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tun beschloß,

       Seht her, in blutgen Zeilen schrieb ichs hin,

       Und was ich aufgezeichnet, soll geschehn.

      Tamora.

       Titus, mit dir zu reden kam ich her.

      Titus.

       Nein, nicht ein Wort. Kann ich mit Anmut reden,

       Da eine Hand mir zur Gebärdung fehlt?

       Du bist zu sehr im Vorteil, drum laß ab.

      Tamora.

       Wenn du mich kenntest, sprächest du mit mir.

      Titus.

       Ich bin nicht toll; dich kenn ich nur zu gut;

       Bezeugs der arme Stumpf, die Purpurschrift,

       Bezeugs dies Antlitz, tief von Gram gefurcht,

       Bezeugs der müde Tag, die lange Nacht,

       Bezeug es alles Weh, ich kenne dich

       Als unsre stolze Kaisrin Tamora.

       Nicht wahr, du kommst um meine zweite Hand?

      Tamora.

       Unselger, wiß, ich bin nicht Tamora,

       Sie haßt dich, ich bin freundlich dir gesinnt,

       Ich bin die Rach, entsandt dem Höllenreich, Dein Herz zu heilen von des Geiers Biß, Durch blutige Vergeltung an dem Feind. – Komm und begrüß mich auf der Oberwelt, Zieh mich zu Rat nun über Tod und Mord. Denn keine Höhle gibt es, kein Versteck, Kein ödes Dunkel, kein umnebelt Tal, Wo Raub und Schandtat und verruchter Mord Sich scheu verbergen, dennoch find ich sie Und nenne meinen grausen Namen Rache, Der die verworfnen Sünder zittern macht.

      Titus.

       So bist du Rache? Bist mir zugesandt,

       Um allen meinen Feinden Qual zu sein?

      Tamora.

       Ich bins; drum komm herab, begrüße mich.

      Titus.

       Tu einen Dienst mir, eh ich dir vertrau –

       Sieh, dir zur Seite seh ich Raub und Mord,

       Nun gib Beweis, daß du die Rache bist;

       Erstich sie, schleif sie an des Wagens Rädern,

       Dann will ich kommen und dein Fuhrmann sein

       Und rasch mit dir hinbrausen um die Welt.

       Schaff dir zwei wackre Renner, schwarz wie Nacht,

       Dein rächend Fuhrwerk fortzuziehn im Sturm;

       Such Mörder auf in ihrer schuldgen Schlucht;

       Und ist dein Karrn von ihren Häuptern voll,

       Dann steig ich ab und trab am Wagenrad

       Gleich einem Knecht zu Fuß den ganzen Tag,

       Früh von Hyperions Aufgang dort im Ost,

       Bis wo er abends spät sich taucht ins Meer.

       Und Tag für Tag tu ich dies schwere Werk,

       Wenn du mir Raub und Mord allhier vertilgst.

      Tamora.

       Sie sind mir Diener und begleiten mich.

      Titus.

       Die beiden dienen dir? Wie nennst du sie?

      Tamora.

       Sie heißen Raub und Mord, also genannt,

       Weil sie heimsuchen solche Missetat.

      Titus.

       O Gott! wie gleichen sie der Kaisrin Söhnen!

       Und du der Kaisrin! – Doch wir irdschen Menschen

       Sehn mit armselgen, blöden, falschen Augen.

       O süße Rache, nun komm ich zu dir,

       Und wenn dir eines Arms Umfah'n genügt,

       Schließ ich dich an die Brust im Augenblick.

      (Titus kommt von oben herab.)

      Tamora.

       Ihm so sich fügen, paßt für seine Tollheit!

       Was ich ersann, zu nähren diesen Wahn,

       Das stärkt und unterstützt durch euer Wort.

       Jetzt glaubt er fest, ich sei die Rache selbst,

       Und wie er gläubig solchem Traumbild folgt,

       Soll er zu Lucius senden, seinem Sohn,

       Und während ich beim Schmaus ihn selber halte,

       Ersinn ich einen listgen Anschlag wohl,

       Die leicht betörten Goten zu zerstreun,

       Wo nicht, sie mindstens feindlich ihm zu stimmen.

       Sieh da, er kommt; nun spiel ich meine Rolle.

      Titus tritt auf.

      Titus.

       Lang war ich weit, weit weg; und nur nach dir.

       Willkommen, Furie, in mein Haus des Wehs!

       Ihr, Raub und Mord, seid gleichfalls mir willkommen!

       Wie gleicht ihr Tamora und ihren Söhnen!

       Ihr wärt vollkommen, fehlt euch nicht ein Mohr;

       Gabs nicht im ganzen Abgrund solchen Teufel?

       Wahrlich, nie schweift die Kaiserin umher,

       Daß nicht ein Mohr in ihrer Nähe sei;

       Und wollt ihr recht der Kön'gin Bild uns stellen,

       So wär es gut, ihr hättet solchen Teufel. –

       Doch, wie ihr seid, willkommen! – Was zu tun?

      Tamora.

       Was solln wir für dich tun, Andronicus?

      Demetrius.

       Zeig mir 'nen Mörder, und ich greif ihn an.

      Chiron.

       Zeig mir 'nen Buben, der ein Weib entehrt,

       Ich bin gesandt, um Rach an ihm zu üben.

      Tamora.

       Zeig tausend mir, durch die dein Recht gekränkt,

       An ihnen allen will ich Rache üben.

      Titus.

       Durchsuch die frevelhaften Straßen Roms,

       Und findst du einen Menschen, der dir gleicht,

       Den töte, guter Mord, er ist ein Mörder.

       Geh du mit ihm, und wenns auch dir gelingt, 'nen andern aufzufinden, der dir gleicht, Den töte, Raub, er ist ein Weiberschänder. Geh du mit ihnen; an des Kaisers Hof Lebt eine Kön'gin, und mit ihr ein Mohr, Die magst du, als dein Abbild, leicht erkennen, Denn ganz, von Kopf zu Füßen, gleicht sie dir. Ich bitt dich, diesen gib grausamen Tod, Sie waren grausam meinem Stamm und mir.

      Tamora.

       Du hast uns wohl belehrt, wir wollens tun.

       Doch nun ersuch ich dich, Andronicus,

       Sende zu Lucius, deinem tapfern Sohn,

       Der jetzt auf Rom mit mutgen Goten zieht;

       Zu einem Schmause lad ihn in dein Haus,

       Und wenn er hier ist, recht zu deinem Fest,

       Bring ich die Kaisrin dir und ihre Söhne,

       Den Kaiser selbst und alle, die dir feind;

       Und dir zu Füßen solln sie kniend flehn,

       Und deines Herzens Ingrimm treffe sie.

       Was sagt Andronicus zu diesem Plan?

      Titus.

       Marcus, heraus! der traurige Titus ruft.

      Marcus

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