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Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie. Georg Ebers
Читать онлайн.Название Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie
Год выпуска 0
isbn 9788075836854
Автор произведения Georg Ebers
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Paaker knirschte vor Zorn; aber er bezwang sich und sagte nur, indem er sich langsam zurückzog:
»Hätte man Dich nicht schon Deines Amtes entsetzt, so würde es Dich vielleicht die Frechheit, mit der Du mich abweisest, gekostet haben. Wir treffen uns wieder und dann wirst Du erfahren, daß ererbtes Geld in der rechten Hand mehr vermag, als Dir lieb ist.«
»Noch ein Feind,« dachte der Dichter, als er allein war, und richtete sich hoch auf im frohen Gefühle, dem Rechten zu dienen.
Während der Unterredung des Wegeführers mit Pentaur hatte sich der Zwerg Nemu mit dem Pförtner des Terrassentempels unterhalten und von diesem erfahren, was dort vorgefallen war.
Paaker bestieg bleich vor Ingrimm seinen Wagen und trieb seine Rosse an, ehe Nemu das Trittbrett erklettert hatte; aber der äthiopische Sklave ergriff den Kleinen und stellte ihn behutsam hinter seinem Herrn auf die Füße.
»Schurke, Elender, das soll er mir büßen; Pentaur heißt er, der Hund,« murmelte der Wegeführer vor sich hin.
Dem Zwerge entging keines seiner Worte und sobald er den Namen des Dichters vernommen hatte, rief er den Wegeführer an und sagte.
»Einen Schandbuben hatten sie zum Vorsteher dieses Tempels ernannt; Pentaur heißt er. Aus dem Setihause ist er wegen seiner Sinnlosigkeit verbannt worden und nun soll er die Schüler zum Aufstande verführt und unreine Weiber in das Heiligthum gelockt haben. Meine Lippen wagen es nicht auszusprechen, aber der Pförtner beschwor es, daß ihn der erste Horoskop aus dem Setihause bei einer Zusammenkunft mit Bent-Anat, der Tochter des Königs, betroffen und sofort seines Amtes entsetzt hat.«
Paaker wiederholte fragend:
»Mit Bent-Anat?« und murmelte, ehe der Zwerg zu einer Antwort Zeit finden konnte. »Ja, mit Bent-Anat,« denn er gedachte des vorgestrigen Tages und wie lange die Prinzessin mit dem Priester in der Hütte des Paraschiten geblieben war, während er mit Nefert gesprochen und die Zauberin aufgesucht hatte.
»Ich möchte nicht in des Priesters Haut stecken,« sagte Nemu, »denn wenn Ramses auch fern ist, so ist doch der Statthalter Ani nahe genug. Das ist zwar ein Herr, der selten scharf zufaßt, in's eigene Nest läßt sich aber selbst der Tauber nicht greifen.«
Paaker schaute sich fragend um.
»Ich weiß es,« versicherte der Zwerg. »Der Statthalter wirbt bei Ramses um seine Tochter.«
»Er hat schon geworben,« betheuerte Nemu, als der Wegeführer ungläubig lächelte, »und der König ist nicht abgeneigt, das Jawort zu geben; er stiftet gern Ehen, das weißt Du am besten!«
»Ich?« fragte der Wegeführer erstaunt.
»Hat er doch Katuti gezwungen, ihre Tochter Nefert seinem Wagenlenker zum Weibe zu geben. Das weiß ich von ihr selbst. Sie kann Dir's bestätigen.«
Paaker schüttelte verneinend den Kopf, der Zwerg aber sagte dringend: »Doch, doch! Katuti wollte Dich und nur Dich zum Schwiegersohne und der König, nicht sie, hat das Verlöbniß gebrochen. Du mußt damals schlecht angeschrieben gewesen sein bei der hohen Pforte, denn Ramses hat harte Worte über Dich gebraucht. Unsereiner ist wie die Maus hinter dem Vorhang, die Manches erfährt.«
Paaker zwang seine Rosse jählings zum Stillstande, sprang vom Wagen, warf seinem Sklaven die Zügel in die Hand, rief den Zwerg an seine Seite und sagte:
»Wir wandern von hier bis zum Strom und Du sagst mir, was Du weißt; aber wenn ein unwahres Wort über Deine Lippen geht, so laß ich Dich von meinen Hunden zerreißen.«
»Ich weiß, daß Du Wort hältst,« seufzte der Kleine; »aber geh' weniger schnell, wenn Du willst, daß mir der Athem nicht ausgeht. Laß Dir von Katuti selbst erzählen, wie das Alles gekommen ist. Ramses hat sie gezwungen, Nefert dem Rosselenker zu geben. Ich weiß nicht, was er über Dich sagte, aber schmeichelhaft ist es nicht gewesen. Meine arme Herrin! Sie ließ sich von dem Laffen, dem Weiberhelden, kirren und klagt jetzt und weint. Wenn ich mit Katuti an dem hohen Thore Deines Hauses vorübergehe, so seufzt sie oft bitter und klagt wohl mit Recht, denn bald ist es vorbei mit unserer Herrlichkeit und wir werden unter den Amu 97 im Unterland eine bescheidene Freistätte aufsuchen, denn die Edlen werden uns wie die Aussätzigen meiden. Du magst froh sein, daß Du Dein Geschick nicht an das unsere gebunden hast, ich aber habe ein treues Herz und gehe mit meiner Herrin in's Elend.«
»Du redest in Räthseln,« sagte Paaker. »Was habt ihr zu fürchten?«
Nun erzählte der Zwerg, daß Nefert's Bruder die Mumie seines Vaters verspielt habe, wie ungeheuer die verlorene Summe sei und daß Katuti, und ihre Tochter mit ihr, der Ehrlosigkeit verfallen werde.
»Wer sollte sie retten,« jammerte er. »Ihr schändlicher Gatte verpraßt Erbgut und Beute, Katuti ist arm und das Wörtchen ›gib mir‹ verscheucht die Freunde wie der Schrei des Habichts die Hühner. Meine arme Herrin.«
»Die Summe ist groß,« murmelte Paaker vor sich hin.
»Ungeheuer ist sie,« seufzte der Zwerg, »und wo könnte man sie in diesen schweren Zeiten finden? Es stünde anders um uns, wenn, ja wenn – und dabei, es ist zum Tollwerden, dabei glaub' ich nicht, daß Nefert sich noch etwas aus dem Prahlhanse macht. Sie denkt so viel an Dich wie an ihn!«
Paaker schaute den Zwerg halb ungläubig, halb drohend an.
»Ja, an Dich,« betheuerte der Kleine. »Seit eurer Fahrt in die Todtenstadt, vorgestern war es wohl, spricht sie nur von Dir und lobt Deine Tüchtigkeit und Deinen strengen, männlichen Sinn. Es ist, als zwänge sie ein Zauber, an Dich zu denken.«
Der Wegeführer begann so schnell zu schreiten, daß ihn der Zwerg von Neuem bitten mußte, seinen Schritt zu mäßigen.
Schweigend gelangten sie an den Nil, wo Paaker's reiche Barke wartete, welche auch sein Gespann aufnahm. Er ließ sich in dem Kajütenhause nieder, rief den Zwerg an seine Seite und sagte:
»Ich bin Katuti's nächster Verwandter; wir haben uns ausgesöhnt; warum wendet sie sich nicht an mich in ihrer Noth?«
»Weil sie stolz ist und Dein Blut auch in ihren Adern fließt. Eher würde sie mit ihrem Kinde sterben, hat sie gesagt, als Dich, an dem sie gesündigt, um ein Almosen bitten.«
»So hat sie an mich gedacht?«
»Sogleich, und auch nicht an Deinem Edelmuth gezweifelt. Sie hält Dich hoch, ich wiederhol' es, und wenn ein Chetapfeil oder die Strafe der Götter Mena erreichte, sie führte Dir ihr Kind glückselig in die Arme und Nefert, das glaube mir, hat ihren Spielgefährten nicht vergessen. Schon vorgestern Abend, als sie aus der Todtenstadt heimkehrte, ehe noch die Briefe aus dem Lager zu uns gekommen waren, war sie voll von Dir, 98 ja sie hat Dich im Traume gerufen; ich weiß es von Kandake, ihrer schwarzen Zofe.«
Der Wegeführer blickte zu Boden und sagte:
»Seltsam! in derselben Nacht hatte auch ich ein Gesicht, in dem mir Deine Herrin erschien; der freche Priester im Hathortempel sollt' es mir deuten.«
»Und er weigerte Dir's, der Narr? Aber es verstehen sich noch andere Leute auf Träume und ich bin nicht der Letzte unter ihnen. Frage Deine Diener! Neunundneunzigmal unter hundert treffen meine Deutungen zu. Wie war das Gesicht?«
»Ich stand am Nil,« sagte Paaker, indem er die Augen niederschlug und mit seiner Geißel Linien durch die Wolle des bunten Kajütenteppichs zog, »und das Wasser war still und ich sah Nefert am andern Ufer stehen und mir winken. Da rief ich sie und sie trat auf das Wasser, das sie trug, als wäre es dieser Teppich. Sie ging über die