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Denkmäler

       Platz der Einheit

      Die beiden sich diagonal kreuzenden We­ge, die über den Platz führen, gab es schon in preußischer Zeit - sie gehen auf den Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné zurück. Neueren Datums sind die Sitztreppen, auf denen sich die Pich­ler treffen. Ansonsten ist hier kaum mehr etwas, wie es war. Nur drei Ge­bäude, die den Platz säumen, haben den Zweiten Weltkrieg überlebt. Dazu ge­hört das Postgebäude am süd­öst­lichen Eck, dessen Frontfassade zur Stra­ße am Kanal weist. Daneben, zum Platz hin, stand die Alte Synagoge. Sie wur­de bereits in der Reichs­kristall­nacht 1938 geschändet und in weiten Tei­len zerstört - eine Gedenktafel er­in­nert daran. Die Südseite des Platzes do­mi­niert heute das Bildungsforum, das selbst ernannte „klügste Haus der Stadt“ (www.bildungsforum-potsdam.de).

      In der Mitte des Platzes stand früher ein Bronzestandbild Friedrich Wil­helms III. Heute gibt es zwei Denk­mä­ler, eines aus DDR-Zeiten, das den anti­fa­schistischen Widerstandskämpfern ge­denkt (1975), und (ganz im Süd­wes­ten des Platzes) das Denkmal des un­be­kann­ten Deserteurs des türkischen Bild­hau­ers Mehmet Aksoy, der viele Jahre in Berlin lebte. Es handelt sich um eine Skulp­tur aus weißem Marmor, die die Sil­houette eines menschlichen Körpers er­ahnen lässt (1989). Zu Füßen des Denk­mals sind auf einer Tafel die Wor­te Kurt Tucholskys zu lesen: „Hier lebte ein Mann, der sich geweigert hat, auf sei­ne Mitmenschen zu schießen. Ehre sei­nem Andenken!“. Klar, dass eine Ar­beit, die Deserteure ehrt, nicht jedem ge­fällt. Wilhelm II., der seine Rekruten da­rauf einschwören ließ, notfalls auf die eigenen Eltern und Kinder zu schie­ßen, hätte das Denkmal niemals auf­stel­len lassen. Die Stadt Bonn wollte das Denkmal ebenfalls nicht haben, da­her kam es überhaupt erst nach Pots­dam.

      Tram 91, 92, 93, 94, 96, 98, 99 bis Platz der Einheit.

      Barock trifft Klassizismus

      Säulenportikus, Giebeldreieck, Kuppel über elliptischem Grundriss: Das an das Pan­theon in Rom angelehnte Tem­pel­chen, dessen Fassade sich vom Bassin­platz fast unhöflich abwendet, entstand 1751-53 für hugenottische Flüchtlinge. Gleich drei große preußische Bau­meis­ter waren daran beteiligt: Von Kno­bels­dorff entwarf die Kirche, Jan Bouman bau­te sie, Schinkel kümmerte sich spä­ter um das Interieur. Die Kirche über­stand die Kriegstage weitgehend un­ver­sehrt, während das französische Vier­tel drum herum zerstört wurde. Noch heute wird die Kirche, die leider nur zu Gottesdiensten geöffnet ist, von der Französisch-Reformierten Gemeinde ge­nutzt. Ihr Inneres ist überaus in­te­res­sant: Es gibt keinen Altar, kein Kruzifix und keinen Taufstein, dafür eine hüb­sche Barockorgel.

      Termine für Gottesdienste und kulturelle Ver­an­staltungen auf www.reformiert-potsdam.de. Bassin­platz. Bus 603, 692 bis Bassinplatz.

      Französische Kirche

      Verona und Byzanz in Potsdam

      Den besten Blick auf die Fassade der Back­steinkirche, die zwischen 1867 und 1870 entstand, hat man von der Bran­denburger Straße - zugleich ein schö­nes Fotomotiv. Ein besonderes Er­leb­nis ist der Besuch der Kirche diens­tags, wenn Orgelkonzerte stattfinden.

      Ver­antwortlich für den Bau zeichnen Fried­rich August Stüler und sein Schü­ler Wilhelm Salzenberg, der ein großer Fan italienischer und byzantinischer Kir­chenbauten war. So wundert es nicht, dass der 64 m hohe Kirchturm dem Campanile San Zeno in Verona nach­empfunden ist. Und so wundert es auch nicht, dass die goldglänzenden Mo­saiken in der Apsis ein wenig an die Ha­gia Sophia in Istanbul erinnern. Außer­dem bemerkenswert: die bemalte Holz­balkendecke und die drei Gemälde des Franzosen Antoine Pesne (1683-1757), der ab 1711 als preußischer Hof­ma­ler tätig war. Heute gehört die Kir­che zum Erzbistum Berlin.

      Im Osten schließt ein sowjetischer Ehren­friedhof an die Kirche an. Über 300 gefallene Rotarmisten liegen hier un­ter Efeu begraben.

      Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 10-18 Uhr, Di 12-12.30 Uhr kleine Orgelkonzerte. Am Bassin 2, www.peter-paul-kirche.de. Tram 92, 96 bis Brandenburger Straße.

      Backsteinidylle

      Das baumbestandene gemütliche Vier­tel geht auf den Soldatenkönig zurück, der als Kronprinz schwer beeindruckt durch Holland gereist war und später auch in seiner Stadt solch hübsche Zie­gel­steinhäuser haben wollte. Leider starb der König vor der endgültigen Fer­tigstellung des Projekts im Jahr 1742. Das Viertel besteht aus vier Kar­rees und 134 roten Backsteinhäusern mit weißen Fugen, kunstvollen Giebeln und geschnitzten, weiß oder grün be­mal­ten Portalen und Fensterrahmen.

      Eigentlich, so plante man bei Hof, soll­ten holländische Handwerker ins Vier­tel ziehen und sich dort wie zu Hause füh­len - ihr Wissen in Sachen Tro­cken­le­gung von Feuchtgebieten war in Pots­dam sehr gefragt. Doch daraus wurde nichts. Die Handwerker blieben trotz so man­cher Anreize lieber in ihrem ei­ge­nen flachen Land. Und so zogen Sol­da­ten ein.

      Heute ist das Viertel ein niedliches, viel­leicht ein wenig übermanikürtes Eck, durch das man gerne schlendert. Wer mag, kann das Jan Bouman Haus be­suchen, ein originalgetreu res­tau­rier­tes Siedlungshaus aus dem Jahr 1735: schmal und tief, mit einem Hausgarten und einem kleineren Fachwerkgebäude im Hinterhof. Der Name des Hauses er­in­nert an den Schiffszimmermeister und späteren Oberbaudirektor Jan (Johan) Bouman, der für den Bau des Vier­tels verantwortlich zeichnet. Dass das Holländische Viertel überhaupt noch existiert, ist der Wende zu ver­dan­ken. In den 1980er-Jahren war es so he­runtergekommen, dass die Genossen be­reits den Abriss erwägten. Zu jener Zeit war das Viertel ein Mekka der „Schwarz­wohner“, wie die stillen Haus­besetzer der DDR genannt wurden.

      Jan Bouman Haus: Mo-Fr 13-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr. 3 €, erm. 2 €. Mittelstr. 8, www.jan-bouman-haus.de. Tram 92, 96 bis Nauener Tor.

      Bilderbuchromantik im Holländischen Viertel

      Im Stasi-Knast

      Der ursprünglich zwischen 1734 und 1737 als Wohnhaus errichtete Back­stein­bau wurde Anfang des 19. Jh. zum Pots­damer Stadtgericht umgewandelt (Theo­dor Storm arbeitete hier als Ge­richts­assessor). Aus den Stallungen im Hin­terhof wurde ein Gefängnistrakt. Die Nazis kerkerten hier An­ders­den­ken­de und Andersaussehende ein und mach­ten aus dem Amtsgericht ein Erb­ge­sundheitsgericht. Hier wurden Män­ner und Frauen zu Zwangs­ste­ri­li­sa­tio­nen verurteilt - dafür reichte es schon, Epi­leptiker zu sein.

      Nach dem Zweiten Weltkrieg verhörten und folterten hier die Sowjets. 1952 zog die Stasi ein und machte ein Un­ter­su­chungs­gefängnis aus dem Komplex. Heu­te beherbergt das „Lindenhotel“, so der sarkastische Spitzname zu DDR-Zei­ten, eine so erschütternde wie in­for­ma­ti­ve Gedenkstätte. Die Ausstellung im Ge­fäng­nistrakt erstreckt sich über meh­rere Eta­gen. Man durchläuft laby­rin­thische, be­klemmende Gänge, er­fährt Ein­zel­schick­sale und sieht den Frei­gang­kom­plex: Die fünf Zellen glei­chen Kä­figen ohne Dach. Die Ge­fan­ge­nen durf­ten hier für 20-30 Min. pro Tag den blau­en Himmel durchs Gitter be­trach­ten.

      Tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr, jeden Sa um 14 Uhr öffentliche Führungen. 2 €, erm. die Hälf­te. Lindenstr. 54, www.gedenkstaette-lindenstrasse.de.

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