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Vertrauen gegen Zweifel. Nora Wolff
Читать онлайн.Название Vertrauen gegen Zweifel
Год выпуска 0
isbn 9783958238664
Автор произведения Nora Wolff
Жанр Языкознание
Серия Co-Working-Space
Издательство Bookwire
Erst zwei von meinen Kunden, die anfangs mit uns zusammenarbeiten wollten, jetzt einer von Roberts...
So kurz, nachdem ich Viktor von der Seilberger Alm erzählt habe.
Ich schüttle den Gedanken ab. Zufall. Genauso gut könnten Furbach vom Bio-Hotel an der Nordsee und Blessing beste Kumpel sein und sich über uns ausgetauscht haben.
Was allerdings immer noch nicht erklärt, warum Furbach so plötzlich abgesprungen ist.
»Okay. Dann schicke ich denen gleich eine Mail.« Als ich mich der Schlafzimmertür zuwenden will, schüttelt Robert den Kopf.
»Morgen. Für heute haben wir genug gearbeitet.«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Ist das eine Anweisung von meinem Chef?«
Ein kurzer Blick, als wollte er mich ermahnen, nicht mit solchen Spielchen anzufangen, dann winkt er jedoch ab. »Ich kann und werde dich natürlich nicht daran hindern, wenn du doch noch arbeiten willst.«
»Gegenfrage. Was würdest du denn stattdessen gerne machen?«
Er sieht mich scharf an. Ein heißes Ziehen in meinem Unterleib. »Lass das.«
»Was denn?«
Er deutet ein Kopfschütteln an, als wollte er sich selbst davon abhalten, sich auf dieses Hin und Her einzulassen. Stattdessen tritt er an die moderne Küchenzeile in edlem Dunkelgrau heran, die sich direkt nach dem kurzen Eingangsflur auf der linken Seite des großen Wohnraums befindet. Er öffnet den Kühlschrank, den wir nach unserer Ankunft mit unseren Einkäufen bestückt haben, und holt eine Flasche Bier heraus.
»Willst du auch was?«
»Hältst du Alkohol für eine gute Idee?«
»Du hast doch den Sekt gekauft.«
»Weil du Bier gekauft hast.«
Er reibt sich kurz die Schläfe. »Willst du jetzt was trinken oder nicht?«
Ich lehne mich neben ihn gegen die Anrichte. »Einen Piccolo.«
Vorsichtig zieht er den Sekt aus dem Turm gestapelter Flaschen im untersten Fach. Daneben befinden sich vor allem Obst, Gemüse und vegane Produkte im Kühlschrank. Der Einfachheit halber habe ich mich ihm bei den meisten Sachen angeschlossen, damit wir nach dem Wochenende nicht so viel übrig haben.
Er reicht mir den Piccolo. »Magst du kein Bier?«
Ich schüttle den Kopf und sehe ihm direkt in die Augen, als ich die Flasche entgegennehme. »Ich mag's, wenn's prickelt.«
Sein Blick wird dunkel, kurz bevor er die Augen schließt. »Ich glaube, wir müssen uns noch mal unterhalten.«
»Das glaube ich auch.«
Obwohl uns eine komplette Hütte mit gemütlich eingerichteter Wohnzimmerecke und separater Essnische zur Verfügung steht, bleibt er an der Küchenzeile stehen – mit einem guten Meter Abstand zwischen uns.
»Ich habe ernst gemeint, was ich im Auto gesagt habe. Ich arbeite sehr gerne und gut mit dir zusammen. Eine völlig neue Erfahrung für mich. Normalerweise bin ich kein guter Teamplayer. Darüber hinaus bist du mein erster Mitarbeiter überhaupt. Als du bei mir angefangen hast, hätte ich nicht gedacht, dass es so gut laufen wird.«
Ich auch nicht. Im Gegensatz zu ihm und seinen Führungsqualitäten bin ich ein miserabler Angestellter. Ich bin nie gut mit den Fehlern klargekommen, die meine Vorgesetzten trotz meiner vorheriger Warnung gemacht haben und die ich anschließend ausbaden durfte.
Ich nippe an meinem Sekt. »Willst du jetzt von mir hören, dass du ein großartiger Boss bist? Denn das bist du.«
Anerkennend neigt er den Kopf. »Danke. Aber genau das meine ich. Wir sind ein gutes Team. Es funktioniert.«
Mir würden noch einige andere Bereiche einfallen, in denen es mit uns sicher super funktionieren würde.
»Das will ich nicht aufs Spiel setzen. Deshalb wirke ich manchmal vielleicht etwas distanziert.«
»Weil du meine Blicke bemerkst.«
Er nickt.
»Und das Kribbeln zwischen uns.«
Er zögert.
»Das auf Gegenseitigkeit beruht.«
»Joscha...«
»Weißt du, wenn du Distanz zu mir willst, hättest du mich vielleicht nicht auf einen viertägigen Wochenendtrip in ein romantisches Chalet einladen sollen.«
»Das ist Arbeit.«
»Das ist ein Vorwand.«
In seinen hellen Augen blitzt es kurz auf, als wollte er sagen: Ich bin eben auch nur ein Mensch.
Aber er schweigt. Stattdessen hebt er die Flasche an den Mund und trinkt einen großen Schluck Bier, als wollte er alle unüberlegten Worte hinunterspülen. Sein Adamsapfel bewegt sich, und plötzlich möchte ich so dringend meine Lippen auf seinen schlanken Hals pressen, dass ich seine Haut fast schon schmecken kann.
Als er die Flasche wieder absetzt, verhaken sich unsere Blicke miteinander. Mein Blut sirrt. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ein Knistern liegt in der Luft, das sich wie ein elektrisches Spannungsfeld um uns legt.
Ich kann gar nicht glauben, dass ich mit ihm so lange darüber diskutiere, ob wir vögeln sollen oder nicht. Mit jedem anderen, zu dem ich mich so hingezogen fühle, hätte ich es längst getan. Wahrscheinlich schon im Büro. Spätestens hier in der Hütte nach diesem Gespräch.
Ja, er ist mein Boss. Aber Anton und Kev haben recht. Im schlimmsten Fall suche ich mir einen neuen Job. Nachdem Viktor mir unwissentlich den letzten Schubs gegeben und Robert es mehr oder weniger gerade bestätigt hat, werde ich es irgendwann bereuen, diese Gelegenheit nicht genutzt zu haben.
»Okay.«
Ich leere meinen Sekt in einem Zug und stelle die Flasche zwischen uns auf der Küchenanrichte ab. In derselben Bewegung trete ich einen großen Schritt an ihn heran. Binnen eines Lidschlags werden wir von Kollegen auf Geschäftsreise zu zwei Männern in einer Bar, die einander heiß finden.
Robert weicht nicht vor mir zurück. Das einzige Anzeichen seiner Anspannung sind die gestrafften Schultern – und die deutliche Warnung in seinem Blick.
Aber da ist noch mehr.
Lust flackert darin auf und beschleunigt seine Atmung. Mein Verlangen reagiert sofort darauf. Sekundenlang scheine ich nur aus dem Pochen in meinem Schwanz zu bestehen.
»Ich hätte da einen Vorschlag.«
Er schüttelt den Kopf. »Nein.«
»Du weißt doch gar nicht, was ich sagen will.«
»Doch. Weil ich selbst drüber nachgedacht habe. Aber wir werden nicht vier Tage lang so tun, als gäbe es die Welt da draußen nicht, und danach zur Tagesordnung übergehen.«
Hitze wallt durch meinen Unterleib. Die Tatsache, dass er dieselben Gedanken wie ich gewälzt hat – schon wieder –, macht mich hart. Dazu sein strenger Blick, sein scharfer Tonfall. Als müsste er sich selbst genauso davon überzeugen wie mich.
»Das heißt?«
»Wir werden nicht miteinander schlafen und danach so tun, als wäre nichts gewesen.«
Verdammt. Die Bilder in meinem Kopf. Die Gewissheit, dass er sich vorgestellt hat, mich vier Tage lang durch alle Zimmer dieser Hütte zu vögeln.
»Aber du wolltest mit mir über das Thema reden und danach so tun, als wäre nichts gewesen? Im Auto? Jetzt?« Mein Herz wummert. Ich rücke noch ein paar Zentimeter an ihn heran. Sehe ihm erst fest in die Augen, dann auf den Mund, dann tiefer.
Robert umklammert