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ist vor Ihm verborgen; noch gibt es etwas Kleineres oder Größeres als dieses, das nicht in einem deutlichen Buch stünde. (Koran 34:1.3)

      Bei Ihm befinden sich die Schlüssel zum Verborgenen; nur Er kennt sie. Und Er weiß, was auf dem Lande ist und was im Meer. Und nicht ein Blatt fällt nieder, ohne dass Er es weiß; und kein Körnchen ist in der Finsternis der Erde und nichts Feuchtes und nichts Trockenes, das nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) wäre. (Koran 6:59)

      Es ist der vollkommene Gott, der weiß, was alles in der Gegenwart geschieht und in Zukunft geschehen wird. Er kennt das, was nah ist und was fern, was im Himmel und auf der Erde vor sich geht. Sein Wissen kennt keine Grenzen. Er unterweist die Menschen durch Seine Boten und die Schriften in Seiner Weisheit. Auch offenbart Er den Menschen die Kenntnis der Naturgesetze und Seiner wunderbaren Zeichen in der Schöpfung und der Ordnung des Universums. All das gehört zu Seiner Weisheit und Seinem Wissen.

      Als Muslime wird uns nachdrücklich aufgegeben zu glauben und zu wissen, dass Gott ewig ist. Damit erkennen wir an, das Gott keinen Anfang und kein Ende hat, dass Er schon immer da war und immer sein wird. Niemand war vor Ihm da, niemand wird nach Ihm da sein. Er war, als es noch nichts gab, und Er wird sein, wenn es nichts mehr geben wird. Der Koran sagt: „Er ist der Erste und der Letzte, der Offenbare und der Verborgene, und Er ist der Kenner aller Dinge“ (Koran 57:3).

      Der ewige Gott wird nicht durch Zeit, Raum, Ort oder Umstände begrenzt. Weil Er außerhalb der Zeit existiert, altert Er nicht. Gott ist präexistent und ewig, während anderen Existenzformen einmal ein Ende gesetzt ist. Alles was existiert, wird vergehen – außer Gott. Der Koran lehrt: „Alles, was auf (Erden) ist, wird vergehen. Aber das Angesicht deines Herrn bleibt bestehen – des Herrn der Majestät und der Ehre“ (Koran 55:26–27). Diese Lehre ist wichtig, weil sie die Gläubigen daran erinnert, dass wir als Menschen lediglich Gäste auf dieser Erde sind. Gott allein lebt ewig, alles andere hat ein vergängliches Wesen.

      Die großartigsten menschlichen Leistungen wie etwa Raumschiffe oder Wolkenkratzer sind in Gottes Augen ein Nichts. Die großen Reiche, die außergewöhnlichen Leistungen in Wissenschaft, Kunst und anderen Bereichen menschlicher Schaffenskraft werden vergehen. Die großen Naturwunder wie die Berge, Täler, Meere, Sterne, die Sonne und der Mond werden gleichermaßen zu der Zeit vergehen, die Gott will. Allein Gott, der höchste Herr des ganzen Universums und der Schöpfer aller Dinge, wird bleiben.

      Wenn wir das Wesen und die Werke Gottes zu verstehen versuchen, erfahren wir, dass Gott Einer ist, ohne Partner oder Sohn. Er ist der Schöpfer des Universums und all dessen, was sich darin befindet. Er ist der Erbarmer, dessen Mitgefühl sich auf alle Geschöpfe erstreckt. Er ist gerecht. Er führt und leitet alles. Er ist präexistent und ewig. Er ist allwissend und allweise. Er liebt die Menschen und sorgt für sie, und Seine Barmherzigkeit Seinen Geschöpfen gegenüber kennt keine Grenzen. Er ist heilig und kann weder Sünden begehen noch Schlechtes tun. Er ist unabhängig und einzigartig.

      Weil Er einzigartig ist, können die Menschen nicht alles über Gott wissen, und selbst die neunundneunzig Namen Gottes sind bei weitem nicht erschöpfend. Trotzdem kann der Muslim Gott anerkennen, durch Nachdenken, Meditation, das entschiedene Annehmen des Glaubensbekenntnisses La ilaha illa ’lla und die vollkommene friedliche Hingabe an seine Befehle und seinen Willen.

      Christen und Muslime beten denselben Gott an. Beide bezeugen, dass es nur einen wahren Gott gibt, den gerechten und transzendenten Schöpfer aller Dinge im Himmel und auf Erden. Darüber hinaus nehmen Christen in Dankbarkeit die neunundneunzig Namen Gottes an, die Muslime im Gebet und in der Anbetung wiederholen. Selbst die Bezeichnung „Allah“ wird von Christen als ein Name Gottes bestätigt. Der Prophet Abraham kannte Gott als El oder Elohim, die hebräische Form des arabischen Allah. Es ist kein Wunder, wenn der Koran bekräftigt, dass die Christen den Muslimen am nächsten stehen. Die tiefe muslimische Akzeptanz der Souveränität und Transzendenz Gottes ist ein Zeugnis, auf das Christen hören sollten.

      Trotzdem gibt es innerhalb des gemeinsamen Rahmens des Glaubens an einen Gott Unterschiede zwischen Muslimen und Christen. Diese Unterschiede wurzeln in einem unterschiedlichen Verständnis der Beziehung Gottes zu den Menschen. Der Koran betont die Offenbarung der Anweisungen Gottes und seiner Namen. In der Bibel nehmen wir Gott als denjenigen wahr, der sich selbst der Menschheit offenbart.

      Das biblische Zeugnis lautet, dass Gott sich entschloss, sich in der persönlichen Begegnung der Menschheit zu offenbaren. Gott als der Eine, der dem Menschen persönlich begegnet, ist unter dem Nahmen Jahwe bekannt, dem Gott des Bundes, der „Ich bin“, der immer gegenwärtig ist und sein Volk in eine Bundesbeziehung zu sich ruft. Jahwe offenbart der Menschheit nicht nur seinen Willen, seine Anordnungen und seine Namen, sondern auch sich selbst in der persönlichen Begegnung.

      Die Bibel offenbart, dass Jahwe uns in dieser Selbstenthüllung zeigt, dass er der Eine ist, der uns vollkommen liebt. Das biblische Zeugnis sagt uns sogar, dass Gott Jahwe sich selbst aus Liebe hingab, für uns litt und uns erlöste. Aus seiner Liebe heraus ist er betrübt, wenn wir betrübt sind, leidet er, wenn wir leiden, unsere Sünden bereiten ihm Schmerzen. Gott liebt uns ganz und gar.

      Das christliche Zeugnis sagt, dass Gott uns in eine Bundesbeziehung mit ihm einlädt; er lädt uns ein, den Einen kennenzulernen und Gemeinschaft mit ihm zu erleben, den der Islam durch die ehrfürchtige Wiederholung seiner neunundneunzig wunderbaren Namen preist.

1Der Begriff Allah stammt aus dem Arabischen und ist schwer zu übersetzen. Das Wort beschreibt die Einzigartigkeit Gottes, der alle Eigenschaften der Vollkommenheit und der Schönheit in unbegrenztem Maß besitzt. Muslime empfinden, dass das deutsche Wort Gott nicht die wahre Bedeutung des Begriffs Allah wiedergibt. In diesem Buch werden die Begriffe Allah und Gott dennoch gleichwertig gebraucht.
2Hadith bedeutet prophetische Tradition.
3Überliefert von Abu Huraira, Sahih Muslim, Band IV (Lahore: M. Ashraf-by Siddiqi, 1975), S. 1409.
4Sure 9 (At-Taubah).
5Im Arabischen lautet die Basmala „… Bis-mi-llahi ar-Rahmani ar-Rahim“.

      Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.

      2

      Die Schöpfung

      Die muslimische Sicht

      Seht, euer Herr ist Allah, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf“1 (Koran 7:54). Der heilige Koran und die Überlieferungen (Hadith) des heiligen Propheten (Fsmi) beschreiben die muslimische Haltung, die Allah für das Wunder Seiner Schöpfung lobt.

      Wir haben bereits erklärt, dass Gott der Schöpfer des Universums und aller lebendigen und nicht lebendigen Dinge ist, die sich darin finden. In diesem Kapitel geht es vor allem darum, die Beziehung zwischen Menschheit, Natur und Gott, dem Schöpfer aller Dinge, zu untersuchen.

      Die Erde und das Universum wurden von Gott im Lauf eines langen Prozesses geschaffen, der Schritt für Schritt ablief. Der Koran beschreibt den grundlegenden Prozess der Bildung des Universums folgendermaßen:

      Haben die Ungläubigen nicht gesehen, dass die Himmel und die Erde eine Einheit waren, die Wir dann zerteilten? Und Wir machten aus dem Wasser alles Lebendige. Wollen sie denn nicht glauben? Und feste Berge haben Wir in der Erde gegründet, auf dass sie nicht mit ihnen wanke; und Wir haben auf ihr gangbare Pässe angelegt, damit sie sich zurechtfinden. Und Wir machten den Himmel zu einem wohlgeschützten Dach; dennoch kehren sie sich von seinem Zeichen ab. Und Er ist es, Der die Nacht und den Tag erschuf und die Sonne und den Mond. Sie schweben, ein jedes (Gestirn) auf seiner Laufbahn. (Koran 21:30–33)

      Diese Koranverse deuten die Entwicklung der geordneten Welt an. Der Koran bezeugt weiterhin, dass Gott die Himmel und die Erde in sechs „Zeitabschnitten“

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