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uns nah.

      Marcus.

       Nun ists an mir, zu reden. Seht dies Kind,

       Dies wars, das Tamora zur Welt gebracht;

       Sein Vater jener gottvergeßne Mohr,

       Hauptstifter und Begründer unsers Wehs.

       Der Schurk ist lebend noch in Titus' Haus,

       (Obgleich verdammt) zum Zeugnis, dies sei wahr.

       Nun sprecht, ob Titus Grund zur Rache hatte

       Für solche Kränkung, unaussprechlich, herb,

       Weit mehr, als irgend wohl ein Mensch ertrüge!

       Jetzt, da ihr alles wißt, was sagt ihr, Römer?

       Ist hier zuviel geschehen, dann zeigt, worin,

       Und von dem Platz, auf dem wir vor euch stehn,

       Wolln wir, des Titus armer Überrest,

       Häuptlings hinab uns werfen, Hand in Hand,

       Am scharfen Stein zerschmetternd unser Hirn,

       Und so vereint austilgen unsern Stamm.

       Sprecht, Römer, sprecht: sagt ihr, es soll geschehn,

       So sollt ihr Hand in Hand uns stürzen sehn.

      Ämilius.

       Komm, komm, du ehrenwerter Römergreis,

       Führ unsern Kaiser freundlich bei der Hand,

       Lucius, den Kaiser: denn mit Zuversicht

       Erwart ich, was des Volkes Stimme spricht.

      Alle.

       Lucius, Glück auf, Roms kaiserlicher Herr!

      Marcus.

       Geh in des alten Titus leidvoll Haus

       Und den ungläubgen Mohren schlepp hieher;

       Ihm werd ein grauser, blutger Tod erkannt,

       Als Strafe für sein höchst gottloses Tun.

      Römer (verschiedene Stimmen).

       Lucius. Glück auf. huldreicher Herrscher Roms! –

      Lucius.

       Dank, edle Römer! Meiner Herrschaft Streben

       Sei, Rom nach soviel Leiden Trost zu geben.

       Doch, werte Freund, ein Weilchen gönnt mir noch,

       Denn schwere Pflicht erheischt Natur von mir.

       Steht alle fern. – Du, Oheim, komm herab;

       Laß uns dem Toten fromme Tränen weihn; –

       Den kalten Lippen diesen heißen Kuß (küßt den Titus),

       Dem blutgen Antlitz diesen Tau des Grams,

       Des treuen Sohnes letzte Huldigung! –

      Marcus.

       Ja, Trän um Trän, und Liebeskuß für Kuß

       Beut hier dein Bruder Marcus deinem Mund!

       Und wär die Summe, die ich zahlen soll,

       Unendlich, namenlos, doch zahlt ich sie.

      Lucius.

       Komm, Knabe, komm! komm her, wir lehren dich

       In Tau zerschmelzen. Ach, er liebte dich!

       Wie oft ließ er dich tanzen auf dem Knie,

       Sang dich in Schlaf, sein liebend Herz dein Pfühl!

       Wieviel Geschichten hat er dir erzählt,

       Für deine Kindheit sinnreich ausgewählt!

       Des sei gedenk, und als ein liebreich Kind

       Geuß ein'ge Tropfen auch aus zartem Auge.

       Mitleidig gab Natur uns dies Gebot,

       Der Freund soll weinen um des Freundes Not!

       Sag ihm Lebwohl, geleit ihn an sein Grab,

       Tu ihm die Lieb, und scheide dann von ihm.

      Knabe.

       Großvater! ach, Großvater! Möcht ich doch

       Für dich gestorben sein, und du noch lebend!

       O Gott, vor Weinen kann ich ihm nichts sagen!

       Ich stick in Tränen, öffn' ich meinen Mund. –

      Aaron wird von einigen Römern hereingeführt.

      Römer.

       Traurige Androniker, hemmt euern Gram,

       Sprecht diesem giftgen Bösewicht sein Recht,

       Der jener schwarzen Frevel Stifter war.

      Lucius.

       Begrabt ihn bis zur Brust, daß er verhungre,

       Da steh er dann und wüt und schrei um Brot;

       Wer irgend Beistand ihm und Mitleid schenkt,

       Der stirbt für solche Tat; dies unser Spruch.

       Geht ihr, sorgt, daß er eingegraben werde.

      Aaron.

       Wut, warum schweigst du? Zorn, was bist du stumm?

       Ich bin kein feiges Kind, noch mit Gebet

       Bereu ich die Verbrechen, die ich tat;

       Zehntausend, schlimmer noch, als ich vollbracht,

       Möcht ich begehn, hätt ich die Freiheit nur;

       Und tat ich je ein einzig gutes Werk,

       Von ganzem Herzen wünsch ichs ungeschehn.

      Lucius.

       Tragt ein'ge jetzt den Kaiser mir hinweg

       Und senkt ihn ein in seines Vaters Gruft.

       Mein Vater und Lavinia solln demnächst

       In unserm Monument bestattet ruhn.

       Doch jener grimmen Wölfin Tamora

       Gönnt keinen Grabbrauch, keinen Trauerflor,

       Kein frommes Läuten, keinen Leichenzug,

       Den Vögeln werft sie hin, dem Raubgetier.

       Ihr Lebenslauf war viehisch, ohne Mitleid,

       Und eben deshalb find auch sie kein Mitleid.

       Vollzieht den Spruch an dem verdammten Mohren,

       Dem frechen Stifter unsrer schweren Trübsal;

       Mit Weisheit ordnen so den Staat wir dann,

       Daß gleich Geschick ihn nimmer treffen kann.

      (Alle gehn ab.)

      TITUS ANDRONICUS

      (englisch)

       Table of Contents

       PERSONS REPRESENTED

       ACT I

       SCENE I

       SCENE II

       ACT

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