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Mena, der Bube, der mir den Leib geschändet und die Seele vergiftet hat.«

      Die Alte stand dem Zwerge während dieser Worte schweigend gegenüber. Nun setzte sie sich auf ihren rohen Holzsessel und sagte, indem sie einen Wiedehopf zu rupfen begann.

      »Jetzt versteh' ich Dich, Du wünschest Dich zu rächen, Du hoffst hoch zu steigen und ich soll Dein Messer wetzen und Dir die Leiter halten. Armer Kleiner! Da, setze Dich –, trinke zur Beruhigung noch einen Schluck Milch und höre meinen Rath. Katuti braucht viel Geld, um der Ehrlosigkeit zu entgehen. Sie soll es nur aufnehmen, denn es liegt vor ihrer Thür.«

      Der Zwerg schaute die Hexe verwundert an.

      »Der Mohar Paaker ist ihrer Schwester Setchem Sohn. Nicht wahr?«

      »Du sagst es.«

      »Katuti's Tochter Nefert ist Deines Herrn Mena Gattin und ein Anderer möchte das verlassene Hühnchen in seinen Hof locken.«

      »Du meinst Paaker, der mit Nefert versprochen war, ehe sie dem Mena folgte.«

      »Paaker war vorgestern bei mir.«

      »Bei Dir?«

      »Ja bei mir, der alten Hekt, um einen Liebestrank zu kaufen. Ich gab ihm so etwas und weil ich wißbegierig bin, so ging ich ihm nach, sah, wie er dem Weibchen das Wasser reichte, und erkundigte mich nach ihrem Namen.«

      »Und Nefert trank den Zauber?« fragte der Zwerg entsetzt.

      »Essig und Rübensaft,« lachte die Alte. »Ein Großer, der zu mir kommt, um ein Weib zu gewinnen, der ist reif für Alles. Laßt Nefert Paaker um das Geld bitten und des jungen Leichtfußes Schulden sind bezahlt.«

      »Katuti ist stolz und hat mich streng zurückgewiesen, als ich dieß vorschlug.«

      »So muß ihr Paaker das Geld selbst anbieten. Geh' hin zu ihm, mach' ihm Hoffnung auf Nefert's Neigung, erzähl' ihm, was die Frauen ängstigt, und laß ihn, wenn er sich weigert, aber nur dann, merken, daß Du etwas von dem Tränkchen weißt.«

      Der Zwerg blickte nachdenklich zu Boden und sagte dann, bewunderungsvoll zu der Alten aufschauend: »Das ist das Rechte.«

      »Das Falsche findet ihr auch ohne mich,« brummte die Hexe. »Eure Sache ist vielleicht doch nicht so schlecht, als es mir auf den ersten Blick scheinen wollte. Katuti hat dem Taugenichts zu danken, der seines Vaters Leichnam verspielte. Du verstehst mich nicht? Nun, wenn Du wirklich der Klügste bist da drüben, wie müssen die Anderen sein?!«

      »Du meinst, daß man meine Herrin rühmen wird,« sagte der Zwerg, »weil sie eine so große Summe opfert, um den Namen . . .«

      »Was Namen, was rühmen!« rief die Alte ungeduldig. »Hier handelt sich's um andere, um wirkliche Dinge! Da steht Paaker, – da die Gattin des Mena. Wenn der Mohar für die junge Frau ein Vermögen hingibt, so will er sie besitzen und Katuti wird ihm nicht im Wege stehen; sie weiß ja, wofür ihr Neffe sie bezahlt. Aber ein Anderer versperrt ihm den Weg, und das ist Mena. Den gilt's zu beseitigen! Der Rosselenker steht dicht bei dem Pharao, und die Schlinge, die man nach dem Einen wirft, kann sich leicht mit um den Hals des Andern legen. Macht den Mohar zu eurem Bundesgenossen, benutzt ihn klug und es kann wohl geschehen, daß Deine Rattenbisse mit Todeswunden vergolten werden und Ramses, der euch, wenn ihr ihm offen entgegentretet, zu Boden bläst, von einer aus dem Hinterhalt geschleuderten Lanze getroffen wird. Ist der Thron frei, dann mag es den schwachen Beinen des Statthalters gelingen, hinaufzuklettern, wenn die Priester ihm helfen. Da sitzest Du mit offenem Munde und ich habe Dir doch nichts gerathen, was Du nicht selbst hättest ersinnen können.«

      »Du bist ein Gefäß aller Weisheit!« rief der Zwerg.

      »Und nun wirst Du hingehen,« sagte Hekt, »und Deiner Herrin und dem Statthalter Deine Gedanken enthüllen und Deine Klugheit bewundern lassen. Heute weißt Du noch, daß ich Dir zeigte, was ihr zu thun habt, morgen wirst Du das vergessen haben und übermorgen denkst Du, daß der Geist der neun großen Götter Dich beseele. Ich kenne das; aber ich kann nichts umsonst geben. Du lebst von Deiner Kleinheit, ein Anderer nährt sich durch seine starken Hände, ich gewinne durch die Gedanken hier drinnen mein karges Brod. Höre. Wenn ihr Paaker halb gewonnen habt und Ani sich geneigt zeigt, sich seiner zu bedienen, so sagst Du ihm, ich wisse ein Geheimnis, – und ich weiß eins, ich allein, – das den Mohar zum Spielball seiner Wünsche mache, und sei geneigt, es mir abkaufen zu lassen.«

      »Das soll geschehen! Gewiß, meine Mutter,« rief der Zwerg. »Was verlangst Du?«

      »Wenig,« sagte die Alte. »Nur einen Freibrief, der mir gewährleistet, unbehelligt auch von den Priestern thun und treiben zu können, was mir ansteht, und ein ehrliches Begräbniß nach meinem Tode.«

      »Dazu wird der Statthalter sich schwer bequemen, denn er muß Alles vermeiden, was die Diener der Gottheit verletzt.«

      »Und Alles thun,« unterbrach ihn die Alte, »was Ramses in ihren Augen herabsetzt. Ani, hörst Du, soll mir keinen neuen Freibrief schreiben, sondern nur den alten erneuern, den Ramses mir verlieh, als ich sein erkranktes Lieblingspferd heilte. Sie verbrannten ihn mit meiner übrigen Habe, als sie meine Hütte ausplünderten und mich für eine Zauberin und mein Geräth für typhonisch erklärten. Mit dem Begräbnisse hat es für's Erste noch Zeit. Den Freibrief des Ramses will ich, nichts weiter.«

      »Du sollst ihn haben,« sagte der Zwerg. »Lebe wohl! Ich habe den Auftrag, in der Gruft unseres Hauses nachzusehen, ob man die Todtenopfer ordnungsmäßig aufgestellt hat, neue Essenzen aufzugießen und Mancherlei erneuern zu lassen. Wenn Sechet nicht mehr wüthet 84 und es kühler wird, so komm' ich nochmals hier vorbei, denn ich möchte bei dem Paraschiten Pinem vorsprechen und sehen, wie es der armen Uarda geht.«

      Dreizehntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Vor der Hütte des Paraschiten waren während dieses Gespräches zwei Männer eifrig beschäftigt, Pfähle in den Boden zu befestigen und ein zerrissenes Leinentuch auszuspannen.

      Der eine von ihnen, der alte Pinem, welchen wir als Pfleger seiner Enkelin kennen gelernt haben, forderte den andern von Zeit zu Zeit auf, an die Kranke zu denken und weniger geräuschvoll zu arbeiten.

      Nachdem sie ihr schlichtes Werk vollendet und unter dem Wetterdach ein Lager von frischem Weizenstroh ausgebreitet hatten, setzten sich Beide auf den Boden nieder und schauten nach der Hütte hin, vor welcher der Arzt Nebsecht saß und auf das Erwachen der schlummernden Kranken harrte.

      »Wer ist dieser Mann?« fragte der Heilkünstler den Alten, indem er auf dessen jüngeren Gefährten, einen großen, gebräunten Soldaten mit buschigem rothen Barte deutete.

      »Mein Sohn,« antwortete der Paraschit, »der aus Syrien heimgekehrt ist.«

      »Uarda's Vater?« fragte der Arzt.

      Der Soldat nickte bejahend und sagte mit rauher Stimme, aber nicht ohne Treuherzigkeit:

      »Man sieht mir's wohl nicht an; sie ist so weiß und roth; ihre Mutter war eine Fremde, und sie ist so zart gerathen, wie die war. Ich fürchte mich, sie mit dem kleinen Finger anzufassen, und da fährt ein Wagen über die zerbrechliche Puppe hin und sie hält das aus und bleibt leben!«

      »Ohne die Hülfe dieses heiligen Vaters,« sagte der Paraschit, indem er sich dem Arzte näherte und sein Gewand küßte, »hättest Du sie nicht lebend wiedergesehen. Die Götter mögen Dir lohnen, was Du an uns Armen gethan.«

      »Und wir können auch zahlen,« rief der Soldat, indem er auf einen vollen Beutel an seinem Gürtel schlug. »Wir haben Beute gemacht in Syrien und ich werde ein Kalb kaufen und es eurem Tempel stiften.«

      »Opfere lieber ein Thier von Teig,« 85 sagte der Arzt, »und wenn Du Dich mir dankbar erweisen willst, so gib das Geld Deinem Vater, damit er Dein zartes Kind nach meiner Vorschrift nähren und pflegen kann.«

      »Hm,« murmelte der Soldat, nahm

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