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gebräunte Haut, die unter dem Stoff verschwindet. Vor meinem geistigen Auge stelle ich mir vor, wie dieser sehnige Körper ohne Klamotten aussieht – und höre sofort damit auf, als mein Schwanz zu zucken beginnt.

      Verflucht.

      Robert blickt auf. Mir direkt in die Augen.

      Hitze brodelt unter meiner Haut.

      Scheiße. Hab ich das laut gesagt? Ein Geräusch gemacht? Gestöhnt?

      Bevor sich mein Gehirn einschalten kann, sehe ich weg.

      Oh, großartig.

      Ich sehe ihn wieder an. Begegne seinem Blick. Ich schlucke. Suche fieberhaft nach irgendetwas, das ich sagen könnte.

      »Entschuldigung, hast du was gesagt?« Erstaunlich, wie souverän mir dieser lahme Satz über die Lippen kommt.

      »Nein.«

      »Oh. Okay.«

      Wenn Kev mich jetzt sehen könnte, würde er sich vor Lachen am Boden kringeln. Klare Verhältnisse, na sicher. Nur dass es bei Robert was anderes ist, und das nicht nur, weil er mein Chef ist und ich diese kleine Firma inzwischen sehr ins Herz geschlossen habe. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft wir solche Situationen schon hatten. Jedes Mal liegt so ein Kribbeln in der Luft. Ein bestimmter Ausdruck in seinen Augen.

      Und trotzdem frage ich mich, ob es nicht doch nur Wunschdenken ist. Ob Robert zwar mitbekommt, was er für eine Wirkung auf mich hat, es jedoch absichtlich ignoriert.

      »Du kannst ruhig schon Feierabend machen, wenn du willst. Kickern oder dich auf die Dachterrasse setzen und die Sonne genießen, bis dein Meeting anfängt.«

      Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Kurz nach halb sieben.

      Es ist leicht, die Zeit zu vergessen, wenn ich in stiller Eintracht mit Robert arbeite. Vor einer Weile habe ich Anton noch vorgeworfen, bei seiner Arbeit alles und jeden zu vergessen, aber im Gegensatz zu seiner einsamen Versunkenheit reißen mich Roberts Disziplin und Arbeitseifer einfach mit.

      Ich seufze. »Vielleicht hast du recht.«

      Gut möglich, dass es sich Kev auch schon mit einem Drink oben gemütlich gemacht hat, dann könnten wir zusammen auf Anton warten. Aber für den Fall, dass ich doch allein bin...

      »Du willst dich wirklich nicht anschließen?« Ich versuche, nicht allzu hoffnungsvoll zu klingen, aber als Robert abermals ablehnt, hat sich das eh erledigt.

      Ich fahre den Laptop runter und räume mit ein paar Handgriffen meinen Schreibtisch auf, während Robert nachdenklich auf den Monitor starrt. Sein Zeigefinger tippt in einer untypisch nervösen Geste auf die Tischplatte. Normalerweise zeigt er im Büro keine so offensichtliche Gefühlsregung.

      »Du solltest auch nicht mehr zu lange machen.«

      Er blinzelt und sieht mich an. »Das Privileg des Chefs.«

      »Nicht eher der Fluch?«

      Ein kleines Lächeln, bei dem mir die Knie weich werden. Oh Mann. Robert, was machst du nur mit mir? Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so verknallt gewesen bin. Ich dachte, das hätte ich bei allem, was ich inzwischen ausprobiert habe, hinter mir gelassen.

      Er zögert einen Moment, in dem er wieder auf die Tischplatte tippt, dann deutet er auf seinen Bildschirm. »Ich habe einen Termin mit der Seilberger Alm ausmachen können.«

      Der Satz ist etwas aus dem Zusammenhang gerissen, lässt mich aber trotzdem aufhorchen. An diesem potenziellen Partner ist Robert schon eine Weile dran. »Die Chalets im Bayerischen Wald?«

      Er nickt. »Nächstes Wochenende. Donnerstag bis Sonntag.«

      »Ganz schön kurzfristig. Aber ich bin gespannt, ob sie halten, was die Website verspricht. Die Hütten sehen ziemlich luxuriös aus. Ich bin neugierig auf deren Nachhaltigkeitskonzept.«

      »Ich auch.« Er zögert, aber falls er dem noch etwas hinzufügen wollte, tut er es nicht.

      »Für die neue Zielgruppe, die wir im Auge haben, wäre das perfekt. Weniger Familienurlaub auf dem Bauernhof und mehr Romantik für Pärchen.«

      »Wir haben durchaus romantische Unterkünfte im Portfolio.«

      »Aber nichts auf diesem Niveau.«

      Furbachs Bio-Hotel wäre vergleichbar gewesen, wenn es geklappt hätte, ebenso die Ferienhäuser im Schwarzwald, die mir davor abgesprungen sind. Robert bemüht sich schon eine ganze Weile um einen Vor-Ort-Termin bei der Seilberger Alm. Dabei geht es nur zweitrangig darum, deren Nachhaltigkeitskonzept zu prüfen. In erster Linie sucht Robert den persönlichen Kontakt, um Vertrauen aufzubauen und zu verhindern, dass uns wieder mit einem knappen Nein, danke die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. Oder mir, besser gesagt.

      »Abwarten. Wie du schon gesagt hast: Die Hütten sehen sehr luxuriös aus.«

      »Sie wären nicht zertifiziert, wenn da irgendwas nicht mit rechten Dingen zugehen würde. Aber ich bin trotzdem gespannt, was du anschließend zu erzählen hast.«

      Er sieht mich an, ohne etwas darauf zu erwidern. So lange, dass erneut dieses Kribbeln meine Wirbelsäule hochschießt. In seinem Blick lauert etwas, auf das etwas tief in mir drin anspringt und schnurrt wie ein Kätzchen.

      »Ja«, sagt er schließlich nur, dann wendet er sich wieder seinem Monitor zu.

      Das ist dann wohl das Ende dieser Unterhaltung. Genau wie heute Morgen: bis hierher und nicht weiter. Also ist alles andere doch nur Wunschdenken.

      Ich wünsche ihm einen schönen Feierabend, drehe mich um und bin schon fast an der Tür, als er sich hinter mir räuspert.

      »Joscha?«

      »Ja?« Ich drehe mich noch mal um.

      Wieder dieses irritierende Zögern. Dann: »Hättest du Interesse mitzukommen?«

      Mein Herz springt in meinen Hals hoch und hämmert dort sekundenlang so wild, dass es mir das Atmen erschwert. Und das Denken.

      »Zur Seilberger Alm?«

      »Ja.«

      Mit Robert allein für ein verlängertes Wochenende in ein luxuriöses Chalet mitten in der Pampa?

      Ich kann mir zum Glück verkneifen, das laut auszusprechen, auch wenn augenblicklich mein Kopfkino losläuft. Lust ballt sich so heftig in meinem Unterleib zusammen, dass mir kurz schwindelig wird.

      Ich habe die Fotos auf der Webseite gesehen – moderne Holzhütten mit Kaminofen, eigener Sauna und Badezuber auf der Terrasse, dazu ein fantastischer Ausblick über den Bayerischen Wald. Vor meinem inneren Auge spielt sich ein regelrechter Porno ab. Die Antwort meines Schwanzes auf diese Frage ist klar.

      Aber mein Verstand schüttelt streng den Kopf. Das ist nicht nur keine gute, sondern sogar eine verdammt dumme Idee. Manchmal fällt es mir schon in diesem Büroraum schwer, Roberts Nähe zu ertragen – aber in einer romantischen Hütte, die auf verliebte Pärchen ausgelegt ist?

      Ich kenne mich. Das ist zu viel Versuchung.

      Offenbar schweige ich zu lange, denn Robert fährt fort: »Wenn du schon andere Pläne hast, verstehe ich das. Ich hätte zwar gerne eine zweite Meinung und vor allem dein kritisches Auge vor Ort, aber es ist tatsächlich sehr kurzfristig.«

      Da ist sie. Meine unauffällige Absprungmöglichkeit. Er schubst mich praktisch drauf zu. Ich muss nur zugreifen. Nur zugreifen.

      Alles andere wäre bescheuert.

      Kapitel 4

      »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das gemacht hast.« Anton sieht aus großen, blaugrauen Augen zu mir auf.

      Ich sitze auf der gemauerten Brüstung der Dachterrasse und lasse die Beine baumeln. Hinter mir rauscht der Münchner Feierabendverkehr vorbei und die Abendsonne brennt mir auf den Rücken. Es ist immer noch so heiß, dass ich die Ärmel meines Hemds hochgekrempelt

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