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und jüngsten Geschichte Bran­den­burgs auf dem Programm ste­hen. An­ge­schlossen ist ein Café.

      Am Neuen Markt 9, www.hbpg.de. Tram 91, 92, 93, 96, 98 bis Alter Markt/Landtag.

      Phönix aus der Asche zum Zweiten

      Garnisonkirche

      Die im Jahr 1732 geweihte Gar­ni­son­kir­che des Baumeisters Philipp Gerlach galt als einer der Höhepunkte des deut­schen Barock. Sie war die Hofkirche der preu­ßischen Könige und eine Art preußisches Nationalheiligtum, in dem die sterblichen Überreste des Sol­da­ten­kö­nigs Friedrich Wilhelms I. und Fried­richs des Großen aufbewahrt waren. Wil­helm I. ließ hier die erbeuteten Fah­nen der Dänen, der Donaumonarchie und ihrer Verbündeten als ein Zeichen des Ruhmes seiner Armee auf­be­wah­ren. Hier wurden Soldaten gesegnet, die in die Kolonialkriege zogen und am Völ­kermord an den Herero und Nama be­teiligt waren.

      Hingucker war der fast 90 m hohe Turm der Kirche mit einem Glo­cken­spiel. Jede halbe Stunde erklang Üb’ immer Treu und Redlichkeit. Zu jener Zeit galt die Kirche als Zentrum deutsch­nationaler, demo­kra­tie­feind­li­cher Kräfte. Hier verbeugte sich Hitler vor Hindenburg und besiegelte damit ein Bündnis, das als „Tag von Potsdam“ in die Geschichte einging.

      Beim Luftangriff auf Potsdam am 14. April 1945 brannte die Kirche aus, die Außenmauern aber blieben stehen. Der Kirchturm stürzte einen Tag später ein. Gottesdienste wurden noch bis 1968 in einer Kapelle im Turmstumpf ab­gehalten. Dann ließ die SED Kirche und Turmstumpf trotz der Proteste der Be­völkerung sprengen.

      Seit den Nullerjahren setzen sich Bür­ger­initiativen für einen Wiederaufbau der Kirche ein. 2017 nahm dieser mit dem Wiederaufbau des Turmes Gestalt an. Doch das auf 40 Mio. Euro ver­an­schlag­te Projekt ist aufgrund der his­to­rischen Vergangenheit des Gottes­hau­ses höchst umstritten. Gegen den Wieder­aufbau der Kirche engagieren sich Denk­malpfleger, Wissenschaftler, Künst­ler, Architekten, Kirchenvertreter und Kulturschaffende. Online-Peti­tio­nen laufen.

      Zurückversetzt vom Turm kann man eine kleine Ausstellung in der tem­po­rä­ren, verglasten Nagelkreuzkapelle be­su­chen und sich über den aktuellen Stand des Projekts informieren.

      Falls Sie sich noch fragen, was aus den Ge­beinen der beiden Preußenkönige ge­worden ist: Sie wurden im Krieg in Sicher­heit gebracht und schlafen heute im Park Sanssouci ihren ewigen Schlaf.

      Ausstellung in der Nagelkreuzkapelle: Tägl. (außer Mo) 11-17 Uhr. Eintritt frei. Breite Str. 7. Termine für Gottesdienste und Bau­stel­len­führungen (anmelden!) auf www.garnisonkirche-potsdam.de. Bus 606 bis Natur­kun­de­museum.

      Provisorisches Kreativhaus

      Der vielfenstrige, fünfgeschossige Qua­der entstand zwischen 1969 und 71 als Da­tenverarbeitungszentrum für den VEB Maschinelles Rechnen. Das Sockel­ge­schoss wird geschmückt von dem 18-tei­ligen realsozialistischen Glasmosaik Der Mensch bezwingt den Kosmos von Fritz Eisel. Auf den Mosaiken: Kos­mo­nau­ten, Raketen, Frauen in der Tech­nik, ein Marx-Zitat. Seit 2015 wird das ma­rode Gebäude von rund 250 Künst­lern und anderen Kreativen belebt, die da­rin Ateliers, Büros und Werkstätten ein­gerichtet haben. Immer wieder gibt es Konzerte, Ausstellungen, Workshops und Vorträge. Doch die Tage des Krea­tiv­zentrums scheinen gezählt zu sein, Ende 2023 laufen die Mietverträge aus. Doch das tun sie nicht zum ersten Mal. Und ob das Gebäude wirklich ab­ge­ris­sen wird, damit es dem Wiederaufbau der Garnisonkirche nicht im Weg steht, wird man noch sehen.

      Dortustr. 46, Veranstaltungen auf www.rz-potsdam.de. Bus 606 bis Naturkundemuseum.

      Realsozialistisch: Glasmosaik von Fritz Eisel am Rechenzentrum

      Bei Nancy & Co

      Der Sammlungs- und For­schungs­schwer­punkt dieses Museums, dem ein Face­lifting zu wünschen wäre, liegt auf der Tierwelt Brandenburgs. Wer ein Herz für ausgestopfte und aufgespießte Tiere sowie Dermoplastiken hat, ist hier genau richtig. Im Erdgeschoss be­geg­net man u. a. Maulwurf, Wiesel und Schlei­ereule, außerdem der Eisbärin Nancy. Die Ziehtante des legendären Knut verstarb 24-jährig im Jahr 2014 im Berliner Zoo. Das 1. OG bevölkern hei­mische Fell- und Federtiere wie Wild­schwein und Eisvogel. Hier erfährt man auch, dass es 2017 sage und schrei­be 16 Elch-Sichtungen in Bran­den­burg gab. Das 2. OG ist Tieren aus aller Welt vorbehalten. Im Keller schließ­lich wird’s nass - dort schwimmt u. a. die große Welsdame We­line in einem kleinen Aquarium.

      Tägl. (außer Mo) 9-17 Uhr. 4 €, erm. die Hälfte. Breite Str. 13, www.naturkundemuseum-potsdam.de. Bus 606 bis Naturkundemuseum.

      Großes Haus für kleine Menschen

      Der spätbarocke, von vier Straßen um­ge­bene Gebäudekomplex entstand zwi­schen 1771 und 1777 für Waisen und un­ge­wollte Kinder von Militär­an­ge­hö­ri­gen. Ar­chitekt war Carl von Gontard, der auch für das Neue Palais und die Dom­tür­me auf dem Berliner Gen­dar­men­markt verantwortlich zeichnet. Die Ini­tia­tive dazu ging von einer Stiftung aus, die der Soldatenkönig Friedrich Wil­helm I. bereits 1724 hatte gründen las­sen. Abgesehen von einer langen Pau­se zwi­schen 1952 und 1992 exis­tiert die Stif­tung bis heute und fördert als „Gro­ßes Waisenhaus zu Potsdam“ noch im­mer Kinder- und Jugend­hilfe­pro­jek­te. Ne­ben der Stiftung sitzen heu­te u. a. meh­rere Ministerien in dem Ge­bäu­de­kom­plex.

      In preußischer Zeit lebten in dem Ge­bäu­de bis zu 2000 Jungen und Mäd­chen in teils überaus beengten Ver­hält­nis­sen. Zwar bekamen die Kinder Schul­unterricht, mussten aber auch auf den Maulbeerplantagen oder in der Tex­tilindustrie schuften - und das bis zu zehn Stunden täglich. Die Nazis un­ter­hielten im Komplex eine natio­nal­po­li­tische Erziehungsanstalt (Napola), eine brutale Kaderschmiede. Dann fie­len die Bomben. Schwer in Mit­lei­den­schaft gezogen wurde der Haupttrakt samt seinem 46 m hohen Torturm (Monop­teros) und der auf sechs Säulen schwe­benden Kuppel. Die güldene Ca­ri­tas obenauf fiel ab und ward nie mehr ge­sehen, erst 2004 wurde sie durch eine Ko­pie ersetzt. Erhalten blieb das un­ge­mein elegante Treppenhaus darunter - eine architektonische Meisterleistung mit schmiedeeisernem Rokokogitter. Werk­tags ist ein Blick ins Treppenhaus mög­lich. Das Waisenhaus-Museum im In­nenhof ist nur nach vorheriger An­mel­dung zugänglich.

      Treppenhaus: Mo-Fr 8-17 Uhr. Waisenhaus-Mu­seum: Nur nach Anmeldung Mo-Fr 10-17 Uhr. 3 €. Breite Str. 9A (Eingang zum Treppenhaus jedoch von der Lindenstr. 34A), www.stiftungwaisenhaus.de. Bus 606 bis Naturkundemuseum.

      Goldig: Caritas krönt den Monopteros des ehemaligen Militärwaisenhauses

      Sehenswertes abseits des Spaziergangs

      Grün-bunte Oase im Zentrum

       Freundschaftsinsel

      Auf der 7 ha großen Freundschaftsinsel zwi­schen Altem Markt und Haupt­bahn­hof riecht Potsdam im Sommer ein wenig nach Berlin. Studenten sit­zen auf der Wiese zusammen, trinken Bier­chen, kiffen. Verliebte säuseln sich auf schneeweißen Bänken süße Worte ins Ohr. Angler hoffen am Havelarm Alte Fahrt auf den großen Fang. Aber es ist doch nicht Berlin. Was fehlt: der Siff der großen Nachbarstadt.

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