits Anfang 1940 kann die faktische Dominanz der russischenRusslandrussisch Sprache als offizielle Sprache in den meisten Republiken der Sowjetunion konstatiert werden. Eine Ausnahme stellen die baltischenBaltikumBaltisch Staaten dar. Anders als in allen anderen sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken haben sich die jeweiligen LandessprachenLandessprache erfolgreich gegen die russischeRusslandrussisch Sprache durchgesetzt. Veranschaulichen lässt sich dies anhand der Statistik über die Buchveröffentlichungen aus dem Jahr 1940 (Borisova o.J.: 24).

Republik Neuerscheinungen insgesamt Neuerscheinungen in der Landessprache
Litauen 387 336
Lettland 392 286
Estland 266 229
Ukraine 4836 2012
Weißrussland 772 375
Kasachstan 762 382

      Wenn 1940 in LitauenLitauen und EstlandEstland/Estonia 87 % der Bücher und in LettlandLettland/Latvia knapp 73 % der Neuerscheinungen in der jeweiligen Landessprache veröffentlicht wurden, so waren es in der sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Ukraine knapp 42 %, in WeißrusslandWeißrussland 48 % und in Kasachstan 50 %. Damit scheint die Sprachsituation in den baltischenBaltikumBaltisch Staaten der SowjetzeitSowjetunionSowjetzeit eine deutlich andere zu sein als in anderen sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken. Während das RussischeRusslandRussisch/Russian in der sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Ukraine und im sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Weißrussland die LandessprachenLandessprache aus dem BuchdruckBuchdruck immer mehr verdrängte, konnten LettischLettland/LatviaLettisch/Latvian, EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian und LitauischLitauenLitauisch weiterhin den Status der BildungsspracheBildungssprache aufrechterhalten.

      In den 60er Jahren wurde die russischeRusslandrussisch Sprache zur zweiten MutterspracheMuttersprache/mother tongue jedes nichtrussischen Bürgers der SowjetunionSowjetunion erklärt. Die tatsächlichen Kenntnisse der russischenRusslandrussisch Sprache spielten dabei keine Rolle.2 Um den Russischunterricht zu fördern, wurde RussischRusslandRussisch/Russian 1975 als Pflichtfach ab der ersten Klasse in den Schulen von neun sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken eingeführt, in den übrigen Republiken war es Pflichtfach ab der zweiten Klasse (Rudnev 2007: 4). Die letzten sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken, die den Russischunterricht ab dem ersten Schuljahr einführten, waren LitauenLitauen und EstlandEstland/Estonia.

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