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einreichen und zusehen, dass der Fall auf der Prozessliste nach oben rutschte. Das Letzte, was Graham wollte, war, dass Petras künftiger Arbeitgeber aus Angst vor einer Klage ihre Übereinkunft brach.

      »Sie ist bis zum Wochenende in Virginia mit Amtsenthebungen beschäftigt«, erklärte Kara. »Soll ich ihr sagen, dass sie den Rest auf andere Termine verschieben soll?«

      »Nein. Ich finde schon jemand anderen, der mich dabei unterstützt.« Graham holte tief Luft und zwang sich, die Schultern zu entspannen. Terri hatte recht. Er kam mit neuen Manövern in letzter Minute schlecht zurecht. Besonders, wenn er wusste, dass der Ansatz schwachsinnig war. Mit den Anwälten von Camcorp hatte er bereits zweimal zu tun gehabt. Und obwohl er Fälle vertreten hatte, bei denen sich die Zusammenarbeit mit den gegnerischen Anwälten mehr als unerfreulich gestaltet hatte, stellte Brad Muldoon von Ferguson & Muldoon sie alle in den Schatten.

      Verdammte Schlange. Da Richter Winston dem Fall zugeteilt worden war, brauchten sie jemanden, der die Probleme ganz ruhig erklären konnte. Winston war nicht der Hellste, aber er war mit voller Aufmerksamkeit bei der Sache. Muldoon würde alles in seiner Macht Stehende tun, um Graham auf die Palme zu bringen, und er war der einzige Anwalt, dem das immer wieder gelang. Graham argumentierte nicht so gut wie sonst, wenn er angepisst war.

      Nein, er brauchte jemanden, der besser einen kühlen Kopf bewahren konnte als er selbst. Jemanden, der Muldoon nicht an sich heranlassen würde.

      »Graham?«

      »Entschuldige.« Er war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er Kara am anderen Ende der Leitung ganz vergessen hatte.

      »Terri hat erwähnt, dass Dan Parker schon Fälle bearbeitet hat, in denen es um Wettbewerbsklauseln ging. Soweit ich das sehe, hat er in dieser Woche noch keine Termine.«

      »Gut.« Dan war zwar die letzte Person, mit der er Zeit verbringen wollte, aber er führte diese Kanzlei nicht, damit er auf seine persönlichen Launen und Ängste eingehen konnte. Er würde tun, was für seine Klienten am besten war, und solange Dan sich fügte, würde Graham ihn nicht mit einem Tritt in den Hintern rauswerfen. »Sag ihm, er soll in mein Büro kommen, und bring die Unterlagen zur Vorbereitung auf die mündliche Verhandlung mit.«

      »Mach ich.«

      Er legte auf und atmete noch einmal tief durch. Als es an der Tür klopfte, hatte er ein Dutzend E-Mails gesichtet und die Hälfte gelöscht.

      »Herein.« Er sah auf und erblickte Dan, der Kara die Tür aufhielt. Dan hatte sich seiner üblichen Krawatte entledigt und den Kragen aufgeknöpft. Beim Anblick des kleinen Flecken Hauts musste Graham tief Luft holen, um ruhig zu bleiben.

      Konzentrier dich.

      »Bitte sehr.« Sie reichte ihm und Dan eine Kopie des Antrags auf die einstweilige Verfügung. »Ich fange mit der Stellungnahme an. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie etwas brauchen.«

      »Danke, Kara.« Graham wartete, bis sie die Tür geschlossen hatte.

      »Wirkt ziemlich direkt«, meinte Dan, nachdem er den Antrag durchgeblättert hatte. »Gibt es noch etwas, das ich über den Fall wissen müsste, bevor ich mich hineinstürze?« Er setzte sich an den Tisch.

      »Wir haben eine Schadensforderung wegen eines feindseligen Arbeitsumfelds eingereicht. Camcorp entwickelt medizinische Geräte. Unsere Klientin ist seit fast einem Jahr arbeitslos.«

      »Anspruch wegen Altersdiskriminierung?«

      Graham nickte und nahm neben ihm Platz. »Petra ist einundsechzig. Sie war Managerin. Ganz oben auf der Gehaltsskala. Sie betreute einige innovative Spitzenprojekte. Als Camcorp vor drei Jahren von Stellertek aufgekauft wurde, fingen sie an, ihr diese wegzunehmen. Erst nur ein paar kleine Dinge, dann mehr und mehr, bis ihr nichts mehr blieb. Ihre Projekte leitet jetzt jemand mit nur halb so viel Erfahrung.«

      »Der nur halb so viel verdient.« Dan fuhr sich mit der Hand durchs Haar, wodurch ihm eine besonders widerspenstige Locke in die Stirn fiel. Ihm so nahe zu sein, weckte in Graham den Wunsch, die Hand auszustrecken und sie zurückzustreichen. Oder vielleicht auch dieses seidige Haar noch mehr zu verwuscheln…

      Graham lächelte und gab vor, seine eigene Kopie der Dokumente durchzusehen. »Einige andere Langzeitangestellte haben sich über dieselbe Behandlung beschwert. Gerüchte besagen, die Firma versuche, Kosten einzusparen. Petra hat letztendlich gekündigt. Sie ist mit einem Magengeschwür im Krankenhaus gelandet, weil sie sich Sorgen darüber macht, wie sie die Collegegebühren ihrer Kinder bezahlen soll.«

      Dan schüttelte den Kopf. »Und die anderen Angestellten?«

      »Haben eine geheime Abfindungsvereinbarung akzeptiert«, erwiderte Graham. »Wahrscheinlich über ein halbes Jahresgehalt. Wir haben von Anfang an um Offenlegung gekämpft. Petra meint, irgendwo gäbe es ein Memo, das detailliert auf die Notwendigkeit zur Kosteneinsparung eingeht.«

      »Aber sie behaupten, es würde nicht existieren?«

      »Natürlich.« Graham seufzte.

      »Warum dann ich?«

      Immer direkt zum Punkt. Das mochte Graham an Dan. »Der gegnerische Anwalt ist ein Arschloch. Und ich…« Besser, er sagte es gleich und hatte es hinter sich. »Lass uns einfach sagen, wir sind ein paarmal aneinandergeraten.«

      »Er drückt die richtigen Knöpfe bei dir.« Dans Gesichtsausdruck war verständnisvoll, aber nicht urteilend.

      »Das könnte man so sagen.« Graham verkniff sich ein Grinsen. Dass Dan so schnell die richtigen Schlüsse zog, mochte er auch. »In der Vergangenheit ist mir das zugutegekommen. Diesmal haben wir es jedoch mit einem anderen Richter zu tun.«

      »Verstanden. Womit fangen wir also an?«

      Sie waren um sechs mit der Stellungnahme fertig. Graham hatte erwartet, dass es länger dauern würde, aber Dan hatte die Aufgabe wie ein Profi erledigt.

      »Danke für deine Hilfe«, sagte Graham, nachdem sie den Schriftsatz an eine der Rechtsanwaltsgehilfinnen übergeben hatten.

      »Gern geschehen.« Dan klappte den Laptop zu und schob ihn in seinen Aktenkoffer. Dann zog er sein Handy hervor, las eine Nachricht und lächelte. »Ich mache mich besser auf den Weg.«

      »Pläne fürs Abendessen?«, erkundigte Graham sich.

      »Das könnte man so sagen.« Dan steckte das Handy weg und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

      Grahams Magen zog sich zusammen. Warum zum Teufel kümmerte es ihn überhaupt, was Dan nach der Arbeit tat? Doch er konnte den Gedanken daran, dass zu Hause jemand auf Dan wartete, einfach nicht abschütteln.

      »Wir sehen uns morgen«, verabschiedete sich Dan, bevor Graham etwas erwidern konnte.

      »Bis morgen.« Graham drehte sich zu seinem Computer um und öffnete das Mailprogramm.

      »Graham?«

      Graham sah nicht auf. »Ja?«

      »Ach, nichts«, meinte Dan. »Hab noch einen schönen Abend.«

      »Mhm.«

      Graham wartete, bis die Bürotür ins Schloss fiel, bevor er den Kopf hob. Dan Parker mochte ein kompetenter Anwalt sein, aber Graham hatte kein Interesse daran, sein Freund zu werden.

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