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Predigt des berühmten Pastors Körber die Bauarbeiter gar nicht mehr“ und bei den Waldbrüdern wird ergänzt: „hießen sie beim VolkeVolk“. Ähnlicher Weise wird auch bei den „Kirchenherrn“ in Klammern ergänzt: „wie das VolkVolk seine Pastoren nannte“ (352). Explizit wird nur einmal darauf hingewiesen, dass es sich um einen BaltizismusBaltizismus handelt – es wird ein wohlhabender estnischer Junge als „der Erbsohn des guten, großen Illustgesindes“ beschrieben und in einer Fußnote mitgeteilt, dass das Gesinde im Baltischen einen Hof oder bäuerliches Anwesen bedeutet (181).

      3.3 EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian in den analysierten Texten

      3.3.1 Briefe eines baltischenBaltikumBaltisch Idealisten von Georg Julius von Schultz-Bertram Schultz-Bertram, Georg Julius von

      In Schultz-BertramsSchultz-Bertram, Georg Julius von Text kommt EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian in unterschiedlichen Funktionen vor. Manchmal erscheint es ohne einen thematischen Bezug zu den Esten und der estnischenEstland/Estoniaestnisch Kultur – „so hatten wir recht ein ‚magus jutt‘“1 (145). Des Weiteren an den Stellen, wo der Autor über die Esten spricht – wie bei der Beschreibung einer Naturforscher-Versammlung in Tübingen „eine estnischeEstland/Estoniaestnisch Idylle, die ich im Garten Uhlands einer kleinen Gesellschaft vorlas, erregte die lebhafteste Anerkennung des estnischenEstland/Estoniaestnisch Lauls [VolksliedsVolkVolkslied] als einer neuen Stimme in der größten Völker-Orgel“ (121). Oder bei der Erwähnung des unmittelbaren SprachkontaktsSprachkontakt: „daß auch nicht einer vorübergeht, ohne mir freundlich ‚hää päi‘ zu wünschen“ (20).2

      Die Namen der estnischenEstland/Estoniaestnisch Ortschaften im Text sind auf DeutschDeutschlandDeutsch (Dorpat, Reval, Wesenberg, Werro, Hapsal). Da Schultz-BertramSchultz-Bertram, Georg Julius von sich aber als Estophile für die estnischeEstland/Estoniaestnisch Folklore interessierte, bei der die Beseelung der Natur eine große Rolle spielt, finden wir estnischeEstland/Estoniaestnisch Bezeichnungen für Landschaften, Flüsse oder Hügel vor – „Röige oja“3 (128), „Munamäggi und Wäljamäggi“ (235).4 In der Schreibweise der estnischenEstland/Estoniaestnisch Personennamen orientiert sich Schultz-Bertram an der deutschenDeutschlanddeutsch OrthographieOrthographie „Kaddri“ (100) statt Kadri und „Wia“ (180) statt vermutlich Viia.

      3.3.2 Mein Onkel Hermann von Monika Hunnius Hunnius, Monika

      Manifest kommt das EstnischeEstland/EstoniaEstnisch/Estonian in manchen Personennamen (z.B. „Pik Mart“ [langer Mart] (11)) und Ortsbezeichnungen (z.B. „Ein Flüßchen, die Paide“ [9]) vor, aber meistens agieren im Roman Figuren mit deutschenDeutschlanddeutsch Namen, und bei den Orten werden die deutschsprachigenDeutschlanddeutschsprachig Bezeichnungen verwendet. EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian wird nur ein einziges Mal, latentlatent, im Zusammenhang mit dem EstnischenEstland/EstoniaEstnisch/Estonian Fuhrmann Pik Mart erwähnt: dieser „saß still und stumpfsinnig vorne im Planwagen und trieb dazwischen mit einem estnischenEstland/Estoniaestnisch Fluch die Pferde an“ (13). An wenigen Stellen könnte man vermuten, dass einige von den Figuren EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian sprechen, so z.B.: „denn wir behaupten, mit demselben Eingehen könnte sie die Leidens- und Freudengeschichten der Estenweiber anhören, wie unsere Ergüsse“ (32) oder dass ein Gespräch zum Teil auf EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian geführt wird, z.B. wenn die Kinder in einem „Bauernhäuschen“ nach dem Essen fragen (45). Jedoch wird darauf im Roman keine Aufmerksamkeit gelenkt, der Este bleibt stumm und steht einfach in der Szene. Eine so starke Vermeidung des EstnischenEstland/EstoniaEstnisch/Estonian, auch auf der Ebene der latentenlatent Erwähnung, also der Orts- und Personennamen, ist bei diesem Werk auffallend.

      3.3.3 Der Henker von Edzard Schaper Schaper, Edzard

      Der Roman räumt dem EstnischenEstland/EstoniaEstnisch/Estonian eine besondere Stellung ein, dieser Zug ist so ausgeprägt, dass im vorliegenden Beitrag nur auf einige Regelmäßigkeiten hingewiesen werden kann. Obwohl manifest keine längeren Passagen auf EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian vorkommen, stehen mehrere Eigennamen, Organisationsnamen, Zeitungstitel, Ortsbezeichnungen etc. auf EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian; auch latentelatent Erwähnung des EstnischenEstland/EstoniaEstnisch/Estonian kommt häufig vor und es gibt mehrere Überlegungen und Diskussionen über die Sprachen.

      Quantitativ am auffälligsten sind die Namen, angefangen mit dem Protagonisten Ovelacker, der im Roman von den Esten als „Timukas“ (315, 318),1 bezeichnet wird. Die Eigennamen der Figuren estnischer Herkunft werden meistens auf EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian wiedergegeben, und die SprachmischungSprachmischung kann man lediglich bei manchen Hofnamen, womit die Eigennamen ergänzt werden, bemerken, z.B. „Pöldsche“ (469) anstatt Põllu. Dem estnischsprachigen Leser ist der Hofname der estnischenEstland/Estoniaestnisch Hauptfigur Koiri-Jaan besonders auffällig – Koiri ist klangähnlich mit dem estnischenEstland/Estoniaestnisch Wort „koer“, welches Hund bedeutet. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um einen Zufall, weil die Hauptfigur mehrere Male mit TiermetaphernMetapher/metaphor charakterisiert wird. Auf diese Ähnlichkeit wird im Roman auch explizit hingewiesen: „Aber so etwas wie Koer oder Koeras oder Koiri hatte man draußen gesagt […]“ (321), in der deutschenDeutschlanddeutsch Grundsprache wird der mögliche Hintergrund des Namens nicht weitergegeben und der deutscheDeutschlanddeutsch Leser bekommt dies daher nicht mit. Es kommen auch weitere Situationen vor, wo die estnischenEstland/Estoniaestnisch Namen den DeutschbaltenDeutschbalten etwas unklar bleiben, z.B. „Korras hieß er, glaube ich, oder so ähnlich.“ (608) oder „Darauf stand ein belangloser Name, Konstantin Sirg oder so ähnlich“ (699).2 Interessant ist noch, dass, während es sich bei den ersten zwei Beispielen um die Namen der estnischenEstland/Estoniaestnisch Bauern handelt, die wegen der MündlichkeitMündlichkeit undeutlich bleiben, im dritten Beispiel auch der geschriebene Name des estnischenEstland/Estoniaestnisch Studenten nicht wichtig genug ist für den Grafen von Ovelacker. Dies scheint ein Mittel zu sein, womit die gesellschaftlichen Beziehungen und die Hierarchie dargestellt wird.

      Ebenso vielsagend ist die Anwendung der Toponyme. Bei den Kreisen, Städten und anderen größeren Orten, die in den heutigen Gebieten EstlandsEstland/Estonia, weniger auch LettlandsLettland/Latvia liegen, werden meistens die deutschsprachigenDeutschlanddeutschsprachig Namen benutzt. Dabei spielt eine bedeutende Rolle, dass es sich meistens um die realen Orte handelt, wohingegen Drostenholm, der Gutshof von Graf von Ovelacker, ein fiktiverFiktivitätfiktiv Ort ist. Besonders auffällig wird diese Tatsache in der estnischenEstland/Estoniaestnisch ÜbersetzungÜbersetzung/translation (SchaperSchaper, Edzard, übers. von Kaugver 2002), weil bei den realen Orten die estnischenEstland/Estoniaestnisch Namen verwendet werden, aber Drostenholm DeutschDeutschlandDeutsch bleibt. Auf dieselbe Weise wie Ovelacker mit den deutschsprachigenDeutschlanddeutschsprachig Namen assoziiert wird, ist Koiri-Jaan mit dem estnischenEstland/Estoniaestnisch Kontext, der auch durch die Namen reflektiert wird, verbunden. Exemplarisch dafür stehen „Er fuhr in den eisigen Wind, der vom Kibejöggi-Moor herüberkam, dem großen Morast um das Bett des ,bitteren Flusses‘“ (220) oder „ Aber mit diesem Schmerz war es wie mit den Wassern des Salajöggi“ (246). In den beiden Fällen werden die estnischsprachigen, auf Emotionen basierenden Ortsnamen (Kibejõgi, Salajõgi) benutzt und deren Bedeutung dem deutschenDeutschlanddeutsch Leser erklärt.

      Der estnischeEstland/Estoniaestnisch kulturelle Kontext wird nicht nur durch die Namen, sondern auch durch die Figurenrede bzw. durch innere Monologe wiedergegeben. So fragt sich Olli, die estnischeEstland/Estoniaestnisch Magd von Koiri: „Zogen die Schwäne, kam jetzt der Schnee?“ (228)3 und pfeift ein estnischer Jungknecht „Wie weit es noch bis Ösel ist…“ (507).4 Dem deutschenDeutschlanddeutsch Leser wird der Hintergrund dieser Passagen nicht erläutert.5

      Die Sprache bestimmt grundlegend die Angehörigkeit zu einer Gruppe:

      Weil sie sich nicht als Herren unter Knechten fühlten, sondern als Bürger unter Bürgern, waren die meisten der DeutschenDeutschlandDeutsche, die erst in jüngster Zeit aus dem Reich zugezogen, den Alteingesessenen verächtlich geworden. Sie taten, was denen als schwere Verfehlung wider das kolonialeKolonialismuskolonial Gesetz galt: sie heirateten ins VolkVolk der Letten und

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