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Unsere Liebe ist unsere Macht. Sharon MCErlane
Читать онлайн.Название Unsere Liebe ist unsere Macht
Год выпуска 0
isbn 9783890603421
Автор произведения Sharon MCErlane
Жанр Сделай Сам
Серия Die Lehren der Großmütter
Издательство Bookwire
»Wir sind für alle gekommen«
Sobald die Großmütter mir diese Meditation vermittelt hatten, übte ich, ruhig zu sitzen, mich als Gefäß zu betrachten und auf die Art und Weise, die sie mich gelehrt hatten, zu »halten«. Stelle dir meine Überraschung vor, als ich beim »Halten« mit der Großen Mutter verschmolz. Und das geschah nicht einmal, sondern jedes Mal, wenn ich so meditierte. Ich war fasziniert, wie einfach es war. Es kam zu einer Verschmelzung. Jedes Mal, wenn ich mich entschloss, zu »halten« und ein Gefäß für das zu werden, was das Universum geben wollte, änderte sich mein Bewusstsein und ich spürte ihre Gegenwart. Nach und nach wurde mir klar, dass wir ein und dasselbe sind.
Die Wirkung, die das auf mich hatte, war tiefgreifend. Was meine Persönlichkeit ausmachte und die meiner Familie, Freunde und Mitarbeiter, wurde damit weniger wichtig. »Hä?« fragte ich mich. »Wen interessiert das?« Und die Wut verflog. Die Angst verblasste. Der Schmerz verging. Mein Stress nahm stark ab. Ich bin Psychotherapeutin von Beruf, und das Verhalten von mir und anderen zu analysieren, war nicht nur meine Arbeit, sondern auch meine private Fixierung. »Was war es, das meinen Sohn dazu gebracht hat, so zu reagieren?« fragte ich mich etwa. »Warum wurde ich von meiner Freundin gestern Abend so verletzt?« Ich hatte die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens damit zugebracht, über solche Fragen nachzudenken in dem Glauben, dass die Wahrheit sich zeigen würde, wenn ich nur genug nachdachte und es lange genug untersuche.
Jetzt war es mir egal. Nichts von all dem interessierte mich so wie früher. Warum sollte ich mich, wenn ich mit der Mutter eins war, mit Wunden aus der Vergangenheit abgeben? Sie sollten nicht an mir haften bleiben. Wo ich früher Beleidigungen und Verletzungen immer wieder in Gedanken durchspielte, liefen sie jetzt meistens nur kurz über den Bildschirm meines Geistes und waren dann verschwunden. Ich will nicht so tun, als lebte ich jetzt ununterbrochen in diesem Zustand. Das tue ich nicht. Hin und wieder werde ich immer noch in eines der Dramen des Lebens hineingezogen; aber wann immer ich daran denke, über das Halten zu meditieren, ruhig dasitze und mich dem Bewusstsein des Gefäßes öffne, verblasst das Drama. Und wenn das geschieht, wird das Leben angenehmer. Ich bin sicher, dass auch ich angenehmer geworden bin.
Auch die Frauen, die zu unseren monatlichen Treffen und Zeremonien kamen, berichteten von Veränderungen in ihrem Leben. Indem wir im Buch Selbstermächtigung lasen, darüber sprachen und die Lehren der Großmütter in die Praxis umsetzen, vertieften wir unsere Verbindung zu diesen weisen Ältesten. Ehen und Freundschaften blühten auf, alte Wunden wurden geheilt und gesundes Selbstvertrauen wurde selbstverständlich.
Eine Frau, die das sehr gut illustriert, ist Kathy, die schon mehr als zehn Jahre zur Gruppe der Großmütter in Laguna Beach gehört. Sie ist mit einem hitzköpfigen Mann verheiratet, der gerne streitet, und da ihr Wesen sanft und unterwürfig ist, hatte sich ihr Mann angewöhnt, auf ihr herumzuhacken. Aber nachdem sie die Ermächtigung der Großmütter erhalten hatte, begann sie sich zu verändern. Wann immer er sie maßregelte oder beschimpfte, zog sie nicht mehr den Kopf ein, so wie sie es zuvor getan hatte, sondern sie trat einfach nur zurück und beobachtete sein Verhalten. Sie reagierte nicht auf ihn; sie »hielt« ihn einfach, wie ein Gefäß Wasser hält – ganz gleich, was er austeilte. Sie war nicht betroffen, beobachtete nur und »hielt«. Sie staunte über die Kraft, die ihr das gab. »Es ist mir egal, ob er wütend wird oder nicht«, erzählte sie. »Ich sehe, dass es nichts mit mir zu tun hat. Ich sehe nur zu, lasse die Großmütter mich und ihn halten«, sagte sie, »und wisst ihr? Es kommt nur noch selten vor. Ich glaube, als er sah, wie ich stärker wurde, wurde er ruhiger.«
Ein weiteres Beispiel ist Christine, eine schöne junge Frau, die in der Geschäftsführung einer Bank arbeitet und sich oft den Herausforderungen in ihrem »Yang«-Arbeitsumfeld stellen muss. Sie lacht darüber, wie sie, wenn sie mit den Top-Leuten in Meetings sitzt, die Großmütter und das Netz aus Licht anruft. »Ich fühle mich, als würde ich ein Doppelleben führen«, sagt sie. »Ich ziehe meinen Anzug an, gehe mit meiner Aktentasche rein, und niemand in der Bank hat eine Ahnung, dass ich mit den Großmüttern arbeite.« Sie betreut junge Frauen bei der Arbeit und zeigt ihnen mit ihrem Beispiel und ein paar ausgesuchten Worten etwas davon, wie Macht und Schönheit eins sind. Im vergangenen Frühjahr, mitten in einem Großmütter-Retreat, rief ihr Chef an, um ihr mitzuteilen, dass sie befördert würde. »Eine große Beförderung«, sagte sie mit leuchtenden Augen. »Ich schätze, ihnen gefällt, was ich tue.« Dann sagte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln: »Es sind die Großmütter.«
In den letzten Jahren kamen auch Männer zu unseren Treffen. Zuerst überraschte mich das, weil ich dachte, diese Arbeit sei nur etwas für Frauen. Aber als ich die Großmütter fragte, sagten sie: »Wir sind für alle gekommen«, und zeigten uns, wie wir den Mantel der Geborgenheit an die Männer weitergeben können. Diese einfache Zeremonie bestätigt den Mann, er wird gesegnet und in der Umarmung von Yin gehalten. Nur wenige Männer kommen zu unseren Treffen, aber was für einen Unterschied es ist! Frauen merken, wie viel mehr Macht sie spüren, wenn bei den Ermächtigungszeremonien Männer dabei sind und uns unterstützen. Die Großmütter sagen: »Yang, das von Yin gehalten und gestärkt wird, wird immer danach streben, das Leben zu fördern.« Das ist es, was wir fühlen, wenn Männer bei uns sind und hinter uns stehen.
»Weil eine Frau in diesem Bewusstseinszustand anziehend ist, kommt alles zu ihr.«
Nachdem ich mehreren Gruppen die Gefäßmeditation beigebracht hatte, fragte ich mich, ob das tanzende Unendlichkeitssymbol Frauen und Männern helfen könnte, sich besser zu verstehen. Also ging ich zu den Großmüttern, um es herauszufinden. »Großmütter«, sagte ich, als ich vor ihnen stand, »wenn das Unendlichkeitssymbol etwas ist, das anderen nützt, dann erklärt es mir bitte. Wir brauchen eine Möglichkeit, Männer und Frauen zu verbinden.«
»Wir werden es dir erklären«, sagten sie. Ich verbeugte mich, und als ich aufblickte, sah ich, dass sie lange Kleider trugen, die über den Boden schleiften, wenn sie gingen. Ich folgte ihnen dichtauf und konnte nicht umhin zu sehen, wie anmutig ihre langen Röcke schwangen. Dann sah ich, dass sie in diesen Kleidern dem ähnelten, wenn sie als gefiederte Vögel erschienen – sie waren vornehme, aufrechte Gestalten. Sie mögen ihr Aussehen von Reise zu Reise variieren, manchmal als Menschen erscheinen, manchmal wie große Vögel, aber wie auch immer sie sich zeigten, sie hatten eine Würde und natürliche Anmut, die ich im heutigen Leben selten erlebe. »Die Großmütter sind klassisch weiblich«, sagte ich mir.
Kaum waren die Worte über meine Lippen, drehten sie sich um und zeigten auf eine Gestalt, die hinter mir stand. »Oh«, sagte ich, als ich mich umdrehte. Die Gestalt war »ich«, aber dieses Ich saß auf einem Stuhl, mit erhobenen Handflächen und fest auf dem Boden aufgesetzten Füßen. Als ich »mich selbst« näher betrachtete, bemerkte ich, wie offen und entspannt mein Körper aussah. »Ja«, sagten die Großmütter, »was du hier siehst, bist du selbst: als Gefäß.«
Ich wollte fragen, was sie meinten, aber bevor ich etwas sagen konnte, wurde ich zu der Gestalt. Das erste, was mir auffiel, als ich diese Haltung annahm, waren meine gewölbten Handflächen. Dann wurde mir klar, dass nicht nur meine Hände, sondern mein ganzer Körper ein Gefäß war. Ich bildete eine Schale, und seltsamerweise gab mir diese gewölbte Stellung irgendwie ein Gefühl von Stärke und Stabilität. Je länger ich so dasaß, desto ruhiger und zufriedener wurde ich. »Großmütter«, sagte ich, »ich liebe diese Haltung in Schalenform. Jetzt spüre ich, was es bedeutet, ein Gefäß zu sein. Sogar meine Füße und Zehen sind angefüllt.«
Als ich weiter so dasaß, ruhig und still, begann ich zu summen, bis sogar meine Organe sangen. Ich schloss meine Augen, um die Vibration im Inneren zu genießen, und als ich sie wieder öffnete, war da wieder die liegende Acht. Nur bildete diesmal mein eigener Körper die eine Hälfte von ihr. Als ich auf die andere Seite blickte, sah ich undeutlich eine männliche Gestalt, die sich auf mich zuzubewegen schien. »Was ist das denn?« fragte ich mich, und dann wurde mir klar, dass ich, weil ich mit dem Gefäß eins und im Zustand des Haltens war, die männliche Gestalt zu mir