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      Trompeten melden, daß der Kaiser naht.

      Saturninus, Tamora, Tribunen und Gefolge treten auf.

      Saturninus.

       Was? Hat der Himmel mehr als eine Sonne?

      Lucius.

       Was frommt es dir, daß du dich Sonne nennst?

      Marcus.

       Roms Kaiser und du, Neffe, brecht nun ab;

       In Ruhe muß der Streit verhandelt sein.

       Das Mahl ist fertig, welches Titus sorglich

       Geordnet hat zu ehrenwertem Zweck,

       Für Frieden, Lieb und Bündnis, Rom zum Heil!

       So tretet denn heran und nehmet Platz.

      Saturninus.

       So sei es, Marcus.

      Hoboen. Eine Tafel wird gebracht; Titus, als Koch gekleidet, stellt die Speisen auf den Tisch; Lavinia folgt ihm verschleiert, und andre.

      Titus.

       Willkommen Herr! Willkommen Kaiserin! –

       Willkommen tapfre Goten; willkommen Lucius!

       Willkommen all! Ist gleich das Mahl gering,

       Doch wirds den Hunger stillen. Wollt ihr essen?

      Saturninus.

       Weshalb in dieser Tracht, Andronicus?

      Titus.

       Um recht gewiß zu sein, daß nichts mißlang,

       Eur Hoheit und die Kaisrin zu bewirten.

      Tamora.

       Wir sind Euch hoch verpflichtet, wackrer Titus.

      Titus.

       Kennt' Eure Majestät mein Herz, Ihr wärt's. –

       Mein gnädger Kaiser, löst die Frage mir: –

       Wars recht getan vom heftigen Virginius,

       Sein Kind zu töten mit der eignen Hand,

       Weil sie befleckt, entehrt, geschändet ward?

      Saturninus.

       Das wars, Andronicus.

      Titus.

       Eur Grund, erhabner Kaiser?

      Saturninus.

       Weil das Mädchen

       Nicht überleben durfte solche Schmach

       Und seinen Gram erneun durch ihre Nähe.

      Titus.

       Ein Grund, nachdrücklich, streng und voll Gehalt,

       Ein Vorgang, Mahnung und gewichtge Bürgschaft

       Für mich Unselgen, gleiche Tat zu tun:

       Stirb, stirb, mein Kind, und deine Schmach mit dir,

       Und mit der Schmach auch deines Vaters Gram!

      (Er ersticht Lavinien.)

      Saturninus.

       Was tatst du, unnatürlicher Barbar?

      Titus.

       Ich schlug, um die mein Aug erblindet war.

       Ich bin so leidvoll als Virginius einst

       Und habe tausendmal mehr Grund als er

       Zu solchem Mord; – und jetzt ist es vollbracht.

      Saturninus.

       Ward sie entehrt? Wer hat die Tat verübt?

      Titus.

       Wie, eßt Ihr nicht? Nehmt, Hoheit, wenns beliebt.

      Tamora.

       Wie kams, daß Vaterhand sie morden muß?

      Titus.

       Ich tat es nicht, es waren deine Söhne,

       Die sie entehrt, die Zung ihr ausgeschnitten,

       Durch die sie all dies bittre Leid erlitten.

      Saturninus.

       Vor uns erscheinen sollen sie sogleich!

      Titus.

       Nun wohl! hier sind sie schon, zerhackt zu Teig,

       Von dem die Mutter lüstern hat genossen,

       Verzehrend, was dem eignen Blut entsprossen.

       's ist wahr! 's ist wahr! Bezeugs mein scharfer Dolch!

      (Er ersticht Tamora.)

      Saturninus.

       Wahnwitzger, stirb! Nimm das für deinen Hohn!

      (Ersticht den Titus)

      Lucius.

       Des Vaters blutig Ende rächt der Sohn;

       Hier Lohn um Lohn, Mord für des Mörders Hohn! –

      (Ersticht den Saturninus.)

      Marcus (oben auf der Bühne).

       Leidvolle Männer, Volk und Söhne Roms,

       Getrennt durch Aufruhr, wie ein Vogelschwarm

       Zerstreut durch Sturm und starken Wetterschlag,

       O hört, wie ihr von neuem binden mögt

       In eine Garbe dies zerstreute Korn, In einen Körper die zerstückten Glieder, Daß Rom sich nicht am eignen Gift vernichte, Das Reich, dem mächtge Zepter sich geneigt, – Ehrlosen ausgestoßnen Sündern gleich – Nicht Mord, verzweifelnd, an sich selbst vollziehe! Wenn meine Furchen, meines Alters Schnee (Ehrwürdge Bürgen reifer Urteilskraft), Euch nicht bewegen, meinem Wort zu traun, Sprich du, Roms teurer Freund (gleich unserm Ahn, Als er in Feierworten Kunde gab Der liebekranken, leidgebeugten Dido Vom Schicksal jener wilden Flammennacht, Als Priams Troja sank durch Griechentrug) Sag, welch ein Sinon unser Ohr berückt, Wer uns das böse Werkzeug hergeführt, Das unserm Troja, unserm hehren Rom Die Bürgerwunde schlägt? – Mein Herz ist nicht von Kiesel oder Stahl, Noch find ich Worte für so bittern Gram, Daß nicht in Tränen meine Red erstickt, Und mir die Stimm bricht, wenn sie zumeist Euch rühren sollt und euer Ohr gewinnen Und eure Hilf und liebreich Mitgefühl. – Hier ist ein Feldherr, ders erzählen mag, Eur Herz wird weinen, hört ihr seine Rede.

      Lucius.

       Dann, meine edlen Hörer, sei euch kund:

       Der schnöde Chiron und Demetrius,

       Sie warens, die Bassianus mordeten,

       Sie warens, die Lavinien frech entehrt;

       Für ihre Tat fiel unsrer Brüder Haupt,

       Ward Titus' Gram verhöhnt, ihm frech entwandt

       Die gute Hand, die oft den Streit für Rom

       Ausfocht und ihre Feinde sandt ins Grab;

       Zuletzt ward ich im Zorn verbannt, man schloß

       Die Tore mir und stieß mich weinend aus,

       Mitleid zu suchen bei den Feinden Roms;

       Mit meinen Tränen löscht ich ihren Haß,

       In ihren offnen Armen fand ich Trost.

       Und ich, den Rom verstieß, das sei euch kund,

       Mit meinem Blut hab ich sein Wohl erkauft,

       Von seinem Haupt gewandt der Feinde Schwert,

       Auffangend ihren Stahl in meine Brust.

       Ihr alle wißt, ich bin kein Prahler; nein,

       Bezeugts, ihr Narben (ob ihr stumm auch seid),

       Daß mein Bericht getreu und ohne Falsch.

       Doch halt! Mich dünkt, ich schweifte schon vom Ziel,

       Anpreisend mein geringes Tun; verzeiht,

      

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